Montag, 13. Dezember
Um 7 klingelt der Wecker. Es regnet immer noch etwas. Ich schreibe Tagebuch. Um genau 7:12 Uhr ertönt der morgendliche Gebetsaufruf. Um 7:45 Uhr ist mein Tagebuch wieder auf dem neuesten Stand. Ich starte in den Tag. Allerdings ist es anfangs noch dunkel. Während ich mich wasche, wird es hell. Ich verbrauche zum Waschen mein letztes Wasser. Zähne putze ich wieder mit Trinkwasser. Allmählich hört allmählich auf zu regnen. Also fahre ich heute weiter. Zunächst packe ich meine Sachen zusammen. Dann frühstücke ich Cornflakes mit Äpfeln und den restlichen Nüssen. In der Zeit kann das Zelt trocknen. Ganz zum Schluss bau ich es ab. Um 12 bin ich startklar. Dann fällt mir ein, dass ich die vorderen Gepäcktaschen ja neu befestigen wollte. Also packe ich den Gepäckträger nochmal ab. Und befestige die Taschen neu.
Gegen 12:30 Uhr fahre ich weiter. Jetzt lässt sich das Fahrrad viel besser fahren und lenken. Ich folge wieder der D230. Fahre bzw. schiebe bergauf. Und bergab. Gegen 13:50 Uhr komme ich an einer Raststätte vorbei. In dem großen Restaurant mache ich eine längere Pause. Ich esse ein Burger Menü. Auf die angebotene Cola verzichte ich. Trinke stattdessen Çay. Und bestelle mir einen Nachtisch. Insgesamt bezahle ich nur 50 Lira. Ich bekomme eine Mail von der deutschen Botschaft in Izmir. Dass man in der Türkei wohnhaft sein muss, um eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Aber diese nichtssagende Antwort auf meine Fragen hilft mir nicht weiter. Am Nebentisch sitzen Jandarma Beamte. Wir kommen ins Gespräch. Ich frage nach den rechtlichen Bestimmungen zum Aufenthalt in der Türkei. Aber sie können mir auch keine Auskunft geben, die mir weiter hilft. Später kommt ein Polizeibeamter. Er sagt, dass ich nach 90 Tagen für eine Woche das Land verlassen muss. So ähnlich hatte ich es schon mehrfach gehört. Da war allerdings von 1 Tag die Rede. Es ist verwirrend. Keiner weiß was genaues. Und jeder sagt etwas anderes. Ich werde demnächst mal bei der deutschen Botschaft in Ankara anrufen.
Um 15:20 Uhr verlasse ich das Restaurant. Und schiebe das Rad rüber zur Tankstelle. Ich kaufe eine Dose WD40. Das heißt hier MD40. Und kostet nur 25 Lira.
Dann schreibe ich mit Freunden und rufe spontan bei der Botschaft an. Es kommt aber nur eine Bandansage.
Auf einmal sehe ich, dass mein Hinterrad schon wieder platt ist! Ich bin kurz genervt. Aber dann denke ich mir, dass ich mir, dass ich es eh nicht ändern kann. Ich sollte lernen, damit zu leben, dass platte Reifen zu meiner Reise dazu gehören. Und ich hab ja grad einen Pannenschutzschlauch gekauft. Ich schiebe das Fahrrad an den Rand. Lege es auf die Seite. Baue das Hinterrad aus. Das geht ja dank Schnellspanner ruck zuck. Dann tausche ich den Schlauch aus und baue das Rad wieder zusammen. Auch das Aufpumpen klappt mit der neuen Luftpumpe problemlos. In kurzer Zeit ist mein Fahrrad wieder einsatzbereit.
Um 17 Uhr verlasse ich den Rastplatz. Und fahr weiter.
Um 17:30 erreiche ich den kleinen Ort Gökçeyazi. Es wird bald dunkel. Und es sieht nach Regen aus. Ich sollte mir eine feste Unterkunft suchen. Also fahr ich zur Tankstelle. Hier frage ich einige Männer nach einem Hotel. Aber in diesem kleinen Ort gibt es kein Hotel. Dann zeigen sie auf die Moschee. Ich soll dort hin. Ich fahr rüber. Es fängt an zu regnen. Bei der Moschee werde ich sehr freundlich aufgenommen. Innerhalb von Minuten wird der Regen heftiger. Ich kann mein Fahrrad unter ein Dach stellen. In der Moschee gibt ein Gästezimmer, wo ich übernachten kann. In dem großen Raum ist ein Holzofen. Der wird extra für mich angemacht. Einer der Männer bestellt etwas zu essen für mich. Auf dem Ofen kann ich Tee kochen. Waschen kann ich mich im Waschhaus. Die Toilette ist draußen. Ich bin mal wieder beeindruckt von der Gastfreundschaft der Menschen hier in der Türkei. Ich komme als fremder hier an, und werde so herzlich empfangen'
Als der Aufruf zum Abendgebet ertönt, gehe ich spontan hin. Ich folge dem Iman (Vorbeter) und einigen anderen Männern in den Hauptraum der Moschee. Für mich ist es das erst Mal, dass ich an dieser religiösen Zeremonie teilnehme. Erst drinnen fällt mir ein, dass ich gar keine Kopfbedeckung trage. Aber niemand stört sich daran. Während dem Gebet mache ich einfach das mit was der Iman macht und die anderen machen. Mehrmals knien wir. Gehen zu Boden, berühren mit der Stirn den Boden. Ich verstehe zwar die arabischen Worte nicht. Es ist ein besonderes Erlebnis für mich. Und ich bin sehr dankbar, dass ich als Christ daran teilnehmen darf. Nur durch das, was ich selber erlebe, kann ich lernen es zu verstehen. Für mich ist das Kennenlernen und respektieren unterschiedlicher Lebenseinstellungen und Religionen ein wichtiger Bestandteil dieser Reise. Respekt, auch- und besonders von anderen Meinungen ist eine der Grundvoraussetzungen von weltweiten Frieden.
Den Rest des Abends verbringe ich in dem warmen und gemütlichen Gästezimmer. Ich chatte und telefoniere mit Freunden. Später richte ich mir mit meiner Isomatte und dem Schlafsack einen Schlafplatz neben dem Ofen ein. Nur meine Zitrone fällt heute aus. Ich habe vergessen, Zitronen zu kaufen.
Ab etwa 23:30 Uhr schlafe ich. Und ich schlafe sehr gut am Ofen.
Ich bin heute etwa 22 km gefahren.
On the D230. In a mosque
Monday, 13 December
The alarm clock rings at 7. It is still raining a little. I write in my diary. At exactly 7:12 the morning call to prayer sounds. At 7:45 my diary is up to date again. I start the day. However, it is still dark at the beginning. While I wash myself, it gets light. I use the last of my water for washing. I brush my teeth with drinking water again. Gradually, the rain stops. So I continue my journey today. First I pack my things. Then I have breakfast with cornflakes, apples and the remaining nuts. In the meantime the tent can dry. At the very end I take it down. At noon I am ready to go. Then I remember that I wanted to reattach the front panniers. So I unpack the luggage rack again. And reattach the bags.
Around 12:30 I ride on. Now the bike is much easier to ride and steer. I follow the D230 again. I ride or push uphill. And downhill. Around 13:50 I pass a rest stop. In the big restaurant I take a longer break. I eat a burger menu. I do without the Coke on offer. Instead I drink Çay. And I order a dessert. In total I only pay 50 Lira. I get an email from the German Embassy in Izmir. That you have to be resident in Turkey to get a residence permit. But this meaningless answer to my questions doesn't help me. Jandarma officials are sitting at the next table. We start talking. I ask about the legal requirements for staying in Turkey. But they cannot give me any information that will help me. Later, a police officer comes. He says that after 90 days I have to leave the country for a week. I had heard it similar several times before. However, there was talk of 1 day. It is confusing. No one knows anything for sure. And everyone says something different. I will call the German embassy in Ankara soon.
At 15:20 I leave the restaurant. And push the bike over to the petrol station. I buy a can of WD40. Here it's called MD40. And it only costs 25 Lira.
Then I write to friends and spontaneously call the embassy. But there is only a recorded message.
Suddenly I see that my rear wheel is flat again! I'm annoyed for a moment. But then I think to myself that I can't change it anyway. I should learn to live with the fact that flat tyres are part of my journey. And I've just bought a puncture protection tube. I push the bike to the side. Lay it on its side. I remove the rear wheel. Thanks to the quick release, that's no problem at all. Then I replace the inner tube and reassemble the bike. Inflating the bike is no problem with the new air pump. In a short time my bike is ready for use again.
At 5 pm I leave the rest area. And ride on.
At 17:30 I reach the small town of Gökçeyazi. It is getting dark soon. And it looks like rain. I should look for a permanent place to stay. So I drive to the petrol station. Here I ask some men for a hotel. But there is no hotel in this small town. Then they point to the mosque. I should go there. I drive over. It starts to rain. At the mosque I get a very friendly welcome. Within minutes the rain becomes heavier. I can put my bike under a roof. There is a guest room in the mosque where I can spend the night. There is a wood-burning stove in the large room. It is turned on especially for me. One of the men orders something to eat for me. I can make tea on the stove. I can wash in the wash house. The toilet is outside. Once again I am impressed by the hospitality of the people here in Turkey. I arrive here as a stranger and am welcomed so warmly'.
When the call to evening prayer is heard, I spontaneously go. I follow the Iman (prayer leader) and some other men into the main room of the mosque. It is the first time for me to take part in this religious ceremony. It is only inside that I realise I am not wearing a head covering. But nobody minds. During the prayer I just do what the Iman and the others do. Several times we kneel. We go down to the ground, touching the ground with our foreheads. I don't understand the Arabic words. It is a special experience for me. And I am very grateful that I, as a Christian, can take part in it. Only through what I experience myself can I learn to understand it. For me, getting to know and respecting different attitudes to life and religions is an important part of this journey. Respect, also and especially of other opinions, is one of the basic prerequisites for global peace.
I spend the rest of the evening in the warm and cosy guest room. I chat and talk on the phone with friends. Later, I set up a place to sleep next to the stove with my sleeping mat and sleeping bag. Only my lemon is out today. I forgot to buy lemons.
From about 11:30 pm I sleep. And I sleep very well by the stove.
I rode about 22 km today.
This is how it will continue tomorrow>