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Im Dorf. Einblicke in ein Indisches Krankenhaus. Gedanken

<Das war der Donnerstag

Freitag, 30. Juni

Heute wache ich schon um 4:20 Uhr auf. Dusche mich kurz kalt ab. Hab noch kurz Zeit. Und schreibe Vanessa. (Sie schläft allerdings. In Deutschland ist es ja mitten in der Nacht)

Ab 5 arbeite ich. Heute beginne ich, die Tür zu streichen. Zuerst schleife ich sie ab. Dann streiche ich die Innenseite. Etwa um 7 mache ich Frühstückspause. Ich esse mein Mittagessen von gestern. Reis mit Dal. Nach dem Essen arbeite ich noch bis kurz vor 10 weiter. Es fängt leicht an zu regnen. Aber ich bin ja drinnen. Und streiche die Innenseite. Als ich damit fertig bin, wird der Regen stärker. Ich mache Feierabend.

„Dusche“ ausgiebig und schrubbe meine Sandalen. Wäsche wasche ich heute nicht. So wie es aussieht, wird es den ganzen Tag regnen.

Gegen 11 gehe ich in einer Regenpause zum vorderen Restaurant. Kaufe Trinkwasser und lasse meinen Teebecher auffüllen. Wieder bekomme ich aufgeschnittene Mango.

Ab etwa 12 bin ich wieder auf der Farm. Das Mittagessen lasse ich heute ausfallen. Ich hab keinen Hunger. Bin müde. Und lege mich hin. Schlafe sofort ein.

 

Um 14:30 Uhr wache ich auf. Dinesh hatte mir geschrieben. Er fragt, ob ich Lust habe ihn auf seiner Arbeit im Krankenhaus zu besuchen. Natürlich hab ich Lust dazu. Ich mach mich kurz frisch. Dann gehe ich los. Das Hind Hospital ist etwa 1,5 km entfernt. Ich fahre mit Ritschka Taxi dorthin. Für die Fahrt bezahle ich den Touristenpreis 20 Rupies. Um etwa 15 Uhr komme ich bei dem Krankenhaus an. Dinesh arbeitet hier (neben dem Job als Geschäftsführer vom Restaurant) als Assistenzarzt in der OPD (Out Patient Department) Abteilung.

Als ich in der Abteilung ankomme, ist er noch beschäftigt. Zwischendurch zeigt-  und erklärt er mir diesen Teil vom Hind Hospital. Ich bin erstaunt, wie selbstverständlich ich als Besucher in die Behandlungsräume darf. Und wie einfach diese ausgestattet sind. Es ist kein Vergleich zu einem Krankenhaus in Deutschland. Zumindest nicht zum aktuellen Zeitpunkt. Mich erinnert es dunkel an ein Krankenhaus wo ich als kleines Kind mal war. Vor etwa 40 Jahren!

Ab 16 Uhr ist diese Abteilung geschlossen. Dinesh hat jetzt Zeit. Aber noch Bereitschaftsdienst. Er bestellt Essen für uns von seinem Restaurant. Sein Mitarbeiter bringt es. Wir essen in einem der Behandlungsräume. Dann unterhalten wir uns. Zwischendurch kommen noch Patienten. Und er muss zum Dienst. Und in der geschlossenen Station beginnen 2 Frauen mit den Reinigungsarbeiten.

Unser Gespräch ist sehr interessant. Aber auch ein „Schock“ für mich. Dinesh erzählt, dass er täglich von 9 – 15 Uhr arbeitet. Er ist Assistenzarzt. Und bekommt nur 15.000 Rupies im Monat. Das entspricht 167€. Als Arzt! Die Reinigungskräfte bekommen nur etwa 4000 Rupies (44€)

Zum Vergleich: Meine mini Rente aus Deutschland von 500€ entspricht etwa 44.000 Rupies.

In Deutschland ist das erbärmlich wenig! Ich bin bettelarm. Hier in Indien bekomme ich fast 3 × soviel wie ein Assistenzarzt! Und auch nach meiner bisherigen Erfahrung reichen 15.000 Rupies nicht zum Leben. Deshalb arbeitet Dinesh ja noch als Geschäftsführer im Restaurant. Trotzdem lebt er in einer einfachen Hütte ohne Wasseranschluss. Es ist mir ein Rätsel, wie die Frauen überleben, die hier die Krankenhausräume reinigen. Unter diesen Bedingungen kann ich sehr gut verstehen, warum so viele Menschen nach Deutschland wollen.

Trotzdem…. Ich kann mich nur wiederholen: Man kann das Einkommen in Indien nicht 1 zu 1 mit einem Einkommen in Deutschland vergleichen. Man muss auch die Preise sehen. Und vergleichen. Dann relativiert es sich schon wieder. Nur eines von vielen Beispielen aus meiner eigenen Erfahrung: Ich hab ja vor wenigen Tagen für einen Haarschnitt mit Bartrasur nur 100 Rupies (1,12€) bezahlt. In Deutschland kostet so etwas mindestens 25€.

Auf der anderen Seite ist Dinesh „erstaunt“ als ich erzähle, dass Krankenhausbehandlungen in Deutschland „gratis“ sind. In Indien müssen die Menschen erstmal bezahlen. Nur ganz arme Menschen bekommen auf Antrag eine Karte für gratis Behandlungen.

Aber auch das relativiert sich wieder. In Deutschland werden vom Einkommen etwa 14% automatisch als Krankenkassenbeitrag abgezogen. Übrigens auch von meiner Rente. Egal ob man die Krankenkasse in Anspruch nimmt oder nicht. Für mich waren meine monatelangen Krankenhausaufenthalte und etwa 20 Operationen damit „gratis“ (bis auf die Zuzahlungen). In Indien hätten sie sie mich finanziell ruiniert.

Seit 2020 war ich bei keinem Arzt mehr. (Meine deutsche Krankenversicherung gilt außerhalb der EU eh nicht mehr) Aber trotzdem bin ich verpflichtet sie zu bezahlen.

Es ist eben alles eine Frage der Sichtweise.

Um 17 Uhr hat Dinesh Feierabend. Wir fahren mit Ritschka Taxi zu seinem Restaurant. Diesmal kostet die Fahrt nur 5 Rupies pro Person. (Der Weg zur Farm ist nur unwesentlich weiter)

Später bestelle ich mir noch etwas zu essen. Wieder bekomme ich ein Spezialgericht. Panier mit Gemüse. In einer Eigenkreation vom Koch. Es ist super lecker!

Und auch heute bekomme ich (so wie jeden Tag) einen vergünstigten Sonderpreis.

Ab etwa 19:45 Uhr bin ich wieder auf der Farm. Ich schreibe Tagebuch. Um 20:30 Uhr werde ich müde. Ich breche es ab. Gehe Zähne putzen. Danach schreibe ich doch noch schnell den Eintrag von gestern fertig. Dann creme ich mich wieder gründlich mit Mückenschutz ein.

Heute ist es etwas kühler. Ich schlafe mal wieder im T- Shirt.

Ab etwa 21:30 Uhr schlafe ich.

 

Heute wurde meine Rente ausgezahlt.

Sie wurde um 17,25€ erhöht. Ich bekomme jetzt 521€.

So geht es morgen weiter>

In the village. Insights into an Indian hospital. Thoughts

<This was Thursday

Friday, 30 June

Today I wake up at 4:20am. Take a quick cold shower. Then I have a little time. And write to Vanessa. (She is asleep, though. In Germany it is the middle of the night).

From 5 I work. Today I start painting the door. First I sand it. Then I paint the inside. At about 7 I take a breakfast break. I eat my lunch from yesterday. Rice with dal. Then I continue working until shortly before 10. It starts to rain lightly. But I'm inside. And paint the inside. When I have finished, the rain gets heavier. I then call it a day. 

Take a long "shower" and scrub my sandals. I don't do any laundry today. It looks like it will rain all day. 

Around 11, during a break in the rain, I go to the front restaurant. Buy drinking water and get my tea mug filled up. Again I get sliced mango. 

From about 12 I am back at the farm. I skip lunch today. I am not hungry. I am tired. And lie down. Fall asleep immediately.


I wake up at 2:30. Dinesh had written to me. He asks if I would like to visit him at his work in the hospital. Of course I wanted to. I freshen up briefly. Then I start walking. The Hind Hospital is about 1.5 km away. I take Ritschka Taxi there. For the ride I pay the tourist price of 20 Rupees. At about 3pm I arrive at the hospital. Dinesh works here (besides his job as manager of the restaurant) as an assistant doctor in the OPD (Out Patient Department). 

When I arrive at the department, he is still busy. In between, he shows and explains this part of Hind Hospital to me. I am amazed at how naturally I am allowed into the treatment rooms as a visitor. And how simply they are equipped. There is no comparison to a hospital in Germany. At least not at the present time. It reminds me darkly of a hospital where I was once as a small child. About 40 years ago!

This department is closed from 4 pm. Dinesh is free now. But he is still on call. He orders food for us from his restaurant. His staff brings it. We eat in one of the treatment rooms. Then we talk. In between, patients come in. And he has to go on duty. And in the closed ward, 2 women start cleaning. 

Our conversation is very interesting. But also a "shock" for me. Dinesh tells me that he works from 9 am - 3 pm every day. He is an assistant doctor. And only gets 15,000 rupees a month. That corresponds to 167€. As a doctor! The cleaners only get about 4000 rupees (44€).

For comparison: My mini pension from Germany of 500€ is equivalent to about 44,000 rupees.

In Germany that is pathetically little! I am destitute. Here in India I get almost 3 times as much as an assistant doctor! And even in my experience so far, 15,000 rupees are not enough to live on. That's why Dinesh still works as a manager in the restaurant. Nevertheless, he lives in a simple hut without water supply. It is a mystery to me how the women who clean the hospital rooms here survive. Under these conditions, I can understand very well why so many people want to come to Germany.

Nevertheless....I can only repeat myself: You cannot compare the income in India 1 to 1 with an income in Germany. You also have to look at the prices. And compare them. Then it becomes relative again. Just one of many examples from my own experience: a few days ago I paid only 100 rupees (1.12€) for a haircut with a shave. In Germany, something like that costs at least 25€.

On the other hand, Dinesh is "amazed" when I tell him that hospital treatment is "free" in Germany. In India, people have to pay first. Only very poor people can apply for a card for free treatment.

But that too is put into perspective. In Germany, about 14% is automatically deducted from your income as a health insurance contribution. From my pension, too, by the way. It doesn't matter whether you use the health insurance or not. For me, my months of hospitalisation and about 20 operations were thus "free" (except for the co-payments). In India, they would have ruined me financially.

I haven't seen a doctor since 2020. (My German health insurance no longer applies outside the EU anyway) But I am still obliged to pay them. 

It's all a matter of perspective. 

At 5 pm Dinesh has finished work. We take Ritschka Taxi to his restaurant. This time the fare is only 5 rupees per person. (The way to the farm is only slightly further).

Later I order something to eat. Again I get a special dish. Bread with vegetables. In one of the cook's own creations. It is super tasty!

And today, too, I get (as every day) a special dish.

Breaded with vegetables. In one of the chef's own creations. It's super delicious!

And also today I get (as every day) a discounted special price.

From about 19:45 I am back at the farm. I write my diary. At 20:30 I get tired. I break it off. I go to brush my teeth. Afterwards I quickly finish writing yesterday's entry. Then I put on mosquito repellent again.

It is a bit cooler today. I sleep in a T-shirt again.

From about 9:30 pm I sleep.


Today my pension was paid out. 

It was increased by 17,25€. I now get 521€.

This is how it will continue tomorrow>