Sonntag, 06. August
Ich schlafe sehr gut in dem großen frisch bezogenen Bett.
Um 6 klingelt der Wecker. Ich stehe sofort auf. Erstmal esse ich Knoblauch. Das ist auf nüchternen Magen ein Energiekick!
Ab 6:30 Uhr bin ich am Tablet. Und aktualisiere mein Tagebuch. Dann erstelle ich den Blogbeitrag von gestern. Um 6:45 Uhr ist alles wieder aktuell. Ich gehe „duschen“. Nach dem Zähne putzen trinke ich meine Zitrone. Ich presse sie jetzt wieder mit der Hand aus. Auf der Farm konnte ich immer die Zitronenpresse nutzen. Das war praktisch. Ich hatte überlegt, mir auch so eine zu kaufen.
Jetzt stelle ich fest, dass es ohne viel besser ist. Ich kann mich besser mit den Zitronen verbinden. Spüre sie. Meine Hände werden sauber. Es ist gut für die Haut. Und ich kann mit der Hand viel mehr Saft ausdrücken. So reichen 2 Zitronen. Mit der Presse sind es 3.
Nicht zuletzt bin ich froh, dass ich keine kaufen brauche. Auch, wenn es nur ein sehr günstiger Gegenstand ist. Besonders die Dinge, die ich eigentlich haben wollte, und dann doch nicht kaufen brauche, freuen mich am meisten.
Um kurz vor 8 bin ich startklar. Ich checke aus. Und verlasse das Hotel. Eigentlich will ich frühstücken. Aber die Zeit wird knapp. Ich brauche ja noch eine Fahrkarte.
Laut Google gibt es um 9:20 Uhr eine Zugverbindung nach Raxaul. Dort ist der Grenzübergang nach Nepal. Es sind etwa 1400 km.
Die Fahrt wird etwa 36 Stunden dauern. Und ich muss 4 x umsteigen.
Der Bahnhof ist nur etwa 1 km entfernt. Ich gehe zu Fuß dorthin. Will mir erst eine Fahrkarte kaufen. Und wenn dann noch Zeit ist, frühstücken.
Der Bahnhof ist um diese Zeit am Sonntagmorgen noch recht leer.
Auch in diesem Bahnhof gibt es Fahrkartenautomaten. Die von einem Bahnangestellten bedient werden. Ich bin der einzige Fahrgast. Und werde sofort bedient. Als ich mein Ziel nenne, verweist der Mann mich allerdings an den Schalter. Die Dame dort sagt, dass es keine Direktverbindung von Udaipur nach Raxaul gibt. Das weiß ich ja schon. Ich soll nach Delhi fahren. Von dort gibt es Direktverbindungen nach Raxaul. Der nächste Zug nach Delhi fährt aber erst heute Nacht.
Ich hab keine Lust, den ganzen Tag mit dem schweren Rucksack in der Stadt mitzulaufen. Also entscheide ich mich für die Regionalzüge. Mit 4 x umsteigen.
Aber man kann hier keine Fahrkarte für die ganze Fahrt kaufen. Ich brauche für jeden Zug ein eigenes Ticket. Hier bekomme ich nur die Fahrkarte bis nach Chittaurgarh. 115 km kosten 55 Rupies.
Ich kaufe die erste Fahrkarte. Zum Frühstücken bleibt jetzt keine Zeit mehr. Ich kaufe nur beim Imbiss direkt am Gleis Samosa und Chai. Pünktlich um 9:20 Uhr fährt der Zug ab. Es ist eine entspannte Zugfahrt. Überpünktlich um 11:45 Uhr erreicht der Zug die Stadt Chittaurgarh. Hier gehe ich erstmal Mittag Essen. In einem Restaurant in der Nähe vom Bahnhof esse ich wieder Masala Panier mit gemischtem Gemüse und Reis. Diesmal bezahle ich 420 Rupies. Dann kaufe ich die nächste Fahrkarte nach Kota. 172 km kosten 75 Rupies. Auch dieser Zug fährt pünktlich um 13:25 Uhr ab. Diesmal ist er schon voll. Ich sitze zunächst im letzten Waggon auf meinem Rucksack. Später bietet mir ein anderer Fahrgast seinen Platz an. Ich unterhalte mich mit den Männern. Sie machen Selfies mit mir.
Der Zug kommt schon um 16:30 Uhr in der Millionenstadt Kota an. Eine halbe Stunde früher als bei Google angezeigt. Ich will eine Fahrkarte nach Kanpur kaufen. Da es ein Nachtzug ist, möchte ich diesmal einen Schlafplatz in einem der Sleeper Waggons reservieren. Aber die Reservierung ist am Ticketschalter nicht möglich. Ich soll zum reservation Center gehen. Also gehe ich dorthin. Das Büro für Ticket Reservierung ist wie in jedem indischen Bahnhof ein extra Gebäude außerhalb. Allerdings ist heute geschlossen. Ich gehe zurück zum Schalter. Jetzt schickt die Dame mich zu Gleis 4. Dort ist auch ein reservation Center. Es dauert lange bis ich Gleis 4 finde. Als ich dann endlich beim reservation Center ankomme, sagt der Mitarbeiter, dass es nicht (mehr) möglich ist, einen Platz zu reservieren. Der Zug steht schon bereit. Er fährt von diesem Gleis. Als kaufe ich eine normale Fahrkarte. Sie kostet 195 Rupies für 636 km. Dann steige ich ein. Diesmal im Sleeper Waggon. Der Zug fährt von hier. Und ist noch fast leer. Ich setze mich gleich auf einen der oberen Liegeplätze.
Der Zug fährt pünktlich um 18:10 Uhr ab.
Zuerst ist alles entspannt. Der Zug füllt sich allmählich. Hier gehen in regelmäßigen Abständen Verkäufer mit Essen und Getränken durch die Waggons. Ich esse vegetarisches Bryani. Immer mehr Fahrgäste steigen zu. Ich döse. Später will ich grad Zähne putzen gehen, als der Zug mal wieder in einer größeren Stadt hält. Ich warte erstmal ab. Viele Menschen steigen ein. Dann kommt ein. Dann kommt ein Mann mit Reservierung für meinen Platz. Ich muss ihn freimachen.
Jetzt ist der Zug überfüllt. In den Gängen schlafen jetzt viele Menschen auf dem Boden. Ich sitze im Gang vor dem Klo auf meinem Rucksack. Hier stinkt es. Und jedes mal, wenn jemand auf Klo geht, muss ich aufstehen. An schlafen ist nicht zu denken.
Nach dem letzten Stop habe ich dank freundlicher Hilfe von einem sehr netten Mann einen richtigen Sitzplatz. Er trägt meinen schweren Rucksack über die schlafenden Menschen im Gang.
Wir unterhalten uns dann noch sehr gut. Guru fährt mit diesem Zug noch bis nach Lakhnau. Er wohnt in Gonda. Kurz vor der Grenze zu Nepal.
Pünktlich um 5 kommt der Zug in der Millionenstadt Kanpur im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh an.
Ich bin völlig übermüdet.
Spontan überlege ich, hier erstmal 1 Tag Reisepause zu machen.
Erstmal habe ich scheinbar Glück. Das erstbeste kleine Hotel fast direkt neben dem Bahnhof hat ein Zimmer frei. Es kostet von jetzt bis morgen Vormittag für 900 Rupies. Der Check in ist kurz und problemlos.
Als ich es dann das Zimmer im 1. Stockwerke sehe, kommt die Ernüchterung.
Es ist völlig herunter gekommen und verdreckt. Die Tapete hängt lose von der Wand. Und fehlt teilweise. Das Bad strotzt vor Dreck. Natürlich funktioniert die Dusche nicht, weil die Duscharmatur fehlt. Aber das hab ich ja hier in Indien schon oft erlebt. In der Toilette schwimmt ein Kondom. Eigentlich ist es eine Zumutung, dass für so etwas noch Geld verlangt wird. Aber mich kann ja nichts mehr erschüttern.
Zum schlafen wird es reichen. Es gibt kein Kissen und keine Bettdecke. Ich frage 2 mal danach. Aber werde nur auf später vertröstet.
Obwohl ich todmüde bin, gehe ich nochmal kurz raus. Versuche was zum Frühstück zu bekommen.
Aber hier in Indien ist das morgens um 6 nahezu aussichtslos. Obwohl schon recht viele Menschen unterwegs sind. Alle Restaurants sind noch geschlossen. Chai gibt es an jeder Ecke. Die Teestände verkaufen auch Chips und Kekse.
Aber Chips gehen für mich gar nicht. Schließlich trinke ich einen Tee und esse 2 Kekse.
Dann gehe ich wieder hoch. „dusche“ mich kurz unter dem Wasserhahn. Einen Eimer gibt es hier nicht.
Dann schreibe ich noch schnell einen Update Post auf Facebook.
Bis ich dann endlich schlafe, ist es etwa 7:15 Uhr.
Das Bett ist unbequem. Und das Bettlaken hat Löcher. Aber das ist mir jetzt egal.
Ich verzichte auf die Decke. Und mache den Ventilator aus. Er lässt sich nicht (mehr) dimmen. Als Kissen nehme ich mein Handtuch.
Ich schlafe sofort ein.
....
Trainride to Kanpur
Sunday, 06 August
I sleep very well in the big, freshly made bed.
The alarm clock rings at 6. I get up immediately. First I eat garlic. That is an energy kick on an empty stomach!
From 6:30 I am at my tablet. And update my diary. Then I create yesterday's blog post. At 6:45 everything is up to date again. I take a "shower". After brushing my teeth, I drink my lemon. I squeeze it by hand again now. On the farm I could always use the lemon squeezer. That was practical. I had thought about buying one of those too.
Now I realise that it's much better without it. I can connect better with the lemons. Feel them. My hands get clean. It's good for the skin. And I can squeeze out much more juice with my hand. So 2 lemons are enough. With the squeezer it's 3.
Last but not least, I'm glad I don't have to buy one. Even if it's just a very cheap item. Especially the things I actually wanted to have, and then don't need to buy after all, make me the happiest.
I'm ready to go at just before 8. I check out. And leave the hotel. Actually, I want to have breakfast. But time is running out. I still need a ticket.
According to Google, there is a train connection to Raxaul at 9:20am. There is the border crossing to Nepal. It is about 1400 km.
The journey will take about 36 hours. And I have to change trains 4 times.
The railway station is only about 1 km away. I walk there. I want to buy a ticket first. And if there's still time, have breakfast.
The station is still quite empty at this time on a Sunday morning.
There are also ticket machines at this station. They are operated by a railway employee. I am the only passenger. And I am served immediately. When I state my destination, however, the man directs me to the ticket office. The lady there says that there is no direct connection from Udaipur to Raxaul. I already know that. I should go to Delhi. There are direct connections from there to Raxaul. But the next train to Delhi doesn't leave until tonight.
I don't feel like walking all day in the city with my heavy backpack. So I decide to take the regional trains. With 4 x changes.
But you can't buy a ticket for the whole journey here. I need a separate ticket for each train. Here I only get the ticket to Chittaurgarh. 115 km cost 55 Rupees.
I buy the first ticket. There is no time for breakfast now. I only buy Samosa and Chai at the snack bar right at the track. The train leaves punctually at 9:20am. It is a relaxed train ride. The train arrives in Chittaurgarh on time at 11:45. Here I have lunch. In a restaurant near the station I eat again masala paneer with mixed vegetables and rice. This time I pay 420 Rupees. Then I buy the next ticket to Kota. 172 km cost 75 rupees. This train also leaves on time at 13:25. This time it is already full. I first sit in the last coach on my backpack. Later, another passenger offers me his seat. I chat with the men. They take selfies with me.
The train arrives in the megacity of Kota at 4:30 pm. Half an hour earlier than indicated on Google. I want to buy a ticket to Kanpur. As it is a night train, I want to reserve a sleeping place in one of the sleeper coaches this time. But the reservation is not possible at the ticket counter. I am told to go to the reservation centre. So I go there. The office for ticket reservation is like in every Indian railway station a separate building outside. But today it is closed. I go back to the ticket office. Now the lady sends me to platform 4, where there is also a reservation centre. It takes me a long time to find platform 4. When I finally arrive at the reservation centre, the employee says that it is not (anymore) possible to reserve a seat. The train is already waiting. It leaves from this platform. So I buy a normal ticket. It costs 195 rupees for 636 km. Then I get on. This time in the sleeper coach. The train leaves from here. And it is still almost empty. I immediately sit down on one of the upper berths.
The train leaves punctually at 18:10.
At first everything is relaxed. The train gradually fills up. Vendors with food and drinks pass through the carriages at regular intervals. I eat vegetarian bryani. More and more passengers board. I doze. Later, I am about to brush my teeth, when the train stops again in a bigger town. I wait for a while. Many people get on. Then a train arrives. Then a man comes with a reservation for my seat. I have to vacate it.
Now the train is overcrowded. In the corridors, many people are now sleeping on the floor. I sit on my backpack in the corridor in front of the toilet. It stinks here.
And every time someone goes to the toilet, I have to get up. Sleeping is out of the question.
After the last stop, thanks to the kind help of a very nice man, I have a proper seat. He carries my heavy backpack over the sleeping people in the aisle.
We then have a very good chat. Guru takes this train all the way to Lakhnau. He lives in Gonda. Just before the border to Nepal.
The train arrives in Kanpur, a city of millions, at 5 o'clock on the dot.
I am completely overtired.
Spontaneously I decide to take a break for one day.
First I seem to be lucky. The first small hotel almost next to the station has a room available. It costs 900 rupees from now until tomorrow morning. Check in is short and easy.
When I see the room on the first floor, I am disillusioned.
It is completely run down and dirty. The wallpaper is hanging loose from the wall. And some of it is missing. The bathroom is full of dirt. Of course, the shower doesn't work because the shower fitting is missing. But I've seen that many times here in India. There is a condom floating in the toilet. Actually, it's an insult that they still charge money for something like that. But nothing can shake me anymore.
It will be enough to sleep. There is no pillow and no duvet. I ask for them twice. But I am only put off until later.
Although I'm dead tired, I go out for a short while. I try to get some breakfast.
But here in India at 6 in the morning it is almost impossible. Although there are already quite a few people out and about. All the restaurants are still closed. Chai is available on every corner. The tea stalls also sell chips and biscuits.
But crisps don't work for me at all. Finally I drink a tea and eat 2 biscuits.
Then I go back upstairs. Have a quick "shower" under the tap. There is no bucket here.
Then I quickly write an update post on Facebook.
By the time I am finally asleep, it is about 7:15.
The bed is uncomfortable. And the sheets have holes in them. But I don't care about that now.
I do without the blanket. And turn off the fan. It can't be dimmed (any more). I use my towel as a pillow.
I fall asleep immediately.
....