Donnerstag, 07. April
Nach einer kurzen Nacht klingelt der Wecker um 5. Ich stehe sofort auf. Bin aber nicht ausgeschlafen. Ich gehe mich kurz waschen. Bin dann ganz kurz bei Facebook. Ab 5:30 Uhr schreibe ich Tagebuch. Gegen 6 werde ich müde. Ich breche es ab. Und schlafe weiter.
Um 7 klingelt der Wecker erneut. Jetzt bin Ich einigermaßen wach. Ich gehe mich nochmal kurz waschen. Auch heute morgen ist es recht feucht. Dann frühstücke ich Müsli.
Ab 8 arbeite ich. Heute ist es morgens wärmer als gestern. Ich brauche keine Jacke. Es wird in der Morgensonne schnell trocken. Und wärmer. Nach kurzer Zeit ziehe ich den Pullover aus. Dann das T-Shirt. Heute wird es allerdings nicht ganz so warm wie gestern. Es ist bewölkt. Hin und wieder fallen mal ein paar Regentropfen.
Ich arbeite bis 12 voll durch. Auch heute schaffe ich was. Wenn man das Grün nur oberhalb abhackt, ist es viel effektiver.
Mir fällt auf, wie viele Kleinstlebewesen hier leben. Besonders Larven und Schnecken. Es tut mir leid, dass ich Ihren Lebensraum zerstöre. Ich gehe so behutsam wie möglich vor. Und siedle sie wenn möglich mit den Grünabfall um. Auf den Grünguthaufen außerhalb vom Grundstück.
Heute macht mich meine Arbeit zum ersten Mal sehr nachdenklich. Ich hab bei meinem ehemaligen Chef in meinem Heimatdorf Liebenau schon sehr oft solche Arbeiten gemacht. Damals hab ich rücksichtslos Brennnesseln rausgerissen. Mittlerweile hat sich meine Einstellung geändert. Ich lebe viel bewusster. Und ich hinterfrage alles. Auch den Sinn dieser Arbeit. Mir ist klar geworden, dass auch das eine Form von Gewalt ist. Mir ist klar geworden, wie sehr der Mensch in den komplexen Kreislauf der Natur eingreift.
Wenn ich nochmal eigenverantwortlich einen Garten bewirtschafte, werde ich behutsam nur so viel vom Wildwuchs entfernen, wie unbedingt nötig. So dass die Nutzpflanzen, die mich ernähren, Platz haben. Dass ich nochmal einen Kleingarten oder gar ein eigenes Haus in Deutschland habe, ist für mich völlig
ausgeschlossen.
Kurz nach 12 mache ich Feierabend. Ich esse Müsli. Und wasche mich.
Heute Nachmittag will ich zur Werkstatt von Emre. Um 14:20 Uhr fahre ich los. Auch heute klappt die Navigation mit Komoot problemlos.
Um etwa 15:30 Uhr komme ich bei der kleinen Fahrradwerkstadt von Emre an. Bis hierher bin ich 16 km gefahren.
Mein Facebook Freund Emre begrüßt mich herzlich. Er kümmert sich sofort um mein Fahrrad. Und macht eine komplette Durchsicht. Er stellt die Schaltung ein. Und erneuert die kurze Ummantelung vom Bowdenzug (Jacob hatte keine passende) Außerdem zieht er alle Schrauben und die Speichen von beiden Rädern nach. Vom Umrüsten der Bremse auf V-Brake rät er mir ab.
Er spendiert mir einen neuen Flaschenhalter aus Plastik. Und er kann mein Fahrrad mit guten unplattbaren Reifen von Schwalbe ausrüsten. Die würde ich zum Sonderpreis von 1300 Lira bekommen. Den Service macht er gratis für mich. Ich überlege, es nach Eingang von meiner nächsten Rente machen zu lassen. Für den heutigen superguten Service möchte er kein Geld von mir haben. Damit unterstützt er meine Reise. Und er lädt mich zum Essen ein.
Wir fahren mit Fahrrad zu seiner Stammgaststätte. Dort bestellt er Essen für mich. Dann verabschieden wir uns. Emre kann ja im Ramasan jetzt nichts essen. Ich bekomme tolles Essen. Çorba (Suppe) und ein Linsengericht mit Reis. Gegen 17 Uhr mache ich mich auf den Rückweg.
Um etwa 18:40 Uhr komme ich an einem Supermarkt vorbei. Spontan halte ich an. Und geh rein. Drinnen trägt niemand eine Maske. Ich mache einen Müsli Großeinkauf. Außer Müsli kaufe ich Nudeln und Zahnbürsten. Insgesamt gebe ich etwa 170 Lira (Knapp 11€) aus.
Gegen 19:20 Uhr komme ich an einem Subway vorbei. Das es diese Sandwich Fastfood Kette hier in der Türkei gibt, hätte ich nicht erwartet. Spontan halte ich an. Das Angebot und die Aufmachung ist ähnlich wie in Deutschland. Die Preise ebenfalls (in Euro umgerechnet) Ich bestelle mir ein Sandwich. Es schmeckt fast wie in Deutschland. Dazu trinke ich Zitronenlimo. Çay gibt es hier nicht.
Etwa um 20 Uhr fahre ich weiter. Gegen 20:20 Uhr komme ich an einer grünlich beleuchteten Moschee vorbei. Und es ertönt gerade ein besonders langer und schöner Gebetsruf. Für mich ist das ein besonderes Erlebnis. Ich bleibe stehen und genieße diese Augenblicke. In diesem Moment empfinde ich Respekt und Verbundenheit mit dem Islamischen Glauben. Ich bin dem Universum sehr dankbar, dass ich so etwas erleben darf. Sehr glücklich fahre ich das letzte Stück zurück.
Um 21:10 Uhr bin ich wieder auf dem Campingplatz. Ich bin dann noch bei Facebook, schreibe mit Freunden und trinke meine Zitrone.
Ab 23:30 Uhr schlafe ich.
Ich bin heute insgesamt etwa 33 im gefahren.
Thoughts. Antalya. Bicycle check
Thursday, 07 April
After a short night, the alarm clock rings at 5. I get up immediately. But I am not fully asleep. I go for a quick wash. Then I am very briefly on Facebook. From 5:30 I write my diary. Around 6 I get tired. I break it off. And go back to sleep.
At 7 the alarm clock rings again. Now I am reasonably awake. I go for another quick wash. It is also quite damp this morning. Then I have some muesli for breakfast.
From 8 I work. Today it is warmer in the morning than yesterday. I don't need a jacket. It gets dry quickly in the morning sun. And warmer. After a short while I take off the jumper. Then the T-shirt. Today, however, it is not quite as warm as yesterday. It is cloudy. Now and then a few raindrops fall.
I work full time until 12. I'll get something done today too. If you only chop the green above, it is much more effective.
I notice how many tiny creatures live here. Especially larvae and snails. I'm sorry I'm destroying your habitat. I'll be as gentle as possible. And relocate them with the green waste if possible. To the green waste pile outside the property.
Today, for the first time, my work makes me very thoughtful. I have often done this kind of work for my former boss in my home village Liebenau. At that time I ruthlessly pulled out nettles. In the meantime, my attitude has changed. I live much more consciously. And I question everything. Even the meaning of this work. I have realised that this is also a form of violence. I have realised how much humans intervene in the complex cycle of nature.
If I manage a garden on my own responsibility again, I will carefully remove only as much of the wild growth as is absolutely necessary. So that there is room for the useful plants that nourish me. It is completely out of the question for me to have an allotment garden again, or even my own house in Germany.
I finish work shortly after 12. I eat muesli. And wash myself.
This afternoon I want to go to Emre's workshop. I leave at 2:20 pm. Also today the navigation with Komoot works without problems.
At about 15:30 I arrive at Emre's small bicycle workshop. I have cycled 16 km to get here.
My Facebook friend Emre welcomes me warmly. He immediately takes care of my bike. And does a complete check-up. He adjusts the gears. He also tightens all the screws and the spokes of both wheels. He advises me not to change the brakes to V-brakes.
He gives me a new plastic bottle cage. And he can fit my bike with good Schwalbe tyres. I would get them for a special price of 1300 Lira. He does the service for me for free. I am thinking of having it done after I receive my next pension. He doesn't want any money from me for today's super good service. With this, he supports my journey. And he invites me to dinner.
We cycle to his regular restaurant. There he orders food for me. Then we say goodbye. Emre can't eat at Ramasan now. I get great food. Çorba (soup) and a lentil dish with rice. Around 5 pm I start my way back.
At about 18:40h I pass a supermarket. Spontaneously I stop. And go in. Inside, no one is wearing a mask. I do a bulk muesli shopping. Apart from muesli, I buy noodles and toothbrushes. All in all, I spend about 170 Lira (just under 11€).
Around 19:20 I pass a Subway. I didn't expect to find this sandwich fast food chain here in Turkey. I spontaneously stop. The offer and the presentation are similar to those in Germany. The prices are also similar (converted into euros). It tastes almost like in Germany. I drink a lemonade with it. There is no Çay here.
At about 20h I drive on. Around 20:20 I pass a greenishly lit mosque. And a particularly long and beautiful call to prayer is just sounding. For me, this is a special experience. I stop and enjoy these moments. At this moment I feel respect and connection with the Islamic faith. I am very grateful to the universe that I can experience something like this. Very happy, I drive the last part of the way back.
At 9:10 pm I am back at the campsite. I am then still on Facebook, write with friends and drink my lemon.
From 23:30 I sleep.
I have cycled a total of about 33 km today.