Samstag, 11. Dezember
Heute wache ich schon vor dem Wecker klingeln um 5:45 Uhr auf. Ich schreibe erstmal Tagebuch. Um genau 7:12 Uhr ertönt aus einer nahen Moschee laut und sehr deutlich der Aufruf zum Morgengebet. Es ist interessant. Der Text ist ja immer der selbe. Nur manchmal ist es sehr verzerrt und nicht zu verstehen. Heute hallen die arabischen Worte klar und deutlich bis in mein Zelt. Um etwa 7:45 Uhr ist mein Tagebuch auf dem neuesten Stand. Ich bin dann noch kurz bei Facebook und starte um 8 in den Tag. Die Sonne scheint. Und es regnet nicht mehr. Ich wasche mich. Packe meine Sachen zusammen, und frühstücke zwischendurch das letzte Baguette. Zuletzt baue ich das Zelt ab. Da es noch nicht ganz trocken ist, hänge ich es in einen Baum zum trocknen. Die Zeit nutze ich, und sammle Müll. Hier liegt wie überall viel Müll. Unter anderem eine volle Windel, die schon halb eingewachsen ist. Und Scherben. Als das Zelt trocken ist, packe ich es zusammen. Ich überprüfe das Fahrrad. Der ganze Vorbau wackelt. Hier auf der nassen Wiese ist kein geeigneter Ort für eine umfangreiche Reparatur. Gut, dass ich bald in der Großstadt Balikesir bin. Da ist bestimmt eine Fahrrad Werkstatt.
Um12 bin ich startklar. Ich schiebe das Rad von der Wiese. Hier ist es nach dem Regen wirklich sehr feucht. Um 12:10 Uhr bin ich wieder auf der D537. Bis nach Ayvalik sind es noch 140 km. Nach kurzer Zeit komme ich an einer Tankstelle vorbei. Hier mache ich eine längere Pause. Die Mitarbeiter bringen mir Çay. Wir unterhalten uns auf englisch und mit Hilfe meiner Übersetzungs App. Ich frage, ob es hier etwas zu essen gibt. Nein. Es gibt nur Fertigbaguette. Einer der Mitarbeiter kauft im Shop extra für mich eine Packung Kekse. Dann bittet mich sein Kollege in den Aufenthaltsraum. Er lädt mich zum Essen ein. Ich bekomme ein Mitarbeiter Essen. Ich bin mal wieder überwältigt von der Gastfreundschaft der Menschen hier in der Türkei.
Sehr dankbar und glücklich fahre ich gegen 13 Uhr weiter. Jetzt bin ich in Balikesir. Ich ändere meine Komoot Route. Und fahre durch die Stadt.
Und schon nach kurzer Zeit komme ich an einer Fahrrad Werkstatt vorbei. Einer der anwesenden Männer kann sehr gut deutsch. Ich lade den vorderen Gepäckträger ab. Jetzt sehe ich, dass beide Streben abgerissen sind. Ich schiebe das Rad in die Werkstatt. Der Mechaniker guckt es sich an. Die Streben wurden ja in Mollafenari geschweißt. Das beste ist, den Gepäckträger zu erneuern. Außerdem hat das Vorderrad, die Vorderradgabel und der Lenker zu viel Spiel. Es ist gut, dass ich in der Werkstatt bin. Ayhan kümmert sich gleich darum. Zuerst zieht er die Schrauben vom Lenker und der Gabel nach. Dann baut er das Vorderrad aus. Und stellt das Lagerspiel ein. Dann erneuert er den Gepäckträger. Ayhan hat einen Alu Gepäckträger. Der ist allerdings für hinten. Vorne ist ja eigentlich gar kein Gepäckträger vorgesehen. Er biegt aus Flacheisen 2 Halter und befestigt so den Gepäckträger an der Vorderradgabel. Beim montieren merken wir, dass der Bowdenzug von der Vorderradbremse kaputt ist. Ayhan erneuert ihn. Und stellt die Bremse vorne und hinten neu ein. Während der Reparatur unterhalten wir uns auf englisch. Später frage ich ihn noch, was ich machen kann, um platte Reifen zu verhindern. Er empfiehlt Reifen von Schwalbe. Als Sofortlösung füllen wir ein Pannenschutzgel in beide Reifen. Und ich kaufe einen Pannenschutzschlauch in Reserve. Insgesamt bezahle ich nur 700 Lira. (Das sind zum derzeitigen Wechselkurs nur 44,56€) Das ist für diese umfangreiche Reparatur mit neuem Gepäckträger und der Pannenvorbeugung sehr günstig! Ich zahle mit Karte. Anschließend belade ich den vorderen Gepäckträger. Dabei befestige ich die Satteltaschen zu weit vorne. Das merke ich aber erst später beim Fahren. Mittlerweile ist es 19 Uhr. Wir machen noch Fotos. Gegen 19:15 Uhr verabschiede ich mich und fahre weiter. Diese tolle Werkstatt hat mir sehr geholfen!
Ich fahre zunächst zum Öğretmenevi (Lehrer Gästehaus) hier in Balikesir. Das sind nur etwa 2,5 km. Jetzt merke ich, dass der Schwerpunkt zu weit vorne ist. Aber für heute lasse ich die Taschen so. Morgen bei Tageslicht werde ich sie neu befestigen.
Ich komme direkt durch das Stadtzentrum. An einem Geldautomaten versorge ich mich wieder mit Bargeld. In einem kleinem Geschäft kaufe ich einen neuen Kanister Trinkwasser und Milch. Ich komme an vielen Restaurants vorbei. Obwohl ich Hunger habe, fahre ich weiter. Ich brauche erstmal eine Übernachtungsmöglichkeit. Das letzte Stück schiebe ich steil bergauf. Das ist mir schon öfter passiert, wenn ich in Städten zu einem Hostel gefahren bin. Mir fällt ein, dass es in Berat und Gjirokastra so war. Heute schiebe ich den Berg hoch, nur um festzustellen, dass das Lehrerhaus geschlossen ist. Aber davon lasse ich mir nicht den Tag verderben.
Ich folge einfach weiter meiner Route. Irgendwie wird sich schon eine Möglichkeit zum übernachten ergeben. Viel schneller als gedacht, komme ich aus dieser Großstadt wieder heraus. Ich komme auf die D230. An einer Tankstelle mache ich Pause. Hier esse ich eine Kleinigkeit. Eigentlich möchte ich was warmes trinken. Aber der Kaffeeautomat funktioniert nur mit Kreditkarte. Meine normale Bankkarte geht nicht. Also trinke ich Apfelsaft. Dann verlasse ich Balikesir.
Gegen 22 Uhr komme ich direkt am Stadtrand an einigen Bäumen vorbei. Und hier ist auch ein Bach oder kleiner Fluss. Ideal zum zelten. Ich baue das Zelt neben einem umgestürzten Baum auf. Das ist allerdings im Dunkeln bei dem begrenzen Platz und vor der Böschung eine Herausforderung. Um 23:10 Uhr liege ich im Zelt. Ich esse dann noch Müsli. Und trinke meine Zitrone.
Bis ich schlafe, ist es 1 Uhr.
Ich bin heute etwa 13 km gefahren. Bzw. hab das Rad durch die Stad geschoben.
Balikesir. Bicycle repair
Saturday, 11 December
Today I wake up before the alarm clock rings at 5:45 am. First I write my diary. At exactly 7:12 a.m., the call to morning prayer is heard loudly and very clearly from a nearby mosque. It is interesting. The text is always the same. Only sometimes it is very distorted and impossible to understand. Today the Arabic words echo clearly into my tent. At about 7:45 am my diary is up to date. I then briefly check Facebook and start the day at 8. The sun is shining. And it stops raining. I wash myself. I pack up my things and have the last baguette for breakfast. Finally I take down the tent. As it is not quite dry yet, I hang it in a tree to dry. I use the time to collect rubbish. Like everywhere else, there is a lot of rubbish. Among other things, a full nappy, which is already half grown in. And broken glass. When the tent is dry, I pack it up. I check the bicycle. The whole stem is wobbling. Here on the wet meadow is not a suitable place for extensive repairs. Good thing I'll soon be in the big city of Balikesir. There is bound to be a bicycle repair shop there.
At 12 o'clock I am ready to go. I push the bike off the meadow. It is really very wet here after the rain. At 12:10 I am back on the D537. It is still 140 km to Ayvalik. After a short while I pass a petrol station. Here I take a longer break. The staff bring me Çay. We talk in English and with the help of my translation app. I ask if there is anything to eat here. No. There are only ready-made baguettes. One of the staff buys a packet of biscuits in the shop especially for me. Then his colleague invites me into the lounge. He invites me to eat. I get a staff meal. Once again I am overwhelmed by the hospitality of the people here in Turkey.
Very grateful and happy, I drive on at around 1 pm. Now I am in Balikesir. I change my Komoot route. And drive through the town.
And after a short while I pass a bicycle workshop. One of the men there speaks very good German. I unload the front carrier. Now I see that both struts are torn off. I push the bike into the workshop. The mechanic looks at it. The struts were welded in Mollafenari. The best thing to do is to replace the luggage rack. Besides, the front wheel, the front fork and the handlebars have too much play. It's good that I'm in the workshop. Ayhan takes care of it right away. First he tightens the bolts of the handlebar and the fork. Then he removes the front wheel. And adjusts the bearing play. Then he replaces the luggage rack. Ayhan has an aluminium luggage rack. But it's for the rear. There is actually no luggage carrier in the front. He bends 2 holders out of flat iron and attaches the carrier to the front fork. While mounting it we notice that the Bowden cable of the front brake is broken. Ayhan replaces it. And readjusts the front and rear brakes. During the repair we talk in English. Later I ask him what I can do to prevent flat tyres. He recommends Schwalbe tyres. As an immediate solution, we fill both tyres with puncture protection gel. And I buy a puncture protection tube in reserve. In total I pay only 700 Lira. (At the current exchange rate, that's only 44.56€) That's very cheap for this extensive repair with a new luggage carrier and puncture prevention! I pay by card. Then I load the front carrier. I put the saddlebags too far forward. I only notice this later when I am riding. In the meantime it is 7 pm. We take some photos. At about 7:15 pm I say goodbye and ride on. This great workshop has helped me a lot!
I first drive to the Öğretmenevi (teachers' guesthouse) here in Balikesir. That's only about 2.5 km. Now I notice that the centre of gravity is too far forward. But for today I'll leave the bags like this. Tomorrow in daylight I will reattach them.
I pass straight through the city centre. At an ATM I supply myself with cash again. In a small shop I buy a new canister of drinking water and milk. I pass many restaurants. Although I am hungry, I continue. I need a place to stay for the night. The last stretch I push steeply uphill. This has happened to me many times before, when I rode to a hostel in towns. I remember that it was like this in Berat and Gjirokastra. Today I push up the hill only to find that the teacher's house is closed. But I don't let that spoil my day.
I just keep following my route. Somehow I will find a place to spend the night. I get out of this big city much quicker than I thought. I get onto the D230. I take a break at a petrol station. Here I eat a snack. Actually I want to drink something warm. But the coffee machine only works with a credit card. My normal bank card doesn't work. So I drink apple juice. Then I leave Balikesir.
Around 10pm I pass some trees right on the outskirts of town. And here is also a stream or small river. Ideal for camping. I pitch the tent next to a fallen tree. But in the dark, with the limited space and in front of the embankment, this is a challenge. At 11:10 pm I lie down in the tent. I eat some muesli. And drink my lemon.
By the time I sleep, it is 1am.
I have cycled about 13 km today. Or rather, I pushed the bike through town.