Sonntag, 02. April (Tag 18 in Bangladesch)
Um 7 klingelt der Wecker.
Etwa um 8 fahre ich los. Gemeinsam mit Shahidul per Ritschka zur Bushaltestelle Khilkhet. Und dann bis ans andere Ende der Stadt. Ich gehe wieder ins Passport und Visa Office. Diesmal werde ich zur Visastelle geschickt. Das ist ein großer Raum mit mehreren Schaltern. Viele Menschen warten hier bereits. Security Mitarbeiter verteilen Wartenummern. Es dauert lange, bis ich an der Reihe bin.
Es fehlen noch Kopien.
Alle Unterlagen müssen in 2 facher Kopie vorliegen. Jede Kopie muss unterschrieben sein.
Ich werde weggeschickt, um Kopien machen zu lassen.
Ich bin genervt. Draußen werde ich sofort angesprochen. „You need copy? 100 Taka“
Ich lehne genervt ab. Auf der anderen Straßenseite sind mehrere Stände mit Druckern und Laptops.
Hier lasse ich Kopien machen. Und bezahle nur 20 Taka.
Mit den Kopien gehe ich zurück zum Schalter.
Jetzt wird mein Antrag bearbeitet.
Dann muss ich erst die Gebühr bei Kassenschalter einzahlen. 7320 Taka oder 67$. Den Einzahlungsbeleg muss ich selbst handschriftlich ausfüllen. Anschließend warte ich nochmal sehr lange auf die Bestätigung der Visabearbeitung. Das eigentliche Visum kann ich erst frühestens am 27.4. abholen. In fast einem Monat! Diese lange Bearbeitungszeit ist extrem. Und könnte meine weitere Planung durcheinander bringen.
Ich bin mehr als genervt von so viel (aus meiner Sicht) blödsinniger Bürokratie. Dafür das Bangladesch ein 3. Welt Land ist, ist die Bürokratie hier weitaus schlimmer als in Deutschland.
Verständnis habe ich dafür nicht.
Es ist 15 Uhr, als ich das Passport Office verlasse.
Jetzt fahre ich mit Bus wieder zurück.
Zum indischen Visa Center. Das ist laut Google bis 20 Uhr geöffnet.
Um 16:20 Uhr komme ich beim Visa Application Center im Jamuna Future Park an.
Vor dem Einkaufszentrum ist ein Straßenhändler. Spontan kaufe ich mir für 700 Taka ein Lederetui für mein neues Handy.
Dann gehe ich rein. Wieder gebe ich den Rucksack ab.
Als ich dann zum Visa Schalter gehen will, erklären die Security Mitarbeiter mir, dass die Visastelle für Ausländer für heute geschlossen ist!
Wieder fällt es mir schwer ruhig zu bleiben.
Entnervt hole ich meinen Rucksack und verlasse das Einkaufszentrum.
Diese elendige Bürokratie geht mir extrem an die Nerven!
Ich bin am Ende meiner Kräfte!
Bei einem Teestand hole ich mir einen Kaffee. Setze mich am Straßenrand auf einen Stein. Um mich herum ist es extrem laut und wuselig. Kurz denke ich über den Abbruch meiner Reise nach.
Ich kann diesen kranken Bürokratiewahnsinn nicht mehr ertragen. Mittlerweile empfinde ich nur noch Verachtung, ja Hass auf alles was mit offiziellen Dingen zu tun hat. Hass... Dieses Gefühl in mir möchte ich vermeiden. Es passt nicht zu einem Friedensaktivisten. Aber es fällt mir sehr schwer, das zu kontrollieren. Meine Gedanken rotieren. Es ist ein WechSelbad der Gefühle. Ich bin überwältigt… Den Tränen nahe…
Ich sitze in dieser krassen Metropole Dhaka. Um mich rum tobt das Leben. Es ist Feierabendverkehr. Ramadan – Fastenzeit. Der heutige Fastentag ist ja bald zuende. Die Straßenhändler bauen ihre Verkaufsstände auf. Bereiten sich auf den abendlichen Ansturm vor. Der Verkehr nimmt von Minute zu Minute zu. Es wird immer außer. Tausende Hupen, Menschen überall. Eine krasse Welt. Mir wird bewusst, dass kaum jemand meiner Freunde im fernen Deutschland so etwas jemals erleben wird. Das ist einzigartig! Immer wieder werde ich angesprochen. Frauen, oft mit kleinen Kindern auf dem Arm betteln. Sie sehen in mir den reichen Ausländer, der die Taschen voller Dollarscheine hat.
Diese armen Menschen tun mir leid. Mir wird bewusst, dass es mir so viel besser geht, als diesen Frauen. Meine Probleme beschränken sich auf ein für heute geschlossenes Visa Office.
Ich habe einen deutschen Pass, der es mir erlaubt zu reisen. Nur damit ist es möglich, dass ich jetzt hier in Dhaka sein kann. Ich denke lange nach. Seit mehr als 2 Jahren bin ich unterwegs. Jetzt im 16. Land meiner Reise. Die so einzigartig und besonders ist. Das jetzt wegzuschmeißen wäre mehr als dumm. Nur weil mich die Bürokratie nervt.
Aber auf der anderen Seite bin ich müde. Müde vom Anträge ausfüllen. Warten…
Ich überlege kurz, meine Reise zu verkürzen. Ich könnte direkt von China nach Japan fahren. Ohne den Umweg über Südostasien. Dann wäre ich schon viel früher in Hiroshima.
Aber nein! Damit würde ich mich selbst um die Erfüllung von meinem Lebenstraum bringen.
Ich würde an irgendeinem normalen Tag in Hiroshima ankommen. Das wäre für mich nicht das gleiche wie der 6. August 2025. Dem 80. Jahrestag der Stadt Atombombe.
Um meinen Lebenstraum zu erreichen, gibt es nur eine einzige Möglichkeit. Weitermachen!
Und ja… Es gibt weitaus schlimmeres, als ein Visa Office das für heute geschlossen ist!
Ich schreibe erstmal einen Facebook Post. Versuche, die heutigen Ereignisse und meine Gedanken in Worte zu fassen.
Irgendwann wird das Wetter immer ungemütlicher.
ich gehe zu einem Teestand in der Nähe. Bestelle mir einen Tee. Jetzt fängt es an zu regnen.
Erst ein bisschen. Dann immer heftiger. Es ist ein richtiger Wolkenbruch!
Aber unter dem Vordach vom Teestand bleibe ich einigermaßen trocken. Nur meine Hose und der Rucksack wird nass. Ich bestelle noch einen Tee und warte den Regen ab.
Mittlerweile ist es 18:50 Uhr. Als es aufhört zu regnen, fahr ich mit Bus zurück nach Khilkhet.
Ab etwa 19:20 Uhr bin ich wieder in der WG.
Den Rest des Abends ruhe ich mich aus. Telefoniere und chatte mit Freunden.
Ab etwa 23:15 Uhr schlafe ich.
Heute hab ich finanzielle Unterstützung aus Deutschland erhalten.
Visa problems
Sunday, 02 April (Day 18 in Bangladesh)
At 7 the alarm clock rings.
At about 8 I leave. Together with Shahidul by rickshaw to the bus stop Khilkhet. And then to the other end of town. I go again to the Passport and Visa Office. This time I am sent to the visa office. It is a big room with several counters. Many people are already waiting here. Security staff distribute waiting numbers. It takes a long time until it is my turn.
Copies are still missing.
All documents must be in duplicate. Each copy must be signed.
I am sent away to have copies made.
I am annoyed. Outside, I am immediately approached. "You need copy? 100 Taka"
I decline, annoyed. On the other side of the street are several stands with printers and laptops.
Here I have copies made. And I only pay 20 Taka.
With the copies, I go back to the counter.
Now my application is being processed.
Then I have to pay the fee at the counter. 7320 Taka or 67$. I have to fill in the deposit slip myself, by hand. Then I wait a very long time for the confirmation of the visa processing. I can only pick up the actual visa on 27 April at the earliest. In almost a month! This long processing time is extreme. And it could mess up my future plans.
I am more than annoyed by so much (from my point of view) stupid bureaucracy. Considering that Bangladesh is a 3rd world country, the bureaucracy here is far worse than in Germany.
I have no understanding for this.
It is 3 pm when I leave the Passport Office.
Now I take the bus back.
To the Indian Visa Centre. According to Google, it is open until 20h.
At 16:20 I arrive at the Visa Application Centre in the Jamuna Future Park.
In front of the shopping centre is a street vendor. Spontaneously I buy a leather case for my new mobile phone for 700 Taka.
Then I go inside. Again I hand in my backpack.
When I want to go to the visa counter, the security staff tell me that the visa office for foreigners is closed for today!
Again I find it difficult to stay calm.
Annoyed, I pick up my backpack and leave the shopping centre.
This miserable bureaucracy is getting on my nerves!
I am at the end of my tether!
I get a coffee at a tea stall. I sit down on a stone at the side of the road. It is extremely noisy and bustling around me. Briefly I think about breaking off my journey.
I can't stand this sick bureaucratic madness any more. In the meantime I only feel contempt, even hatred for everything that has to do with official matters. Hate... I want to avoid this feeling in me. It does not suit a peace activist. But it is very difficult for me to control it. My thoughts are rotating. It's a rollercoaster of emotions. I am overwhelmed... on the verge of tears....
I sit in this stark metropolis of Dhaka. Life is raging all around me. It is after-work traffic. Ramadan - fasting time. Today's fasting day will soon be over. The street vendors are setting up their stalls. Preparing for the evening rush. The traffic is increasing by the minute. It is getting more and more out of control. Thousands of horns, people everywhere. A stark world. I realise that hardly any of my friends in faraway Germany will ever experience anything like this. This is unique! Again and again I am approached. Women, often with small children in their arms, beg. They see me as the rich foreigner with pockets full of dollar notes.
I feel sorry for these poor people. I realise that I am so much better off than these women. My problems are limited to a visa office that is closed for the day.
I have a German passport that allows me to travel. Only with this is it possible for me to be here in Dhaka now. I think for a long time. I have been travelling for more than 2 years. Now in the 16th country of my journey. Which is so unique and special. To throw it away now would be more than stupid. Just because the bureaucracy annoys me.
But on the other hand, I am tired. Tired of filling out applications. Waiting...
I briefly consider shortening my trip. I could go directly from China to Japan. Without the diversions via Southeast Asia. Then I would be in Hiroshima much sooner.
But no! I would be depriving myself of the fulfilment of my life's dream.
I would arrive in Hiroshima on any normal day. That would not be the same for me as 6 August 2025, the 80th anniversary of the city's atomic bomb.
To achieve my life's dream, there is only one way. Keep going!
And yes... There are far worse things than a visa office that is closed for the day!
I'll write a Facebook post for now. Trying to put today's events and my thoughts into words.
At some point the weather becomes more and more uncomfortable.
I go to a tea stall nearby. I order a tea. Now it starts to rain.
A little at first. Then it gets heavier and heavier. It's a real downpour!
But under the canopy of the tea stall I stay reasonably dry. Only my trousers and rucksack get wet. I order another tea and wait out the rain.
In the meantime it is 6.50 pm. When it stops raining, I take the bus back to Khilkhet.
From about 19:20h onwards, I am back at the WG.
The rest of the evening I rest. I phone and chat with friends.
From about 23:15 I sleep.
Today I received financial support from Germany.