Donnerstag, 15. Dezember (Tag 8 in Pakistan)
Kurz nach Mitternacht erfolgt eine erneute Kontrolle.
Dann döse ich.
Gegen 1:45 Uhr ist eine erneute Kontrolle.
Diesmal behält der Officer meine Papiere sehr lange.
Ich werde nach vorne gebeten.
Die Polizisten diskutieren lautstark mit dem Buspersonal.
Es geht darum, dass ich nicht nachts reisen sollte. Es steht ausdrücklich in meinem Passierschein: „The foreigner should avoid traveling after sunset and before sunrise"
Dieser englische Satz wird mehrfach wiederholt.
Ich mache genau das Gegenteil mit dieser Nachtfahrt.
Der Officer ist sehr aufgebracht. Ich verstehe nur einzelne englische Sätze.
Aber rechne schon damit, dass jetzt die Fahrt für mich zu Ende ist.
Nach endlos langer Zeit bekomme ich meine Papiere zurück. Die Fahrt geht weiter.
Allerdings nur noch wenige Kilometer. Dann ist sie für mich tatsächlich zu Ende!
Neben einer Polizeistation hält der Bus erneut an. Ich werde gebeten auszusteigen!
Draußen ist das Fahrpersonal schon dabei, mein Gepäck aufzuladen. Mein Fahrrad wird vom Busdach geholt. Im ersten Moment bin ich im Halbschlaf mit dieser Situation mitten in der Nacht irgendwo im pakistanischen nirgendwo überfordert!
Aber nach über 2 Jahren Reiseerfahrung kann mich nichts mehr erschüttern. Nach kurzer Zeit bin ich hellwach. Und realisiere, dass das hier nur zu meiner Sicherheit geschieht. Der Officer erklärt mir in verständlichem Englisch, dass ich jetzt hier in der Polizeistation übernachten kann. Und morgen werde ich von der Polizei nach Islamabad gebracht. Das hatte ich nicht erwartet. Aber es ist das Beste was mir passieren kann.
Gemeinsam mit den Polizisten bringe ich mein Gepäck und das Fahrrad in die Polizeistation.
Der Bus fährt ohne mich weiter.
Ein Polizist zeigt mir den Raum, wo ich schlafen kann. Hier sind 2 einfache Pritschen. Er übernachtet hier ebenfalls. Mit meinem Schlafsack richte ich mir mein Nachtlager ein.
Gegen 3 Uhr schlafe ich. Meine Zitrone fällt heute wieder aus.
Laut meinem Navi habe ich etwa 430 km zurück gelegt.
Bis nach Islamabad sind es noch über 500 km.
Um 7:45 Uhr wache ich auf, weil an die Tür geklopft wird. Ich wasche mich kurz mit dem eiskalten Wasser vom Wasserfasswagen. Dann räume ich mein Nachtlager auf und packe die Sachen griffbereit zusammen.
Später laden mich die netten Polizisten ins Zimmer vom Officer ein. Sie teilen ihr Fladenbrot mit mir. Dazu gibt es Çay. Mit Milch und viel Zucker.
Ich bin noch nicht richtig wach. Als die Polizisten zum Dienst gehen, bleibe ich im Zimmer. Ich schreibe einen Facebook post. Und ruhe mich auf der Pritsche aus.
Dann geht es schnell.
Kurz nach 10 kommt ein Polizist in den Raum. Es geht los!
Meine Sachen und das Fahrrad werden auf den Pickup geladen.
Um 10:30 Uhr verlassen wir die Polizeistation.
Bei Tageslicht sehe ich, dass sich die Landschaft verändert hat. Es ist jetzt keine Wüste mehr. Hier gibt es mehr grün. Bäume und Landwirtschaft.
Uns begegnen viele Trecker. Aber auch einfache Eselkarren. Und ich sehe auch wieder Nutztiere. Kühe und Ziegen. Sie sehen anders aus, als die europäischen.
Bis nach Islamabad sind es knapp 500 km.
Ich weiß anfangs nicht, wie weit ich von der Polizei gefahren werde.
Später kommen wir durch eine Berglandschaft.
Bei jeder Bezirksgrenze werde ich von der jeweiligen Bezirkspolizei übernommen.
Das bedeutet, ich steige jedes Mal mitsamt Gepäck und Fahrrad um.
Die Polizisten behandeln mich, mein Gepäck und das Fahrrad sehr respektvoll und ordentlich.
Das Gepäck wird sorgsam abgelegt und jedes Mal durchgezählt. Damit nichts verloren geht. Diese Fahrt ist ganz anders als die chaotische Fahrt mit den Levies. Ich bin mehr als beeindruckt! Und den Polizisten sehr dankbar. Wenn es möglich ist, kann ich vorne im Fahrzeug sitzen. Es ergeben sich tolle Gespräche mit den Beamten. Mittags machen wir in einer Raststätte Pause. Die Polizisten laden mich zum traditionellen pakistanischen Essen ein. Die Polizisten kümmern sich um meine Sicherheit und mein Wohlbefinden.
Hier in Pakistan trifft die Aussage „Polizei, dein Freund und Helfer“ voll zu.
Gegen 13 Uhr verlassen wir die Provinz Belutschistan. Eigentlich wäre hier die Mission der Polizei zuende. Wir sind jetzt in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa.
Bis nach Islamabad sind es noch etwa 490 km. Allerdings ist auch dieser Abschnitt zu gefährlich, um alleine mit dem Fahrrad weiter zu fahren. Also werde ich an die nächsten Kollegen übergeben. Die Fahrt mit der Polizei geht weiter. Ich werde bis nach Islamabad gebracht.
Am späten Nachmittag machen wir bei einer Raststätte eine Pause. Die Polizisten laden mich zu Çay (Milchtee) und Cockies ein.
Um 17 Uhr fahren wir auf den Highway M14.
Gegen 19:50 Uhr sind wir in der Provinz Punjab. Im Motorway Police Office Jand ist eine längere Pause. Dieses Mal fahre ich im selben Pickup weiter. Mit diesen super netten Polizisten fahre ich etwa 100 km.
Gegen 21:20 Uhr erreichen wir die Pakistanische Hauptstadt Islamabad.
Diese erst in den 1960er Jahren gegründete Stadt mit 1 Millionen Einwohnern ist eine eigenständige Provinz mit dem Namen Hauptstadtterritorium Islamabad. Ich werde jetzt an die Stadtpolizei übergeben.
Die Übergabe dauert wegen der Formalitäten etwas länger. Mein Passierschein ist hier eigentlich nicht mehr gültig. Erst nach einem Anruf bei einem oberen Vorgesetzten (mit dem ich auch selber spreche) haben die Polizisten das OK mich weiter zu fahren. Der Beamte sagt ganz klar, dass ich direkt bis in meine Unterkunft gebracht werden soll. Alleine fahren ist in dieser Region zur Zeit zu gefährlich.
Jetzt sind es noch knapp 40 km. Wir fahren mit einem Zwischenstopp bei einer großen Polizeistation direkt zu meinem Hostel.
Nach einem weiteren Umstieg kommen wir gegen 23:40 Uhr beim Pakistan Youth Hostel Islamabad an. Die Polizisten begleiten mich noch bis zur Rezeption. Erst nachdem ich im Hostel eingecheckt habe, bin ich „frei“ Ab jetzt kann ich mich wieder frei bewegen.
Im Hostel werde ich freundlich aufgenommen. Ich bezahle für die erste Nacht. 1 Nacht im 6 Bett Zimmer kostet 1200 Rupien (etwa 5€) Inklusive Frühstück, Warmwasser und WiFi. Da ich länger hier bleiben möchte, werde ich in einem freien Zimmer einquartiert. Diesen Raum soll ich (wenn es möglich ist) alleine haben.
Der nette Mitarbeiter hilft mir noch, mein Gepäck ins Zimmer zu bringen. Mein Fahrrad kann ich in den Garten stellen.
Das Zimmer ist „einfach“ Der Boden ist gefliest. Es gibt 3 einfache Etagenbetten aus Holz. Einen Stuhl, einen einfachen Tisch und einen Nachtschrank. Außerdem einen Metallschrank. Und 2 USB Steckdosen. Bettbezüge gibt es nicht. Nur Decken und Kissen.
Ich schreibe noch schnell einen Facebook Post.
Bis ich dann schlafe, ist es etwa 1:40 Uhr.
Ich wurde heute etwa 500 km von der Polizei gefahren.
Dabei bin ich etwa 10X umgestiegen.
With the police to Islamabad
Thursday, 15 December (Day 8 in Pakistan)
Shortly after midnight there is another check.
Then I doze.
Around 1:45am there is another check.
This time the officer keeps my papers for a very long time.
I am asked to come forward.
The police officers are discussing loudly with the bus staff.
It is about the fact that I should not travel at night. It is explicitly written in my pass: "The foreigner should avoid travelling after sunset and before sunrise".
This English sentence is repeated several times.
I do exactly the opposite with this night journey.
The officer is very upset. I only understand individual English sentences.
But I already reckon that now the journey is over for me.
After an endless amount of time, I get my papers back. The journey continues.
But only a few more kilometres. Then it is really over for me!
The bus stops again next to a police station. I am asked to get off!
Outside, the driver is already loading my luggage. My bicycle is taken from the roof of the bus. At first, half asleep, I am overwhelmed by this situation in the middle of the night somewhere in Pakistani nowhere!
But after more than 2 years of travelling experience, nothing can shake me anymore. After a short while I am wide awake. And realise that this is only for my safety. The officer explains to me in understandable English that I can now spend the night here at the police station. And tomorrow I will be taken by the police to Islamabad. I did not expect that. But it is the best thing that can happen to me.
Together with the police officers, I take my luggage and the bicycle to the police station.
The bus goes on without me.
A policeman shows me the room where I can sleep. There are 2 simple cots here. He also spends the night here. I set up camp for the night with my sleeping bag.
Around 3am I am asleep. My lemon fails again today.
According to my sat nav I have covered about 430 km.
It is still over 500 km to Islamabad.
At 7:45am I wake up because there is a knock on the door. I wash briefly with the ice-cold water from the water barrel truck. Then I tidy up my night camp and pack my things ready to hand.
Later, the nice policemen invite me into the officer's room. They share their flat bread with me. They serve Çay with it. With milk and lots of sugar.
I am not really awake yet. When the policemen leave for duty, I stay in the room. I write a Facebook post. And rest on the cot.
Then things move quickly.
Shortly after 10, a policeman comes into the room. Here we go!
My things and the bike are loaded onto the pickup.
At 10:30 we leave the police station.
In the daylight I see that the landscape has changed. It is no longer desert. There is more green here. Trees and agriculture.
We meet many tractors. But also simple donkey carts. And I also see farm animals again. Cows and goats. They look different from the European ones.
It is almost 500 km to Islamabad.
At first I don't know how far I will be driven by the police.
Later we pass through a mountainous landscape.
At each district border, I am taken over by the respective district police.
That means I get changed each time, luggage and bike included.
The police officers treat me, my luggage and the bike very respectfully and neatly.
The luggage is put down carefully and counted each time. So that nothing gets lost. This ride is very different from the chaotic ride with the Levies. I am more than impressed! And very grateful to the policemen. If it is possible, I can sit in the front of the vehicle. Great conversations ensue with the officers. At noon we take a break at a rest stop. The policemen invite me to a traditional Pakistani meal. The policemen take care of my safety and well-being.
Here in Pakistan, the statement "police, your friend and helper" is completely true.
Around 1 pm we leave the province of Balochistan. Actually, the mission of the police would end here. We are now in the province of Khyber Pakhtunkhwa.
It is still about 490 km to Islamabad. However, this section is also too dangerous to continue alone by bicycle. So I am handed over to the next colleagues. The ride with the police continues. I am taken all the way to Islamabad.
In the late afternoon, we take a break at a rest stop. The policemen invite me for Çay (milk tea) and cocktails.
At 5 pm we drive onto the M14 highway.
Around 19:50 we are in Punjab province. There is a longer break at the Motorway Police Office Jand. This time I continue in the same pickup. With these super nice policemen I drive about 100 km.
Around 21:20 we reach the Pakistani capital Islamabad.
Founded only in the 1960s, this city of 1 million people is a separate province called the Islamabad Capital Territory. I am now handed over to the city police.
The handover takes a little longer because of the formalities. My pass is actually no longer valid here. Only after a call to an upper superior (with whom I also speak myself) do the police officers have the OK to drive me on. The officer clearly says that I should be taken directly to my accommodation. Driving alone is too dangerous in this region at the moment.
Now there are just under 40 km to go. We drive directly to my hostel with a stopover at a big police station.
After another change, we arrive at the Pakistan Youth Hostel Islamabad at about 23:40. The policemen accompany me to the reception. Only after I have checked into the hostel am I "free". From now on I can move around freely again.
I get a friendly welcome at the hostel. I pay for the first night. 1 night in a 6 bed room costs 1200 Rupees (about 5€) including breakfast, hot water and WiFi. As I want to stay longer, I am put in a spare room. I am supposed to have this room alone (if possible).
The nice staff member helps me to put my luggage in the room. I can put my bicycle in the garden.
The room is "simple" The floor is tiled. There are 3 simple wooden bunk beds. A chair, a simple table and a bedside cabinet. Also a metal cupboard. And 2 USB sockets. There are no bed linen. Only blankets and pillows.
I quickly write a Facebook post.
By the time I'm asleep, it's about 1:40am.
I was driven about 500 km by the police today.
I changed buses about 10 times.