Mittwoch, 02. Februar
Nachts regnet es. Heute schlafe ich sehr gut. Und träume „nichts".
Etwa um 8:40 Uhr wache ich auf. Ich bin kurz bei Facebook. Etwa um 9:15 Uhr stehe ich auf. Ich wasche mich. Dann setze ich mich mit dem Tablet ins Wohnzimmer und schreibe den Tagebucheintrag von gestern fertig.
Etwa um 11:30 Uhr verabschiedet Agit sich. Er fährt mit Bus zurück nach Izmir. Ich bin mir sicher, dass wir uns wieder sehen werden.
Ahmed bleibt noch hier. Koray macht ein richtig tolles Frühstück für uns. Heute essen wir zu 3. in der Küche. Es gibt Omelette und Toast. Anschließend arbeite ich an meinem Blog. Ich lade den Bericht von gestern hoch. Gegen 13 Uhr ist er wieder aktuell. Ich bin kurz bei Facebook. Dann aktualisiere ich mein Tagebuch.
Heute ist es regnerisch. Wir haben nichts besonderes vor.
Also nutze ich die Zeit. Ab 13:45 Uhr arbeite ich an meinem Buch über meine Erlebnisse in Europa. Dem 1. Teil dieser Fahrradreise nach Hiroshima. Damit hatte ich während der Hitzepause auf dem Campingplatz in Bulgarien ja bereits angefangen. Heute überarbeitete ich die Texte noch einmal. Korrigiere den Satzbau und die Zeichensetzung.
Etwa um 17 Uhr stelle ich die Arbeiten aber für heute ein.
Ahmed fährt nach Izmir. Und bietet an, mich mitzunehmen. Der Bruder von Koray hatte vor einigen Jahren einen Unfall. Und ist seitdem „beeinträchtigt“ Es wäre gut für ihn, mich kennenzulernen. Vielleicht kann ich ihm mit meiner Geschichte ein wenig aufmuntern und Lebensmut geben.
Also fahr ich spontan für 1 Tag zurück nach Izmir. Ich packe ein paar Sachen in meinen kleinen Rucksack. Den Rest und das Fahrrad lasse ich hier. Morgen will ich zurück sein.
Um17:45 fahren Ahmed und ich mit seinem Bus los. Es regnet. Und Während der Fahrt wird der Regen stärker. Dazu passend, hören wir gute Musik. Unter anderen von The Doors – Riders on the storm. An einer Tankstelle halten wir kurz an. Ich geh rein. Und kaufe Kekse und Studentenfutter. Mal wieder erlebe ich eine zufällige Überraschung. Es ist die Tankstelle, neben der ich auf dem Weg nach Çile gezeltet habe. Die Mitarbeiter erkennen mich.
Etwa um 19 Uhr sind wir in Izmir. Ich weiß nicht, wo wir genau hinfahren. Dann bin ich positiv überrascht! Ich erkenne ich die Gegend. Sehe das pinke Auto…
Wir sind beim Studentenwohnheim! Ahmed fährt aber nach kurzer Zeit weiter. Und morgen nicht zurück nach Çile. Aber „irgendwie „ komme ich schon wieder zurück.
Das unerwartete Wiedersehen mit meinen Freunden ist toll! Ich fühle mich sofort wieder „zuhause"
Kurz darauf kommt ein junger Mann in den Aufenthaltsraum. Es ist Riza, der Bruder von Koray. Wir verstehen uns sofort gut. Das Riza kein englisch kann, macht nichts. Can übersetzt. Riza ist vor einigen Jahren von einer Leiter gefallen. Er hatte unter anderem Kopfverletzungen. Auch jetzt hat er noch Probleme. Unter anderem hat er einen Gehfehler und motorische Schwierigkeiten.
Das erinnert mich an meinen eigenen Unfall. Die Kopfverletzungen. Das ich alles komplett neu lernen musste. Bis hin zur Feinmotorik. Ich erzähle auf englisch von meinen Unfällen. Und wie ich es geschafft habe, wieder auf die Beine zu kommen. Das man alles schaffen kann. Wenn man es wirklich! will. Das man sich nicht hängen lassen darf. Das man sich nicht darauf ausruhen darf, dass andere alles für einen machen. Die Krankenschwester das Essen ans Bett bringt. Das man gefüttert und gewaschen wird. Nein…ich hatte von Anfang an diesen absoluten Überlebenswillen. Ich wollte mich selber und selbstständig waschen und anziehen. Auch meine Socken. Ich hab jeden Tag selber mein Bett gemacht. (Das war vor 22 Jahren. Im Februar 2000. Im Mai 2000 wurde ich arbeitsfähig aus der Reha entlassen. Dann allerdings später berentet.)
Riza fragt mich, wie ich es geschafft habe, wieder fit zu werden. Ich erkläre ihm, dass das nur mit Training geht. Bewegung. Sport. Das man auch mal über die Schmerzgrenze gehen kann. Natürlich ohne sich zu verletzen. Und immer wieder grad die schwachen Muskeln trainieren sollte.
Dann erzähle ich von dieser Reise. Von meinem Traum. Und dass ich jetzt meinen Traum lebe.
Später verabschiedet Riza sich. Ich habe das Gefühl, dass er sehr beeindruckt von meinen Erlebnissen ist. Und dass ich ihm mit meiner positiven Energie ein bisschen Lebensfreude vermitteln konnte.
Mir hat dieses Gespräch auch geholfen. Es hat mich mal wieder daran erinnert, wie gut es mir eigentlich geht. Besonders nach dem, was ich schon alles erlebt habe.
Es ist ein toller Abend mit sehr guten Gesprächen. Später teile ich mir mit Ismail einen großen Karton Baklava. Es ist sehr viel und sehr süß! Aber unglaublich lecker. Wir schaffen allerdings nicht alles. Den Rest heben wir für morgen auf.
Später kommt mein Freund Agit auch noch dazu. Wir sehen uns also wieder. Und sogar schneller als gedacht.
Und ich bekomme unerwartete Hilfe von Can und Ismail. Es gibt in der Türkei Onlineshops, die mobile USB Solarpanels verkaufen. Die sind zwar nicht ganz so gut, wie die aus Deutschland. Aber recht günstig. Und werden innerhalb weniger Tage geliefert. Die Lieferung aus Deutschland ist zwar theoretisch auch möglich. Aber würde Wochen dauern und ist sehr teuer. Mit Unterstützung von Ismail entscheide ich mich für ein großes 28 Watt Solarpanel. Und zusätzlich noch ein kleineres, aber günstiges mit 21 Watt. Die beiden kleinen (die ich neulich gekauft hatte) hab ich ja auch noch. Damit sollte meine Stromversorgung in Zukunft gesichert sein. Agit bringt uns auf die Idee, dass wir als Lieferadresse den Bruder von Bayram angeben können. Da fahre ich ja demnächst hin. Da ich das erst mit Bayram bzw. seinem Bruder abklären muss, verschieben wir die eigentliche Bestellung auf morgen.
Mittlerweile ist es schon nach Mitternacht. Ich kann heute hier im Studentenwohnheims schlafen. Neben dem Aufenthaltsraum ist ein kleiner Raum mit Bett. Ich geh kurz Zähneputzen. Dann mache ich mir noch eine Zitrone.
Um etwa 0:30 Uhr verabschiede ich mich. Trinke meine Zitrone, und liege ab etwa 0:45 Uhr im Bett. Es dauert aber lange bis ich einschlafe. Es regnet sehr stark. Das Flachdach ist leicht undicht. Irgendwann tropft das Wasser von der Decke auf mein Bett. Und es ist ein heftiges Gewitter. Ein starker Donner erschüttert den kleinen Raum in dem ich liege.
Ich bin froh, dass ich heute nicht im Zelt schlafe.
Dieser Tag war voller positiver Überraschungen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich nochmal nach Izmir zurück komme.
A great day full of surprises. Good conversations
Wednesday, 02 February
At night it rains. Today I sleep very well. And dream "nothing".
At about 8:40 I wake up. I am briefly on Facebook. At about 9:15 I get up. I wash myself. Then I sit down in the living room with the tablet and finish writing yesterday's diary entry.
At about 11:30 Agit says goodbye. He takes a bus back to Izmir. I am sure we will meet again.
Ahmed stays here for a while. Koray makes a really great breakfast for us. Today the three of us eat in the kitchen. We have omelette and toast. Afterwards I work on my blog. I upload the report from yesterday. It's up to date again around 1 pm. I go on Facebook for a moment. Then I update my diary.
It is rainy today. We have nothing special planned.
So I make the most of the time. From 13:45 I work on my book about my experiences in Europe. The first part of this bicycle trip to Hiroshima. I had already started writing it during the heat break at the campsite in Bulgaria. Today I revised the texts again. Correct the sentence structure and punctuation.
But at around 5 pm I stop work for today.
Ahmed drives to Izmir. And offers to take me with him. Koray's brother had an accident a few years ago. It would be good for him to meet me. Maybe I can cheer him up a bit with my story and give him courage to face life.
So I spontaneously go back to Izmir for a day. I pack a few things into my small backpack. I leave the rest and the bike here. I want to be back tomorrow.
At 17:45 Ahmed and I leave with his bus. It is raining. And during the journey the rain gets heavier. Appropriately, we listen to good music. The Doors - Riders on the storm, among others. We stop briefly at a petrol station. I go in. And buy biscuits and trail mix. Once again, I get an accidental surprise. It is the petrol station next to which I camped on the way to Çile. The staff recognise me.
Around 7 pm we are in Izmir. I don't know where exactly we are going. Then I am pleasantly surprised! I recognise the area. I see the pink car...
We are at the student dormitory! But Ahmed drives on after a short while. And not back to Çile tomorrow. But "somehow" I'll be back.
The unexpected reunion with my friends is great! I immediately feel "at home" again
Shortly afterwards, a young man comes into the common room. It is Riza, Koray's brother. We understand each other well right away. It doesn't matter that Riza doesn't speak English. Can translates. Riza fell off a ladder a few years ago. Among other things, he had head injuries. Even now he still has problems. Among other things, he has a walking defect and motor difficulties.
It reminds me of my own accident. The head injuries. That I had to learn everything all over again. Right down to fine motor skills. I tell in English about my accidents. And how I managed to get back on my feet. That you can do anything. If you really want it. That you can't let yourself down. That you can't rest on the fact that others do everything for you. The nurse brings the food to the bed. That you are fed and washed. No...I had this absolute will to survive from the very beginning. I wanted to wash and dress myself, independently. Even my socks. I made my own bed every day. (That was 22 years ago. I was discharged from rehab in May 2000 and was able to work. Then later, however, I was pensioned off).
Riza asks me how I managed to get fit again. I explain to him that it can only be done with training. Exercise. Sport. That you can go beyond the pain threshold sometimes. Without hurting yourself, of course. And that you should always train the weak muscles.
Then I tell about this journey. About my dream. And that I am now living my dream.
Later Riza says goodbye. I have the feeling that he is very impressed by my experiences. And that I was able to convey a little joy of life to him with my positive energy.
This conversation also helped me. It reminded me once again how well I am actually doing. Especially after everything I have already experienced.
It's a great evening with very good conversations. Later, I share a big box of baklava with Ismail. It's a lot and very sweet! But incredibly delicious. We don't manage to eat it all, though. We save the rest for tomorrow.
Later, my friend Agit joins us. So we meet again. And even sooner than expected.
And I get unexpected help from Can and Ismail. There are online shops in Turkey that sell mobile USB solar panels. They are not quite as good as the ones from Germany. But they are quite cheap. And they are delivered within a few days. Delivery from Germany is also theoretically possible. But it would take weeks and is very expensive. With Ismail's support, I decide to buy a large 28-watt solar panel. And in addition a smaller, but cheaper one with 21 watts. I still have the two small ones I bought the other day. This should secure my power supply in the future. Agit gives us the idea that we can give Bayram's brother as the delivery address. I'll be going there soon. Since I first have to clarify this with Bayram or his brother, we postpone the actual order until tomorrow.
In the meantime it is already after midnight. I can sleep here in the student dormitory tonight. There is a small room with a bed next to the common room. I go and brush my teeth. Then I make myself another lemon.
At about 0:30 I say goodbye. I drink my lemon and go to bed at about 0:45. It takes me a long time to fall asleep. It is raining very hard. The flat roof leaks slightly. At some point the water drips from the ceiling onto my bed. And there is a violent thunderstorm. A strong thunder shakes the small room I am lying in.
I am glad that I am not sleeping in the tent today.
This day has been full of positive surprises. I didn't think I would come back to Izmir again.