Montag, 08. Mai (Tag 53 in Bangladesch)
Ich wache um 5 auf. Weil der Strom ausgefallen ist. Und damit der Ventilator. Es wird drückend heiß im Zimmer. Obwohl ich nackt bin und ohne Decke auf dem Bett liege, bin ich völlig durchgeschwitzt.
Im Tempel findet eine Zeremonie statt.
Irgendwann geht der Strom und der Ventilator wieder an.
Ich schlafe weiter.
Heute wache ich erst um 8:10 Uhr auf. Erstmal dusche ich. Dann räume ich kurz mein Zimmer auf.
Mir fällt ein, dass ich es ja gestern tauschen sollte. Das wurde offenbar vergessen.
Mir ist das Recht. Ich bin mit diesem Zimmer ganz zufrieden. Und hab eigentlich keine Lust umzuziehen. Zumal ich (hoffentlich) eh nicht mehr lange hier bleibe.
Ich hoffe sehr, dass ich heute oder morgen eine Benachrichtigung vom Indischen Visa Office bekomme. Wenn ich spätestens Donnerstag Dhaka verlasse, kann ich es noch fast entspannt bis Sonntag zur Grenze schaffen. Danach wird es stressig. Wenn es sich noch länger hinzieht, weiß ich nicht, was auf mich zukommt. Es wird wahrscheinlich teuer. (Was meine finanziellen Möglichkeiten übersteigt)
Aber darüber mache ich mir Gedanken, wenn es tatsächlich passiert.
Noch bin ich entspannt.
Der Rucksack ist immer noch nicht sauber geworden.
Ich werde nachher in die Stadt gehen. Und gucken, ob ich Backpulver bekomme. Außerdem ist mir Natron eingefallen.
Um 9 gehen Reyon und ich wieder ins Tempel Restaurant zum Frühstücken. Heute ist das Reisfrühstück mit extra viel Gemüse für mich besonders gut! Ich esse hier Gemüse, von dem ich noch nie gehört hatte. Es ist super lecker! Ich bin Reyon sehr dankbar, dass er diese besondere Zusammenstellung für mich organisiert. Und mir sogar noch von seinem Gemüse etwas abgibt. Und er gibt mir 2 Zitronen.
Reyon ist ein wunderbarer Mensch. Wir sind in der kurzen Zeit gute Freunde geworden. Er möchte so gerne nach Deutschland. Oder zumindest nach Europa. Weil er hier in Bangladesch keine Perspektive sieht. Ich würde ihm gerne helfen. Weiß aber nicht wie. Er hofft, dass ich Freunde habe, die ihm in Deutschland Arbeit geben könne. Und ihn unterstützen. Das ist aber nicht der Fall.
Heute ist es wieder sehr heiß. Die Luft ist drückend. Nach dem Frühstück bin ich schon wieder durchgeschwitzt.
Gegen 10 gehe ich in die Stadt. Ich lasse an dem Getränkestand wo ich schon öfters war, meinen To go Becher mit Tee auffüllen. Und gehe in einen großen Supermarkt. Dieses Geschäft hat ein breit gefächertes Warenangebot. Ich sehe viele mir aus Deutschland bekannte Markenprodukte. Und tatsächlich… Es gibt Baking Soda. Ich kaufe eine Packung. Dann gehe ich wieder zu dem Getränkestand. Trinke einen Lemon-Mint Juice. Der Mitarbeiter füllt meinen Becher mit dem Rest aus dem Mixer nochmal gratis auf. Das ist toll!
Ab 10:45 Uhr bin ich wieder im Tempel.
Ich schrubbe die Teeflecken intensiv mit Soda. Es wirkt zwar nicht so gut, wie ich mir erhofft hatte. Aber scheint trotzdem zu funktionieren. Ich lasse den Rucksack in dem Waschmittel – Soda Wasser einweichen. Dann dusche ich nochmal. Und presse mir die beiden Zitronen aus. Fülle damit den Lemon-Mint Juice Becher nochmal auf.
Ab 12:20 Uhr schreibe ich Tagebuch.
In letzter Zeit recherchiere ich immer öfter mit Hilfe vom Google Standort Verlauf. Das ist sehr nützlich. Stimmt aber nicht immer. Teilweise sind die Orte an denen ich war, falsch. Oder werden gar nicht angezeigt. Ich lerne aber immer mehr aus allen Informationen, die ich habe, meine Tagesabläufe und Erinnerungen zu rekonstruieren. Oft genügt mir ein Stichpunkt. Und mir fällt wieder ein, was ich gemacht habe. Das ist ein gutes Training für mein Gehirn. Nach dem 2. Unfall hatte ich ja durch die Kopfverletzungen massive Probleme mit meinem Kurzzeitgedächtnis. Durch das Tagebuch schreiben ist mein Kurzzeitgedächtnis wieder viel besser geworden.
Außerdem hilft mir das Schreiben, meine Erlebnisse und Gedanken zu verarbeiten.
Nicht zuletzt fällt mir durch das tägliche Schreibtraining das Schreiben und Verfassen von langen Texten immer leichter. Das ist etwas, was ich mittlerweile wirklich kann.
Um 13:45 Uhr unterbreche ich die Schreibarbeiten. Ich schrubbe den Rucksack nochmal.
Der große Fleck ist immer noch zu sehen. Aber ich belasse es dabei. Besser wird es nicht. Ich wasche dann meine verschwitzte Wäsche in dem Waschwasser.
Ab 14:10 Uhr arbeite ich wieder an meinem Tagebuch.
Um 17 Uhr mache ich Schreibpause.
Ich spüle die Wäsche. Und hänge sie auf dem Flachdach auf.
Dann gehen Reyon und ich in die Stadt. Wir gehen zu dem Getränkestand. Ich trinke Eiscafé. Und esse im Imbiss gegenüber Shingara. Dann trinke ich noch einen Lemon-Mint Juice.
Um 18:20 Uhr bin ich wieder im Tempel. Ich schreibe weiter an meinem Tagebuch.
Mittlerweile bin ich fast wieder auf dem laufenden.
Um 21:15 kommt Reyon vorbei. Wir gehen in die Stadt.
Zu dem Grillimbis, wo wir schon mal waren. Ich esse chicken Kebab mit Paratha. Dann trinke ich in der Saftbar wieder einen Mojito.
Ab 22:50 Uhr sind wir wieder im Tempel.
Ich chatte dann mit Vanessa. Später telefonieren wir lange.
Bis ich schlafe ist es 2 Uhr.
Auch heute fällt mehrmals der Strom aus.
Heute war es nicht ganz so drückend heiß wie gestern.
Writing diary
Monday, 08 May (Day 53 in Bangladesh)
I wake up at 5. Because the electricity has gone out. And with it the fan. It becomes oppressively hot in the room. Although I am naked and lying on the bed without a blanket, I am completely drenched in sweat.
A ceremony is taking place in the temple.
At some point the electricity and the fan come back on.
I go back to sleep.
Today I wake up at 8:10am. First I take a shower. Then I tidy my room briefly.
I remember that I was supposed to change it yesterday. It seems I forgot.
That's fine with me. I am quite happy with this room. And I don't really feel like moving. Especially as I (hopefully) won't be staying here much longer anyway.
I really hope that I will get a notification from the Indian Visa Office today or tomorrow. If I leave Dhaka on Thursday at the latest, I can still make it to the border almost relaxed until Sunday. After that it will be stressful. If it drags on any longer, I don't know what I'll have to face. It will probably be expensive. (Which is beyond my financial means).
But I'll worry about that when it actually happens.
I'm still relaxed.
The backpack still hasn't come clean.
I'll go into town later. And see if I can get some baking powder. I also remembered baking soda.
At 9, Reyon and I go to the temple restaurant again for breakfast. Today, the rice breakfast with extra vegetables is especially good for me! I am eating vegetables here that I had never heard of. It is super delicious! I am very grateful to Reyon for organising this special arrangement for me. And even gives me some of his vegetables. And he gives me two lemons.
Reyon is a wonderful person. We have become good friends in the short time we have been together. He wants so much to come to Germany. Or at least to Europe. Because he sees no prospects here in Bangladesh. I would like to help him. But I don't know how. He hopes that I have friends who can give him work in Germany. And support him. But that is not the case.
Today it is very hot again. The air is oppressive. After breakfast I am sweating again.
Around 10 I go into town. I have my to-go cup filled with tea at the drinks stand where I have been several times before. And I go into a large supermarket. This shop has a wide range of goods. I see many branded products that I know from Germany. And indeed... There is Baking Soda. I buy a pack. Then I go back to the drinks stall. I drink a Lemon-Mint Juice. The employee refills my cup with the rest from the blender for free. That's great!
From 10:45 I am back at the temple.
I scrub the tea stains intensely with soda. It doesn't work as well as I had hoped. But it seems to work anyway. I let the backpack soak in the detergent - soda water. Then I take another shower. And squeeze the two lemons. Fill up the Lemon-Mint Juice cup again.
From 10:50 pm we are back at the temple.
I then chat with Vanessa. Later we talk on the phone for a long time.
By the time I am asleep it is 2am.
The electricity fails several times today as well.
Today it was not quite as oppressively hot as yesterday.
From 12:20 I write in my diary.
Lately I've been doing more and more research with the help of Google Location History. This is very useful. But it's not always right. Sometimes the places I've been are wrong. Or they are not displayed at all. But I am learning more and more to reconstruct my daily routines and memories from all the information I have. Often a key point is enough. And I remember what I did. That's good training for my brain. After the second accident, I had massive problems with my short-term memory due to the head injuries. By writing in my diary, my short-term memory has improved a lot.
Writing also helps me to process my experiences and thoughts.
Last but not least, through the daily writing training, writing and composing long texts is becoming easier and easier for me. That is something I can really do by now.
At 13:45 I interrupt the writing. I scrub the backpack again.
The big stain is still there. But I leave it at that. It doesn't get any better. I then wash my sweaty clothes in the washing water.
From 14:10 I work on my diary again.
At 5 pm I take a break from writing.
I rinse the laundry. And hang them up on the flat roof.
Then Reyon and I go into town. We go to the drinks stall. I drink ice cream. And eat at the snack bar opposite Shingara. Then I drink another Lemon-Mint Juice.
At 6.20 pm I am back at the temple. I continue writing my diary.
By now I am almost up to date again.
At 9:15 pm Reyon comes over. We go into town.
To the barbecue place where we have been before. I eat chicken kebab with paratha. Then I drink another mojito at the juice bar.