Sonntag, 28. Mai (Pfingstsonntag in den christlichen Ländern)
Um kurz nach 7 wache ich auf. Bleibe aber noch auf meiner Matraze. Ab 7:30 Uhr aktualisiere ich mein Tagebuch. Und lade dann den Bericht hoch. Zwischendurch fällt kurz der Strom aus. Um 8 ist alles wieder aktuell. Ich gehe duschen.
Um 9:40 Uhr gehe ich in die Stadt. Auf dem Weg zum Tempelgelände hält ein Moped neben mir. Der Fahrer bietet mir an, mich mitzunehmen. Einfach so. Er lässt mich dann bei der Abzweigung zum Restaurant raus. Auch heute Morgen ist es sehr voll. Alle Tische sind besetzt. Ich warte auf einen freien Platz. Dann frühstücke ich ausgiebig. Südindisches Frühstück und Obstsalat. Der Kaffee schmeckt allerdings nicht. Insgesamt zahle ich 250 Rupies.
Um 11 gehe ich zurück. Jetzt ist es richtig heiß! Ich komme an meine Belastungsgrenze.
Um 11:30 Uhr bin ich wieder in der Wohnung.
Dann schreibt mein Freund mir. Er ist jetzt in Mayapur. Wir wollen uns beim Tempel treffen.
Ich mache mich kurz frisch. Und ziehe mich um. Dann gehe ich wieder zurück zum Tempelgelände.
Dort treffe ich mich mit Biplab. Er stellt mich seiner Familie vor. Es ist ein tolles zusammentreffen mit lieben Menschen. Und ich bekomme finanzielle Unterstützung! Das hatte ich nicht erwartet. Es freut mich sehr!
Allerdings nimmt mich die Hitze sehr mit. Ich kann das Treffen gar nicht richtig genießen. Bin total schläfrig. Mir ist schwindelig. Nach kurzer Zeit verabschiede ich mich.
Ich gehe durch den Haupteingang zur Hauptstraße.
Prompt werde ich von einem Ritschka Fahrer angesprochen.
Normalerweise nervt mich das immer. Aber diesmal ist es mir sehr recht. Ich bin echt ko. Kann kaum die Adresse im Handy raus suchen. Der Mann verlangt 50 Rupies. Das ist Ok. Wir fahren los.
Dann merkt er, dass es von der Hauptstraße auf Schotterwege geht. Jetzt will er mindestens 150 Rupies.
Ich bin zu erschöpft zum diskutieren. Lasse mich dann ein Stück vor dem Ziel absetzen, damit es nicht noch teurer wird. Gebe ihm das Geld. Und gehe den Rest zu Fuß.
Um 13:40 Uhr bin ich zurück.
Ich bin total erschöpft und müde. Ruhe mich erstmal aus. Schlafe.
Um 15:20 Uhr wache ich auf. Der Schlaf in dem kühlen Raum hat mir gut getan. Jetzt geht es mir wieder viel besser.
Ich rasiere mich schnell (ohne Spiegel).
Dann dusche ich nochmal. Diesmal ziehe ich eine kurze Hose an. Ich hab ja nicht vor in den Tempel zu gehen.
Gegen 16 Uhr gehe ich wieder zum Tempel. Auf dem Weg dorthin rufe ich kurz meine Schwester und Freunde in Deutschland an. Wünsche frohe Pfingsten. Meine Schwester hat noch nie etwas von Hare Krishna gehört. Sie lebt wie viele andere Menschen in Deutschland in ihrer eigenen begrenzten Welt. Und ist nicht offen für andere Religionen und Kulturen. So lange es Menschen gibt, die diese begrenzte Sichtweise haben, oder sogar andere Religionen verachten (weil sie sich nicht damit befassen, es einfach nicht kennen), kann es keinen weltweiten Frieden geben.
Das macht mich traurig.
Um 16:30 Uhr treffen wir uns. So wie gestern gehen Mathura uns seine Freunde durch die Tempelanlage und singen das Hare-Krishna-Mantra. Ich ziehe wieder den kleinen Lautsprecherwagen.
Es ist eine tolle Stimmung bei bestem Sommerwetter. Jetzt ist es deutlich kühler als heute Mittag. Richtig angenehm.
Gegen 18:30 Uhr beenden die Musiker ihre Tour. Wir gehen ins Restaurant. Hier gibt es für alle Beteiligten Pizza.
Es ist toll! Gutes Essen und gute Gespräche. Mit Menschen unterschiedlicher Herkunft. Die meisten von den Musikern kommen aus Russland. Einer von ihnen aus den USA. Das ist Völkerverständigung!
Gegen 19:30 Uhr verabschieden wir uns.
Ich gehe zurück. Um 20 Uhr bin ich wieder in der Wohnung von Vaikuntha.
Ich lasse mir von ihm einen Eimer, sowie Waschmittel geben. Und weiche meine Wäsche ein.
Dann überlege ich, wie meine Reise in den nächsten Tagen weiter geht.
Ab 21 Uhr schreibe ich Tagebuch. Gegen 22:30 Uhr ist es wieder aktuell. Ich mach das Tablet aus.
Den Bericht bereite ich heute nicht mehr vor.
Ab etwa 22:45 Uhr schlafe ich. Ich kann aber lange nicht einschlafen…
Heute wie auch in den letzten Tagen habe ich mehrere frisch gepresste Fruchtsäfte getrunken.
Das tut mir sehr gut.
Allerdings stört mich, dass es hier in Indien (bis auf wenige Ausnahmen) keinerlei Umweltbewusstsein gibt. Müll wird nicht getrennt. Die Schalen der Früchte landen in der gleichen Tonne wie die Pappbecher oder Einweghandschuhe. Wo- und wie das dann entsorgt wird, ist mehr als fragwürdig.
Daran werde ich mich nie gewöhnen können. Für mich ist das immer noch unbegreiflich.
Ich hab schon vor 25 Jahren in meiner ersten eigenen Wohnung penibel meinen Müll getrennt.
Für mich ist Mülltrennung selbstverständlich. Allerdings merke ich auf dieser Reise, dass es außerhalb von Deutschland / der EU für sehr viele Menschen eben nicht selbstverständlich ist.
Immer wieder frage ich mich, was in der Welt verkehrt läuft.
Aber mir wird auch immer mehr bewusst, dass ich alleine es nicht ändern kann.
Ich kann es nur dokumentieren. Und die wachsende Reichweite dieser Dokumentation dazu nutzen, die Menschen darauf aufmerksam zu machen. Wenn auch nur einer meiner indischen Freunde das liest, darüber nachdenkt und diese Message weiter verbreitet, habe ich schon etwas erreicht.
A Sunday in Mayapur
Sunday, 28 May (Pentecost Sunday in Christian countries)
I wake up shortly after 7. But I stay on my mattress. From 7:30 I update my diary. And then upload the report. In between, the power briefly goes out. At 8 everything is up to date again. I take a shower.
At 9:40 I walk into town. On the way to the temple area, a moped stops next to me. The driver offers me a lift. Just like that. He then lets me off at the turnoff to the restaurant. It is also very crowded this morning. All the tables are taken. I wait for a free seat. Then I have a hearty breakfast. South Indian breakfast and fruit salad. The coffee, however, does not taste good. I pay a total of 250 rupees.
At 11am I return. Now it is really hot! I reach my breaking point.
At 11:30 I am back at the flat.
Then my friend writes to me. He is now in Mayapur. We want to meet at the temple.
I freshen up briefly. And change my clothes. Then I go back to the temple premises.
There I meet Biplab. He introduces me to his family. It is a great meeting with dear people. And I get financial support! I had not expected that. I am very happy!
However, the heat is taking a lot out of me. I can't really enjoy the meeting. I'm totally sleepy. I feel dizzy. After a short while I say goodbye.
I go through the main entrance to the main street.
I am immediately approached by a Ritschka driver.
Normally this always annoys me. But this time it suits me fine. I'm really exhausted. I can hardly find the address on my mobile phone. The man asks for 50 rupees. That's ok. We start driving.
Then he notices that it goes from the main road to gravel roads. Now he wants at least 150 rupees.
I am too exhausted to argue. Then I let him drop me off a bit before the destination so that it doesn't get even more expensive. Give him the money. And walk the rest.
At 13:40 I am back.
I am totally exhausted and tired. I rest for a while. Sleep.
At 15:20 I wake up. The sleep in the cool room did me good. Now I feel much better again.
I shave quickly (without a mirror).
Then I take another shower. This time I put on shorts. I don't plan to go to the temple.
Around 4 pm I go to the temple again. On the way there I call my sister and friends in Germany. I wish them a happy Pentecost. My sister has never heard of Hare Krishna. Like many other people in Germany, she lives in her own limited world. And is not open to other religions and cultures. As long as there are people who have this limited view, or even despise other religions (because they don't deal with it, simply don't know it), there can be no worldwide peace.
That makes me sad.
At 4.30pm we meet. Just like yesterday, Mathura and his friends walk through the temple grounds chanting the Hare Krishna mantra. I pull the small loudspeaker wagon again.
It is a great atmosphere in the best summer weather. Now it is much cooler than at noon today. Really pleasant.
Around 6:30 pm the musicians finish their tour. We go to the restaurant. There is pizza for everyone.
It's great! Good food and good conversations. With people from different backgrounds. Most of the musicians are from Russia. One of them from the USA. That is international understanding!
Around 7:30 pm we say goodbye.
I go back. At 8 pm I am back at Vaikuntha's flat.
I ask him to give me a bucket and some washing powder. And soak my laundry.
Then I start thinking about how my journey will continue in the next few days.
From 9 pm I write in my diary. Around 10:30 pm it is up to date again. I turn off the tablet.
I don't prepare the report any more today.
From about 22:45 I sleep. But I can't fall asleep for a long time...
Today, as in the last few days, I drank several freshly squeezed fruit juices.
This is very good for me.
However, it bothers me that here in India (with a few exceptions) there is no environmental awareness at all. Rubbish is not separated. Fruit peels end up in the same bin as paper cups or disposable gloves. Where and how this is disposed of is more than questionable.
I will never get used to that. It's still incomprehensible to me.
I was meticulous about separating my rubbish in my first flat 25 years ago.
For me, waste separation is a matter of course. However, on this trip I noticed that outside Germany / the EU it is not a matter of course for many people.
Again and again I ask myself what is going wrong in the world.
But I am also becoming more and more aware that I alone cannot change it.
I can only document it. And use the growing reach of this documentation to make people aware of it. If even one of my Indian friends reads this, thinks about it and spreads this message, I will have achieved something.