<So habe ich meine Einreise nach Pakistan erlebt
Freitag, 09. Dezember (Tag 2 in Pakistan)
Ab jetzt sind alle Zeitangaben Pakistanzeit.
Um 7 klingelt der Wecker. Erstmal hole ich mir wieder mit Flaschen Wasser vom Wasserfass. Und wasche mich in meinem Bad.
Dann räume ich mein Nachtlager und das Zimmer auf.
Da ich immer noch keine Info habe, wann es losgeht, bereite ich alles vor, um jederzeit startklar zu sein. Ich frage, die Levies nach Frühstück oder der Möglichkeit einzukaufen. Aber aufgrund der Sprachbarriere kommt nichts dabei heraus. Also kann ich nur warten, bis es los geht.
Dann geht es schnell. Gegen 9:30 Uhr kommt einer der Levies in mein Zimmer und sagt „lets go“
Ich ziehe schnell meine Schuhe an. Dann kommt der Pickup. Wir heben mein Fahrrad auf die Ladefläche. Ich soll auch dort sitzen. Es gibt sogar eine mit Stricken festgebundene Auto Sitzbank.
Ehe ich mich versehe, sind wir unterwegs! Direkt hinter dem Pickup fährt ein Range Rover mit 2 Polizeibeamten. Die werden mich bis nach Quetta begleiten. Mit mir sitzen zwei mit Gewehren bewaffnete Levies auf der Ladefläche. Ihre Waffen erinnern mich an die G3 Gewehre, die ich aus meiner Bundeswehrzeit kenne.
Sobald wir die Grenzregion verlassen, ist (wie erwartet) Mein iranisches Internet weg.
Zunächst fahren ein durch Taftan. Dann auf eine Asphaltstraße. Und mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Quetta. Kaum haben wir den Ort verlassen, sind wir in einer Wüstenlandschaft. Auf beiden Seiten der Straße ist kilometerweit nur Sand.
Nach kurzer Zeit hält der Pickup. Ich soll umsteigen. Mir wird erst während der Fahrt bewusst, dass ich von den jeweiligen Fahrzeugen nur innerhalb von ihrem Bezirk gefahren werde. Wenn wir in einen anderen Bezirk kommen, bedeutet das für mich, mitsamt Fahrrad und Gepäck umsteigen. Das ist mit meinem vielen Gepäck jedes Mal sehr aufwendig. Und die Levies gehen nicht gerade zimperlich damit um. Meine Sachen und das Fahrrad werden arg ramponiert!
De Fahrt auf den schlechten Straßen bei hoher Geschwindigkeit auf der offenen Ladefläche durch die pakistanische Wüstenlandschaft ist ein unvergessliches und abenteuerliches Erlebnis!
Ich hab teilweise Mühe mich festzuhalten. Fotos zu machen oder gar Tagebuch zu schreiben ist nicht möglich. Mit Fotos halte ich mich auch zurück. Ich bin ja unter „Polizeiaufsicht“
Die Landschaft wird irgendwann allerdings eintönig. Nur Sand und Steine. Kein Grün. Keine Vegetation.
Hier in Pakistan ist Linksverkehr. Hin und wieder kommen uns Autos oder Mopeds entgegen.
Und LKWs. Die mit kunstvollen Aufbauten und bunten Bemalungen versehenen Lastwagen sind toll! Sie gelten ja als Landestypisch.
Auf der Fahrt bekomme ich erste Eindrücke in dieses Land.
Es ist total anders, als alle anderen Länder in denen ich bisher war. Mittags habe ich bei einem Zwischenstopp in einem kleinen Dorf Gelegenheit ein paar Fotos zu machen.
Beim letzten Transport darf ich vorne beim Officer sitzen.
Wir unterhalten uns sehr gut.
Etwa um 15 Uhr erreichen wir die Kleinstadt Dalbandin. Jetzt sind wir etwa 80 km von der Grenze zu Afghanistan entfernt. Wir fahren direkt zur Polizeistation. Hier ist die Fahrt für heute zu Ende.
In der Polizeistation werde ich in einem sehr einfachen Raum untergebracht. Eigentlich ist hier ein Büro. Erstmal richte ich mich hier kurz ein. Mein Nachtlager ist wieder mit dem Schlafsack auf dem Boden.
Der Toiletten- und Waschraum in dieser Polizeistation ist grenzwertig. Auch hier gibt es ein Wasserfass mit Hahn. Das Wasser wird in diesem Fass offenbar elektrisch? erwärmt. Es ist recht warm. Der Wasserhahn ist die einzige Waschgelegenheit. Die Waschbecken sind total demoliert und ohne Funktion. Der gesamte Bereich ist völlig verdreckt. (Später merke ich, dass Sanitäreinrichtungen dieser Art oder noch schlechter, in Pakistan „normaler“ Standard sind)
Auch die Elektroinstallation ist (für deutsche Verhältnisse) grenzwertig. Es erinnert mich an die Elektrik in Armenien. Bei diesen maroden Anlagen ist es mir völlig klar, warum es in diesen Ländern immer wieder zu Stromausfällen kommt.
Und gleichzeitig ist mir auch bewusst, dass nicht alles was in Deutschland geregelt und vorgeschrieben ist, schlecht ist.
Trotzdem sind meiner Meinung nach übertriebene Regeln bis ins kleinste Detail falsch.
Viel wichtiger wäre es, weltweit Kindern in der Schule nicht nur Schreiben, Lesen und Rechnen zu lehren. Sondern vor allem auch für das reale Leben wichtige Grundfertigkeiten und Werte. Insbesondere Gewaltfreie Kommunikation. Aber auch handwerkliche Grundkenntnisse (zum Beispiel bei Elektroinstallationen) sowie Wissen über gesunde Ernährung und eine gesunde, natürliche Lebensweise.
Damit wären viele „totgeregelte“ Gesetze und Vorschriften nicht erforderlich.
Diese Station ist auch gleichzeitig Gefängnis. Die vergitterte Außenzelle ist neben meinem Raum.
Durch die Gitter unterhalte ich mich mit Häftlingen aus Nigeria. Einer der Männer spricht sehr gut Englisch.
Sie sind seit 2 Monaten hier inhaftiert. Weil sie illegal nach Pakistan einreisen wollten.
Durch das Gespräch mit diesem Mann wird mir mal wieder bewusst, wie gut es mir geht.
Für mich geht die Fahrt morgen früh weiter. Nochmal etwa 300 km. Bis nach Quetta.
Dort ist es "safe". Ich kann mich dann wieder frei bewegen. Und meine Reise in Richtung Indien frei fortsetzen. (Wie ich später erfahre, ist das allerdings eine Fehlinformation)
Von den Levies erfahre ich, dass es in Pakistan keine Simkarten für Ausländer gibt. (Später stellt sich auch das als Fehlinformation heraus)
Ich kann über das WiFi der Polizeistation ins Internet. Aber es funktioniert nur auf dem Tablet.
Darauf hab ich kein WhatsApp. Bin kurz mit Handy online. Kann auch meine WhatsApp Nachrichten lesen. Dann ist die Verbindung weg.
Später bestellen die Levies etwas zu essen vom Bringdienst. Ein pakistanisches Gericht.
Ab 21 Uhr schreibe ich Tagebuch.
Ich aktualisiere und überarbeite zunächst den Bericht von gestern.
Das dauert sehr lange. Dann will ich ihn hochladen. Aber die Internetverbindung ist zu schlecht. Es hat keinen Zweck. Ich breche es ab.
Ab 22:20 Uhr schreibe ich den Bericht von heute. Aber ich bin müde, hab Kopfschmerzen und kann mich nicht konzentrieren. Gegen 22:40 Uhr breche ich es ab.
Ich mach das Tablet aus. Trinke noch schnell meine Zitrone. Und schlafe ab etwa 22:50 Uhr.
Die Levies haben mich heute mit 3 X umsteigen knapp 300 km weit gefahren.
Weitere Planung:
Wenn alles klappt, bin ich morgen Abend in Quetta.
Da werde ich mir irgendwo für ein paar Tage eine Unterkunft suchen.
Und mich erstmal um Internet kümmern. Wie auch immer...
Dann hoffe ich, dass ich einen Geldautomaten finde, der meine deutsche EC Karte akzeptiert.
Das nächste Projekt wird das Visum für Indien.
Dann fahre ich weiter in Richtung Lahore. Wagah Border - Indien.
Die pakistanische Hauptstadt Islamabad ist ein Umweg. Ich werde aber wahrscheinlich trotzdem fort hin fahren. Eigentlich will ich mir meine neue EC Karte zur deutschen Botschaft schicken lassen.
Meine jetzige ist nur noch bis zum Jahresende gültig.
Ich hab dort aber noch niemanden erreicht, der mir bestätigen kann, ob das möglich und safe ist.
Nach Karatschi (meinem eigentlichen Ziel hier in Pakistan, wo ich ja meinen Freund besuchen wollte) werde ich es wohl nicht mehr schaffen. Das ist eine komplett andere Richtung.
Aber vielleicht lasse ich das Fahrrad irgendwo stehen und fahr mit Bus bzw. Auto dorthin.
Mein Pakistan Visum gilt noch bis zum 21. Januar.
Bis dahin brauche ich das Visum für Indien. Und muss an der Wagah Border sein.
Das ist der einzige geöffnete Grenzübergang zwischen Pakistan und Indien.
Ride with the Levies - First impressions in Pakistan
<This is how I experienced my entry into Pakistan
Friday, 09 December (Day 2 in Pakistan)
From now on all times are Pakistan time.
The alarm clock rings at 7. First I fetch bottled water from the water barrel again. And wash myself in my bathroom.
Then I tidy up my night camp and the room.
As I still don't have any information about when I'm going to start, I prepare everything to be ready at any time. I ask the Levies for breakfast or the possibility to go shopping. But because of the language barrier, nothing comes of it. So all I can do is wait until it starts.
Then it goes quickly. Around 9:30 one of the Levies comes into my room and says "lets go".
I quickly put on my shoes. Then the pickup truck arrives. We lift my bike onto the back of the truck. I am supposed to sit there too. There is even a car seat tied down with ropes.
Before I know it, we are on our way! Directly behind the pickup is a Range Rover with 2 police officers. They will accompany me all the way to Quetta. Two Levies armed with rifles are sitting in the back with me. Their weapons remind me of the G3 rifles I remember from my time in the Bundeswehr.
As soon as we leave the border region, my Iranian internet is gone (as expected).
First we drive through Taftan. Then onto an asphalt road. And at high speed in the direction of Quetta. As soon as we leave the town, we are in a desert landscape. On both sides of the road there is nothing but sand for kilometres.
After a short while the pickup stops. I am told to change. I only realise during the drive that I am only driven by the respective vehicles within their district. When we get to another district, it means that I have to change vehicles with my bike and luggage. With all my luggage, this is very time-consuming each time. And the Levies are not exactly squeamish about it. My things and the bike get badly battered!
The ride on the bad roads at high speed on the open loading area through the Pakistani desert landscape is an unforgettable and adventurous experience!
I sometimes have trouble holding on. Taking photos or even writing a diary is not possible. I also hold back with photos. I am under "police surveillance".
The landscape becomes monotonous at some point. Only sand and stones. No green. No vegetation.
Here in Pakistan we drive on the left. Every now and then we meet cars or mopeds.
And trucks. The trucks with their elaborate superstructures and colourful paintings are great! They are considered typical of the country.
On the way, I get my first impressions of this country.
It is totally different from all the other countries I have been to so far. At noon, I have the opportunity to take a few photos at a stopover in a small village.
On the last transport I am allowed to sit in front with the officer.
We have a good chat.
At about 3 pm we reach the small town of Dalbandin. Now we are about 80 km from the border to Afghanistan. We drive straight to the police station. This is the end of the journey for today.
At the police station I am put up in a very simple room. Actually, there is an office here. First I settle in here for a short while. My night camp is again with the sleeping bag on the floor.
The toilet and washroom facilities in this police station are borderline. There is a water barrel with a tap here as well. The water in this barrel is apparently heated electrically? It is quite warm. The tap is the only washing facility. The washbasins are totally demolished and without function. The whole area is completely filthy. (Later I realise that sanitary facilities of this kind, or even worse, are "normal" standard in Pakistan).
The electrical installation is also borderline (by German standards). It reminds me of the electrics in Armenia. With these dilapidated installations, it is completely clear to me why there are always power cuts in these countries.
And at the same time, I am also aware that not everything that is regulated and prescribed in Germany is bad.
Nevertheless, in my opinion, exaggerated rules down to the smallest detail are wrong.
It would be much more important to teach children worldwide not only writing, reading and arithmetic in school. Above all, they should be taught basic skills and values that are important for real life. Especially non-violent communication. But also basic craftsmanship (for example, electrical installations) as well as knowledge about healthy nutrition and a healthy, natural lifestyle.
With this, many "dead-regulated" laws and regulations would not be necessary.
This ward is also a prison at the same time. The barred outer cell is next to my room.
Through the bars I chat with inmates from Nigeria. One of the men speaks very good English.
They have been detained here for two months. Because they wanted to enter Pakistan illegally.
Talking to this man makes me realise once again how well I am doing.
For me, the journey continues tomorrow morning. Another 300 km or so. All the way to Quetta.
There it is "safe". I can move freely again. And continue my journey towards India freely. (As I find out later, however, this is misinformation).
I learn from the Levies that there are no SIM cards for foreigners in Pakistan. (Later, this also turns out to be misinformation).
I can access the internet via the police station's WiFi. But it only works on the tablet.
I don't have WhatsApp on it. I am briefly online with my mobile phone. I can also read my WhatsApp messages. Then the connection is gone.
Later, the Levies order something to eat from the delivery service. A Pakistani dish.
From 9 pm, I write diary.
I first update and revise yesterday's report.
That takes a long time. Then I want to upload it. But the internet connection is too bad. It's no use. I break it off.
From 10:20 pm I write today's report. But I'm tired, have a headache and can't concentrate. Around 10:40 pm I break it off.
I turn off the tablet. Drink my lemon quickly. And sleep from about 22:50.
The Levies drove me almost 300 km today with 3 X changes.
Further planning:
If everything works out, I'll be in Quetta tomorrow evening.
There I will look for a place to stay for a few days.
And first I'll look for internet. Anyway...
Then I hope to find a cash machine that accepts my German EC card.
The next project will be the visa for India.
Then I drive on towards Lahore. Wagah Border - India.
The Pakistani capital Islamabad is a diversion. But I will probably go there anyway. Actually, I want to have my new EC card sent to the German Embassy.
My current one is only valid until the end of the year.
But I haven't been able to reach anyone there yet who can confirm whether this is possible and safe.
I probably won't make it to Karachi (my actual destination here in Pakistan, where I wanted to visit my boyfriend). That's a completely different direction.
But maybe I'll leave the bike somewhere and go there by bus or car.
My Pakistan visa is valid until 21 January.
Until then I need the visa for India. And I have to be at the Wagah Border.
This is the only open border crossing between Pakistan and India.