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Ich verlasse die Farm. Busfahrt nach Mumbai

Mit meiner Abreise von der Farm veröffentliche ich mein Reisetagebuch wieder hier im Blog.


Sonntag, 18. August

Ich schlafe sehr gut.

Wie immer wache ich gegen 6 auf.

Eigentlich ist es mir an diesem Sonntag morgen noch zu früh zum aufstehen.

Aber ich bin ausgeschlafen.

Und wenn ich schon aufstehe, hab ich genug Zeit, ohne Stress in den Tag zu starten.

Erstmal mache ich letzte Fotos von meinem Bett unter dem Mangobaum.

Dann fange ich direkt an, meine Sachen zusammen zu packen.

Ich räume das Bett ab. Stelle alles zum einlagern, bzw. mitnehmen zusammen.

Dann baue ich die Plane sorgfältig ab.

So, dass ich alles wieder verwenden kann. Zuletzt baue ich das Bett ab. Ich putze es gründlich.

Die Füße bürste ich mit der Drahtbürste ab.

Es ist ja aus unbehandeltem Holz. Und stand direkt auf der Erde.

Dann bringe ich so nach und nach die ganzen Sachen hoch zum Farmgebäude.

Das Bett bringe ich wieder in den Raum von Ishwar.

Alles was ich mitnehme, verstaue ich im Rucksack. Die Sachen, die im meinem Fass auf dem Dachboden vom Wohnhaus eingelagert werden, stelle ich bereit zum mitnehmen.

Ich nehme die letzte Wäsche ab. Rolle sie zusammen und packe sie ein.

Um 8 ist alles fertig.

Dann kommt Ishwar auch gerade wieder.

Heute bringt er die Büffel in den Dschungel.

Wir vereinbaren, dass wir um 9 zusammen zum Wohnhaus fahren.

Heute brunchen wir. Es gibt Frühstück und Mittagessen in einem.

Dann kann ich auch gleich meine Sachen mitnehmen.

Als Ishwar mit den Büffeln los geht werde ich direkt traurig. Und auch die Büffel merken es ja dass etwas anders ist, als sonst.

Sie kommen alle direkt bei mir vorbei. Ich streichle diese wunderbaren Tiere zum Abschied… verabschiede mich von jedem einzeln.

Dann will ich duschen gehen.

Und noch schnell die Wäsche von gestern waschen. Ich lasse sie hier.

Aber das Wasser im Bad ist alle! Grad jetzt…ich öffne das Ventil zum befüllen.

Und gehe rüber zum Nachbarn. Dort muss ja die Pumpe angestellt werden.

Ich hab da allerdings noch nie bescheid gesagt. Das macht Ishwar sonst immer per Zuruf auf Hindi.

Von den Nachbarn kann keiner Englisch.

Und ich kann kein Hindi.

Außerdem weiß ich nicht so genau bei welchem Nachbarn die Pumpe ist.

Ich gehe einfach rüber.

Spreche die erste Frau die grad draußen ist an.

Aber sie versteht mich nicht.

Gibt mir zu verstehen, dass ich zum nächsten Haus gehen soll. Dort versteht die Frau Irgendwann, was ich will. Glaube ich zumindest.

Ich geh wieder zurück zur Farm. Aber es kommt noch kein Wasser.

Aldo gehe ich wieder rüber.

Der Mann gibt mir dann zu verstehen, dass es grad keinen Strom gibt!

Ahh.. das hatte ich nicht bedacht!

Also bleibt mir nichts anderes übrig, als zu warten. Ich bin kurzzeitig genervt…

Dann kommt Ishwar zurück.

Ich sag ihm, dass es noch dauern kann, bis wir los können.

Es gibt grad kein Wasser und keinen Strom.

Ishwar bleibt erstaunlich gelassen.

Nach einer Weile kommt auch bei mir die Gelassenheit zurück.

Ich kann es ja eh nicht ändern.

Kann es nur so akzeptieren, wie es ist.

Also mache ich mir erstmal einen kalten Kaffe mit frischer Büffelmilch.

Und setze mich damit zu Ishwar auf die Mauer.

Wir unterhalten uns sehr gut.

Darüber vergesse ich die Zeit. Irgendwann gehe ich zum Lichtschalter. Der Strom geht wieder!

Damit müsste das Wasser auch kommen.

Und ja… es gibt wieder Wasser.

Kurz darauf läuft der Tank auch schon über.

Jetzt kann ich endlich duschen. Und die Wäsche einweichen.

Ich beeile mich.

Etwa um 9:40 Uhr fahren wir zum Wohnhaus.

Das letzte gemeinsame Essen mit Ishwar und seiner Familie ist toll!

Danach packe ich schnell noch die letzten Sachen in mein Fass. Und verschließe es sorgfältig.

Auf der Rückfahrt zur Farm fährt Ishwar über Dornen, dieauf dem Weg liegen.

Einer bleibt im Vorderreifen stecken.

Beim Versuch, ihn rauszuziehen, entweicht Luft.

Kurzentschlossen fährt Ishwar direkt zur Werkstatt an der Ecke. Der Mechaniker baut das Vorderrad aus. Und zerlegt den Reifen.

Er flickt den Schlauch.

Nach etwa 30 Minuten können wir wieder fahren.

Etwa um 11:30 Uhr sind wir wieder auf der Farm.

Ich wasche schnell die Wäsche. Und hänge sie auf. Ishwar wird sie später abnehmen und für mich aufbewahren.

Dann warten wir auf mein Mopedritschka-Taxi.

Der Fahrer wollte etwa um 12 da sein.

Er kommt aber nicht. Gegen 12:30 Uhr ruft Ishwar eine anderen Freund an. Der kommt wenige Minuten später.

Ich verabschiede mich von Ishwar.

Wir sind gute Freunde geworden!

Ich bin wirklich traurig.

Nach über 2 Monaten verlasse ich die Büffelfarm.

Dieser Ort ist mein persönliches Paradies.

Noch nie war ich so verbunden mit der Natur wie hier.

Noch nie hab ich so eine Artenvielfalt erlebt.

Wochenlang hab ich im freien geschlafen.

Bin morgens mit dem Zwitschern der Vögel wach geworden.

War durchgehend nur draußen.

(Außer zum duschen)

Ja...

Das Leben hier ist hart und unbequem.

Besonders in der Regenzeit.

Schwere und schmutzige körperliche Arbeit.

Tägliches Wäsche waschen mit der Hand.

Mücken. Und andere stechende Insekten.

Potentiell gefährliche Tiere (ich hatte in der ganzen Zeit keine einzige gefährliche Begegnung mit einem Tier).

Immer wieder fällt der Strom aus.

Immer wieder passieren Dinge, mit denen man nicht rechnet.

Heute baut man einen neuen Elektrozaun auf.

Morgen ist der schon wieder komplett zerstört. Weil der Strom ausgefallen ist.

Und fremde Büffelherden einfach drüber gehen.

Aber im nächsten Augenblick entdecke ich wieder ein wunderbares Geschöpf...ein Insekt das ich zuvor noch nie gesehen hatte.

Oder einen riesigen Frosch. Oder eine wunderschöne Blüte...

Der Geruch von frisch gemähtem natürlichem Gras.

Das der riesige Büffel mir aus der Hand frisst.

Es ist faszinierend, wie einfach sich diese gewaltigen Tiere lenken lassen. Wenn man ihnen vertraut. Und weiß, wie.

Jeden Tag Saft aus besten Zitronen.

Dazu jeden Tag bestes selbst gemachtes Essen.

Einfach Natur pur.

Leben pur!

Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung.

Und ja.. auch ich lerne jeden Tag dazu.

Lerne jeden Tag mit dem zu Leben, was grad passiert. Oder was man zur Verfügung hat.

Lerne entspannt zu bleiben, wenn es etwas grad nicht gibt. So wie heute morgen.

Ishwar, und vor allem das reale Leben ist der Beste Lehrer.

Nach jedem Regen kommt wieder der Sonnenschein.

Alles wird immer wieder gut.

Und alles ist nur so gut, oder schlecht wie wir es grad empfinden.

Es kommt immer drauf an, aus welchem Blickwinkel wir etwas betrachten.

Oder auch wer der Betrachter ist.

Alles was passiert hat seinen Grund.

Jedes Tier und jede Pflanze hat eine Funktion im ewigen Kreislauf der Natur.

Trotz der Verspätung kommen wir überpünktlich in Punjpur an. Der Fahrer hält kurz bei dem Geschäft an, wo ich das Duschgel bestellt hatte.

Es wurde heute geliefert.

Ich nehme 4 Flaschen.

Jetzt ist mein Rucksack richtig voll!

Um 12:55 Uhr steige ich beim Busstand aus.

Die Taxifahrt mit Privatritschka kostet mich 200 Rupies. (Im Sharing Taxi 20) Aber mit meinem großen Rucksack wär es problematisch geworden.

Die Busfahrt von Punjpur nach Mumbai Center kostet 1000 Rupies.

Der Busstand ist zufällig neben dem Teeshop wo ich immer bin.

Da man nie so genau weiß, wann der Bus genau kommt, setze ich mich erstmal nach nebenan. Und trinke Tee.

Später schenkt mir der Verkäufer noch eine Flasche Trinkwasser.

Um 14 Uhr kommt der Bus.

Er ist Recht neu und komfortabel.

Es ist ein reiner Sleeper Bus.

Also es gibt auf 2 Etagen nur Schlafplätze.

Ich bekomme eine Einzelkabine im oberen Bereich. Meinen Rucksack kann ich mit rein nehmen.

Unmittelbar nachdem ich zugestiegen bin, fährt der Bus weiter.

Ich verlasse Punjpur.

Anfangs hält der Bus noch sehr oft an. Fahrgäste steigen zu.

Ich döse die meiste Zeit.

Plötzlich knallt  mir durch das offene Fenster  ein Ast gegen den Kopf! Fast ins Auge.  Später sehe ich, dass ich eine Platzwunde auf der Stirn habe.

Aber es ist nichts weiter passiert.

Ich hab mal wieder Glück gehabt.

Ansonsten ist die Fahrt total entspannt.

Von den in Google angekündigten Überschwemmungen und dadurch bedingten Verzögerungen bekomme ich nichts mit.

Wenn ich nicht vorher die Route gegoogelt hätte, wüsste ich davon gar nichts. Und wär im Vorfeld viel entspannter gewesen.

Mal wieder bestätigt sich, dass es besser ist, (negative) Dinge nicht zu wissen.

Und wieder mal bestätigt sich, wie weit das reale Leben und das was offiziell berichtet wird, auseinander klaffen. Insbesondere wenn es um negative Dinge geht.

Die Welt ist bei weitem nicht so negativ wie es immer wieder dargestellt und berichtet wird.

Vielleicht ist das aber auch nur mein persönlicher Eindruck, bzw meine persönliche Erfahrung.

Insgesamt hält der Bus nur 2 X an.

Gegen Abend ist eine kurze Toilettenpause.

Die nutze ich außerdem, um mir Tee und Samosas zu kaufen.

Um etwa 21:30 Uhr ist eine längere Pause an einer Autobahnraststätte.

Ich esse ein sehr leckeres Masala Gericht.

Als der Bus dann weiter fährt, döse ich wieder.

Und schlafe irgendwann richtig ein.

….

So geht es morgen weiter>

I leave the farm. Busride to Mumbai

When I leave the farm, I will publish my travel diary here on the blog again.


Sunday, 18 August 

I sleep very well.

As usual, I wake up around 6am.

It's actually still too early for me to get up on this Sunday morning.

But I'm well rested.

And if I get up early, I have enough time to start the day without stress.

Firstly, I take some last photos of my bed under the mango tree.

Then I start packing my things straight away.

I clear the bed. I put everything together to store or take with me.

Then I carefully dismantle the tarpaulin.

So that I can use everything again. Finally, I dismantle the bed. I clean it thoroughly.

I brush the feet with a wire brush.

After all, it's made of untreated wood. And it was standing directly on the ground.

Then I gradually take all the things up to the farm building.

I take the bed back to Ishwar's room.

I stow everything I take with me in my rucksack. I put the things that are stored in my barrel in the attic of the house ready to go.

I take off the last of the washing. Roll them up and pack them away.

Everything is ready by 8 o'clock.

Ishwar comes back just then.

Today he's taking the buffalo into the jungle.

We agree to go to the house together at 9.

We have brunch today. Breakfast and lunch in one.

Then I can take my things with me.

When Ishwar sets off with the buffalo, I immediately feel sad. And the buffaloes also realise that something is different than usual.

They all come straight to me. I stroke these wonderful animals goodbye... say goodbye to each one individually.

Then I want to take a shower.

And quickly do the laundry from yesterday. I leave them here.

But the water in the bathroom has run out! Right now... I open the valve to fill it up.

And go over to the neighbour's. The pump has to be switched on there. 

But I've never told them before. Ishwar usually does it by shouting in Hindi.

None of the neighbours speak English.

And I don't speak Hindi.

Besides, I don't know exactly which neighbour has the pump.

I just walk over.

I speak to the first woman outside.

But she doesn't understand me.

She tells me to go to the next house. There the woman eventually understands what I want. At least I think so.

I go back to the farm. But there's still no water.

I go back over to Aldo. 

The man tells me that there's no electricity at the moment!

Ahh...I hadn't thought of that!

So I have no choice but to wait. I'm briefly annoyed...

Then Ishwar comes back.

I tell him that it might be a while before we can leave.

There's no water and no electricity at the moment.

Ishwar remains surprisingly calm.

After a while, I regain my composure too.

I can't change it anyway.

I can only accept it as it is.

So I start by making myself a cold coffee with fresh buffalo milk.

And sit down on the wall with Ishwar.

We have a great chat.

I forget the time. At some point I go to the light switch. The electricity is back on!

The water should come on too.

And yes... there is water again.

Shortly afterwards, the tank is already overflowing.

Now I can finally take a shower. And soak the washing.

I make haste.

At around 9.40am we drive to the house.

The last meal with Ishwar and his family is great!

Afterwards, I quickly pack the last few things into my barrel. And seal it carefully.

On the way back to the farm, Ishwar drives over thorns on the road.

One gets stuck in the front tyre.

When I try to pull it out, air escapes.

Without further ado, Ishwar drives straight to the garage on the corner. The mechanic removes the front tyre. And dismantles the tyre.

He patches the inner tube.

After about 30 minutes we can ride again.

We are back at the farm at around 11.30 am.

I quickly do the washing. And hang it up. Ishwar will take it off later and keep it for me.

Then we wait for my moped rickshaw taxi.

The driver was supposed to be there around 12.

But he doesn't turn up. Around 12:30, Ishwar calls another friend. He arrives a few minutes later.

I say goodbye to Ishwar.

We have become good friends!

I am really sad.

After more than 2 months, I leave the buffalo farm.

This place is my personal paradise.

I have never been so connected to nature as I am here.

Never before have I experienced such biodiversity.

I slept outdoors for weeks.

I woke up in the morning to the sound of birdsong.

I was only outside all the time.

(Except for showering)

Yes...

Life here is hard and uncomfortable.

Especially in the rainy season.

Hard and dirty physical labour.

Washing clothes by hand every day.

Mosquitoes. And other biting insects.

Potentially dangerous animals (I didn't have a single dangerous encounter with an animal in the whole time).

The power goes out again and again.

Things keep happening that you don't expect.

Today you put up a new electric fence.

Tomorrow it's completely destroyed again. Because the power has failed.

And foreign herds of buffalo simply walk over it.

But the next moment I discover another marvellous creature... an insect I've never seen before.

Or a huge frog. Or a beautiful flower...

The smell of freshly mown natural grass.

That the huge buffalo eats out of my hand.

It's fascinating how easy it is to control these huge animals. If you trust them. And know how.

Juice from the best lemons every day.

And the best home-made food every day. 

Simply pure nature.

Pure life!

I am very grateful for this experience.

And yes... I also learn something new every day.

Every day I learn to live with what happens. Or what you have at your disposal.

Learning to stay relaxed when something is not there. Like this morning.

Ishwar, and above all real life, is the best teacher.

After every rain comes sunshine.

Everything is always good again.

And everything is only as good or bad as we feel it to be.

It always depends from which angle we look at something.

Or who the observer is.

Everything that happens has a reason.

Every animal and every plant has a function in the eternal cycle of nature.

Despite the delay, we arrive in Punjpur on time. The driver stops briefly at the shop where I had ordered the shower gel.

It was delivered today.

I take 4 bottles.

Now my rucksack is really full!

I get off the bus at 12.55pm.

The taxi journey with Privatritschka costs me 200 rupees. (Sharing taxi 20) But with my big rucksack it would have been problematic.

The bus ride from Punjpur to Mumbai Centre costs 1000 rupees.

The bus stand happens to be next to the tea shop where I always go.

As you never know exactly when the bus will arrive, I sit down next door. And drink some tea. 

Later, the seller gives me a bottle of drinking water.

The bus arrives at 2 pm.

It is quite new and comfortable.

It is a pure sleeper bus.

So there are only sleeping berths on 2 floors.

I get a single cabin in the upper section. I can take my rucksack inside.

Immediately after I get on, the bus moves on.

I leave Punjpur.

At first, the bus stops very often. Passengers get on.

I doze most of the time.

Suddenly, a branch hits me in the head through the open window! Almost in my eye.  Later I realise that I have a laceration on my forehead.

But nothing else happened.

I've been lucky again.

Apart from that, the journey is totally relaxed.

I don't notice any of the floods announced in Google and the resulting delays.

If I hadn't googled the route beforehand, I wouldn't have known anything about it. And I would have been much more relaxed beforehand.

Once again, this confirms that it's better not to know (negative) things.

And once again it is confirmed how far apart real life and what is officially reported are. Especially when it comes to negative things.

The world is nowhere near as negative as it is repeatedly portrayed and reported.

But maybe that's just my personal impression or my personal experience.

The bus only stops twice in total.

Towards the evening there is a short toilet break. 

I also use it to buy some tea and samosas.

At around 21:30 there is a longer break at a motorway service station.

I eat a very tasty masala dish.

As the bus continues its journey, I doze off again.

And eventually fall asleep.

....

This is how it will continue tomorrow>

Abschied von der Farm

Busfahrt nach Mumbai