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Ghom

<Das war der Freitag 

Sonntag, 09. Oktober (Tag 9 im Iran)

Mitten in der Nacht fährt ein LKW von hier los. Ich wache aber nur kurz auf.

Ansonsten schlafe ich durch.

 

Gegen 6:20 Uhr wache ich auf.

Jetzt fahren mehrere LKWs von hier ab.

Ich packe mein Nachtlager auf dem Sofa zusammen. Dann gehe ich mich waschen.

Ich belade mein Fahrrad. Und bereite es für den Transport auf dem LKW vor.

Von Pasha bekomme ich iranisches Fladenbrot mit Butter, Frischkäse und Marmelade sowie ein Ei zum Frühstück. Etwa um 7:45 Uhr kommt Adil zur Moschee. Wir laden mein Fahrrad auf die offene Ladefläche von seinem LKW. Und verzurren es mit Spanngurten.

Um 8:20 Uhr verabschiede ich mich von Pasha. Wir fahren los. Adil bringt mich zu seinem Freund am anderen Ende der Stadt. Der wartet bereits mit seinem LKW an der Straße. Auch dieser ältere LKW hat eine offene Ladefläche. Adil fährt so daran, dass wir das Fahrrad nur rüber schieben brauchen. Gemeinsam verzurren wir das Fahrrad. Dann verabschiede ich mich von Adil.

Gegen 9 fahre ich mit seinem Freund los. Er kann kein englisch. Und spricht nicht viel.

Später telefoniere ich mit Adil. Über ihm teile ich seinem Freund mit, dass er mich im Stadtzentrum von Ghom rauslassen soll.

Wir fahren voll durch. Zuerst auf einer Landstraße durch die Wüste. Dann auf einer autobahnähnlichen Schnellstraße.

Etwa um 11 erreichen wir die Millionenstadt Ghom. An der Abfahrt zum Zentrum halten wir an. Gemeinsam heben wir mein Fahrrad von der Ladefläche. Wir verabschieden uns.

Ich setze meine Fahrt mit dem Fahrrad fort. Wenige Minuten später bin ich schon im Stadtzentrum. Hier herrscht reges Treiben. Viele Menschen sind unterwegs. Hier gibt es viele Geschäfte, Gaststätten und Moscheen.

Um Ärger zu vermeiden, mache ich aber nur vereinzelt Fotos.

Bei einem Schnellrestaurant mache ich Pause. Ich esse ein Baguette. Es ist erstaunlich günstig.

Dann kaufe ich Zitronen.

Als nächstes mache ich mich auf die Suche nach einer Wechselstube. Und einer günstigen  Übernachtungsmöglichkeit. Die Google Suche zeigt mir nichts brauchbares an.

Also schiebe ich erstmal auf gut Glück weiter.

Nach wenigen Metern werde ich angesprochen. Die Männer laden mich zum Çay in ihr Geschäft / Büro ein. Einige der Männer können englisch. Ansonsten hilft der Google Übersetzer. Sie sind begeistert von meiner Geschichte. 

Auch heute bekomme ich bündelweise Geld geschenkt. Einfach so.

Als ich sage, dass ich eine Nacht in der Stadt bleiben möchte, telefoniert ein junger Mann für mich. Er ruft ein Hostel an. Aber dort ist kein Bett frei. Sie sagen mir dann, dass ich ei Fach nur der Straße folgen brauche. Dann komme ich zum  Schrein der Fatima Masuma. Dieses Mausoleum ist eine der heiligsten Orte im Iran. Es ist das Touristenzentrum von Ghom. Dort gibt es Wechselstuben und Hotels.

Um etwa 13:30 Uhr verabschiede ich mich. Und fahre auf dem Bürgersteig in die gezeigte Richtung.

Nach wenigen Metern kommt bei einer Seitenstraße ein extremer Absatz. Den sehe ich zu spät. Krachend fahre ich herunter. Beinahe stürze ich. Optisch ist nichts beschädigt. Aber als ich dann weiter fahre, klappert das Hinterrad. Ich befürchte es hat Schaden genommen…

Am Ende der Straße komme ich zu einem Kreisel. Hier sind wieder viele Restaurants. Und Banken. Hotels oder eine Wechselstube sehe ich nicht.

Spontan gehe ich in ein Café. Die 3 Männer (der Inhaber und 2 Gäste) können englisch. Ich frage zunächst nach einer Wechselstube. Der Inhaber erklärt mir den Weg zum heiligen  Schrein. Es  geht einfach auf der Hauptstraße weiter. Dann lädt er mich auf einen Cappuchino ein. Trotz mehrfacher Nachfrage möchte er kein Geld von mir. Wir unterhalten uns eine Weile. Die Männer empfehlen mir den Besuch der bekannten alten Stadt Yazd.

Gemeinsam planen wir mit Google Maps meine weitere Route.

Dann verabschiede ich mich. Und fahre weiter in die gezeigte Richtung. Jetzt bin ich im Stadtzentrum von Ghom. Ich sehe die riesige Moschee. Aber den Besuch verschiebe ich auf morgen. Zuerst brauche ich eine Unterkunft. Und Bargeld mit dem ich bezahlen kann. Beides ist ein schwieriges Unterfangen. Hier im Zentrum ist überall Fußgängerzone. Die Straße ist an vielen Ställen durch eng stehende Poller abgesperrt. Mein Fahrrad passt nicht hindurch. Und ich kann ja die Beschriftung an den Gebäuden nicht lesen. Laut Google gibt es Hostels in Ghom. Ich fahre mehrere Adressen an (Soweit es durch die Poller möglich ist). Aber finde kein Hostel. Irgendwann komme ich an einem Gebäude vorbei, an dem in lateinischer Schrift „Hotel“ steht. Aber ich hab kaum noch Rial. Und 50 Dollar für 1 Nacht ist für mich nicht möglich.

Ich bin sehr lange in der Stadt unterwegs. Etwa um 16:30 Uhr entdecke ich ein weiteres „Hotel“ Schild. Der Mann und die Frau an der Rezeption können beide etwas englisch. Eine Nacht kostet 3 Millionen Rial. (knapp 10€) Dollar akzeptieren sie nicht. Wir zählen die ganzen Scheine, die ich geschenkt bekommen habe. Es reicht gerade so. 500.000 Rial kann ich später bezahlen. Zum einchecken ist mein Reisepass erforderlich.

Das Fahrrad kann ich in die Rezeption stellen. Zu 3. hieven wir es die Treppe hoch.

Mein Zimmer mit eigenem Bad ist im 1. Stock. Es gibt ein großes Doppelbett und ein kleines Bett. Und zu meiner Überraschung eine kleine Küche. Das Zimmer hat Klimaanlage. Aber kein Fenster.

Ich stelle zunächst nur meinen Rucksack ab. Und gehe nochmal in die Stadt.

Durch die belebte Fußgängerzone in Richtung der großen Moschee. Mehr zufällig sehe ich in einem Schaufenster das Schild „Money exchange“ Es ist allerdings ein Teppichgeschäft. Ich frage einen Mitarbeiter. Ja… hier kann man Dollar in Rial wechseln. Ich hab ja noch zwei 100 Dollar Scheine aus Armenien. Das ist eine ältere Serie als die Scheine, die ich hier im Iran bekommen habe. Einen davon hab ich jetzt dabei. Der Mitarbeiter verweigert zunächst die Annahme. Nach Rücksprache mit seinen Kollegen klappt es aber doch. Allerdings zu einem deutlich schlechteren Kurs als im Iran üblich. Statt 33 Millionen Rial bekomme ich nur 30. (Laut dem Google Währungsrechner entsprechen 100 US Dollar derzeit 42,3 Millionen Rial. Das ist eines von vielen Beispielen, wie weit offizielle Angaben und die Realität vor Ort auseinander klaffen)

Ich lasse mich auf diesen schlechten Tausch ein. Das ist im Moment die einzige Möglichkeit Bargeld zu bekommen, das mir hier und heute etwas nützt. Die Differenz von 3 Millionen Rial ist in etwa das, was ich in den letzten Tagen an Bargeld geschenkt bekommen habe.

Auf dem Rückweg zum Hotel geht mein Handy aus. Ich hatte übersehen,  dass der Akku leer ist.

Jetzt habe ich kein Navi mehr. Aber ich finde auch so den Weg. Und zur Sicherheit hatte ich aus Gewohnheit den Namen vom Hotel mit der Kamera fotografiert.

Ab etwa 17:30 Uhr bin ich wieder im Hotel. Jetzt kann ich das fehlende Geld bezahlen.

Den Abend verbringe ich in meinem Zimmer.

Zunächst wasche ich einen Teil meiner Wäsche mit der Hand. Praktischerweise ist im Bad eine Waschschüssel.

Dann mache ich mir Nudeln mit Tomatensauce. Ich schneide noch Zwiebeln und Knoblauch rein.

Nach dem essen ruhe ich mich aus. Ich genieße die Ruhe hinter der verschlossenen Tür.

Ich trinke noch meine Zitrone. Und schlafe ab etwa 22:30 Uhr.

Ich genieße es, mal wieder in einem großen, frisch bezogenen Bett zu schlafen.

 

Ich wurde heute etwa 220 km mit dem LKW mitgenommen.

 

Die Planung meiner weiteren Reise im Iran:

Von Ghom fahre ich über Isfahan  - Yazd- Shiraz nach Taftan. Bis nach Taftan, dem einzig möglichen Grenzübergang nach Pakistan sind es etwa 2250 km. Ich werde einen großen Teil dieser Strecke eine Mitfahrgelegenheit brauchen.

Hier in Ghom ist ein Bahnhof. Diese Stadt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Trotzdem werde ich zunächst mit Fahrrad weiter nach Isfahan fahren. Bis zu meinem nächsten Zwischenziel sind es laut Google 275 km. Dafür brauche ich realistisch 15 Tage. In Isfahan möchte ich mich mit Aram von Tap Persia treffen, um die Gebühren für mein Iran Visum zu bezahlen. Dann werde ich wohl mit der Bahn weiter fahren. Um rechtzeitig in Shiraz zu sein. Damit ich fristgerecht die Verlängerung vom Visum beantragen kann. Außerdem möchte ich dort ja meinen Freund Jacob besuchen.

Meine (voraussichtlich) maximale Visumsdauer von 90 Tagen läuft am 29.12. ab. (Mein Visum wurde später nur um 30 Tage verlängert. Bis zum 15.12.)

Spätestens an diesem Tag muss ich die Grenze nach Pakistan überqueren. Zur Sicherheit plane ich so, dass ich ein paar Tage vorher an der Grenze bin.

Also werde ich den Jahreswechsel mit großer Wahrscheinlichkeit in Pakistan verbringen.

 

<This was Friday 

Sunday, 09 October (Day 9 in Iran)

In the middle of the night a truck drives off from here. But I only wake up briefly.

Otherwise I sleep through.


Around 6:20am I wake up.

Now several trucks leave from here.

I pack up my bed for the night on the sofa. Then I go and wash myself.

I load my bicycle. And prepare it for transport on the truck.

From Pasha I get Iranian flat bread with butter, cream cheese and jam and an egg for breakfast. Around 7:45 Adil comes to the mosque. We load my bicycle onto the open loading area of his truck. And tie it down with tension belts.

At 8:20 I say goodbye to Pasha. We set off. Adil takes me to his friend at the other end of town. He is already waiting with his truck on the road. This older truck also has an open loading area. Adil drives it so that we only have to push the bike over. Together we lash the bike down. Then I say goodbye to Adil.

Around 9 I leave with his friend. He doesn't speak English. And doesn't speak much.

Later I talk to Adil on the phone. Through him I tell his friend to drop me off in the city centre of Ghom.

We drive straight through. First on a country road through the desert. Then on a motorway-like motorway.

Around 11 we reach Ghom, a city of millions. We stop at the exit to the centre. Together we lift my bicycle from the loading area. We say goodbye.

I continue my journey by bicycle. A few minutes later I am already in the city centre. There is a lot of activity here. Many people are out and about. There are many shops, restaurants and mosques.

To avoid trouble, I only take a few photos.

I take a break at a fast food restaurant. I eat a baguette. It is surprisingly cheap.

Then I buy lemons.

Next I go in search of an exchange office. And a cheap place to stay. The Google search shows me nothing useful.

So I push on for the time being on the off-chance.

After a few metres I am approached. The men invite me to Çay in their shop/office. Some of the men know English. Otherwise the Google translator helps. They are enthusiastic about my story. 

Today, too, I receive bundles of money as gifts. Just like that.

When I say I want to stay in town for a night, a young man makes a phone call for me. He calls a hostel. But there is no bed available. They then tell me that I only have to follow the road. Then I come to the shrine of Fatima Masuma. This mausoleum is one of the holiest places in Iran. It is the tourist centre of Ghom. There are exchange offices and hotels.

At about 13:30 I say goodbye. And drive on the pavement in the direction shown.

After a few metres I come to a side street with an extreme ledge. I see it too late. I ride down with a crash. I almost fall. Visually, there is no damage. But as I ride on, the rear wheel rattles. I fear it has been damaged...

At the end of the road I come to a roundabout. Here are many restaurants again. And banks. I don't see any hotels or exchange offices.

Spontaneously I go to a café. The 3 men (the owner and 2 guests) know English. I first ask for an exchange office. The owner tells me the way to the holy shrine. It just continues on the main road. Then he invites me for a cappuchino. Despite several requests, he doesn't want any money from me. We talk for a while. The men recommend that I visit the famous old city of Yazd.

Together we plan my further route with Google Maps.

Then I say goodbye. And continue in the direction shown. Now I am in the city centre of Ghom. I see the huge mosque. But I postpone the visit until tomorrow. First I need a place to stay. And cash with which I can pay. Both are a difficult task. Here in the centre, everywhere is a pedestrian zone. The street is blocked by narrow bollards at many stables. My bike doesn't fit through. And I can't read the signs on the buildings. According to Google, there are hostels in Ghom. I drive to several addresses (as far as it is possible through the bollards). But I don't find a hostel. Eventually I pass a building with "Hotel" written in Latin letters. But I have hardly any Rial left. And 50 dollars for 1 night is not possible for me.

I walk around the city for a very long time. Around 16:30 I spot another "Hotel" sign. The man and the woman at the reception both know some English. One night costs 3 million rial. (just under 10€) They don't accept dollars. We count all the notes I have been given. It is just enough. I can pay 500,000 rial later.My passport is required for check-in.

I can put the bike in reception. The third time we lift it up the stairs.

My room with private bathroom is on the 1st floor. There is a big double bed and a small bed. And to my surprise, a small kitchen. The room has air conditioning. But no window.

For the time being, I just put my backpack down. And walk into town again.

Through the busy pedestrian zone in the direction of the big mosque. More by chance I see the sign "Money exchange" in a shop window, but it is a carpet shop. I ask an employee. Yes... here you can change dollars into rials. I still have two 100 dollar notes from Armenia. They are from an older series than the ones I got here in Iran. I have one of them with me now. At first, the employee refuses to accept it. But after consulting with his colleagues, it works out. But at a much worse rate than usual in Iran. Instead of 33 million rial, I only get 30. (According to the Google currency converter, 100 US dollars are currently equivalent to 42.3 million rial. This is one of many examples of how far official figures and local reality diverge.)

I'm going along with this bad exchange. At the moment, this is the only way to get cash that is of any use to me here and now. The difference of 3 million rial is about what I have been given in cash over the last few days.

On the way back to the hotel, my mobile phone goes off. I had overlooked the fact that the battery was flat.

Now I no longer have a navigation system. But I can still find my way. And to be on the safe side, I had taken a photo of the name of the hotel with my camera out of habit.

From about 17:30 I am back at the hotel. Now I can pay the missing money.

I spend the evening in my room.

First I wash some of my clothes by hand. Conveniently, there is a washing bowl in the bathroom.

Then I make pasta with tomato sauce. I chop some onions and garlic.

After eating, I rest. I enjoy the peace and quiet behind the closed door.

I drink my lemon. And sleep from about 10:30 pm.

I enjoy sleeping in a big, freshly made bed again.


I got a lift of about 220 km by truck today.


Planning my further journey in Iran:

From Ghom I drive via Isfahan - Yazd- Shiraz to Taftan. It is about 2250 km to Taftan, the only possible border crossing to Pakistan. I will need a lift for a large part of this distance.

There is a railway station here in Ghom. This city is an important transport hub. Nevertheless, I will first continue to Isfahan by bicycle. According to Google, it is 275 km to my next stopover. Realistically, I will need 15 days for this. In Isfahan I want to meet Aram from Tap Persia to pay the fees for my Iran visa. Then I will probably continue by train. To be in Shiraz in time. So that I can apply for the visa extension in time. Besides, I want to visit my friend Jacob there.

My (presumably) maximum visa duration of 90 days expires on 29 December. (My visa was later extended by only 30 days, until 15 December).

I have to cross the border into Pakistan on that day at the latest. To be on the safe side, I plan to be at the border a few days before.

So I will most likely spend the turn of the year in Pakistan.

Mein Schlafplatz in der Moschee

Auf der Straße

Im Hotel