Freitag, 30. Juli
Heute wache ich um 7:15 Uhr auf. Hier in der Natur bin ich ganz alleine. Allerdings höre ich die Autos auf der Straße vorbei fahren. Und durch die Büsche sehe ich sie. Ich wasche mich und packe die Sachen zusammen. Baue das Zelt ab. Belade mein Fahrrad. Zusätzlich zum normalen Gepäck hab ich ja noch die beiden Müllsäcke von gestern.
Um 9:30 Uhr schiebe ich das Rad querfeldein zur Straße. Dann bin ich wieder auf meiner Komoot Route. Bis zur Grenze sind es noch knapp 50 km. Zunächst schiebe ich das Rad noch etwa 1 km bergauf. Dann wird es flach. Jetzt kann ich fahren. Und komme wieder gut voran. In der 1. großen Mülltonne, an der ich vorbeikomme, entsorge ich die beiden Müllsäcke.
Um 11:40 Uhr erreiche ich die recht große Stadt Strumica. Ich bleibe aber auf meiner Route. Und fahre eigentlich nur durch Randgebiete der Stadt. Auch heute ist es wieder sehr heiß. Mittags mache ich am Straßenrand im Schatten Pause. Esse Müsli. Möchte aber trotz der Hitze zügig weiter fahren. Weil ich heute noch über die Grenze kommen will. Als ich grad dabei bin, mein Geschirr abzuspülen, hält ein LKW neben mir. Der Fahrer steigt aus. Geht nach hinten. Öffnet die Laderaumtür. Und kommt dann mit einem Plastikbeutel zu mir. Den gibt er mir. Es sind frische Gurken. Ich bin positiv überrascht. Er sagt noch etwas auf mazedonisch. Und fährt dann weiter. Also kann ich jetzt jede Menge leckere und knackfrische Gurken essen. Natürlich sammle ich auch hier den Müll ein.
Gegen 13 Uhr fahre ich weiter. Und verlasse Strumica. Die Hitze ist extrem. Ich bin nach kurzer Zeit völlig durchgeschwitzt. In einer Bushaltestelle mache ich Pause im Schatten. Aber heute nur kurz. Dann fahr ich wieder ein Stück weiter. Ich komme an einer ausgeschilderten Trinkwasserstelle vorbei. Hier fülle ich meine Wasservorräte mit dem kalten, klaren Wasser auf. Und wasche mich. Etwa 30 Minuten später komme ich zu einer Tankstelle. Hier möchte ich etwas trinken. Und ich brauche ja noch eine Flagge von Nordmazedonien. Kaum angekommen, spricht mich ein Mann auf englisch an. Er möchte mich einladen. Wir unterhalten uns kurz. Ihm gehört diese Tankstelle. Ich frage ihn, ob er eine Flagge für mein Fahrrad hat. Er schickt seinen Sohn los. Der kommt nach kurzer Zeit zurück. Mit einer Mazedonien Flagge. Die schenkt er mir. Ich befestige sie gleich an meinem Fahrrad. Über der großen Fahne. Und fahr dann weiter. Nach einigen Kilometern geht es wieder bergauf. Ich schiebe das Rad die Steigung hoch.
Dann hält ein alter Trecker mit Anhänger neben mir. Der Fahrer bietet mir an, dass er mich ein Stück bergauf ziehen kann. Also halte ich mich mit einer Hand am Anhänger fest. Und er zieht mich. Da ich aber mit einer Hand das Fahrrad unter Kontrolle halten muss, ist es sehr anstrengend. Besonders bei der Hitze! Und es geht auch nur langsam voran. Nach eine Weile halten wir an. Der Herr ist sehr freundlich. Und spricht gut deutsch. Er findet es toll,, dass ich von Deutschland mit dem Fahrrad hierher gefahren bin. Und besonders gut findet er die Flagge von seinem Heimatland an meinem Fahrrad. Er möchte mir helfen. Und bietet an, dass er mich über den Hügel bis ins nächste Dorf bringt. Also packen wir gemeinsam mein schweres Fahrrad auf den Anhänger. Und den Rucksack dazu. Ich kann auf dem Trecker mitfahren. Da der aber keinen 2. Sitz hat, muss ich stehen. Das ist kein Problem. Ich kann mich an der Schirmstange festhalten. Er fährt mich etwa 10 km weit. Zwischendurch machen wir an einer Trinkwasserstelle eine kurze Pause. Kurz vor der Ortschaft Smolari hält er an. Wir laden das Fahrrad ab. Und verabschieden uns. Er fährt wieder zurück.
Ich fahre jetzt auf ebener Strecke weiter. Auf dem letzten Stück in Nordmazedonien komme ich sehr gut voran. Am eigentlichen Grenzort Novo Selo fahr ich nur vorbei. In Novo Konjarevo, dem letzten kleinen Ort vor der Grenze, kaufe ich von meinem letzten mazedonischen Bargeld Getränke.
Um 17:45 Uhr erreiche ich den Grenzübergang Novo Selo. Die Ausreise aus Nordmazedonien ist unkompliziert. Wie immer in dieser Region ist die Grenzstation der bulgarischen Grenze ein Stück entfernt. Hier reise ich zum (vorraussichtich) letzten Mal auf dieser Reise wieder in die EU ein. Der Grenzbeamte verlangt zunächst meinen Pass. Dann fragt er nach der Impfbescheinigung oder dem Covid Test. Da ich beides nicht habe, sagt er, dass ich zum nächsten Häuschen zur Ärztin gehen soll. Die macht den Test. Ich geh rüber. Die Ärztin fragt, wo ich hinwill. Ich sage nur Türkei. Sie fragt Transit? Ich sag nur „Yes" Sie schickt mich zurück zum 1. Häuschen. Ich sage dort „Transit is possible without test“ Der Grenzbeamte nickt nur. Und macht einen Stempel in meinen Pass. Damit kann ich meine Reise fortsetzen. Ich bin in Bulgarien.
Um 18 Uhr fahre ich in das 9. Land meiner Reise. An dieser Grenze sehe ich kein offizielles Länderschild. Die Straße geht einfach weiter. Sie führt mich durch eine wunderschöne Wald- und Wiesenlandschaft. Häuser oder Ortschaften sehe ich zunächst nicht. Im Hintergrund sind nur Berge. Ich fahre noch ein Stück weiter.
Aber die Luft ist raus. Ich bin erschöpft. Und auch überwältigt. Ich verschiebe die ersten Eindrücke in diesem Land auf morgen. Bei der ersten Gelegenheit schiebe ich das Rad von der Straße runter auf einen Feldweg. In der Nähe von einer Obstplantage ist eine geeignete Stelle zum Zelten. Und hier ist auch ein Fluss. Wie ich später sehe, ist es die Strumica, die hier in Bulgarien Strumeschniza heißt. Unter einem großen Baum baue ich das Zelt auf. Schreibe dann noch einen kurzen fb Post. Das Internet funktioniert hier noch mit meiner albanischen Simkarte. Allerdings ist die Verbindung langsam.
Heute schlafe ich recht früh.
Ich bin heute etwa 50 km gefahren. Davon hab ich das Rad etwa 1 km bergauf geschoben. Und wurde etwa 10 km mit dem Trecker mitgenommen.
Mit der Einreise in Bulgarien habe ich das erste Mal auf dieser Reise eine Zeitzone durchquert. In Bulgarien gilt die EEST (Osteuropäische Sommerzeit). Es ist es eine später als in Deutschland (Mitteleuropäische Normalzeit). In Zukunft werde ich für alle Zeitangaben die jeweilige Ortszeit verwenden.
I am in Bulgaria
Friday, 30 July
Today I wake up at 7:15 am. Here in nature I am all alone. However, I hear the cars driving by on the road. And through the bushes I see them. I wash and pack up. Take down the tent. I load my bike. In addition to the normal luggage, I still have the two rubbish bags from yesterday.
At 9:30 I push the bike across country to the road. Then I am back on my Komoot route. It's still about 50 km to the border. First I push the bike uphill for about 1 km. Then it becomes flat. Now I can ride. And I make good progress again. I dispose of the two rubbish bags in the first large rubbish bin I pass.
At 11:40 a.m. I reach the rather large town of Strumica. But I stay on my route. And actually only drive through the outskirts of the city. It is very hot again today. At lunchtime I take a break on the side of the road in the shade. I eat muesli. But I want to continue quickly despite the heat. Because I want to get across the border today. As I am about to wash my dishes, a truck pulls up next to me. The driver gets out. Goes to the back. Opens the loading door. And then comes to me with a plastic bag. He hands it to me. It is fresh cucumbers. I am pleasantly surprised. He says something else in Macedonian. And then he drives on. So now I can eat lots of delicious and crispy fresh cucumbers. Of course, I also collect the rubbish here.
Around 1 pm I drive on. And leave Strumica. The heat is extreme. After a short time I am completely drenched in sweat. I take a break in the shade at a bus stop. But only briefly today. Then I drive a little further. I pass a signposted drinking water station. Here I fill up my water supply with the cold, clear water. And wash myself. About 30 minutes later I come to a petrol station. Here I want to drink something. And I still need a flag of North Macedonia. As soon as I arrive, a man speaks to me in English. He wants to invite me in. We chat briefly. He owns this petrol station. I ask him if he has a flag for my bicycle. He sends his son out. He comes back after a short while. With a Macedonian flag. He gives it to me. I put it on my bicycle right away. Above the big flag. And then I ride on. After a few kilometres, the road climbs again. I push the bike up the slope.
Then an old tractor with a trailer stops next to me. The driver offers to pull me uphill a bit. So I hold on to the trailer with one hand. And he pulls me. But since I have to keep the bike under control with one hand, it is very exhausting. Especially in this heat! And the progress is slow. After a while we stop. The gentleman is very friendly. And speaks good German. He thinks it's great that I cycled here from Germany. And he especially likes the flag of his home country on my bicycle. He wants to help me. He offers to take me over the hill to the next village. So together we pack my heavy bike onto the trailer. And the backpack with it. I can ride on the tractor. But since it doesn't have a second seat, I have to stand. That's no problem. I can hold on to the umbrella pole. He drives me about 10 km. In between we take a short break at a drinking water point. Shortly before the village of Smolari he stops. We unload the bike. And say goodbye. He rides back again.
I continue on the flat road. I make good progress on the last stretch in northern Macedonia. I just pass the actual border town of Novo Selo. In Novo Konjarevo, the last small town before the border, I buy drinks with my last Macedonian cash.
At 17:45 I reach the Novo Selo border crossing. The exit from northern Macedonia is uncomplicated. As always in this region, the border station of the Bulgarian border is a bit away. Here I re-enter the EU for the (probably) last time on this trip. The border official first asks for my passport. Then he asks for the vaccination certificate or the Covid test. As I don't have either, he tells me to go to the next house to the doctor. She does the test. I go over there. The doctor asks where I want to go. I just say Turkey. She asks transit? I just say "Yes" She sends me back to the first house. I say "Transit is possible without test". The border guard just nods. And stamps my passport. With this I can continue my journey. I am in Bulgaria.
At 6 pm I enter the 9th country of my journey. At this border I see no official country sign. The road just goes on. It leads me through a beautiful landscape of forests and meadows. I don't see any houses or towns at first. There are only mountains in the background. I drive a little further.
But the air is out. I am exhausted. And also overwhelmed. I postpone my first impressions of this country until tomorrow. At the first opportunity, I push the bike off the road onto a dirt track. Near an orchard is a suitable place to camp. And there is also a river here. I see later that it is the Strumica, which is called Strumeschniza here in Bulgaria. I pitch the tent under a large tree. Then I write a short fb post. The internet still works here with my Albanian sim card. However, the connection is slow.
Today I sleep quite early.
I rode about 50 km today. Of that I pushed the bike about 1 km uphill. And got a lift on the tractor for about 10 km.
When I entered Bulgaria, I crossed a time zone for the first time on this trip. Bulgaria is on EEST (Eastern European Summer Time). It is one later than in Germany (Central European Standard Time). In future, I will use the respective local time for all time information.