Samstag, 21. Januar (Tag 8 in Indien)
Heute wache ich vor dem Wecker klingeln um 7:30 Uhr auf.
Ich bin ganz kurz bei Facebook.
Dann aktualisiere ich mein Tagebuch. Und kopiere den Beitrag von gestern in den vorbereiteten Blogeintrag. Um 8:15 Uhr ist mein Blog wieder aktuell. Ich gehe duschen. Dann packe ich meine restlichen Sachen zusammen und räume das Zimmer auf. Gegen 10 bin ich startklar. Ich checke aus. Der Hostel Mitarbeiter hilft mir, das Fahrrad und mein Gepäck runterzutragen. Vor dem Hostel belade ich es. Um 11 ist es startklar. Ich trinke noch einen Çay. Dann verabschiede ich mich.
Ich schiebe das Fahrrad etwa 1,5 km durch die belebten Straßen von Amritsar. Immer wieder werde ich angesprochen. Und zum Çay eingeladen. Dadurch ergeben sich interessante Gespräche.
Unter anderen bietet der Inhaber von einem Bekleidungsgeschäft mir an, die Zugfahrt nach Neu-Delhi zu bezahlen. Zwischendurch frühstücke ich in einem Restaurant. Das typische Linsengericht und Çay. Es ist super günstig.
Um 13:30 Uhr erreiche ich den goldenen Tempel, das Wahrzeichen und spirituellen Mittelpunkt von Amritsar.
Der Harmandir Sahib ist das höchste Heiligtum der Sikhs. Dieser Tempel aus dem 16. Jahrhundert wird täglich von mehr als 100.000 Menschen besucht.
Als ich mein Fahrrad auf das gewaltige Tempelgelände schiebe, werde ich immer wieder angesprochen.
Und dann auch direkt zum Pilgerheim geleitet. Hier können Besucher bis zu 3 Nächte gratis übernachten. Ich bekomme einen eigenen einfachen Raum zugeteilt. Hier gibt es 2 einfache Betten.
Und Spinde fürs Gepäck. Ich verschließe ihn mit einem meiner Vorhängeschlösser. Im Hauptraum kann ich mein Fahrrad unterstellen. Hier ist ein Bad. Ohne Toilette. Es gibt eine separate Toilettenanlage.
Die Formalitäten sind einfach gehalten. Jeder Übernachtungsgast trägt seinen Namen und die Passnummer in eine Liste ein.
Alkohol und Rauchen ist im ganzen Tempel verboten. Das ist für mich ja selbstverständlich.
Ich schließe meinen Rucksack in einem Spind ein. Ziehe Schuhe und Socken aus.
Dann gehe ich in den Tempelkomplex. Hier ist eine Kopfbedeckung zwingend vorgeschrieben. Ich leihe mir einen orangenen Turban aus.
Jetzt bin ich überwältigt! Es ist mehr als beeindruckend! Ich bin unendlich dankbar, dass ich das erleben darf.
Der eigentliche Goldene Tempel liegt in Mitten eines riesigen rechteckigen Pools, dem Amrit Sarovar (Nektarsee). Von diesem See leitet sich der Stadtname Amritsar ab. Das Wasser des Nektarsees gilt den Sikhs als heilig, weshalb viele Pilger im Wasser baden gehen. Im Wasser reflektiert sich das goldene Licht des Tempels. Umrandet wird der Nektarsee von einem breiten Weg, auf dem die Pilger im Uhrzeigersinn laufen. Ganz außen befindet sich eine Palastanlage.
Im Inneren des Goldenen Tempels werden den ganzen Tag Verse aus dem Adi Granth, dem heiligen Buch der Sikhs rezitiert. Der Gesang wird von Musikern untermalt. Das Ganze wird über Lautsprecher im gesamten Gebäudekomplex übertragen. Es ist wie im Märchen! Dieser Tag ist der Höhepunkt meiner bisherigen Reise. Etwas vergleichbares habe ich noch nicht erlebt.
Ich mache mich, wie viele andere auch, auf den Weg zum eigentlichen Tempel. Es dauert etwa 2 Stunden, bis ich an diesem heiligen Ort ankomme. Der Weg dorthin ist mit vergoldeten Absperrgittern vorgegeben. Irgendwann kommen Hinweisschilder, dass Fotografieren streng verboten ist. Ich packe meine Kamera in die Hosentasche, um Ärger zu vermeiden.
Um 16:45 Uhr komm ich endlich im inneren vom Golden Tempel an. Jetzt bin ich wirklich geflasht.
Diese Momente sind unvergesslich. So viel Gold und Prunk! Es ist unbeschreiblich.
Ich kann es nur wenige Sekunden genießen. Dann werde ich gebeten, weiter zu gehen.
Ich gehe eine Treppe hoch. Auch im ersten Stockwerk ist alles prunkvoll. Der Boden ist mit Teppich ausgelegt. Von hier aus kann man auf den darunter liegenden Hauptraum blicken. Überall sitzen die Gläubigen. Beten und meditieren. Dazu diese einmalige musikalische Geräuschkulisse. Wie im Märchen!
Auch ich setze mich in eine Ecke. Lasse dieses Erlebnis einfach auf mich wirken. Diese Momente sind einmalig. Unvergesslich. Besonders. Unbezahlbar.
Irgendwann stehe ich auf. Gehe noch eine Treppe hoch. Von der Dachterrasse hat man einen grandiosen Ausblick auf den gesamten gewaltigen Tempelkomplex und den See.
Auch diese Momente lasse ich einfach auf mich wirken. Dann gehe ich die Treppen wieder runter.
Langsam bekomme ich Hunger.
In diesem Tempel ist die größte Freiluftküche der Welt.
Hier werden täglich 100.000 Mahlzeiten zubereitet und gratis ausgegeben.
Es dauert eine Weile, bis ich bei der Essensausgabe ankomme. Und einen Blechteller habe. Gegessen wird traditionell auf Läufern auf dem Boden. Das Essen wird routiniert verteilt. Es gibt das traditionelle Linsengericht. Fladenbrot und als Nachtisch Milchreis. Dazu einen Apfel.
Das Linsengericht habe ich mir in den letzten Tagen über gegessen. Vom Milchreis nehme ich gerne den angebotenen Nachschlag.
Nach dem Essen bringe ich mein Geschirr zur Abgabe.
Mittlerweile ist es fast dunkel. Ich gehe erstmal kurz in mein Zimmer.
Dann ziehe ich Schuhe an. Ich hab bei der Essensausgabe versäumt, mir was zu trinken zu holen. Und ich hab ja nicht so viel gegessen. Also gehe ich nochmal auf die Straße Über einen Basar für Stoffe und Tücher. Ich komme an einer Pizzeria vorbei. Hier gibt es Schoko Çay. Ich bestelle mir einen. Das ist eine Geschmacksexplosion! Der beste Çay den ich je getrunken habe! Und ich bestelle mir eine Pizza. Auch die ist unbeschreiblich lecker! Die beste Pizza seit langem. Insgesamt bezahle ich nur 200 Rupies (1,14€)
Nach diesem super gutem Essen gehe ich zurück zum Tempel.
Ab etwa 19:30 Uhr bin ich in meinem Zimmer.
Ich telefoniere mit Freunden in Deutschland.
Und mit meiner Schwester.
Ab 21 Uhr schreibe ich Tagebuch. Gegen 23 Uhr ist es wieder auf dem neuesten Stand.
Ich bereite dann wieder den Blogeintrag vor. Die Fotos lade ich allerdings noch nicht hoch, weil das Internet recht langsam ist.
Ich mache dann das Tablet aus. Und gehe Zähne putzen.
Als ich dann zur Toilette gehe, sehe ich, dass im Innenhof vor den Sanitärgebäude viele Menschen schlafen. Ich als ausländischer Reisender habe das Privileg einen eigenen Raum zu bekommen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Bin dann noch ganz kurz bei Facebook. Ab etwa 23:40 schlafe ich. Meine Zitrone fällt heute aus.
Heute ist es mir extrem aufgefallen: In Indien gibt es viel mehr Männer als Frauen.
Ich google das. Und es stimmt tatsächlich.
Dafür gibt es mehrere Gründe.
Einer ist, dass Mädchen in der indischen Gesellschaft nichts wert sind. Sie gelten als Belastung. Auch wegen der hohen Mitgift, die Familien zahlen müssen, wenn Mädchen später heiraten.
Deshalb werden weibliche Föten häufig abgetrieben.
Und mir ist aufgefallen, dass junge indische Mädchen sehr hübsch sind. Aber wenn Frauen älter sind, sieht man deutlich die Spuren von ihrem harten Leben in ihren Gesichtern.
Genau rechtzeitig habe ich heute keinen Durchfall mehr. Nur deshalb war es für mich möglich, stundenlang anzustehen, ohne auf Toilette zu müssen.
Golden temple
Saturday, 21 January (Day 8 in India)
Today I wake up before the alarm clock rings at 7:30.
I am on Facebook very briefly.
Then I update my diary. And copy yesterday's post into the prepared blog entry. At 8:15 my blog is up to date again. I take a shower. Then I pack up the rest of my things and tidy up the room. Around 10 I am ready to go. I check out. The hostel staff helps me to carry the bike and my luggage downstairs. In front of the hostel I load it. At 11 it is ready to go. I have another Çay. Then I say goodbye.
I push the bike about 1.5 km through the busy streets of Amritsar. Again and again I am approached. And invited for a Çay. This leads to interesting conversations.
Among others, the owner of a clothing shop offers to pay my train fare to New Delhi. In between, I have breakfast in a restaurant. The typical lentil dish and Çay. It is super cheap.
At 13:30 I reach the Golden Temple, the landmark and spiritual centre of Amritsar.
The Harmandir Sahib is the highest shrine of the Sikhs. This 16th century temple is visited by more than 100,000 people every day.
As I push my bike onto the massive temple grounds, I am approached again and again.
And then also led directly to the pilgrimage home. Visitors can stay here for free for up to 3 nights. I am allocated my own simple room. There are 2 simple beds.
And lockers for the luggage. I lock it with one of my padlocks. In the main room I can store my bicycle. Here is a bathroom. Without toilet. There is a separate toilet facility.
The formalities are kept simple. Each overnight guest enters his or her name and passport number in a list.
Alcohol and smoking are prohibited in the entire temple. That goes without saying for me.
I lock my backpack in a locker. I take off my shoes and socks.
Then I go into the temple complex. Here, headgear is compulsory. I borrow an orange turban.
Now I am overwhelmed! It is more than impressive! I am infinitely grateful that I am allowed to experience this.
The actual Golden Temple lies in the middle of a huge rectangular pool, the Amrit Sarovar (Nectar Lake). The city name Amritsar is derived from this lake. The water of the Nectar Lake is considered sacred by the Sikhs, which is why many pilgrims go bathing in the water. The golden light of the temple is reflected in the water. The Nectar Lake is surrounded by a wide path on which the pilgrims walk in a clockwise direction. On the very outside is a palace complex.
Inside the Golden Temple, verses from the Adi Granth, the Sikh holy book, are recited all day. The chanting is accompanied by musicians. The whole thing is broadcast through loudspeakers throughout the building complex. It is like a fairy tale! This day is the highlight of my journey so far. I have never experienced anything like it.
Like many others, I make my way to the actual temple. It takes me about 2 hours to arrive at this holy place. The way there is marked with gold-plated barriers. At some point there are signs that photography is strictly forbidden. I put my camera in my pocket to avoid trouble.
At 16:45 I finally arrive inside the Golden Temple. Now I am really flashed.
These moments are unforgettable. So much gold and splendour! It is indescribable.
I can only enjoy it for a few seconds. Then I am asked to move on.
I go up a flight of stairs. On the first floor, too, everything is magnificent. The floor is carpeted. From here you can look down on the main room below. Worshippers are sitting everywhere. Praying and meditating. Add to this this unique musical soundscape. Like in a fairy tale!
I also sit down in a corner. Just let this experience sink in. These moments are unique. Unforgettable. Special. Priceless.
At some point I get up. Go up another flight of stairs. From the roof terrace there is a magnificent view of the entire massive temple complex and the lake.
I just let these moments sink in, too. Then I go back down the stairs.
Slowly I get hungry.
In this temple is the largest open-air kitchen in the world.
Here, 100,000 meals are prepared every day and served free of charge.
It takes a while until I arrive at the food counter. And have a tin plate. Eating is done traditionally on runners on the floor. The food is distributed routinely. There is the traditional lentil dish. Pita bread and rice pudding for dessert. With it an apple.
I have eaten the lentil dish over the last few days. I'll gladly take the rice pudding that's on offer for seconds.
After the meal, I take my dishes to the drop-off point.
By now it is almost dark. I go to my room for a moment.
Then I put on my shoes. I neglected to get something to drink at the food counter. And I haven't eaten that much. So I walk down the street again, through a bazaar for fabrics and cloths. I pass a pizzeria. They have chocolate Çay. I order one. It's a taste explosion! The best Çay I've ever had! And I order a pizza. It's also indescribably delicious! The best pizza I've had in a long time. All in all, I only pay 200 rupees (1,14€).
After this super good meal, I go back to the temple.
From about 19:30 I am in my room.
I talk on the phone with friends in Germany.
And with my sister.
From 9 pm I write my diary. Around 11 pm it is up to date again.
Then I prepare the blog entry again. I don't upload the photos yet, though, because the internet is quite slow.
Then I turn off the tablet. And I go to brush my teeth.
When I go to the toilet, I see that many people are sleeping in the courtyard in front of the sanitary building. As a foreign traveller, I have the privilege of getting my own room. I am very grateful for that.
Then I am very briefly on Facebook. From about 23:40 I sleep. My lemon is out today.
Today I noticed it extremely: In India there are many more men than women.
I google that. And it's actually true.
There are several reasons for this.
One is that girls are not worth anything in Indian society. They are considered a burden. Also because of the high dowry that families have to pay if girls marry later.
That is why female foetuses are often aborted.
And I noticed that young Indian girls are very pretty. But when women are older, you can clearly see the marks of their hard life on their faces.
Just in time, I no longer have diarrhoea today. That's the only reason why it was possible for me to stand in line for hours without having to go to the toilet.