Donnerstag, 01. Juli
Mit dem heutigen Monatsanfang wird mir immer mehr bewusst, dass meine Zeit hier in Albanien abläuft. Am 24.7. muss ich das Land verlassen. Als normaler Tourist darf ich ja nur 90 Tage hier bleiben. Natürlich behalte ich mein Ziel Hiroshima im Blick. Aber dieses herrliche und freie Land fasziniert mich. Ich möchte gerne noch etwas länger hier bleiben. Und vor allem möchte ich Dona und Benny auf diesem tollen Campingplatz helfen. Unser eigentliches Projekt (die Beschaffung und Einrichtung einer mobilen Küche) verzögert sich immer wieder. Wir sind immer noch bei den Vorbereitungen und der Materialbeschaffung. Das Ist hier in Albanien eine Herausforderung. Aufgrund der Korruption, der Mentalität und Arbeitsmoral der hier lebenden Menschen, sowie der quasi nicht vorhandenen, bzw. maroden Logistik und Infrastruktur werden selbst einfache Aufgaben sehr schwierig. Es ist absehbar, dass das Projekt bis etwa 20.7. noch lange nicht beendet ist.
Um 7 wache ich auf. Morgens trinke ich mit Jimmy Kaffee. Wir essen Obst zum Frühstück.
Gegen 10 fahr ich mit Fahrrad nach Përmet. Ich möchte ein paar Sachen erledigen und Einkaufen. Als erstes hebe ich Bargeld von meinem Konto ab. Jimmy hat mir erklärt, wo ein Shop für Armeebekleidung ist. Ich brauche ja neue Hosen. Aber den Shop finde ich nicht. Ich gehe dann zu einem anderen Bekleidungsgeschäft. Hier gibt es aber keine geeigneten Hosen. Ich kaufe sehr günstig eine kurze Hose. Dann kaufe ich bei einem der vielen Obststände Obst und Gemüse. Und dann bei einer Bäckerei Börek. Ich sollte Jimmy Börek mitbringen. Spontan kaufe ich eine größere Menge.
Kurze Zeit später werde ich von einem älteren Paar auf deutsch angesprochen. Ulla und Bashkim leben in Hamburg. Bashkim ist Albaner. Wir unterhalten uns eine lange. Zunächst auf der Straße. Dann setzen wir uns in ein Café. Ulla und Bashkim reisen sehr viel durch die ganze Welt. Ich bin sehr dankbar, als sie von ihren Erlebnissen erzählen. Besonders, weil sie in Ländern waren, die ich auf meinem Weg nach Japan ebenfalls bereisen möchte. Sie geben mir Tipps für meine Route.
Eine Routenoption hatte ich bisher noch gar nicht bedacht. Ich könnte vom Iran aus per Schiff über den Golf von Oman in den Oman fahren. Und einen Abstecher in weitere afrikanische Länder machen. Und später per Schiff über den indischen Ozean nach Indien fahren. So könnte ich das Krisengebiet Afghanistan / Pakistan umgehen. Ich behalte diese Option mal im Kopf. Genauere Pläne kann ich jetzt noch nicht machen. Bis ich den nahen Osten erreiche, wird noch mindestens 1 Jahr vergehen.
(Bis zu meinem Ziel Hiroshima plane ich noch etwa 2 – 3 Jahre ein. Da ich immer wieder gefragt werde, wie es nach Hiroshima weitergeht….Auch für den Rückweg nach Deutschland und meine weitere Zukunft habe ich bereits Pläne….mein nächstes Lebensziel…Aber das möchte ich jetzt noch nicht in die große Öffentlichkeit bringen. Einige meiner Freunde wissen es bereits. Ich werde die weiteren Pläne zu gegebener Zeit veröffentlichen.)
Nach einem langen Gespräch laden Ulla und Bashkim mich zum Essen ein. Wir gehen in ein Restaurant in der Nähe. Bei einem sehr guten traditionellem albanischen Essen unterhalten wir uns weiter. Es gibt unter anderem mit Reis gefüllte Weinblätter, gegrilltes Gemüse, Reis und Fleisch. Nach dem ausgiebigen Essen verabschieden wir uns. Ulla schenkt mir zum Abschied noch ein englisches Buch über die jüngere Geschichte von Albanien.
„Life is war“ ist eine Sammlung mündlicher Erzählungen, die den Leser durch die Jahrzehnte (1944-1992) führt, in denen alles von der Kommunistischen Partei kontrolliert wurde; welche Arbeit man tun konnte, welche Lebensmittel es gab und sogar wen man heiraten konnte. Es sind intime Interviews mit sechs albanischen Männern und Frauen. Diese Menschen berichten von schockierende Lebensbedingungen, politischer Verfolgung und Unterdrückung, abhängig von Ethnie, politischem Status, Geschlecht und Sexualität.
Nach dieser wunderbaren Begegnung mit 2 sehr interessanten Menschen lade ich in einem ONE Shop noch mein Handy Guthaben auf. Für 1000 Lek Barzahlung verlängere ich meinen Tarif um einen weiteren Monat. Bis ich dann wieder auf dem Campingplatz bin, ist es etwa 15 Uhr. Da ich länger als angekündigt unterwegs war, wurde ich schon vermisst. Es ist toll, dass ich hier in so kurzer Zeit schon Freunde gefunden haben, die sich Gedanken um mich machen. Und die Freude ist groß, als ich richtig viel Börek für alle mitbringe.
Später gehe ich mit Jimmy, Julia und ihrem kleinen Sohn an die Vjosë. Auch das ist eine schöne Zeit mit tollen Menschen und den beiden Hunden vom Campingplatz.
Jimmy gibt mir Tipps. Es gibt durchaus Möglichkeiten, meinen Aufenthalt hier in Albanien zu verlängern. Insbesondere, weil ich ja hier auf dem Campingplatz helfe. Und auch für meine weitere Zukunft könnte Jimmy mir behilflich sein. Ich kann mir durchaus vorstellen nach meiner Weltreise hier in Albanien zu leben. Dieses tolle Land ist nichts weit von Deutschland entfernt. So dass ich schnell und einfach meine Freunde dort besuchen kann. Ein dauerhaftes Leben in Deutschland ist für mich ausgeschlossen.
Abends erlebe ich eine weitere freudige Überraschung. Ulla und Bashkim tauchen auf einmal auf dem Campingplatz auf. Sie sind mit dem Fahrrad hierher gefahren. Wir sitzen bei dem schönen Sommerwetter noch lange zusammen.
Bis ich dann im Zelt liege und schlafe, ist es etwa Mitternacht.
Përmet. Good conversations. Further travel planning
Thursday, 01 July
With the beginning of the month today, I am becoming more and more aware that my time here in Albania is running out. On 24 July I have to leave the country. As a normal tourist, I am only allowed to stay here for 90 days. Of course, I keep my sights set on Hiroshima. But this beautiful and free country fascinates me. I would like to stay here a little longer. And above all, I would like to help Dona and Benny on this great campsite. Our actual project (the procurement and installation of a mobile kitchen) keeps getting delayed. We are still in the process of preparing and procuring materials. This is a challenge here in Albania. Due to the corruption, the mentality and work ethic of the people living here, as well as the virtually non-existent or dilapidated logistics and infrastructure, even simple tasks become very difficult. It is foreseeable that the project will be far from finished until around 20.7.
I wake up at 7. In the morning I have coffee with Jimmy. We eat fruit for breakfast.
Around 10 I cycle to Përmet. I want to do a few things and go shopping. First I withdraw cash from my account. Jimmy tells me where there is a shop for army clothes. I need new trousers. But I can't find the shop. I then go to another clothing shop. But there are no suitable trousers here. I buy a pair of shorts very cheaply. Then I buy fruit and vegetables at one of the many fruit stalls. And then at a bakery Börek. I should bring Jimmy Börek. On the spur of the moment, I buy a large quantity.
A short time later I am approached by an older couple in German. Ulla and Bashkim live in Hamburg. Bashkim is Albanian. We talk for a long time. First on the street. Then we sit down in a café. Ulla and Bashkim travel a lot all over the world. I am very grateful when they tell me about their experiences. Especially because they have been to countries that I would also like to visit on my way to Japan. They give me tips for my route.
One route option I hadn't even considered yet. I could go from Iran to Oman by boat via the Gulf of Oman. And make a detour to other African countries. And later travel by ship across the Indian Ocean to India. That way I could avoid the crisis area of Afghanistan / Pakistan. I'll keep this option in mind. I can't make more precise plans yet. It will take at least another year until I reach the Middle East.
(I plan on another 2 - 3 years until I reach Hiroshima. Since I am asked again and again how I will continue after Hiroshima....I also have plans for the way back to Germany and my further future....my next goal in life...But I don't want to make that public yet. Some of my friends already know. I will publish the further plans in due course).
After a long conversation, Ulla and Bashkim invite me for dinner. We go to a restaurant nearby. Over a very good traditional Albanian meal we talk further. Among other things, we have rice-filled vine leaves, grilled vegetables, rice and meat. After the extensive meal, we say goodbye. Ulla gives me an English book about the recent history of Albania as a farewell gift.
"Life is war" is a collection of oral histories that takes the reader through the decades (1944-1992) when everything was controlled by the Communist Party; what work you could do, what food was available and even who you could marry. These are intimate interviews with six Albanian men and women. These people tell of shocking living conditions, political persecution and oppression, depending on ethnicity, political status, gender and sexuality.
After this wonderful encounter with two very interesting people, I top up my mobile phone credit in a ONE shop. For 1000 Lek cash, I extend my tariff for another month. By the time I get back to the campsite, it is about 3 pm. As I was on the road longer than announced, I was already missed. It's great that in such a short time I've already found friends here who care about me. And the joy is great when I bring a lot of börek for everyone.
Later I go to the Vjosë with Jimmy, Julia and their little son. This is also a nice time with great people and the two dogs from the campsite.
Jimmy gives me tips. There are definitely possibilities to extend my stay here in Albania. Especially because I'm helping here at the campsite. And Jimmy could also help me with my future. I can definitely imagine living here in Albania after my trip around the world. This great country is not far from Germany. So I can visit my friends there quickly and easily. A permanent life in Germany is out of the question for me.
In the evening I experience another joyful surprise. Ulla and Bashkim suddenly appear at the campsite. They have cycled here. We sit together for a long time in the beautiful summer weather.
By the time I lie down in the tent and sleep, it is about midnight.
This is how it will continiue tomorrow>