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Fahrt zur Grenze. Meine Probleme mit Videos

<Das war der Dienstag

Mittwoch, 15. März (Tag 60 in Indien)

Um 6 klingelt der Wecker. Auch heute stehe ich erst um etwa 6:20 Uhr auf. Ich wasche mich an der Wasserstelle. Dann bin ich kurz bei Facebook.

Ab 7 schreibe ich Tagebuch. Ich bin aber zu müde und kann mich nicht konzentrieren. Döse zwischendurch. Um 7:30 Uhr fängt es an zu regnen. Es ist aber nur kurz ein kurzer Schauer.

Später mache ich mich an der Wasserstelle nochmal frisch. Jetzt bin ich wach. Ab 8:40 Uhr schreibe ich weiter an meinem Tagebuch. Breche es aber nach kurzer Zeit ab. Die Bauarbeiter beginnen mit der Arbeit. Kumar und Aninda nehmen das Moskitonetz ab.

Wir sitzen dann noch zusammen. Ich schenke den beiden einige meiner Münzen aus Georgien und der Türkei.

Später bekomme ich Frühstück. Sehr leckeren und gut gewürzten Rote Bete Salat. Fladenbrot und gekochte Eier.

Nach dem Essen packe ich meine Sachen zusammen und belade das Fahrrad. Kumar und Aninda schenken mir eine Kette. Wir verabschieden uns.

Um 11:30 Uhr fahre ich los. Bis zur Grenze sind es knapp 39 km.

Heute ist es etwas kühler als die letzten Tage. Das Fahren ist nicht ganz so schweißtreibend.

Aber trotzdem sehr anstrengend! Der Verkehr ist teilweise extrem.

Es ist allgemein eine laute Geräuschkulisse. Die Hupe ist das wichtigste Teil an den Fahrzeugen.

Da es ja kaum Verkehrsschilder gibt, ist (mir) oft nicht klar, wer Vorfahrt hat. Ich hab das Gefühl, es gibt auch kaum Regeln. Vor jeder Kreuzung und jeder Kurve wird gehupt. Und dann fährt man halt wenn frei ist, bzw. schlängelt sich aneinander vorbei. Auch Fußgänger gehen einfach „irgendwo“ über die Straßen. Bzw. auf den Straßen. Es gibt Zebrastreifen. Aber die interessieren niemanden.

Dazwischen Kühe. (Hier in Westbengalen sehe ich aber tatsächlich weniger Kühe als in Tamil Nadu.)

Und heute bin ich teilweise von den vielen Menschen genervt, die Selfies und Videos von- und mit mir machen.  Einige Fragen. Das ist Ok. Wenn ich grad total verschwitzt bin, sag ich auch mal nein.

Aber immer wieder merke ich, dass Handy Kameras auf mich gerichtet sind. Es werden Videos gemacht. Ungefragt… im vorbeifahren oder vom Straßenrand. Die Scooter fahren teilweise sehr dicht an mir vorbei. Um mich gut Filmen zu können.

Sobald ich irgendwo stehen bleibe, werde ich von Menschen umringt (überwiegend Männer). Zig Handy Kameras sind auf mich gerichtet.

Ein paarmal sage ich ganz klar „no photos!“ Ein junger Mann packt das Telefon kurz weg. Minuten später macht er ein Video von mir. In solchen Momenten bin ich genervt. Es fällt mir immer schwerer zum hundertsten Mal freundlich die selben Fragen zu beantworten.

Und heute fällt es mir extrem auf: Fast jeder fragt mich „ You have a Youtube Cannel?“

Wenn ich dann sage, dass ich keine Videos mache, lässt das Interesse an mir schnell nach.

 Mir ist klar, dass gerade die junge Generation nur auf YouTube und schnelle Klicks fixiert ist.

Kaum ein junger Mensch liest noch Bücher. Wenn ein Text mehr als drei Sätze hat, wird weiter gescrollt. Das macht mich traurig. Aber ich halte trotzdem an meinem Prinzip der Dokumentation dieser Reise fest. Ich schreibe. Und mache keine Videos. Wer wirklich Interesse an mir und meiner Reise hat, wird meine Texte lesen, später meine Bücher kaufen, und mich unterstützen. Wahre Freunde unterstützen mich bedingungslos, ohne dass ich darum bitte. Auch ohne Videos.

Ich habe Probleme mit Videos. Mit dieser modernen Technik kann ich nichts anfangen.

Ich mag nicht gefilmt werden, wenn ich total verschwitzt und erschöpft bin.

Trotzdem bleibt mir nichts anderes übrig, als mich damit abzufinden. Ich kann es ja kaum verhindern, dass im vorbeifahren Videos von mir gemacht werden. Und hab auch keine Kontrolle darüber, wo die später überall hochgeladen werden. Das stört mich gewaltig.

Aus meiner Sicht ist es ein Fluch, dass mit Smartphones immer und überall gefilmt werden kann.

Trotzdem ergeben sich auch heute tolle Gespräche. Ich werde eingeladen. Knüpfe Kontakte.

Heute bekomme ich nirgends Lemon Soda oder überhaupt frisch gepressten Saft. So etwas scheint in dieser Gegend nicht üblich zu sein.

Und ich habe Rückenschmerzen. Bzw. Schmerzen in der linken Schulter. Von dem schweren Rucksack.

Irgendwann geht es nicht mehr. Ich kann kaum noch fahren. Und mich nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren. Bei einem kleinen Tempel halte ich an. Ich reibe meine Schulter mit der Massagecreme ein. Sofort sind die Schmerzen weg.

Etwa um 17:30 Uhr erreiche ich die Stadt Bangaon. An der Grenze zu Bangladesch. Bis zum Grenzübergang sind es nur noch 8 km. Beim Busbahnhof ist ein Guesthouse. Ich frage nach einem Zimmer. Und bin positiv überrascht, wie günstig es ist. 500 Rupies. Da brauche ich nicht lange überlegen. Und es ist es super schick! Erstaunlich sauber. Ich hab für viel schlechtere Unterkünfte schon mehr bezahlt.

Mein Fahrrad kann ich ins Treppenhaus stellen.

Ich mache mich kurz frisch.

Dann gehe ich zu Fuß in die Stadt.

Ab etwa 19 Uhr bin ich in einem Fast food Restaurant. Die Preise sind überraschend günstig.

Laut Karte gibt es Pizza. Aber jetzt grad nicht.

Ich bestelle mir einen Chicken Burger.

Hier gibt es Lemon Soda. Aber davon werde ich enttäuscht. Obwohl ich sage „no sugar, no Salt. Plain“  bekomme ich einen sehr süßen Drink. Der unnatürlich blau aussieht und unnatürlich schmeckt. Auch der Mojito schmeckt nicht.

Dann will ich noch einen Eiscafé. Auch den gibt es nicht. Mal wieder merke ich, dass man sich in Indien nicht auf die Karte verlassen kann. Ebenso wenig wie auf die Schilder. Wenn an einer Gaststätte draußen ein großes Schild „Hotel“ ist, heißt das noch lange nicht, dass es in dem Gebäude ein Hotel oder auch nur Zimmer zu vermieten gibt. Oder das es die abgebildeten Speisen gibt.

In einem Café ist nicht gesagt, dass man Kaffee oder gar Eiskaffee bekommt.

In dem Restaurant schreibe ich einen Facebook Update Post. Dann gehe ich zurück zu dem Hotel.

Ab 20:15 Uhr bin ich in meinem Hotelzimmer.

Ich dusche erstmal kalt. Und reibe meine Schulter nochmal ein.

Dann bin ich bei Facebook und beantworte Nachrichten.

Ab 21 Uhr schreibe ich Tagebuch. Um 23:20 Uhr breche ich es ab. Heute will ich eher schlafen. Damit ich morgen pünktlich um 6 aufstehen kann. Und damit ich fit für den Tag bin.

Ich gehe Zähne putzen. Bin dann noch kurz bei Facebook beantworte Nachrichten. Ab Mitternacht schlafe ich. Ich bin gerade am Einschlafen,  als an der Tür geklopft wird. Der Hotel Mitarbeiter von der Nachtschicht ist besorgt um mein Fahrrad. Die Haupteingangstür vom Gebäude ist nachts offen. Ich gehe dann mit ihm und seinen Kollegen runter. Das Fahrrad hatte ich sowieso angeschlossen  Ich nehme nur das Solsrpanel, Zelt, Isomatte und Schlafsack ab. Der Rest kann am Rad bleiben. Ich bin im Vertrauen.

Dann schlafe ich weiter.

 

Ich bin heute etwa 32 km gefahren. Bis zum Grenzübergang sind es noch 8 km.

 

Morgen fahr ich über die Grenze nach Bangladesch.

Ich bin gespannt, Was mich dort erwartet.

Und so wie es aussieht, klappt mein Plan für dieses Jahr und die weitere Reise.

Wie ich heute von Freunden erfahren habe,

hat China die Grenzen für Touristen geöffnet.

Also fahr ich nach Bangladesch, dem 2. Mal Indien, und Nepal nach Tibet (China). Dann das Landesinnere von China. Danach Richtung Südostasien (Thailand) und über Vietnam noch mal nach China.

So, dass ich im August 2025 in Japan bin.

So geht es morgen weiter>

Drive to the border. My problems with video

<This was Tuesday

Wednesday, 15 March (Day 60 in India)

The alarm clock rings at 6. Today, too, I do not get up until about 6:20. I wash at the water point. Then I am briefly on Facebook.

From 7 I write my diary. But I am too tired and cannot concentrate. I doze in between. At 7:30 it starts to rain. But it is only a short shower.

Later I freshen up at the waterhole. Now I am awake. From 8:40am I continue writing my diary. But I stop after a short while. The construction workers start working. Kumar and Aninda take down the mosquito net.

We sit together for a while. I give them some of my coins from Georgia and Turkey.

Later I get breakfast. Very tasty and well-seasoned beetroot salad. Pita bread and boiled eggs.

After eating, I pack up my things and load the bike. Kumar and Aninda give me a chain. We say goodbye.

At 11:30am I leave. It is about 39 km to the border.

Today it is a bit cooler than the last few days. The riding is not quite as sweaty.

But still very exhausting! The traffic is extreme in places.

It is generally a loud background noise. The horn is the most important part of the vehicles.

Since there are hardly any traffic signs, it is often not clear (to me) who has the right of way. I have the feeling there are hardly any rules either. People honk their horns before every intersection and every bend. And then you just drive when it's clear or meander past each other. Pedestrians also just walk "anywhere" across the streets. Or on the streets. There are zebra crossings. But nobody is interested in them.

Cows in between. (Here in West Bengal, however, I actually see fewer cows than in Tamil Nadu).

And today I am partly annoyed by the many people taking selfies and videos of- and with me. Some questions. That's ok. When I'm all sweaty, I say no sometimes.

But again and again I notice that mobile phone cameras are pointed at me. Videos are being made. Unasked... while passing by or from the roadside. Some of the scooters pass very close to me. To be able to film me well.

As soon as I stop somewhere, I am surrounded by people (mostly men). Tens of mobile phone cameras are pointed at me.

A few times I clearly say "no photos!". A young man puts the phone away for a moment. Minutes later he makes a video of me. At moments like this I get annoyed. I find it harder and harder to answer the same questions in a friendly way for the hundredth time.

And today it is extremely noticeable: Almost everyone asks me, "You have a YouTube channel?"

If I then say that I don't make videos, the interest in me quickly wanes.

It is clear to me that the young generation in particular is only fixated on YouTube and quick clicks.

Hardly any young people read books anymore. If a text has more than three sentences, they keep scrolling. That makes me sad. But I still stick to my principle of documenting this journey. I write. And don't make videos. Those who are really interested in me and my journey will read my texts, buy my books later, and support me. True friends support me unconditionally, without me asking for it. Even without videos.

I have problems with videos. I can't do anything with this modern technology.

I don't like to be filmed when I'm all sweaty and exhausted.

Nevertheless, I have no choice but to put up with it. I can hardly prevent videos being taken of me as I drive by. And I have no control over where they are uploaded later. That bothers me a lot.

From my point of view, it's a curse that smartphones can be used to film everywhere and at all times.

Nevertheless, great conversations are still happening today. I get invited. I make contacts.

Today I don't get lemon soda or freshly squeezed juice anywhere. Such things don't seem to be common in this area.

And I have back pain. Or rather pain in my left shoulder. From the heavy backpack.

At some point it doesn't work any more. I can hardly drive any more. And I can no longer concentrate on the traffic. I stop at a small temple. I rub my shoulder with the massage cream. Immediately the pain is gone.

Around 5:30 pm I reach the city of Bangaon. On the border to Bangladesh. It is only 8 km to the border crossing. At the bus station is a guesthouse. I ask for a room. And I am pleasantly surprised how cheap it is. 500 rupees. I don't have to think long. And it is super chic! Amazingly clean. I've paid more for much worse accommodation.

I can put my bike in the stairwell.

I freshen up briefly.

Then I walk into town.

From about 19h onwards I am in a fast food restaurant. 

The prices are surprisingly reasonable.

According to the menu, there is pizza. But not right now.

I order a chicken burger.

They have lemon soda here. But I am disappointed. Although I say "no sugar, no salt. Plain" I get a very sweet drink. Which looks unnaturally blue and tastes unnatural. The mojito doesn't taste good either.

Then I want another ice cream. They don't have that either. Once again I realise that in India you can't rely on the menu. Just as little as on the signs. If there is a big sign outside a restaurant saying "Hotel", it does not mean that there is a hotel or even rooms for rent in the building. Or that the food pictured is available.

In a café, it does not mean that you can get coffee or even iced coffee.

In the restaurant I write a Facebook update post. Then I go back to the hotel.

From 20:15 I am in my hotel room.

I take a cold shower. And rub my shoulder again.

Then I am on Facebook and answer messages.

From 9 pm I write in my diary. At 11.20 pm I break it off. Today I want to sleep earlier. So that I can get up at 6 on the dot tomorrow. And so that I am fit for the day.

I go to brush my teeth. Then I briefly go on Facebook and answer messages. After midnight I sleep. I am just about to fall asleep when there is a knock at the door. The hotel employee from the night shift is worried about my bike. The main entrance door to the building is open at night. I then go downstairs with him and his colleagues. I only take off the Solarpanel, tent, sleeping mat and sleeping bag. The rest can stay on the bike. I am in confidence.

Then I go back to sleep.


I have cycled about 32 km today. It is another 8 km to the border crossing.


Tomorrow I cross the border into Bangladesh.

I am curious to see what awaits me there.

And it looks like my plan for this year and the rest of my journey will work out.

I heard from friends today that China

China has opened its borders to tourists.

So I'm going to Bangladesh, the 2nd time India, and Nepal to Tibet (China). Then the interior of China. Then towards Southeast Asia (Thailand) and via Vietnam again to China.

So that I'll be in Japan in August 2025.

This is how it will continue tomorrow>