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Meine Registrierung in der Türkei wird abgelehnt. Ich muss das Land verlassen!

<Das war der Dienstag 

Mittwoch, 11. Mai

Um 7 klingelt der Wecker. Ich räume das Zelt auf. Und bereite meine Sachen für den Rag vor. Dann wasche ich mich kurz. Und koche Kaffee. Ab 8 arbeite ich. Zunächst säubere ich die letzte Ecke vor dem Ferienhaus. Gegen 10 ist es sauber. ich geh wieder auf die andere Seite. Und fange an, dort die Rasenfläche und die Baumscheiben zu säubern. Bei der Arbeit überlege ich, dass es besser ist, doch Fotos machen zu lassen. So vermeide ich Verzögerungen und Ärger. Um 12 mache ich Feierabend.

Ich bereite mein Fahrrad vor. Dann dusche ich. Wie immer kalt. Anschließend suche ich einen Fotoshop auf der Route. Ich hab Glück…in Konyaalti ist einer. Ich komme da direkt dran vorbei.

Um 13:30 Uhr fahr ich los. Bis zum Göç Idaresi sind es 13 km. Beim Fotoshop halte ich an.

Lasse 4 Passfotos machen. Als ich dann gegen 14:20 Uhr bei einer Gaststätte vorbei komme esse ich dort Kebap. Der Çay ist gratis.

Etwa um 15 Uhr fahre ich weiter. Überpünktlich komme ich beim Göç Idaresi an. Am Eingang ist eine Kontrollstation der Jandarma. Aber auch hier klappt der Einlass reibungslos. Ohne Corona Auflagen. (Im Januar war das ein Problem. Damals hätte ich spätestens hier einen Test gebraucht)

Es ist ein größeres Behördengelände. Das Göc Idaresi ist ein kleines Gebäude auf der linken Seite. Ich geh rein. Die Dame am Empfang verweist mich an einen Schalter. Ich lege dem Beamten meine Klarsichtfolie mit den Unterlagen vor. Er guck kurz drauf…dann fragt er mich auf englisch, wann ich in die Türkei eingereist bin. Ich sage, letztes Jahr im Oktober. Er guckt in meinen Reisepass. Dann sagt er „It is not possible. You overstay. You have to leave the country!“

Ich bin geschockt! Das hatte ich nicht erwartet…Aber ich hätte es wissen müssen….Freunde haben mich mehrfach gewarnt. Meine Simkarte wurde geblockt….

Aber ich war mir zu sicher….

Jetzt muss ich mich zusammenreißen, um ruhig zu bleiben. (Kann aber nicht verhindern, dass ich etwas lauter werde. Ich versuche dem Beamten zu erklären,  dass ich weiß, dass ich die Zeit überzogen habe. Aber deswegen bin ich ja hier. Er holt einen Kollegen dazu, der deutsch kann. Der erklärt mir, dass ich den Antrag auf Registrierung bereits innerhalb der ersten 90 Tage hätte stellen müssen.  Und jetzt ist die Zeit komplett abgelaufen. Es ist nicht mehr möglich. Ich muss das Land verlassen. Und an der Grenze Strafe bezahlen.

Ich bin kurz davor mich aufzuregen. Werde lauter….Der Mitarbeiter bittet mich zu gehen….

Wenn mir so etwas vor 30 Jahren passiert wäre  wäre ich in dem Amt Amok gelaufen. .Aber jetzt bin ich erwachsen. Ich reiße mich zusammen und gehe.

Am Tor frage ich die Polizisten, ob sie mir helfen können.

Sie verstehen zunächst nicht was ich will (ich weiß es selber nicht, bin völlig planlos).

Dann fällt mir ein, dass ich Selma anrufen sollte. Sie hat ja den Antrag mit mir gemacht.

Es dauert eine Weile bis die Polizistin versteht, was ich will. Sie wählt die Nummer von Selma. Spricht mit ihr. Und gibt mir dann das Telefon. Selma erklärt mir, dass ich jetzt tatsächlich nichts anderes machen kann, als das Land zu verlassen. Sie bietet mir an, dass ich ausreisen, und dann wieder einreisen kann. Dann würde sie innerhalb der 90 Tage gratis einen neuen Antrag mit mir machen.

Aber nein…das will ich nicht. Und ich weiß, dass das nicht funktioniert. Eine erneute Einreise wird mir verweigert werden.

Ich bedanke mich bei den netten Polizisten. Und fahr zurück zum Campingplatz.

Beim ersten Café halte ich an. Bestelle mir einen Cappuccino und geh erstmal online. Ich schreibe einen kurzen Facebook Post. Dann überlege ich, wie es weiter geht. Ich bin selber über mich erstaunt, wie ruhig ich jetzt bin. Ich nehme es einfach so hin, dass meine Registrierung gescheitert ist. Damit habe ich 3500 Lira Verlust gemacht. Etwa 220 €. Einen Großteil meiner Monatsrente. Dazu kommt noch eine Geldstrafe an der Grenze. Aber es ist nur Geld. Geld ist für mich bedeutungslos. Ich wünsche mir nur, dass diejenigen die sich mit meinem Geld bereichern, damit nicht glücklich werden. Allerdings ärgert es mich, dass ich ganz normal zum Amt bestellt wurde. Die haben mich kalt auflaufen lassen. Um mir dann mitzuteilen, dass es nicht möglich ist. Dafür habe ich die ganzen Formalitäten erfüllt und bezahlt. Krankenversicherung, Meldeadresse, Passbilder usw….

Zumindest die Passbilder kann ich ja für die nächsten Visas verwenden.

Trotzdem nehme ich es einfach so hin, dass ich jetzt das Land verlassen muss. Das bedeutet eine Änderung meiner Reisepläne.

Mir wurde kein Zeitpunkt für die Ausreise genannt. Allerdings ist mir klar, dass ich nicht zu lange warten sollte.

Dann fällt mir ein, dass ich „jetzt sofort“  gar nicht ausreisen kann. Ich hab schlicht kein Geld dafür.

Das würde erst Anfang Juni gehen.

Und ich hab im Moment noch nicht die geringste Ahnung wohin ich kann.

Ich guck in Landkarte. Mein Plan bis zur Iranischen Grenze zu fahren hat sich erledigt. Um in den Iran einreisen zu können, brauche ich ein Visum. Das ist sehr zeitintensiv. Und wird Geld kosten. Ich checke die umliegenden Länder. Griechenland wäre jetzt wieder möglich. Aber nein…das wäre ja zurück….Ägypten wäre auch möglich. Aber dann komme ich von da nicht weiter nach Osten. Der Umweg über weitere afrikanische Länder wäre zu groß. Einige Nachbarländer der Türkei sind jetzt nicht möglich. Also bleibt nur Georgien. Über dieses Land hab ich schon viel gutes gehört. Einige Freunde sind oder waren dort. Die Einreise ist für deutsche ohne Visum möglich. Es wird nur ein Test verlangt (den möchte ich möglichst vermeiden, sehe es aber nicht als Problem) und ich kann ohne Visa 360 Tage bleiben. Das passt. Also Georgien. Dann sehe ich weiter.

Allerdings kann ist Georgien noch weiter als Iran. Mit Fahrrad würde ich viel zu lange brauchen.

Also benötige ich eine Fahrgelegenheit. Aber darum kann ich mich später kümmern.

Ich werde wie geplant bis Ende Mai auf dem Campingplatz bleiben.

Bevor es dunkel wird fahre ich dorthin zurück. Diesmal speichere ich mir eine offline Komoot Route. Gegen 19 Uhr komme ich dort an. Erstmal sage ich Yiğit  dass meine Registrierung abgelehnt wurde. Und ich das Land verlassen muss. Aber trotzdem noch bis Ende Mai hier bleibe. In dieser Zeit kümmere ich mich um eine Fahrgelegenheit nach Georgien. Mein Gedanke ist es, bis nach Trabzon ans schwarze Meer zu fahren. Das sind etwa 1100 km. Und von dort mit Fahrrad die Küste entlang bis zur Grenze nach Georgien. Das sind etwa 200 km. Yiğit empfiehlt mir eine türkische Facebook Gruppe für Autostop (Mitfahrgelegenheiten) in der Türkei. Allerdings ist diese Gruppe auf türkisch.

Später überlege ich noch eine Weile, wie es jetzt weiter geht.

Mir wir immer bewusster, dass ich die gescheiterte Registrierung als Fügung des Schicksals sehen sollte.

Dadurch bin ich jetzt gezwungen, meine Reise zügig fortzusetzen. Gerade gestern hatte ich mit Gosia und Javier darüber nachgedacht, dass es knapp werden könnte, bis 2025 in Hiroshima zu sein.

Ab 21:15 Uhr schreibe ich Tagebuch. Ich kann mich allerdings nicht darauf konzentrieren. Immer wieder denke ich über die Optionen nach, die ich jetzt noch habe. Zwischendurch schreibe ich mit meiner Freundin Vanessa. Auch unser Treffen in Kayseri hat sich jetzt erledigt. Ich schlage ihr vor, dass sie nach Georgien kommen kann. Batumi ist die erste große Stadt nach der Grenze. Dort gibt es einen Flughafen.

Um 22:20 Uhr breche ich das Tagebuch schreiben ab.

Gehe ins Zelt. Trinke meine Zitrone.

Und schlafe ab 23 Uhr.

 

Ich hatte heute folgende Ausgaben:

Essen Kebap: 55 Lira

Passfotos: 50 Lira

Cappuccino: 30 Lira (etwa 3 Lira Trinkgeld)

Gesamt: 135 Lira (entspricht heute 8,46€)


Positiv ist, dass ich mit der abgelehnten Registrierung die Gebühr in Höhe von 1410,49 Lira gespart habe. Allerdings rechne ich damit, dass das in etwa die Höhe der Geldstrafe an der Grenze sein wird.

Eine Freundin schreibt mir, dass ein Freund von ihr vor 2 Wochen 1000 Lira für 4 Monate overstay bezahlt hat. Wenn ich Anfang Juni Ausreise, werden es 5 Monate sein.

 

Ich bin heute knapp 27 Kilometer gefahren.

 

Mit diesem Tag verschlechtert sich meine ohnehin schlechte Meinung zu dem ganzen kranken weltweiten System noch mehr. Ich lehne ja schon länger jegliche Art von politischen System ab.

Ich kann nicht behaupten, dass ich dafür Verständnis habe.

Trotzdem lasse ich mich davon nicht beeindrucken.

Wut oder gar Hass kann ich nicht mehr empfinden.

 

Meine Reise nach Hiroshima wird weiter gehen! Jetzt erst recht!

Wenn mir eine Tür verschlossen wird, öffnen sich 2 neue.

Ich werde immer einen Weg finden, wie es weiter geht. 

So geht es morgen weiter>

My registration in Turkey is rejected! I have to leave the country!

<This was Tuesday 

Wednesday, 11 May

The alarm clock rings at 7. I tidy up the tent. And prepare my things for the rag. Then I have a quick wash. And make coffee. From 8 I work. First I clean the last corner in front of the cottage. Around 10 it is clean. I go back to the other side. And start cleaning the lawn and the tree grates there. As I work, I think it would be better to have photos taken after all. That way I avoid delays and trouble. At noon I finish work.

I prepare my bicycle. Then I take a shower. Cold, as usual. Then I look for a photo shop on the route. I am lucky...there is one in Konyaalti. I pass it directly.

At 13:30 I set off. It is 13 km to Göç Idaresi. I stop at the photo shop. Have 4 passport photos taken.

When I pass a restaurant at 14:20, I eat kebab there. The Çay is free.

At about 15h I drive on. I arrive at Göç Idaresi right on time. At the entrance is a control station of the Jandarma. But here, too, the entrance goes smoothly. Without Corona requirements. (In January, that was a problem. At that time, I would have needed a test here at the latest.)

It is a larger government site. The Göc Idaresi is a small building on the left. I go in. The lady at the reception directs me to a counter. I present my transparent sheet with the documents to the official. He looks at it briefly...then asks me in English when I entered Turkey. I say last year in October. He looks at my passport. Then he says, "It is not possible. You overstay. You have to leave the country!"

I am shocked! I didn't expect this...But I should have known....friends warned me several times. My sim card was blocked....

But I was too sure....

Now I have to pull myself together to stay calm. (But can't stop myself from getting a bit louder. I try to explain to the officer that I know I've overstayed my time. But that's why I'm here. He calls in a colleague who knows German. He explains to me that I should have applied for registration within the first 90 days.  And now the time has completely run out. It is no longer possible. I have to leave the country. And pay a fine at the border.

I'm on the verge of getting upset. Get louder....The staff member asks me to leave....

If something like this had happened to me 30 years ago, I would have run amok in that office. .But now I'm an adult. I pull myself together and leave.

At the gate I ask the policemen if they can help me.

At first they don't understand what I want (I don't know myself, I'm completely clueless).

Then I remember that I should call Selma. After all, she made the proposal with me.

It takes a while until the policewoman understands what I want. She dials Selma's number. Talks to her. And then hands me the phone. Selma explains to me that there is really nothing I can do now but leave the country. She offers me that I can leave, and then re-enter. Then she would make a new application with me within the 90 days for free.

But no...I don't want that. And I know that won't work. I will be refused re-entry.

I thank the nice policemen. And drive back to the campsite.

I stop at the first café. I order a cappuccino and go online. I write a short Facebook post. Then I think about what to do next. I am surprised at myself how calm I am now. I just accept the fact that my registration has failed. That means I have made a loss of 3500 Lira. About 220 €. A large part of my monthly pension. Plus a fine at the border. But it is only money. Money is meaningless to me. I only wish that those who enrich themselves with my money would not be happy with it. However, it annoys me that I was appointed to the office in the normal way. They cold-called me. Only to tell me that it was not possible. In return, I fulfilled and paid for all the formalities. Health insurance, registration address, passport photos, etc....

At least I can use the passport photos for the next visa.

Nevertheless, I just accept the fact that I now have to leave the country. This means a change in my travel plans.

I have not been given a date for leaving the country. However, I realise that I shouldn't wait too long.

Then it occurs to me that I can't leave "right now" at all. I simply don't have the money.

That would only be possible at the beginning of June.

And at the moment I don't have the slightest idea where I can go.

I look at the map. My plan to drive to the Iranian border has been cancelled. To enter Iran, I need a visa. That is very time-consuming. And it will cost money. I check the surrounding countries. Greece would be possible again. But no...that would be back....Egypt would also be possible. But then I can't get any further east from there. The diversions via other African countries would be too big. Some of Turkey's neighbouring countries are not possible now. So the only option is Georgia. I have heard a lot of good things about this country. Some friends are or were there. It is possible for Germans to enter the country without a visa. Only a test is required (which I would like to avoid if possible, but I don't see it as a problem) and I can stay without a visa for 360 days. That fits. Georgia it is. Then I'll see what happens.

However, Georgia is even further than Iran. It would take me far too long to get there by bike.

So I need a lift. But I can take care of that later.

As planned, I will stay at the campsite until the end of May.

Before it gets dark I drive back there. This time I save an offline Komoot route. Around 7pm I arrive there. First I tell Yiğit that my registration has been rejected. And I have to leave the country. But I'll still be here until the end of May. During that time, I'll look for a ride to Georgia. My idea is to drive to Trabzon on the Black Sea. That's about 1100 km. And from there by bike along the coast to the border with Georgia. That's about 200 km. Yiğit recommends a Turkish Facebook group for Autostop (carpooling) in Turkey. However, this group is in Turkish.

Later, I think for a while about where to go from here.

I become more and more aware that I should see the failed registration as a twist of fate.

As a result, I am now forced to continue my journey quickly. Just yesterday I was thinking with Gosia and Javier that it might be tight to be in Hiroshima by 2025.

From 9:15 pm I write in my diary. I can't concentrate on it, though. Again and again I think about the options I still have now. In between, I write with my friend Vanessa. Our meeting in Kayseri has also come to an end now. I suggest to her that she can come to Georgia. Batumi is the first big city after the border. There is an airport there.

At 10:20 pm I stop writing the diary.

I go into the tent. Drink my lemon.

And sleep from 11 pm.


I had the following expenses today:

Food Kebap: 55 Lira

Passport photos: 50 Lira

Cappuccino: 30 Lira (about 3 Lira tip)

Total: 135 Lira (equivalent to 8.46€ today)


On the positive side, I saved the fee of 1410.49 Lira with the rejected registration. However, I reckon that will be about the amount of the fine at the border.

A friend writes me that a friend of hers paid 1000 Lira for 4 months overstay 2 weeks ago. When I leave the country at the beginning of June, it will be 5 months.


I drove almost 27 kilometres today.


With this day, my already bad opinion of the whole sick worldwide system worsens even more. I have been rejecting any kind of political system for a long time.

I can't say I have any understanding for it.

Nevertheless, I am not impressed by it.

I can no longer feel anger or even hatred.


My journey to Hiroshima will continue! Now more than ever!

When one door is closed to me, two new ones open.

I will always find a way to continue. 

This is how it will continue tomorrow>

Auf dem Campingplatz

Antalya