Freitag, 21. Mai
Ich wache um 5:30 Uhr auf. Es hat aufgehört zu regnen. Ich bin ganz alleine mitten in der Natur. Nur das Wasser rauscht und die Vögel zwitschern.
Als erstes lade ich den Kurzbericht von gestern hoch. Dann wasche ich mich. Ich koche Wasser für Kaffee und meine Zitrone. In letzter Zeit habe ich immer mal wieder Husten. Nach einer heißen Zitrone ist der wie weggeblasen.
Ich frühstücke Müsli. Die Milch reicht grad so.
Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen zusammen. Das was in die Fahrradtaschen gehört, packe ich in meinen kleinen Rucksack. Dann gehe ich zum letzten Mal an den Wasserfall. Und fülle meinen Wasserkanister auf.
Mit dem kleinen Rucksack, dem Wasserkanister und den Decken gehe ich zu meinem Fahrrad. Den BW Rucksack lasse ich im Zelt. Das sichere ich mit einem Schloss. Ich gehe zunächst am Rad vorbei. Weil mir ist klar, dass ich das beladen nicht alleine den Abhang an der 1. Brücke runter kriege. Ich will nicht warten bis jemand kommt und mir hilft. Also bringe ich mein Gepäck bis zur 1. Wiese. Dort ist auch eine Stelle, wo ich das Rad anlehnen kann. Ich lasse das Gepäck da liegen. Und hole das Fahrrad. Nur mit den Satteltaschen schaffe ich es alleine grad so, es den Abhang runter zu bekommen. Dann lasse ich es beim Gepäck auf der Wiese stehen und gehe etwa 2 km zurück zum Wasserfall. Ich hab keine andere Möglichkeit, als im Vertrauen zu sein, dass nachher noch alles da ist. Vertrauen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für diese Reise. Vertrauen in fremde Menschen. Aber auch in meine eigenen Fähigkeiten. Als ich wieder bei meinem Zelt angekommen bin, baue ich es gleich ab.
Ich packe grad die letzten Sachen zusammen als ein Wanderer vorbeikommt. Er versteht allerdings kein englisch. Nach einer Weile holt er aus seine Tasche eine Flasche. Ich verstehe, dass es selbstgebrannter Raki ist. Er reicht mir die Flasche. So leid es mir tut diese Gastfreundschaft abzulehnen….ich bleibe natürlich meinen Prinzipien treu. Und mache ihm klar, dass ich nicht möchte. Er ist zunächst verwirrt oder enttäuscht. Akzeptiert es dann aber. Und nimmt selber einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Dann verabschieden wir uns.
Ich packe den Rest ein. Schweren Herzens verlasse ich um 10:40 Uhr diesen wunderschönen Platz am Wasserfall. Von dort winkt mir der Mann zu, der mich eben auf einen Raki eingeladen hatte.
In diesem Moment denke ich, dass es Segen und Fluch zugleich ist. Auf dieser Reise komme ich immer wieder an wunderbare Orte und begegne großartigen Menschen. Nach kurzer Zeit verlasse ich sie wieder. Ich kann nicht lange an einem Ort bleiben….Ich weiß nicht warum. Es ist das Fernweh, dass mich antreibt. Ich will immer weiter. Immer mehr sehen. Die ganze Welt. Es gibt keinen Ort der mein Zuhause ist. Oder ich habe ihn noch nicht gefunden. Ich bin noch nicht angekommen.
Jetzt wandere ich sehr nachdenklich ein letztes Mal durch diese tolle Landschaft.
Und mir wird noch etwas klar. Es wäre tatsächlich unmöglich gewesen, in diesem unwegsamen Gelände das Fahrrad mitzunehmen. Ich muss akzeptieren, dass es Dinge gibt, die nicht möglich sind. Das ich dass akzeptiere, ist sehr selten.
Nach etwas über einer Stunde bin ich wieder bei meinem Fahrrad. Es ist noch alles da. Wie ich es erwartet hatte. Ich belade das Rad.
Um 12:10 Uhr bin ich startklar. Ich schiebe das Rad die letzten 800 m bis zur Straße. Dann komme ich direkt wieder in den Ort Bogovë.
Bei einer Gaststätte halte ich an. Ich hab richtig Hunger. Nur Tütensuppen und Müsli is doch nichts für mich. Ich kann die Karte nicht lesen, und der Kellner spricht kein englisch. Aber die Bestellung klappt trotzdem. Ich bekomme einen Fleischteller, Brot und viel Salat. Das gönne ich mir mal.
Nach dem essen schiebe ich das Rad zu dem kleinen Geschäft ein paar Häuser weiter. Die Auswahl ist sehr begrenzt. ich kaufe Getränke, Milch. Erdnüsse und Kekse. Müsli oder Cornflakes gibt es nicht. Auch keine Konserven.
Um 13:40 Uhr setze ich bei bestem Wetter meine Reise fort.
Das nächste Ziel ist Gjirokastra in 90 km Entfernung. Dort werde ich wieder 2 Tage im Backpacker Hostel bleiben. Dann fahre ich zur Küste. Nach Saranda. Das sind 150 km. Von dort fahre ich mit der Fähre auf die griechische Insel Korfu. Wenn es möglich ist. Laut auswärtigem Amt sind die Fährverbindungen zur Zeit ausgesetzt. Und für die Einreise nach Griechenland ist ein Corona Test erforderlich. Aber ich gebe auf offizielle Meldungen nichts mehr. Die Realität sieht oftmals ganz anders aus. Also fahre ich einfach hin. Und gucke dann spontan wie es weiter geht. Wenn eine Einreise nach Griechenland ohne Test nicht möglich ist, bleibe ich eben zunächst in Albanien. Einen Test werde ich nicht machen. Ich möchte diesen Corona Humbug nicht mit meinem Geld und auch nicht mit meinem Namen unterstützen.
Ich fahre durch eine wunderschöne Landschaft. Es geht auf der kurvenreichen Und einsamen Strecke im Wechsel bergauf und bergab. Bergauf schiebe ich. In einem kleinen Ort unterhalte ich mich kurz mit einer jungen Frau Auf englisch. Und eine Gruppe Kinder begleitet mich ein Stück.
Etwa um 17:30 Uhr komme ich an eine Steigung. Spontan beschließe ich hier in der Natur zu bleiben. Ich schiebe das Rad von der Straße. Und bin in einer wunderbaren Berglandschaft durch die ein Fluss fließt. Hier ist ein idealer Platz zum Zelten. Ruckzuck baue ich das Zelt auf der Wiese auf. Ab etwa 19 Uhr liege ich darin. Jetzt habe ich noch Zeit den ausführlichen Bericht von heute zu schreiben.
Ab etwa 21:45 Uhr schlafe ich.
Ich bin heute etwa 15 km gefahren. Bzw. hab das Rad geschoben.
Farewell to my tent meadow. Trust. The journey continues
Friday, 21 May
I wake up at 5.30am. It has stopped raining. I am all alone in the middle of nature. Only the water is rushing and the birds are chirping.
First I upload the short report from yesterday. Then I wash myself. I boil water for coffee and my lemon. Lately I've been having a cough every now and then. After a hot lemon, it's blown away.
I have muesli for breakfast. The milk is just enough.
After breakfast I pack up my things. I put what belongs in the bike bags into my small rucksack. Then I go to the waterfall for the last time. And fill up my water canister.
With the small backpack, the water canister and the blankets I go to my bike. I leave the BW backpack in the tent. I secure it with a lock. I walk past the bike first. Because I know that I can't get the load down the slope at the first bridge by myself. I don't want to wait for someone to come and help me. So I take my luggage to the first meadow. There is also a place where I can lean the bike. I leave the luggage there. And fetch the bike. Only with the saddlebags I just manage to get it down the slope. Then I leave it with the luggage on the meadow and walk about 2 km back to the waterfall. I have no other option than to trust that everything will still be there afterwards. Trust is one of the most important prerequisites for this trip. Trust in strangers. But also in my own abilities. When I arrive back at my tent, I take it down right away.
I am packing the last things when a hiker comes by. He doesn't understand English. After a while he takes a bottle out of his bag. I understand that it is home-made raki. He hands me the bottle. As sorry as I am to refuse this hospitality....I remain true to my principles, of course. And make it clear to him that I don't want it. At first he is confused or disappointed. But then he accepts it. And takes a good swig from the bottle himself. Then we say goodbye.
I pack up the rest. With a heavy heart, I leave this beautiful place by the waterfall at 10:40 am. From there, the man who had just invited me for a raki waves to me.
At this moment I think it is both a blessing and a curse. On this journey, I keep coming to wonderful places and meeting great people. After a short time, I leave them again. I can't stay in one place for long....I don't know why. It is wanderlust that drives me. I want to go further and further. To see more and more. The whole world. There is no place that is my home. Or I haven't found it yet. I have not yet arrived.
Now, very thoughtfully, I walk through this great landscape for the last time.
And I realise something else. It would actually have been impossible to take the bike with me in this rough terrain. I have to accept that there are things that are not possible. That I accept this is very rare.
After a little over an hour I am back at my bike. Everything is still there. Just as I had expected. I load the bike.
At 12:10 I am ready to start. I push the bike the last 800 m to the road. Then I come straight back to the village of Bogovë.
I stop at a restaurant. I am really hungry. Only packet soups and muesli is not for me. I can't read the menu and the waiter doesn't speak English. But the order works out anyway. I get a plate of meat, bread and lots of salad. I treat myself to that.
After eating, I push the bike to the small shop a few houses away. The selection is very limited. I buy drinks, milk. Peanuts and biscuits. There is no muesli or cornflakes. No tinned food either.
At 13:40 I continue my journey in the best weather.
The next destination is Gjirokastra, 90 km away. There I will again stay 2 days in a backpacker hostel. Then I drive to the coast. To Saranda. That is 150 km. From there I will take the ferry to the Greek island of Corfu. If it's possible. According to the Foreign Office, the ferry connections are suspended at the moment. And a Corona test is required for entry into Greece. But I don't give a damn about official reports anymore. Reality often looks quite different. So I just go there. And then I spontaneously see what happens next. If it's not possible to enter Greece without a test, I'll just stay in Albania for the time being. I won't take a test. I don't want to support this Corona humbug with my money or my name.
I cycle through a beautiful landscape. The winding and lonely route alternates between uphill and downhill. I push uphill. In a small village I chat briefly with a young woman in English. And a group of children accompanies me for a while.
At about 5:30 pm I come to an incline. Spontaneously I decide to stay here in nature. I push the bike off the road. And I am in a wonderful mountain landscape through which a river flows. This is an ideal place to camp. I set up the tent on the meadow in no time. From about 7 pm I lie down in it. Now I still have time to write the detailed report of today.
From about 21:45 I sleep.
I rode about 15 km today. Or I pushed the bike.
Dieser Bericht ist zunächst ohne Fotos