Donnerstag, 09. September
Nachts regnet es etwas. Um 7 klingelt der Wecker. Ich wasche mich und schneide meinen Bart mit der Nagelschere. Dann packe ich meine Sachen zusammen und baue das Zelt ab. Um 10 bin ich startklar.
Ich schiebe das Rad zunächst zum Firmengelände. Aus dem Automaten hole ich mir einen Kaffee. Um 10:20 Uhr fahre ich weiter.
Ich folge auf meiner Komoot Route der 197. Nach kurzer Zeit komme ich an einer Stelle vorbei wo Steinplatten auf Paletten gestapelt sind. Hier mache ich Frühstückspause. Ich esse Müsli mit gedörrten Feigen, die Sara mir mitgegeben hatte. Nach dem Frühstück sammle ich den Müll in der näheren Umgebung auf. Dann will ich Tagebuch schreiben. Aber kaum hab ich mein Tablet ausgepackt, fängt es an zu regnen. Ich packe es wieder ein. Und decke die BW Plane über das vordere Gepäck.
Im leichten Regen schiebe ich das Rad weiter. Es geht jetzt leicht bergauf. Der Regen lässt aber bald wieder nach.
Um 12:45 Uhr komme ich zu einem Tor. ich kann die Inschrift nicht lesen, und überlege was das für ein Tor ist. Auch Google hilft mir nicht weiter. In Google Maps ist hier kein besonderer Ort verzeichnet. Und die Foto Suche zeigt keine passenden Ergebnisse. Ich frage meine Facebook Freunde. John übersetzt die Inschrift. Es ist der Eingang zu einem Waldpark. Nach einer Weile fahre ich ein Stück weiter.
Dann setze ich mich an den Straßenrand. Und schreibe Tagebuch. Hochladen kann ich den Bericht noch nicht. Um 15:45 Uhr fahre ich wieder ein Stück weiter. Nach kurzer Zeit komme ich an einem Rastplatz mit Schutzhütte vorbei. Hier ist ein Müllbehälter aus Beton. Jetzt kann ich den Müll entsorgen. Und ich sammle auch gleich noch weiteren Müll in der näheren Umgebung auf. Um 16:20 Uhr fahre ich weiter. Es geht wieder bergauf. Ich schiebe. Jetzt bin ich durch einen kilometerlangen Steinbruch. Am Straßenrand stehen Paletten mit Bruchplatten. An mehreren Stellen liegen Steinblöcke. Aus denen Arbeiter die Platten hämmern und auf Paletten stapeln.Ich muss an mein Haus in Liebenau denken. Hier hatte ich vor etwa 10 Jahren auf der Terrasse solche Bruchplatten verlegt. Die haben wir damals teuer im Baumarkt gekauft. Genau solche Platten stehen hier. Sehr wahrscheinlich für Baumärkte in Deutschland. Ich war damals richtig stolz auf unsere schöne überdachte Terrasse. Mit den Bruchplatten und der Mauer aus Feldsteinen. Zumindest die Mauer hat der Käufer abgerissen…der Gedanke daran macht mich traurig….ich hab so viel Lebenszeit, Energie und Geld in dieses Haus gesteckt. Es dann mit viel Verlust verkauft. Und der Käufer hat fast alles was ich in jahrelanger Arbeit aufgebaut habe rausgerissen. Jetzt, Jahre später, weiß ich, das es die richtige Entscheidung war, das Haus zu verkaufen. Mit der Verantwortung und den Kosten für so ein Grundstück wäre diese Reise nicht möglich gewesen. Ich habe mich von fast meinem gesamten Besitz getrennt. Das ist ein entscheidender Teil meiner Freiheit. Nachdenklich schiebe ich das Fahrrad an den Steinhaufen und Paletten vorbei. Doch schon bald verfliegt die Traurigkeit. Mir ist bewusst, dass ich mit Fahrrad nach Bulgarien gefahren bin. Und ich weiß, dass ich mir jetzt gerade meinen Lebenstraum erfülle. Ich sehe und erlebe die Welt. Das ist so viel mehr wert, als ein Haus in Deutschland zu besitzen.
Kilometerweit schiebe ich bergauf. Um 17 Uhr bekomme ich Hunger. Ich halte am Straßenrand an. Und esse Brot mit Wurst. Den restlichen Käse hebe ich mir für später auf. Will mir dann Nudeln kochen. Nach dem Essen sammle ich den Müll auf, der hier rumliegt. Und nehme ihn mit. Dann schiebe ich weiter.
Um 17:45 Uhr erreiche ich den Ort Dolno Dryanovo. Hier komme ich an einer Wasserstelle vorbei. Ich fülle meine Wasservorräte auf und entsorge den Müll. Auch in diesem Ort werden Plastikverschlüsse in einem großen Sammelbehälter in Herzform gesammelt. Diese Herzen sind mir gestern schon in Goze Deltschew aufgefallen. Mit den Deckeln die recycelt werden, werden Krankenhäuser unterstützt. Auch hier werde ich von Menschen angesprochen. Besonders die Länderflaggen fallen auf. Ich mache noch eine kurze Pause in einem Café. Und kaufe mir ein belegtes Brötchen.
Etwa um 18:30 Uhr verlasse ich den Ort. Eigentlich will ich mir heute früher einen Platz zum Zelten suchen. Aber das ist doch schwieriger als gedacht. Die Landschaft verändert sich. Ich komme durch ein Waldgebiet. Auf einer Seite der Straße sind Felsen. Auf der anderen Wald. Oder es geht steil bergab. Und überall werden Felsen abgetragen. Und zu Bruchplatten verarbeitet. Hier ist kilometerweit keine Möglichkeit zu zelten. Ich schiebe das Rad immer weiter. Langsam wird es dunkel.
Etwa um 20 Uhr stehen an einem der vielen Plätze wo die Steine verarbeitet werden, einige Arbeiter neben ihren Autos. Sie sprechen mich an. Mit einer Mischung zwischen englisch und deutsch klappt die Verständigung. Ich sage, dass ich einen Platz zum Zelten suche. Einer der Männer telefoniert. Er gibt mir das Handy. Der Mann am Telefon spricht deutsch. Er fragt mich ob ich Strom und Wasser brauche. Ich sage nein. Ich brauche nur einen Platz für mein Zelt. Das geht klar. Er spricht wieder auf bulgarisch mit dem Mann neben mir. Dann gibt der mir ein Zeichen, dass ich mitkommen soll. Direkt hinter den Steinhaufen und Paletten ist eine Wiese. Die ist mit einer Schnur abgegrenzt. Der Mann zeigt darauf. Hier kann ich zelten. Und auf dem Feld daneben ist Paprika. Davon kann ich essen. Er pflückt mir eine. Die ist knackig und natürlich. Die Männer verabschieden sich und wünschen mir eine gute Nacht. Ich lege mein Fahrrad auf die Wiese und baue das Zelt auf. Etwa um 21:15 Uhr liege ich darin. Nudel koche ich heute doch nicht mehr. Ich chatte noch mit Freunden. Trinke meine Zitrone.
Ab etwa 23:30 Uhr schlafe ich.
Ich habe wieder finanzielle Unterstützung von einem Freund erhalten. Damit ist der Jahresbeitrag für meine Homepage gesichert.
Ich habe heute etwa 15 km zurück gelegt. Davon hab ich etwa 10 km bergauf geschoben.
Uphill through the quarry
Thursday, 09 September
At night it rains a little. At 7 the alarm clock rings. I wash and trim my beard with the nail scissors. Then I pack up my things and take down the tent. At 10 I am ready to go.
First I push the bike to the company premises. I get a coffee from the vending machine. At 10:20 I ride on.
After a short while I pass a place where stone slabs are stacked on pallets. Here I take a breakfast break. I eat muesli with dried figs that Sara had given me. After breakfast I pick up the rubbish in the vicinity. Then I want to write my diary. But no sooner have I unpacked my tablet than it starts to rain. I pack it away again. And cover the BW tarpaulin over the front luggage.
I push the bike along in the light rain. It is now slightly uphill. But the rain soon lets up again.
At 12:45 I come to a gate. I can't read the inscription and wonder what kind of gate it is. Google doesn't help me either. Google Maps doesn't list any particular place here. And the photo search doesn't show any suitable results. I ask my Facebook friends. John translates the inscription. It is the entrance to a forest park. After a while I drive a bit further.
Then I sit down at the side of the road. And write a diary. I can't upload the report yet. At 15:45 I drive a bit further again. After a short while I pass a rest area with a shelter. There is a concrete rubbish bin here. Now I can dispose of the rubbish. And I also pick up more rubbish in the immediate vicinity. At 16:20 I continue on my way. It's uphill again. I push. Now I'm through a kilometre-long quarry. At the side of the road are pallets with broken slabs. Blocks of stone lie in several places. Workers are hammering the slabs out of them and stacking them on pallets.I have to think of my house in Liebenau. About 10 years ago, I had laid such slabs on the terrace. We bought them expensively at the DIY store. Exactly such slabs are here. Very likely for DIY stores in Germany. I was really proud of our beautiful covered terrace back then. With the quarry slabs and the wall made of field stones. At least the wall was torn down by the buyer...the thought of it makes me sad....I put so much life time, energy and money into this house. Then sold it at a great loss. And the buyer ripped out almost everything I had built up over years of work. Now, years later, I know it was the right decision to sell the house. With the responsibility and cost of such a property, this journey would not have been possible. I have parted with almost all my possessions. That is a crucial part of my freedom. Thoughtfully, I push the bicycle past the piles of stones and pallets. But soon the sadness fades. I realise that I cycled to Bulgaria. And I know that I am now fulfilling my life's dream. I am seeing and experiencing the world. That is worth so much more than owning a house in Germany.
For kilometres I push uphill. At 5 pm I get hungry. I stop at the side of the road. And eat bread with sausage. I save the rest of the cheese for later. Then I want to cook myself some noodles. After dinner, I pick up the rubbish lying around. And take it with me. Then I push on.
At 17:45 I reach the village of Dolno Dryanovo. Here I pass a watering hole. I fill up my water supply and dispose of the rubbish. In this village, too, plastic caps are collected in a large collection container in the shape of a heart. I noticed these hearts yesterday in Goze Delchev. The lids that are recycled are used to support hospitals. Here, too, I am approached by people. The country flags are particularly striking. I take a short break in a café. And buy myself a sandwich.
At about 18:30 I leave the town. Actually, I want to find a place to camp earlier today. But that is more difficult than I thought. The landscape changes. I pass through a forest area. On one side of the road are rocks. On the other, forest. Or it goes steeply downhill. And everywhere, rocks are being removed. And turned into broken slabs. There is no possibility of camping here for kilometres. I push the bike further and further. Slowly it gets dark.
Around 8 pm, at one of the many places where the stones are processed, some workers are standing next to their cars. They speak to me. With a mixture of English and German, we manage to communicate. I tell them that I am looking for a place to camp. One of the men is on the phone. He hands me the mobile phone. The man on the phone speaks German. He asks me if I need electricity and water. I say no. I just need a place for my tent. That's fine. He speaks again in Bulgarian with the man next to me. Then he gives me a sign to come with him. Directly behind the piles of stones and pallets is a meadow. It is marked off with a string. The man points to it. I can camp here. And there are peppers in the field next to it. I can eat from that. He picks one for me. It's crunchy and natural. The men say goodbye and wish me a good night. I put my bike on the meadow and put up the tent. At about 9.15 pm I lie down in it. I don't cook noodles today after all. I chat with friends. Drink my lemon.
From about 23:30 I sleep.
I have received financial support from a friend again. This secures the annual fee for my homepage.
I have covered about 15 km today. Of that, I pushed about 10 km uphill.