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In einer Moschee

<Das war der Donnerstag 

Freitag, 07. Oktober (Tag 7 im Iran)

Im Iran ist der Freitag ein islamischer Feiertag. Und ist vergleichbar mit Sonntag in Deutschland.

Ich schlafe voll durch.

Um etwa 6:30 Uhr werde ich von Masoud geweckt. Er bringt mir Çay.

Und er schenkt mir Bargeld. Damit ich mir tagsüber etwas zu essen kaufen kann.

Als ich dann online gehe, sehe ich, dass mein Mitbewohner Marcus mir geschrieben hat. Meine Bank hat mir eine neue EC Karte geschickt. Meine jetzige läuft Ende des Jahres ab.

Bis Anfang 2023 brauche ich also die neue Karte. Ich bitte Marcus, mir die in den Iran zu schicken

Ahne aber, dass das nicht so einfach möglich ist.

Später wasche ich mich im Sanitärgebäude. Mein Nachtlager räume ich weg, damit der Eingang für die Frauen frei ist.

Heute verbringe ich den ganzen Tag in der Moschee.

Mit vielen lieben Menschen und bestem Essen. Pasha bringt mir Essen.

Immer wieder komme ich mit LKW Fahrern (die morgens ihren LKW abholen) ins Gespräch.

Die Moschee ist auch eine Koranschule. Da ja heute Feiertag ist, sind viele Kinder und Jugendliche hier. Aber es sind nur Jungen. Frauen gehen nur selten in eine Moschee. Und wenn, dann nur in den abgetrennten Frauenbereich.

Die jungen Männer belagern mich regelrecht.

Ich fühle mich heute wie ein Superstar. In der Moschee bin ich heute mit meinem Fahrrad das highlight. Ich wurde noch nie so oft fotografiert. Jeder will mit mir ein Selfie machen. Und immer wieder die selben Fragen. Auf englisch. Wie heißt du? Woher kommst du? Wo fährst du hin? Wie alt bist du?

Ab etwa 15:45 Uhr bin ich dann (zumindest vorübergehend) weitestgehend alleine im Außenbereich der Moschee. Endlich hab ich Zeit für mich und meine geplanten Schreibarbeiten. Ich beantworte noch einige Nachrichten.

Dann fange ich an, mir Gedanken zum Versand der EC Karte zu machen.

Ich frage Freunde, Google das kurz. Aber so wie es aussieht, ist ein Versand in den Iran nicht möglich. Ich will bei der Deutschen Botschaft in Teheran anrufen. Aber die ist ja heute geschlossen.

Ich verschiebe das erstmal.

Dann schreibe ich Updates für meinen Blog. Bzw. kopiere die Texte von Facebook.

Spontan überlege ich mir die Art der Dokumentation meiner Reise zu ändern.

Dazu schreibe ich einen längeren Text für Facebook und meinen Blog.

Ab etwa 17 Uhr schreibe ich Tagebuch.

Um genau 17:22 Uhr ruft der Iman über die Lautsprecheranlage die Gläubigen zum Freitagsgebet.

Es ist ein besonderes Erlebnis. So nah habe ich den Gebetsaufruf noch nie erlebt. Hier unterscheidet er sich deutlich von den Aufrufen in der Türkei.  Es ist viel länger und melodischer.

Es ist selbstverständlich für mich, dass ich am Gebet teilnehme.

Und es ist ein besonderes Erlebnis! Die Kinder und jungen Männer unterrichten mich beim Beten. Einer von ihnen übersetzt die Koranpredigt von farsi auf englisch.

Im Anschluss „unterhalte“ ich mich kurz mit dem Iman.

Dann kommt Masoud von der Arbeit.

Er lädt mich für heute Nacht in seine Wohnung ein.

Ich belade mein Fahrrad. Dann fährt er mit Auto voraus. Ich fahr hinterher. Massoud wohnt in einem neuen Haus mit mehreren Wohnungen. Dieses Haus ist sehr modern und hochwertig gebaut. Es gibt eine große Garage. Die Wohnung im oberen Stockwerk ist richtig schick. Aber noch nicht fertig. Massoud und sein Bruder sind gerade dabei sie einzurichten. Zur Zeit leben sie noch in einer anderen Wohnung. Ich werde in einem der Zimmer einquartiert.  Die beiden Männer richten mir ein Nachtlager auf dem Teppich ein. Wir sitzen noch eine Weile zusammen. Massoud schenkt mir ein „Bayern München“ T-Shirt.

Dann kann ich im  gerade fertig gestellten Bad duschen.

Massoud und sein Bruder verabschieden sich. Ich trinke dann noch meine Zitrone.

Ab etwa Mitternacht schlafe ich.

Heute Nacht bin ich alleine in der Wohnung.

 

Hier ist der Text, den ich heute geschrieben habe:

Da ich in absehbarer Zeit keine Zeit und Gelegenheit (Ruhe zum schreiben) haben werde, kann ich meine Tagebucheinträge erstmal nicht wie gewohnt im Blog veröffentlichen.

Ich benötige jeden Tag mindestens 2 Stunden, um den Tagebucheintrag vom Vortag zu schreiben, ihn in den Blog zu kopieren, die englische Übersetzung zu machen und die vielen Fotos hochzuladen.

Oft dauert es viel länger. Und wenn ich (so wie jetzt) in Verzug bin, ist es richtig zeitintensiv, dass wieder aufzuarbeiten. Jetzt bräuchte ich etwa 1 Woche um den Blog wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Das ist hier im Iran auch wegen meiner begrenzten Aufenthaltsdauer in diesem riesigen Land nicht möglich. Ich kann nicht, wie in Bulgarien, der Türkei oder Georgien einfach mal 1 Monat auf einem Campingplatz bleiben. Es gibt hier keine Campingplätze.

Deshalb ändere ich jetzt meine Strategie der Dokumentation dieser Reise.

Statt der täglichen Veröffentlichung von meinem Tagebuch versuche ich meine Freunde hauptsächlich über Facebook auf dem laufenden zu halten.

Diese Updates kopiere ich auch in meinem Blog.

Aufgrund meiner sehr begrenzen Zeit muss ich Prioritäten setzen.

Meine oberste Priorität ist diese Reise. Das erleben der Länder durch die ich komme. Die wunderschöne Natur. Eintauchen in die jeweilige Kultur, Religion, Lebensgewohnheiten der Menschen. Sprachen. Nahrungsmittel….

Der Kontakt zu den Menschen. Gespräche. Freundschaften. Miteinander lachen, essen. Sich austauschen.

Völkerverständigung.

Die Dokumentation meiner Reise Ist mir sehr wichtig. Mein Tagebuch. Damit meine Erinnerungen und Erlebnisse erhalten bleiben. Diese werde ich später als Buch veröffentlichen.

Ebenso wichtig ist mir der Kontakt zu meinen Freunden auf der ganzen Welt.

Ich versuche immer alle Nachrichten zu beantworten und möchte Kontakt zu den Menschen halten, die mir wichtig sind. Ich lerne jeden Tag neue, tolle Menschen kennen. Versuche mir Namen zu merken. Die Nachrichten, die mich erreichen, werden täglich mehr.

Deshalb bitte ich euch um Verständnis, dass es manchmal dauern kann, bis ich antworte. Und es auch mal sein kann, dass ich einen Geburtstag „vergesse“. Nachrichten die nicht an mich persönlich gerichtet sin, überfliege ich nur. Und reagiere in der Regel nicht darauf.

Für weitere Texte, zum Beispiel in Form von Facebook Kommentaren fehlt mir meistens schlicht die Zeit. Hin und wieder schreibe ich mal einen fb Kommentar, wenn es mir gerade wichtig ist.

Die Veröffentlichung meiner Bücher (insbesondere meine Autobiographie) ist mir ebenfalls sehr wichtig. Aber mir fehlt auch dazu einfach die Zeit. Deshalb verschiebe ich es auf später.

In meinem Kopf habe ich unzählige Texte. Aber auch die schreibe und veröffentliche ich so nach und nach…Irgendwann.

Von den vielen sozialen Medien nutze ich nur noch Facebook. Alles andere ist mir zu viel input und zu zeitintensiv.

Die Meldungen meiner Freunde versuche ich mehr oder weniger regelmäßig zu lesen.

Ich bin über den fb Messenger, WhatsApp und Telegram erreichbar.

Aus politischen Diskussionen jeder Art halte ich mich grundsätzlich raus.

Politische Nachrichten und offizielle Meldungen beachte ich überhaupt nicht mehr. Bzw. lese nur die Überschriften. In Ausnahmefällen (wenn es um Länder geht, wo ich gerade bin) überfliege ich den Text. Stelle dann aber meistens fest, dass es nur zu Bruchteilen stimmt und übertrieben ist.

Nach 2 Jahren Reiseerfahrung kann ich sagen, dass zwischen dem was offiziell gilt und in Deutschland in den Medien verbreitet wird, und der Realität vor Ort Welten liegen. Das gilt insbesondere für Einreisebestimmungen und die politischen Situation in Ländern außerhalb von Europa.

Das Lesen dieser überwiegend negativen Meldungen und Nachrichten ist für mich Verschwendung meiner Lebenszeit.

TV gucke ich seit vielen Jahren grundsätzlich nicht mehr. Videos gucke ich nur sehr selten. Und nur wenn es Videos von Freunden mit mir oder Bezug zu meiner Reise sind.

Für alles andere habe ich keine Zeit.

Die Seiten vom deutschen auswärtigen Amt sind für mich keine zuverlässige Informationsquelle mehr. Vieles was dort steht ist schlicht falsch.

Ich beziehe meine Informationen überwiegend von anderen Reisenden. Und vor allem aus eigener Erfahrung. Eigenem Erleben. Ich bin sehr dankbar für Ratschläge Und Tipps. Und überdenke gerade in schwierigen Situationen alle Optionen.

Aber letztlich mache ich das, was ich für richtig halte. Mit dieser Strategie bin ich bis in den Iran gekommen. Und ich bin mir sehr sicher, dass es weiter gehen wir. Stück für Stück weiter nach Osten. In Richtung Japan / Hiroshima.

Hier im Iran werde ich einen großen Teil der Entfernung mit dem öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Auto zurücklegen.

Mit dem Fahrrad ist es für mich schlicht nicht möglich, diese gewaltigen Strecken in maximal 90 Tagen zu schaffen. Und dabei noch das Land zu erleben, sowie meine Erlebnisse schriftlich festzuhalten.

Ich bitte euch um Verständnis.

Und halte euch auf dem Laufenden

Gruß aus einer Moschee in der Nähe von Eslamschehr / Iran

Frank Zunk 

In a mosque

<This was Thursday 

Friday, 07 October (Day 7 in Iran)

In Iran, Friday is an Islamic holiday. And is comparable to Sunday in Germany.

I sleep soundly through the night.

At about 6:30am I am woken up by Masoud. He brings me Çay.

And he gives me cash. So that I can buy something to eat during the day.

Then when I go online, I see that my flatmate Marcus has written to me. My bank has sent me a new EC card. My current one expires at the end of the year.

So I need the new card by the beginning of 2023. I ask Marcus to send it to me in Iran.

But I suspect that this is not so easy.

Later I wash myself in the sanitary building. I put my night camp away so that the entrance is free for the women.

Today I spend the whole day in the mosque.

With many lovely people and the best food. Pasha brings me food.

Again and again I get into conversation with truck drivers (who pick up their trucks in the morning).

The mosque is also a Koran school. Since today is a holiday, there are many children and young people here. But there are only boys. Women rarely go to a mosque. And if they do, then only to the separate women's area.

The young men are literally besieging me.

I feel like a superstar today. In the mosque today I am the highlight with my bicycle. I have never been photographed so often. Everyone wants to take a selfie with me. And always the same questions. In English. What is your name? Where are you from? Where are you going? How old are you?

From about 3:45 pm onwards, I am (at least temporarily) largely alone in the outdoor area of the mosque. Finally I have time for myself and my planned writing. I answer a few more messages.

Then I start thinking about sending the EC card.

I ask friends, Google it for a moment. But as it looks, sending it to Iran is not possible. I want to call the German Embassy in Tehran. But they are closed today.

I'll postpone that for now.

Then I'll write updates for my blog. Or copy the texts from Facebook.

Spontaneously, I think about changing the way I document my trip.

I write a longer text for Facebook and my blog.

From about 5 pm onwards, I write a diary.

At exactly 5:22 pm, the Iman calls the faithful to Friday prayers over the loudspeaker system.

It is a special experience. I have never experienced the call to prayer so close. Here it is very different from the calls in Turkey. It is much longer and more melodic.

It is natural for me to participate in the prayer.

And it is a special experience! The children and young men teach me how to pray. One of them translates the Koran sermon from Farsi into English.

Afterwards, I "chat" briefly with the Iman.

Then Masoud comes home from work.

He invites me to his flat for the night.

I load my bicycle. Then he drives off in his car. I ride behind. Massoud lives in a new house with several flats. This house is very modern and built to a high standard. There is a big garage. The flat on the upper floor is really fancy. But it is not finished yet. Massoud and his brother are in the process of furnishing it. At the moment they are still living in another flat. I am put up in one of the rooms. The two men set up a bed for me on the carpet. We sit together for a while. Massoud gives me a "Bayern Munich" T-shirt.

Then I can take a shower in the just finished bathroom.

Massoud and his brother say goodbye. I then drink my lemon.

From around midnight I sleep.

Tonight I am alone in the flat.


Here is the text I wrote today:

Since I won't have time and opportunity (peace and quiet to write) in the foreseeable future, I can't publish my diary entries in the blog as usual for the time being.

I need at least 2 hours every day to write the diary entry from the day before, copy it into the blog, do the English translation and upload the many photos.

Often it takes much longer. And when I'm behind (like now), it's really time-consuming to catch up again. Now I need about 1 week to bring the blog up to date again. This is not possible here in Iran, also because of my limited stay in this huge country. I can't just stay at a campsite for 1 month like I did in Bulgaria, Turkey or Georgia. There are no campsites here.

Therefore, I am now changing my strategy of documenting this trip.

Instead of posting daily updates from my diary, I try to keep my friends up to date mainly via Facebook.

I also copy these updates to my blog.Due to my very limited time, I have to set priorities.

My top priority is this trip. Experiencing the countries I pass through. The beautiful nature. Immersing myself in the culture, religion and habits of the people. Languages. Food....

The contact to the people. Conversations. Friendships. Laughing together, eating together. Exchanging ideas.

International understanding.

The documentation of my journey is very important to me. My diary. So that my memories and experiences are preserved. I will publish these later as a book.

It is equally important to me to keep in touch with my friends all over the world.

I always try to answer all messages and want to keep in touch with the people who are important to me. I meet new, great people every day. I try to remember names. The messages that reach me increase every day.

That's why I ask for your understanding that it can sometimes take me a while to reply. And it can also happen that I "forget" a birthday. Messages that are not addressed to me personally, I only skim. And as a rule, I don't respond to them.

For further texts, for example in the form of Facebook comments, I simply don't have the time. Now and then I write a comment on FB when it's important to me.

The publication of my books (especially my autobiography) is also very important to me. But I simply don't have the time for that either. That's why I'm putting it off until later.

I have countless texts in my head. But I'll also write and publish them bit by bit...someday.

Of the many social media, I only use Facebook. Everything else is too much input and too time-consuming for me.

I try to read my friends' messages more or less regularly.

I can be reached via fb Messenger, WhatsApp and Telegram.

I stay out of political discussions of any kind.

I don't pay attention to political news and official reports at all. I only read the headlines. In exceptional cases (when it's about countries where I am) I skim the text. But then I usually find out that only a fraction of it is true and that it is exaggerated.

After 2 years of travel experience, I can say that there is a world of difference between what is officially valid and what is spread in the media in Germany and the reality on the ground. This is especially true for entry regulations and the political situation in countries outside Europe.

For me, reading these predominantly negative reports and news is a waste of my time.

I have not watched TV for many years. I only watch videos very rarely. And only if they are videos of friends with me or related to my journey.

I don't have time for anything else.

The pages of the German Foreign Office are no longer a reliable source of information for me. Much of what they say is simply wrong.

I get most of my information from other travellers. And above all from my own experience. My own experience. I am very grateful for advice and tips. And I consider all options, especially in difficult situations.

But in the end I do what I think is right. With this strategy, I got as far as Iran. And I am very sure that it will continue. Piece by piece further east. Towards Japan / Hiroshima.

Here in Iran, I will cover a large part of the distance by public transport or by car.

It is simply not possible for me to cover these huge distances in a maximum of 90 days by bicycle. And at the same time to experience the country and record my experiences in writing.

I ask for your understanding.

And keep you informed.

Greetings from a mosque near Eslamschehr / Iran

Frank Zunk