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Im Studentenwohnheim. Gespräche. Gedanken

<Das war der Mittwoch

Donnerstag, 20. Januar

Heute klingelt der Wecker erst um 8:15 Uhr. Ich bleibe noch eine Weile liegen. Lese und beantworte Nachrichten. Schreibe mit Vanessa. Heute wird sie zum 2. Mal geimpft. Sie hat richtig Angst davor. In ihrem persönlichen Umfeld sind in der letzten Zeit mehrere Menschen gestorben. Sie möchte sich nicht impfen lassen. Wird aber dazu „gezwungen „ Wenn sie die Impfung verweigert, drohen ihr Konsequenzen und Probleme. Sie schreibt mir eine Nachricht, die mich sehr traurig und nachdenklich macht.

Ich packe meine Sachen für den Tag zusammen.

Um 9:45 Uhr gehe ich rüber zum Studentenwohnheim. Ich dusche. Und wasche eine Maschine Wäsche. Dann frühstücken Agit und ich zusammen. Rühreier mit Käse. Und anschließend Brot mit Honig. Dabei unterhalten wir uns sehr gut. Über Frieden. Über die Flüchtlinge aus Syrien. Warum Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Das in Ländern wie Syrien Krieg geführt wird. Mit Waffen aus Deutschland. Dann brauchen die Menschen in Deutschland sich nicht wundern, wenn Flüchtlinge nach Deutschland kommen.

Wenn ein Land Waffen produziert und verkauft, kann es keinen Frieden schaffen.

Nach diesem guten Frühstück hänge ich meine Wäsche auf.

Den Nachmittag verbringe ich im Aufenthaltsraum. Schreibe Tagebuch. Zwischendurch ergeben sich immer wieder tolle und interessante Gespräche mit den Studenten. Ich bin ja viel älter. Aber sie sehen mich mit meiner Geschichte und meinen Erlebnissen als Vorbild. Auch das ist ein Teil meiner Friedensreise. Ich bin Lehrer und Vorbild für andere Menschen.

Später essen wir zusammen Nudeln. Dazu gibt es Salat. Und selbstgemachten Ayran.

Abends gehe ich mit Batuhan und Harun in eine Kneipe in der Nähe. Hier ist es wie in Deutschland. Und es gibt alkoholfreies Bier. Clausthaler. Die Flasche ist mit englischer Beschriftung. Aber hergestellt in Deutschland. Es kostet 43 Lira. Das entspricht zum aktuellen Wechselkurs 2,83€. Also kostet es etwa so viel wie in einer Bar in Deutschland. Wir sind etwa 2 Stunden in der Kneipe. Als wir bezahlen, merke ich, dass Alkohol hier in der Türkei sehr teuer ist. Die Preise sind (umgerechnet in Euro) vergleichbar mit denen in Deutschland. Nur mit dem Unterschied, dass die Menschen hier viel weniger verdienen. Ein normaler Arbeiter verdient hier etwa 400€. Also ist Alkohol wirklich Luxus. Batuhan sagt, dass Alkohol erst seit kurzem so teuer ist. Früher war es günstiger. Ich persönlich finde das gut. Natürlich gönne ich jedem sein Bier. Aber durch die hohen Preise wird viel weniger Alkohol getrunken. Und die Menschen genießen es viel mehr. Eben weil es Luxus und etwas besonderes ist. Das entspricht auch dem was ich schon lange denke. Als ich noch politisch aktiv war, und eine eigene Partei gründen wollte, habe ich 2015 / 2016 für diese ein umfangreiches Parteiprogramm geschrieben. Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen als Kernthema. Einer meiner Gedanken zur BGE Finanzierung war, alles was schädlich ist, höher zu besteuern. Und damit teurer zu machen. Also auch Alkohol. Für mich ist es interessant zu sehen, dass das was ich schon seit Jahren denke, und in die deutsche Politik einbringen wollte jetzt in der Türkei umgesetzt wird. (Wenn auch aus anderen Gründen, wie von mir angedacht) Und als Außenstehender sehe ich, dass es einen positiven Effekt hat. Zum einen für die Menschen,  die den Wein oder das Bier wirklich zu schätzen wissen. Und es genießen. Und auch für das ganze Land. Es gibt keine aggressiven Betrunkenen. Keine durch Alkohol verursachte Schäden. Zumindest ist mir das nicht aufgefallen.

So ganz nebenbei wird mir mal wieder bewusst, dass vieles von dem, was ich schon seit Jahren denke und sage, sich immer mehr bewahrheitet. Auch wenn ich davon nicht profitieren kann, (Ich will das gar nicht!), erfüllt es mich mit einer unendlichen Zufriedenheit. Ich fühle, dass meine Gedanken richtig sind. Und es macht mich stolz, wenn sich bestätigt, was ich denke. Auch wenn das gerade im Bezug auf das aktuelle Weltgeschehen nicht gut ist. Aber das was jetzt passiert, ist nur ein Moment in der Weltgeschichte. Ich bin mir sehr sicher, dass letztendlich die Menschlichkeit Siegen wird. Und sich alles zum Guten wendet.

Auf dem Rückweg kauft Harun Brokkoli. Und wir trinken in einem Café noch einen Çay.

Später sitzen wir wieder im Aufenthaltsraum zusammen. Harun kocht den Brokkoli für uns. Wir essen zusammen. Später schreibe ich noch an meinem Tagebuch. Und ich schreibe mit Vanessa. Ihr geht es nach der Impfung nicht gut. Sie fühlt sich schlapp und hat Fieber. Das macht mich traurig. Ich kann nicht fassen, was gewissenlose Menschen anderen Menschen antun. Ich versuche Gefühle wie Hass zu vermeiden. Aber es gelingt mir nicht mehr. Ich komme immer wieder an den Punkt an dem ich Hass auf die verantwortlichen Politiker empfinde. Das was zur Zeit weltweit passiert, ist zutiefst Menschenverachtend. Unmenschlich. Ich weiß nicht, ob ich mich noch beherrschen kann, wenn Vanessa etwas passiert.

Um etwa 22:15 Uhr gehe ich rüber in meinen Schlafraum.

Dort denke ich noch lange nach. Je länger ich nachdenke, desto klarer wird es mir. Ich sollte weiter positiv denken. Und die die Hoffnung nicht aufgeben, dass bald alles wieder gut wird. Und mir persönlich geht es ja trotz der weltweit angespannten Lage so gut wie nie zuvor. Das sollte ich mir immer wieder bewusst machen. Und ich sollte versuchen, weiter meine positive Energie in die Welt zu bringen. Ich sollte lernen Hass und Wut zuzulassen. Und nicht zu unterdrücken. Hass gehört zum Leben dazu. Auch für einen Friedensbotschafter ist es menschlich, Hass zu empfinden. Ich sollte nur darauf achte, dass mein Hass nicht zu groß wird. Aus Hass und Wut wird Krieg. Ich sollte versuchen meinen Hass wieder in Liebe umzuwandeln. Liebe für Vanessa. Liebe zum Leben. Liebe ist der Schlüssel für weltweiten Frieden.

Mit diesen Gedanken trinke ich meine Zitrone.

Ab Mitternacht schlafe ich.

So geht es morgen weiter>

In the student dormitory. Conversations. Thoughts

<This was Wednesday

Thursday, 20 January

Today the alarm clock doesn't ring until 8:15. I stay in bed for a while. Read and answer messages. Write with Vanessa. Today she has her second vaccination. She is really afraid of it. Several people in her personal circle have died recently. She does not want to be vaccinated. But she is "forced" to do so. If she refuses the vaccination, she is threatened with consequences and problems. She writes me a message that makes me very sad and thoughtful.

I pack my things for the day.

At 9:45 I walk over to the dormitory. I take a shower. And wash a machine of laundry. Then Agit and I have breakfast together. Scrambled eggs with cheese. And then bread with honey. And we have a good chat. About peace. About the refugees from Syria. Why people are forced to leave their homes. That war is being waged in countries like Syria. With weapons from Germany. Then the people in Germany don't need to be surprised when refugees come to Germany.

When a country produces and sells weapons, it cannot create peace.

After this good breakfast, I hang up my laundry.

I spend the afternoon in the common room. Writing in my diary. In between, there are always great and interesting conversations with the students. I am much older. But they see me as a role model with my story and my experiences. That is also part of my peace journey. I am a teacher and a role model for other people.

Later we eat noodles together. We have salad with it. And homemade Ayran.

In the evening, I go with Batuhan and Harun to a pub nearby. Here it's like in Germany. And there is non-alcoholic beer. Clausthaler. The bottle is labelled in English. But made in Germany. It costs 43 lira. At the current exchange rate, that's 2.83€. So it costs about the same as in a bar in Germany. We are in the pub for about 2 hours. When we pay, I notice that alcohol is very expensive here in Turkey. The prices (converted into euros) are comparable to those in Germany. The only difference is that people here earn much less. A normal worker here earns about 400€. So alcohol is really a luxury. Batuhan says that alcohol has only recently become so expensive. It used to be cheaper. Personally, I think that's good. Of course I don't begrudge everyone their beer. But because of the high prices, much less alcohol is drunk. And people enjoy it much more. Precisely because it is a luxury and something special. That's also what I've been thinking for a long time. When I was still politically active and wanted to found my own party, I wrote a comprehensive party programme for it in 2015 / 2016. With the unconditional basic income as the core topic. One of my thoughts on BGE financing was to tax everything that is harmful more heavily. And thus make it more expensive. So also alcohol. For me it is interesting to see that what I have been thinking for years and wanted to bring into German politics is now being implemented in Turkey. (And as an outsider, I see that it has a positive effect. On the one hand, for the people who really appreciate wine or beer. And enjoy it. And also for the whole country. There are no aggressive drunks. No damage caused by alcohol. At least that's not what I've noticed.

As an aside, I realise once again that much of what I've been thinking and saying for years is becoming more and more true. Even if I can't profit from it (I don't want to!), it fills me with an infinite satisfaction. I feel that my thoughts are right. And it makes me proud when what I think is confirmed. Even if that is not good, especially in relation to current world events. But what is happening now is just a moment in world history. I am very sure that humanity will win in the end. And everything will turn out well.

On the way back, Harun buys broccoli. And we drink another Çay in a café.

Later we sit together again in the common room. Harun cooks the broccoli for us. We eat together. Later I write in my diary. And I write with Vanessa. She is not feeling well after the vaccination. She feels listless and has a fever. That makes me sad. I can't believe what unconscionable people do to other people. I try to avoid feelings like hate. But I don't succeed any more. I keep getting to the point where I feel hatred towards the responsible politicians. What is currently happening all over the world is deeply contemptuous of humanity. Inhuman. I don't know if I can still control myself if something happens to Vanessa.

Um etwa 22:15 Uhr gehe ich rüber in meinen Schlafraum.

Dort denke ich noch lange nach. Je länger ich nachdenke, desto klarer wird es mir. Ich sollte weiter positiv denken. Und die die Hoffnung nicht aufgeben, dass bald alles wieder gut wird. Und mir persönlich geht es ja trotz der weltweit angespannten Lage so gut wie nie zuvor. Das sollte ich mir immer wieder bewusst machen. Und ich sollte versuchen, weiter meine positive Energie in die Welt zu bringen. Ich sollte lernen Hass und Wut zuzulassen. Und nicht zu unterdrücken. Hass gehört zum Leben dazu. Auch für einen Friedensbotschafter ist es menschlich, Hass zu empfinden. Ich sollte nur darauf achte, dass mein Hass nicht zu groß wird. Aus Hass und Wut wird Krieg. Ich sollte versuchen meinen Hass wieder in Liebe umzuwandeln. Liebe für Vanessa. Liebe zum Leben. Liebe ist der Schlüssel für weltweiten Frieden.

Mit diesen Gedanken trinke ich meine Zitrone.

Ab Mitternacht schlafe ich.

This is how it will continue tomorrow>