Dienstag, 17. November
Ich wache etwa um 7:30 Uhr auf. Nach dem Frühstück hole ich zum ersten Mal hier in Ogulin mein Fahrrad wieder raus. Ich packe auch die restlichen Sachen ab. Sichte und sortiere alles. Ich will versuchen, Gepäck und damit Gewicht zu reduzieren. Mein Freund Stephan hat mir empfohlen das Gepäck mal zu wiegen. Ich frage Slatko nach einer Personenwaage. Aber er hat keine. Also werde ich das Rad bei nächster Gelegenheit mal komplett wiegen. Ich hab von den Lebensmitteln, die ich von zuhause mitgenommen habe, mittlerweile fast alles gegessen. Und auch einen Teil entsorgt, weil es feucht geworden war. Bzw. Weil die Packungen kaputt gegangen sind. Das zeigt mir mal wieder, dass Lebensmittelvorräte auf dem Fahrrad mitnehmen, keine gute Idee ist. Ich werde auch nichts mehr auf Vorrat kaufen. Dadurch spare ich Gewicht und Platz. 2 von meinen 4 Satteltaschen waren beim Start der Tour voll mit Lebensmitteln. Diesen Platz kann ich sinnvoller nutzen. Und die anderen Sachen sicher verstauen. Damit ich in Zukunft möglichst nichts mehr verliere. Außerdem hat sich damit die Überlegung bezüglich einem Anhänger erledigt.
Später überprüfe die Technik. Der Bowdenzug von der Schaltung hat sich gelockert. Ich befestige ihn neu. Ich mache eine kurze Probefahrt. Das Rad ist technisch in Ordnung. Ich werde es allerdings erst kurz vor der Abfahrt neu beladen. Mein Plan ist, dass ich noch bis Ende November hier bleibe. Im Augenblick warte ich ja noch auf das Paket mit dem Zelt. Spätestens am 1 Dezember fahre ich weiter. Erst nach Zengg. (kroatisch Senj) Und dann an der Küste entlang Bis auf die Insel Pag.
Später bin ich wieder mit Zlatko unterwegs. Heute fahren wir mal in die andere Richtung. Durch Josipdol (wo ich ja auch schon war) auf der D23 bis nach Križpolje. Dieser Ort gehört schon zur Gespanschaft Lika-Senj. Also fahren wir die Strecke, auf der ich in 2 Wochen auch meine Reise fortsetze. In Križpolje treffen wir uns in einem Café mit Freunden von Zlatko. Einer von ihnen spricht sehr gut deutsch. Es wird ein toller Abend mit guten Gesprächen. Auf deutsch. Der Freund von Zlatko ist auch 44. So alt wie ich. Er hat lange in Deutschland gelebt. In München.
Er findet die Idee meiner Reise gut. Und auch, dass ich meinen Traum lebe. Aber er rät mir nicht weiter bis nach Hiroshima zu fahren. Das ist noch ein sehr weiter und gefährlicher Weg. Durch gefährliche Länder wie Afghanistan. Er hat im Kosovo Krieg viele schlimme Dinge erlebt. Und er weiß, dass es überall schlechte Menschen gibt. In Afghanistan werden sie mich überfallen. Mein Fahrrad klauen. Und mir für dafür den Kopf abschneiden. Ich hab so etwas schon öfter gehört. Und nehme das durchaus Ernst. Aber ich hab keine Angst. Ich glaube immer an das Gute in jedem Menschen. Ich begegne jedem Menschen ohne Vorurteile und freundlich. Und ich weiß, dass ich körperlich durchaus in der Lage bin, mich zu verteidigen. Ich bin (wieder) topfit. Auch durch die körperlichen Anstrengungen mit meinem schwer beladenem Fahrrad. Und ich hab eine Zeitlang Krav Maga (Selbstverteidigung) gemacht. Deshalb bin ich mir sicher, dass ich auch solche Situationen überstehen kann. (Wenn es denn dazu kommt)
Amüsant finde ich, dass Zlatko und seine Freunde mir hier eine Frau suchen wollen. Und dass ich dann hier in Kroatien bleiben sollte. Ich könnte hier mit meiner Rente von 450€ besser leben als in Deutschland. Das stimmt allerdings. Die Lebenshaltungskosten sind hier niedriger. Allerdings sind auch die Löhne niedriger. Hier arbeiten die Menschen für 4 € die Stunde.
Wir sind lange in dem Café. Und später noch in einem anderen Café. Etwa um 21:30 Uhr fahren Slatko und ich zurück nach Ogulin. Diesmal auf der mautpflichtigen Autobahn. Das kostet 14 HRK. Geht aber schneller. Wir fahren durch einen 8 km langen Tunnel. Und sind ruckzuck wieder beim Appartement.
In meinem Zimmer bin ich noch eine Weile am Tablet. Etwa ab 0:15 Uhr schlafe ich.
