Samstag, 12. September
Um 7 klingelt der Wecker. Wie immer sitze ich nackt auf der Plane vor dem Zelt und wasche mich. Ein Mann kommt vorbei. Sagt etwas auf tschechisch. Ich hab damit nicht gerechnet. Sage nur guten Morgen. Er geht weiter. Dann packe ich meine Sachen zusammen. Baue das Zelt ab. Eine Frau mit Kind kommt vorbei. Sie sagt nichts. Das kleine Mädchen sagt Dobrý den! (guten Morgen) Dann rolle ich die Zeltplane auf dem Weg zusammen. Ein Mann geht vorbei. Er telefoniert, und sagt nichts. Kurz danach kommt er zurück. Und spricht mich auf tschechisch an. Ich sage auf englisch das ich ihn nicht verstehe. Er geht weiter. Ich weiß jetzt, warum hier so viele Menschen vorbei gehen. Ganz in der Nähe ist ein Hochhaus. Und ein Penny Supermarkt. Ich belade das Fahrrad. Um 10:30 Uhr fahr ich weiter. Erstmal zu dem Penny. Ich kaufe mir Eiscafé. Seit Donnerstag hat Tschechien ja wieder eine Maskenpflicht in allen Innenräumen eingeführt. Ich habe davon nichts mitbekommen. (Gucke ja eh keine Nachrichten) und die Hinweisschilder kann ich nicht lesen. In den kleineren Geschäften in denen ich in den letzten Tagen war, hat niemand was gesagt. Aber jetzt im Penny spricht mich die Kassiererin an. Sie deutet auf ihre Maske. Mir ist klar, was sie meint. Ich bezahle schnell und verlasse das Geschäft. Dann gehe ich wieder in die Natur. Frühstücke. Müsli mit Apfel. Dazu trinke ich Eiscafé.
Um 12:30 Uhr fahre ich weiter. Ich folge der Route 105. Fahre durch mehrere kleine Orte. Um etwa 14 Uhr erreiche ich Bernartice. Eine etwas größere Stadt. Hier kaufe ich mir in einem kleinen Laden was zu trinken. Gegen 16:45 Uhr bin ich in Týn nad Vltavou. Hier mache ich eine kurze Pause. Etwa um 17:20 Uhr fahr ich weiter. Ich bin immer noch auf der Route 105. Es sind noch etwa 32 km bis Budweis. Schon von weitem sehe ich, dass ich auf ein Atomkraftwerk zufahre. Für mich als Anti-Atom Aktivist sind die markanten Kühltürme ein bekanntes Symbol. Es ist das Kernkraftwerk Temelín. Um 19 Uhr bekomme ich Hunger. Ich esse am Straßenrand die letzten beiden Instant Nudelsuppen mit kaltem Wasser. Dazu die restliche halbe Packung Toast. Dann will ich weiterfahren, als ich direkt neben der Straße einen gepflegten Park entdecke. In der Hoffnung hier eine Übernachtungsmöglickeit zu finden, schiebe ich das Rad in die Seitenstraße. Und stehe direkt vor dem AKW! Der Park gehört zum Firmengelände von Jaderná elektrárna Temelín. Da es dunkel wird, und ich ja kein Rücklicht mehr habe, beschließe ich hier zu bleiben. Auf der anderen Straßenseite der Nebenstraße sind kilometerweit Felder. Und ein kleines Wäldchen. Ich schiebe das Rad dort durch. Und komme auf eine versteckte Wiese. Direkt neben der viel befahrenen Route 105. Und etwa 300 m vom AKW entfernt. Aber das ist mir jetzt egal. Ich kann im dunkeln ohne Rücklicht nicht weiter fahren. Außerdem ist dieser Platz bestens geeignet zum Zelten. Besser als der wo ich in der letzten Nacht war. Also bleiben hier. Ich lade meine Sachen ab. Und baue das Zelt auf. Dann setze ich mich ins Zelt. Und schreibe meinen Tagebucheintrag von gestern. Lade ihn wie immer mit Fotos im Blog und bei Facebook hoch. Dann trinke ich noch meine Zitrone. Etwa um Mitternacht schlafe ich.
Ich bin heute etwa 38 km gefahren.