Mittwoch, 24. November
Um 6 klingelt der Wecker. Wie immer schreibe ich erstmal Tagebuch. Da gestern nicht viel passiert ist, bin ich schon um 7:20 Uhr damit fertig. Ich stelle mir den Wecker und schlafe noch weiter. Um 8:15 Uhr klingelt der Wecker. Ich wasche mich am Waschbecken. Ahmet geht zum Café. Er bringt mir ein Simit mit. Als er wieder kommt, essen wir Simit zum Frühstück.
Heute möchte ich weiter fahren. Aber meine Wäsche ist noch nicht trocken. Ich hänge sie zum trocknen an den Ofen. Während die Wäsche trocknet, packe ich meine Sachen. Und rolle so nach und nach zusammen, was trocken ist. Etwa um 13 Uhr bin ich startklar. Wir essen dann noch Rührei. Ich wasche das Geschirr ab. Um 13:45 Uhr schiebe ich mein Fahrrad raus. Wir verabschieden uns. Ahmet ist ein toller Mensch. Er hat mir sehr geholfen.
Gegen 14 Uhr fahr ich weiter. In Richtung Çanakkale.
Ich bin jetzt in einem Olivenanbaugebiet. Hier sind viele Olivenbäume. Und es geht steil bergab. Ich genieße die wunderschöne Aussicht auf die umliegende Landschaft. Um 14:25 Uhr erreiche ich die Stadt Orhangazi in der Provinz Bursa. Orhangazi hat 80.000 Einwohner. Es dauert aber noch eine Weile bis ich im Stadtzentrum bin. Die Straße hat hier viele Schlaglöcher. Die teilweise groß und tief sind. In einem Schlagloch rutscht einer Wasserkanister raus. Der Griff reißt ab. Aber das ist nicht schlimm. Ist mir in Bulgarien ja auch schon passiert. Ich repariere es mit Schlüsselringen und Zeltschnur. Nach 10 Minuten fahre ich weiter.
Gegen 15 Uhr komme ich an einem großem Restaurant vorbei. Ich bestelle Köfte. Und bin positiv überrascht, wie unterschiedlich die Preise dafür sind. Für die sehr reichhaltige Portion Köfte mit Salat, viel Brot und Ayran bezahle ich nur 20 Lira. Und ich bekomme noch einen gratis Çay dazu.
Ich sitze lange in dem Restaurant. Und denke beim Essen nach.
Davon, dass zur Zeit in der Türkei alles viel teurer wird, merke ich zumindest hier nichts. Das der türkische Lira in den letzten Monaten immer mehr an Wert verliert, und alles teurer wird, bekomme ich im Gespräch mit den Menschen mit. Ich kann das noch nicht beurteilen. Aus meiner Sicht ist es hier in der Türkei sehr günstig. Ich weiß aber, dass Menschen die hier leben, und arbeiten nur sehr wenig verdienen. Deshalb wollen viele nach Deutschland. In Deutschland ist das monatliche Gehalt höher. Aber die Menschen sehen nur, dass viel mehr Lohn bezahlt wird. Sie sehen nicht, dass die Lebenshaltungskosten auch viel höher sind. Deutschland ist nicht das Schlaraffenland von dem die Menschen hier träumen. Klar, wenn man Geld hat, kann man gut leben. Ohne Geld nicht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt in Deutschland unterhalb vom Existenzminimum zu leben. Mit meiner Mini Rente ist das ohne die Unterstützung von Freunden nicht möglich. Hier in der Türkei entspricht meine Rente in etwa dem was ein normaler Arbeiter verdient. Ich komme damit aus. Aber auch nur, weil ich keine Festkosten habe. Weil ich außer Lebensmittel und gelegentliche Übernachtungen fast nichts mit Geld bezahle. Und weil ich immer wieder eingeladen werde. Ein normaler Arbeiter, der davon Miete, Strom usw. bezahlen muss, hat es sehr schwer. Genau wie ein normaler Arbeiter in Deutschland. Ich bin heilfroh, dass ich mich von diesem normalen Leben befreit habe.
Gegen 16 Uhr verlasse ich das Restaurant. Ich schiebe das Rad durch die Stadt. Immer wieder werde ich angesprochen. Komme ins Gespräch. Und lerne tolle Menschen kennen.
Ich will endlich mal einen Teil meiner Postkarten verschicken, die ich schon länger im Rucksack habe. Google nach einer Poststelle. Und gehe nach Navi dorthin. Als ich um 17:10 Uhr bei der Post ankomme, hat die schon seit 10 Minuten geschlossen. Obwohl bei Google steht, dass die bis 17:30 Uhr auf hat. Aber das ist dann so. Ich schiebe das Rad weiter durch die Stadt. In Richtung einer Fahrrad Werkstatt. Ich will mir wieder Ersatzschläuche kaufen. Und ich gucke nach einem Geschäft, wo ich eine Sofadecke bekomme. Mittlerweile wird es ja auch immer später und bald dunkel.
Bei einem Obstgeschäft mache ich eine längere Teepause. Wir unterhalten uns mit dem Google Übersetzer. Er empfiehlt mir ein Hostel in der Nähe. Ich gehe nach Navi dorthin. Finde aber an der Adresse kein Hostel. Dann komme ich zufällig an einer Fahrrad Werkstatt vorbei. Ich frage die Männer vor dem Laden nach Schläuchen. Und bekomme 2 mit langem Ventil für zusammen 100 Lira. Dann kommen wir beim Çay ins Gespräch. Auf englisch und wieder mit Hilfe vom Google Übersetzer. Ich frage nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Sie empfehlen mir auch eine günstige Pension in der Nähe. Einer der Männer ruft dort an. Die Nacht kostet nur 100 Lira. Ich verabschiede mich und schiebe mein Fahrrad in Richtung von der Pension. Kurz davor werde ich erneut angesprochen.
Özcan spricht sehr gut deutsch. Er hat lange in Deutschland gelebt. Wir setzen uns beim Çay vor eine Teestube und unterhalten uns lange. Unter anderem gibt er mir den Tipp, dass ich den direkten Weg nach Ayvalik nehmen könnte. Nicht über Çanakkale. So spare ich etwa 160 km. Ich ändere meine Komoot Route. Und tatsächlich! Jetzt sind es nur noch 325 km bis nach Ayvalik. Das sollte ich bis Weihnachten schaffen. Ich will zwar eigentlich noch zu der historischen Stätte Troja. Aber da kann ich später immer noch hin.
Und Özcan hilft mir mit der Pension. Wir gehen da zusammen hin. Als wir dort ankommen, stellt sich heraus, dass es ein Hotel ist. Und die Nacht kostet 200 Lira. Das kann ich mir nicht leisten. Der Mitarbeiter an der Rezeption sagt, dass es noch eine Pension mit dem gleichen Namen gibt. Er ruft dort an. Und die Nacht kostet nur 80 Lira. Das ist sehr günstig! Özcan begleitet mich dorthin. Ich checke ein und bezahle. Mein Fahrrad kann ich in den Flur stellen. Dann verabschiede ich mich von Özcan. Und beziehe mein Zimmer im 4. Stock.
Es ist einfach eingerichtetes Doppelzimmer. Das Bad ist ein Gemeinschaftsbad auf dem Flur. Mittlerweile ist es 21:30 Uhr. Den Rest des Abends verbringe ich im Zimmer. Ich surfe noch lange im Internet. Dabei trinke ich meine Zitrone. Bis ich schlafe ist es weit nach Mitternacht.
Ich bin heute 13 km gefahren. Bzw. hab das Rad durch die Stadt geschoben.
Farewell to Ahmet. Orhangazi. Conversations. In a boarding house.
Wednesday, 24 November
The alarm clock rings at 6. As usual, I start writing my diary. Since nothing much happened yesterday, I'm already done with it at 7:20. I set the alarm and sleep some more. At 8:15 the alarm clock rings. I wash at the sink. Ahmet goes to the café and brings me a Simit. When he comes back, we eat Simit for breakfast.
Today I want to go on. But my laundry is not dry yet. I hang them on the oven to dry. While the laundry is drying, I pack my things. And gradually roll up what is dry. At about 1 pm I am ready to go. We eat scrambled eggs. I wash the dishes. At 13:45 I push my bike out. We say goodbye. Ahmet is a great person. He helped me a lot.
Around 2 pm I ride on. In the direction of Çanakkale.
I am now in an olive-growing area. There are many olive trees here. And it is steeply downhill. I enjoy the beautiful view of the surrounding landscape. At 14:25 I reach the town of Orhangazi in the province of Bursa. Orhangazi has 80,000 inhabitants. But it takes a while until I reach the city centre. The road here has many potholes. Some of them are big and deep. In one pothole, a water canister slips out. The handle tears off. But that's not too bad. It already happened to me in Bulgaria. I repair it with key rings and tent string. After 10 minutes I drive on.
Around 3 pm I pass a big restaurant. I order köfte. And I am pleasantly surprised at how different the prices are. I pay only 20 Lira for the very rich portion of Köfte with salad, lots of bread and Ayran. And I also get a free Çay.
I sit in the restaurant for a long time. And think while I eat.
At least here I don't notice that everything is getting much more expensive in Turkey at the moment. The fact that the Turkish lira has been losing value over the last few months, and that everything is getting more expensive, is something I notice when I talk to the people. I can't judge that yet. From my point of view, it is very cheap here in Turkey. But I know that people who live and work here earn very little. That's why many want to go to Germany. In Germany, the monthly salary is higher. But people only see that much more salary is paid. They don't see that the cost of living is also much higher. Germany is not the land of milk and honey that people dream of here. Sure, if you have money, you can live well. Without money you can't. I know from my own experience what it means to live below the subsistence level in Germany. With my mini pension, it is not possible without the support of friends. Here in Turkey, my pension is about what a normal worker earns. I get by on that. But that's only because I don't have any fixed costs. Because apart from food and the occasional overnight stay, I pay for almost nothing with money. And because I'm always invited back. A normal worker who has to pay rent, electricity, etc. from that has a very hard time. Just like a normal worker in Germany. I am so happy that I have freed myself from this normal life.
Around 4 pm I leave the restaurant. I push the bike through the city. Again and again I am approached. I get into conversation. And I meet great people.
I finally want to send some of the postcards I've had in my backpack for a while. I Google for a post office. And go there according to the navigation system. When I arrive at the post office at 17:10, it has been closed for 10 minutes. Although Google says that it is open until 17:30. But that's the way it is. I push the bike further through the city. Towards a bicycle workshop. I want to buy replacement inner tubes again. And I look for a shop where I can get a sofa blanket. By now it's getting later and later and soon dark.
I take a long tea break at a fruit shop. We talk to the Google translator. He recommends a hostel nearby. I go there according to the sat nav. But I find no hostel at the address. Then I happen to pass a bicycle repair shop. I ask the men in front of the shop for inner tubes. And get 2 with a long valve for 100 Lira together. Then we start talking at the Çay. In English and again with the help of the Google translator. I ask for a place to stay. They also recommend a cheap guesthouse nearby. One of the men calls there. The night costs only 100 Lira. I say goodbye and push my bike towards the guesthouse. Shortly before I reach the pension, I am approached again.
Özcan speaks very good German. He has lived in Germany for a long time. We sit down in front of a tea shop at Çay and talk for a long time. Among other things, he gives me the tip that I could take the direct route to Ayvalik. Not via Çanakkale. That way I save about 160 km. I change my Komoot route. And indeed! Now it's only 325 km to Ayvalik. I should be able to do that by Christmas. Actually, I still want to visit the historical site of Troy. But I can always go there later.
And Özcan will help me with the pension. We go there together. When we get there, it turns out to be a hotel. And the night costs 200 Lira. I can't afford that. The receptionist says that there is another boarding house with the same name. He calls there. And the night only costs 80 lira. That is very cheap! Özcan accompanies me there. I check in and pay. I can put my bike in the hallway. Then I say goodbye to Özcan. And move into my room on the 4th floor.
It is a simply furnished double room. The bathroom is a shared bathroom in the corridor. By now it is 9:30 pm. I spend the rest of the evening in my room. I surf the Internet for a long time. While doing so, I drink my lemon. By the time I sleep, it is well past midnight.
I have cycled almost 13 km today. Or rather, I pushed the bike through the city.