Donnerstag, 22. April
Der Wecker klingelt um 6. Ich schlafe aber wieder ein. Und stehe erst gegen 7 auf. Wie immer wasche ich mich mit Wasser aus dem Kanister. Packe meine Sachen zusammen und baue das Zelt ab. Das Fahrrad belade ich im Liegen. Das hab ich ja letztes Jahr schon mehrfach gemacht. Es ist also kein Problem für mich. Das Solarpanel befestige ich zunächst nur provisorisch. Um 10 bin ich startklar.
Kurze Zeit später schiebe ich das Rad auf die Straße. Dort kann ich es anlehnen und die abgerissene Schlaufe vom Solarpanel reparieren. Ich befestige einen Schlüsselring daran. Und den befestige ich an meiner Fahnenstange. Schlüsselringe sind übrigens auf so einer Reise ein unverzichtbares Utensil. Genau wie Gummibänder und Feuchttücher.
Als ich weiter fahren will, sehe ich einen Obststand in der Nähe. Spontan kaufe ich Zitronen. Und getrocknete Feigen. Dann fahr ich weiter.
Gegen 11 komme ich zu einer Bushaltestelle. Hier frühstücke ich Müsli mit Feigen.
Um 11:45 Uhr fahr ich weiter. Jetzt führt das Navi mich von der Küstenstraße runter auf eine Nebenstrecke. Und es geht steil bergauf. Immer höher. Die Aussicht wird immer besser. Allerdings fängt es an zu regnen. Um 13:10 Uhr bin ich auf dem höchsten Punkt. Ich hab jetzt eine wunderschöne Aussicht auf Budva. Dann geht es sehr steil bergab. So steil, dass ich das Rad schiebe. Jetzt merke ich, dass meine Bremsen keine gute Bremswirkung mehr haben. Bei nächster Gelegenheit werde ich sie nachstellen.
Gegen 13:30 Uhr erreiche ich die Küstenstadt Budva. Hier war ich vor über 20 Jahren schon einmal. Damals bin ich mit Reisebus von Serbien aus für ein Wochenende nach Budva gefahren. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal mit Fahrrad hierher fahre. Ich erkenne allerdings zunächst nichts wieder. In dieser Touristenstadt wird zur Zeit sehr viel gebaut. Es ist eine moderne Stadt mit vielen neuen Häusern und Hotelanlagen. Allerdings ist die Uferpromenade fast menschenleer. Direkt am Strand sind alle Cafés und Bars geschlossen. Ich schiebe das Rad die Uferpromenade entlang. Und jetzt erkenne ich die Insel in der Bucht wieder. Dort bin ich damals mit einem Boot hingefahren. Aber sonst erkenne ich nichts wieder. Es war 1998. Das ist zu lange her. Hier hat sich zu viel verändert.
Der Regen wird stärker. Eine der geschlossenen Bars hat ein Vordach. Hier setze ich mich auf eine Mauer. Und schreibe erstmal den Tagebucheintrag von gestern. Hochladen kann ich ihn nicht. Als ich damit fertig bin, hat der Regen etwas nachgelassen. Ich schiebe das Rad zurück in die Stadt. Dort sind die Cafés geöffnet. Ich setze mich auf die Terrasse von einem Café und trinke einen Cappuccino. Ich bitte den Kellner, meinen Wasserkanister zu befüllen. Das kann ich selbst auf der Toilette machen. Als ich rein gehe, sehe ich, dass drinnen auch Leute sitzen. Hier sind die Cafés also ganz normal geöffnet. Nur das Personal trägt Masken. Im WLAN bin ich kurz online. Ich lese und beantworte meine Nachrichten, telefoniere über WhatsApp mit Freunden und meiner Schwester. Und plane die weitere Route bis nach Skhodra / Albanien. Mein nächstes Zwischenziel ist Bar. Das sind etwa 35 km. Bis nach Skhodra sind es 85 km. Es regnet die ganze Zeit. Ich überlege kurz, ob ich mir hier in Budva ein Apartment nehme. Verwerfe den Gedanken aber wieder. Das kann ich mir jetzt am Monatsende nicht leisten.
Also fahre ich trotz Regen weiter. Etwa um 18 Uhr verlasse ich Budva. Ich fahre jetzt wieder auf der Küstenstraße. Es ist eine breite und gut ausgebaute Straße. Hier gibt es Großbildschirme mit Werbung. Allgemein fällt mir auf, dass Montenegro ein sehr modernes Land ist. Im Vergleich zu Kroatien ist es eine andere Welt. Wie immer beginne ich ab etwa 18:30 Uhr nach einem Platz für die Nacht zu suchen. Und wie immer ist es in dieser Touristenregion sehr schwierig. Zusätzlich zu den natürlichen Eigenschaften der Adriaküste. Links die Berge und rechts das Meer. Jeder freie Platz ist bebaut oder eingezäuntes Privatgrundstück. Es gibt sehr viele Hotels und Apartments. Mittlerweile bin ich total durchnässt. Ganz klar…das ist die Schattenseite dieser Reise. Es ist keine Schönwetterspazierfahrt. Aber das soll es auch nicht sein.
Ich komme auf der Suche nach einem Schlafplatz bis nach Sveti Stefan.
Es ist etwa 20 Uhr, als ein Auto neben mir hält. Der Fahrer spricht mich an. Ich antworte wie immer auf englisch. Schnell stellt sich heraus, dass er sehr gut deutsch kann. Ab jetzt verständigen wir uns auf deutsch. Džadin ist in der Schweiz aufgewachsen. Er wohnt in Ulcinj. Das ist kurz vor der albanischen Grenze. Er bietet an, mich mitzunehmen. Dieses Angebot nehme ich sehr gerne an. Im strömenden Regen packe ich mein Fahrrad ab. Beladen bekommen wir es nicht in sein Auto. Ich baue eine der hinteren Satteltaschen ab, die ich mit Kabelbinder gesichert habe. Dann passt es grad so rein. Das Vorderrad lassen wir heraushängen. Den vorderen Gepäckträger hab ich komplett abgepackt. Mit meinem Spanngurt sichern wir es. Das Gepäck packen wir auf die Rückbank. Ich achte gewissenhaft darauf, dass alles gut und sicher verstaut wird. Und dass im Dunkeln nichts liegen bleibt. Dann fahren wir los. Es ist eine lange Fahrt. Etwa 60 km. Wir fahren auf der Strecke die ich genommen hätte. Bis nach Bar. Und dann weiter bis Ulcinj. Während der Fahrt unterhalten wir uns sehr gut. Džadin erzählt von seiner Zeit in der Schweiz. Und von seinen Reisen durch Europa. Kurz bevor wir bei ihm sind, hält er bei einem Bäcker an. Und kauft 2 Börek für mich. Dann holt er aus seiner Wohnung 2 Decken. Und fährt mich zu seinem Haus. Das ist eine Baustelle. Er saniert es gerade. Hier quartiert er mich in einem Raum ein. Ich kann auf der Couch schlafen. Es gibt Strom, Internet (WLAN vom Nachbarn), ein Bad mit Dusche. Und er hat eine Elektroheizung. Die stellt er in den Raum. Außerdem hat er einen kleinen Gasherd mit Flaschengas. Vor allem ist es trocken. Ich bin zufrieden. Achten wir mein Fahrrad und Gepäck ausgeladen haben, verabschieden wir uns für heute. Ich richte mich kurz in dem Raum ein und esse die beiden Börek. Dann merke ich, dass das Wasser abgestellt ist, Aber das ist kein Problem. Ich hab ja genug Wasser im Kanister. Und Džadin hat mir noch 2 große Tetrapacks Saft geschenkt. Ich trinke noch meine Zitrone.
Bis ich dann auf der Couch liege und schlafe ist es etwa 0:30 Uhr.
Ich bin heute 15 km bis nach Budva gefahren. Und dann etwa 10 km.
Budva. Rain. Car ride to Ulcinj
Thursday, 22 April
The alarm clock rings at 6. But I fall asleep again. And don't get up until about 7. As usual, I wash myself with water from the canister. Pack my things and take down the tent. I load the bike lying down. I did that several times last year. So it's no problem for me. I attach the solar panel only provisionally at first. At 10 o'clock I'm ready to go.
A short time later I push the bike onto the road. There I can lean it against the wall and repair the torn loop of the solar panel. I attach a key ring to it. And I attach it to my flagpole. By the way, key rings are an indispensable utensil on a trip like this. Just like rubber bands and wet wipes.
As I want to drive on, I see a fruit stand nearby. I spontaneously buy lemons. And dried figs. Then I drive on.
Around 11am I come to a bus stop. Here I have breakfast with muesli and figs.
At 11:45 I drive on. Now the sat nav leads me off the coastal road onto a side road. And it goes steeply uphill. Higher and higher. The view gets better and better. However, it starts to rain. At 13:10 I am at the highest point. I now have a beautiful view of Budva. Then it's a very steep downhill. So steep that I push the bike. Now I notice that my brakes no longer have a good braking effect. I will adjust them at the next opportunity.
Around 13:30 I reach the coastal town of Budva. I have been here before, more than 20 years ago. Back then, I travelled by coach from Serbia to Budva for a weekend. I never thought I would come here on a bicycle. However, I don't recognise anything at first. There is a lot of construction going on in this tourist town at the moment. It is a modern city with many new houses and hotel complexes. However, the promenade is almost deserted. All the cafés and bars directly on the beach are closed. I push the bike along the waterfront. And now I recognise the island in the bay. I went there by boat back then. But I don't recognise anything else. It was 1998. That's too long ago. Too much has changed here.
The rain is getting heavier. One of the closed bars has a canopy. Here I sit down on a wall. And write yesterday's diary entry. I can't upload it. By the time I have finished, the rain has eased a bit. I push the bike back into town. The cafés are open there. I sit down on the terrace of a café and drink a cappuccino. I ask the waiter to fill my water canister. I can do that myself in the toilet. When I go in, I see that there are also people sitting inside. So here the cafés are open as normal. Only the staff wear masks. I am briefly online on the WLAN. I read and answer my messages, make WhatsApp calls to friends and my sister. And plan the rest of the route to Skhodra / Albania. My next stopover is Bar. That's about 35 km. It is 85 km to Skhodra. It rains all the time. I briefly consider taking a flat here in Budva. But I discard the idea. I can't afford it at the end of the month.
So I drive on despite the rain. At about 6 pm I leave Budva. I am now back on the coastal road. It is a wide and well-built road. There are large screens with advertisements. In general, I notice that Montenegro is a very modern country. Compared to Croatia, it is a different world. As usual, I start looking for a place to stay for the night from about 18:30. And as always, it is very difficult in this tourist region. In addition to the natural features of the Adriatic coast. On the left the mountains and on the right the sea. Every free space is built on or fenced private property. There are a lot of hotels and flats. By now I am completely soaked. Clearly...this is the downside of this trip. It is not a fair-weather walk. But it's not supposed to be.
I get as far as Sveti Stefan in search of a place to sleep.
It is about 8 pm when a car stops next to me. The driver addresses me. I reply in English, as usual. It soon turns out that he knows German very well. From now on we communicate in German. Džadin grew up in Switzerland. He lives in Ulcinj. That is just before the Albanian border. He offers to take me with him. I gladly accept this offer. In the pouring rain I unpack my bicycle. We can't get it loaded into his car. I remove one of the rear saddle bags, which I have secured with cable ties. Then it just fits in. We let the front wheel hang out. I have completely unpacked the front luggage rack.
We secure it with my tension belt. We pack the luggage onto the back seat. I conscientiously make sure that everything is well and safely stowed. And that nothing is left behind in the dark. Then we drive off. It is a long drive. About 60 km. We take the route I would have taken. All the way to Bar. And then on to Ulcinj. During the drive we have a good chat. Džadin tells us about his time in Switzerland. And about his travels through Europe. Shortly before we reach him, he stops at a bakery. And buys two börek for me. Then he fetches two blankets from his flat. And drives me to his house. It's a building site. He is renovating it. Here he puts me up in a room. I can sleep on the couch. There is electricity, internet (WLAN from the neighbour), a bathroom with shower. And he has an electric heater. He puts it in the room. He also has a small gas cooker with bottled gas. Above all, it's dry. I am satisfied. After unloading my bike and luggage, we say goodbye for today. I briefly settle into the room and eat the two börek. Then I notice that the water is turned off, but that's no problem. I have enough water in the canister. And Džadin has given me two large tetra packs of juice. I still drink my lemon.
By the time I lie on the couch and sleep, it is about 0:30 am.
Today I drove 15 km to Budva. And then about 10 km.