· 

Abschied von Berat. Wanderung. Unendliche Freiheit

<Das war der Sonntag 

Montag, 17. Mai

Um 6 Uhr wache ich auf. Es ist ein besonderer Höhepunkt dieser Reise, als ich das Zelt öffne und diese grandiose Aussicht auf Berat sehe. Es ist einer der Momente, in denen ich denke „ich hab alles richtig gemacht „ Allerdings hab ich nicht viel Zeit, die Aussicht zu genießen. Wir wollen ja zügig zum Hostel zurück. Leo ist schon früh startklar. Für mich ist es sehr ungewohnt, fast stressig so früh aufzubrechen. Ich packe meine Sachen zusammen und baue das Zelt ab. Leo wartet auf mich.

Um 8 verlassen wir diesen wunderbaren Platz auf dem Berggipfel. Der Abstieg bringt mich wieder an meine Belastungsgrenze. Besonders , weil Leo sehr zügig voran geht. Ich komme fast nicht hinterher. Als wir um 8:40 Uhr am Hostel ankommen, bin ich hungrig und erschöpft.

Ich frühstücke mit Leo und Tal. Danach dusche ich erstmal. Dann belade ich mein Fahrrad. Um 11:20 Uhr verabschieden wir uns. Dieses Hostel in Berat ist einer der Besten Orte an denen ich während meiner Reise war. Berat ist eine großartige Stadt. Jetzt wandern Leo und ich zum 35 km entfernten Bogovë Wasserfall. Ich schiebe mein Rad. Wir gehen wieder über die Brücke und folgen dann dem Fluss Osum Stadtauswärts. Schon bald verlassen wir das Zentrum und kommen durch sehr arme Stadtrandgebiete. Hier liegt zwischen den einfachen Hütten viel Müll. Uns begegnen immer wieder Menschen auf Eseln oder Ponys. Wir werden oft angesprochen und um Geld gebeten. Das ist wie Leo sagt „the dark side of Berat.“ Bald verlassen wir auch diese Armenviertel. Wir kommen durch Dörfer und wunderschöne Landschaften. Leo geht sehr zügig. Besonders bergauf habe ich Mühe, ihm zu folgen. Zeitweise fahre ich ein Stück. Um ihn wider einzuholen. So wandern wir mit einigen kurzen Pausen bis wir gegen 17 Uhr in den größeren Ort Mbrakull kommen. Hier ist ein kleines Geschäft. Dort kaufen wir Lebensmittel und Getränke. Die kleinen Geschäfte hier in Albanien haben übrigens kein elektronisches Kassensystem. Die gekauften Artikel werden handschriftlich zusammengerechnet und bar bezahlt. Ohne Quittung. Und die Auswahl ist sehr begrenzt. 

Wir kommen mit einigen Männern ins Gespräch. Einer von ihnen kann gut englisch. Wir fragen ihn, ob wir hier irgendwo zelten können. Er erklärt uns den Weg zum Fluss. Dort ist ein guter Platz zum zelten. Also gehen wir ins die angegebene Richtung. Dann begegnen wir einer Gruppe Kinder und Jugendlichen. Die können englisch. Und sind offenbar begeistert von uns. Sie begleiten uns zum Fluss und zeigen uns einen wunderschönen Platz am Ufer. Neben einer Hängebrücke für Fußgänger.       Hier bauen wir unsere Zelte auf. Die Kinder helfen uns Feuerholz zu sammeln. Und an einer der Feuerstellen ein Lagerfeuer zu machen. Dann kommt ein Hirte mit seiner Schafherde vorbei. Über die Brücke gehen viele Menschen oder fahren mit Mopeds (ohne Helm) darüber. Der Hirte treibt seine Schafe auch über die Brücke. Später kommt ein junger Mann zu uns. Er bringt uns frischen Salat und frische Eier. Und für Leo eine Flasche selbstgebrannten Raki. Abends kommt er nochmal mit einem Freund. Wir sitzen lange am Feuer und unterhalten uns.

Es ist wundervoll mit dem Rauschen des Flusses und Vogelgezwitscher einzuschlafen. 

Dieser Abend an diesem wundervollen Platz ist für mich etwas ganz besonderes. Noch nie habe ich so öffentlich „wild" gezeltet.

Das was ich jetzt hier in Albanien erleben darf ist genau das was ich mir immer gewünscht habe. Es ist unendliche Freiheit. Spätestens jetzt ist mir klar, dass für mich ein Leben in Deutschland mit all den Gesetzen, Vorschriften und Verboten nicht mehr denkbar ist. Ich kann mir nicht mehr vorstellen in Deutschland in einer normalen Mietwohnung zu wohnen und normal arbeiten zu gehen.

Klar, irgendwann komme ich nach Deutschland zurück. Irgendwann lebe ich wieder im Wohnwagen auf dem Hof in Sachsen, schreibe meine Bücher und bin wieder bei der Tafel tätig. Aber unter den derzeitigen Umständen ist es für mich ausgeschlossen. Ich würde niemals dieses wilde, freie Leben hier in Albanien gegen ein geregeltes Leben in Deutschland tauschen wollen, wo ich zuhause bleibe und Maske trage.


Wir sind heute 20 km gewandert.

So geht es morgen weiter>

<This was Sunday 

Monday, 17 May

At 6 o'clock I wake up. It is a special highlight of this trip when I open the tent and see this magnificent view of Berat. It is one of those moments when I think "I did everything right". However, I don't have much time to enjoy the view. We want to get back to the hostel quickly. Leo is ready to go early. For me it is very unusual, almost stressful to leave so early. I pack up my things and take down the tent. Leo is waiting for me.

At 8 we leave this wonderful place on the mountain top. The descent takes me to my breaking point again. Especially because Leo is going very fast. I almost can't keep up. When we arrive at the hostel at 8:40, I am hungry and exhausted.

I have breakfast with Leo and Tal. Afterwards I take a shower. Then I load my bike. At 11:20 we say goodbye. This hostel in Berat is one of the best places I have been to during my trip. Berat is a great city. Now Leo and I walk to the Bogovë waterfall, 35 km away. I push my bike. We cross the bridge again and then follow the river Osum out of town. Soon we leave the centre and pass through very poor outskirts. There is a lot of rubbish between the simple huts. Again and again we meet people on donkeys or ponies. We are often approached and asked for money. This is, as Leo says, "the dark side of Berat". Soon we leave these poor quarters. We pass through villages and beautiful landscapes. Leo walks very quickly. Especially uphill I have trouble following him. From time to time I drive a bit. To catch up with him again. So we walk with a few short breaks until we reach the larger village of Mbrakull around 5 pm. Here is a small shop. There we buy food and drinks. By the way, the small shops here in Albania do not have an electronic cash register system. The purchased items are added up by hand and paid for in cash. Without a receipt. And the choice is very limited. 

We strike up a conversation with some men. One of them speaks good English. We ask him if we can camp somewhere here. He tells us the way to the river. There is a good place to camp. So we go in the indicated direction. Then we meet a group of children and young people. They know English. And they are obviously enthusiastic about us. They accompany us to the river and show us a beautiful spot on the bank. Next to a suspension bridge for pedestrians. Here we set up our tents.The children help us to collect firewood. And to make a campfire at one of the fireplaces. Then a shepherd comes by with his flock of sheep. Many people cross the bridge or drive over it on mopeds (without helmets). The shepherd also drives his sheep across the bridge. Later, a young man comes to us. He brings us fresh salad and fresh eggs. And a bottle of home-made raki for Leo. In the evening he comes again with a friend. We sit around the fire for a long time and talk.

It is wonderful to fall asleep with the sound of the river and birds singing. 


This evening at this wonderful place is something very special for me. Never before have I camped "wild" in such a public place.

What I can now experience here in Albania is exactly what I have always wished for. It is infinite freedom. Now, at the latest, it is clear to me that a life in Germany with all the laws, regulations and prohibitions is no longer conceivable. I can no longer imagine living in Germany in a normal rented flat and working normally.

Sure, I'll come back to Germany someday. Someday I'll live in a caravan on a farm in Saxony again, write my books and work at the food bank again. But under the current circumstances, it's out of the question for me. I would never want to exchange this wild, free life here in Albania for a regulated life in Germany, where I stay at home and wear a mask.


We hiked 20 km today.

This is how it will continiue tomorrow>

Dieser Bericht ist zunächst ohne Fotos