Freitag, 01. April
Ich werde mit dem Sonnenaufgang vom Hahnenschrei und vom Aufruf zum Morgengebet geweckt. Schlafe aber weiter.
Um 6 klingelt der Wecker. Um 6:30 Uhr stehe ich auf.
Ab 6:40 Uhr schreibe ich Tagebuch.
Um mich herum erwacht die Natur zum Leben.
Um 8 setze ich mich mit dem Tablet an den kleinen Tisch vor das Zelt In die Morgensonne. Mit meinem Gaskocher koche ich Wasser für Milchkaffee. Als Kazim kommt, bestelle ich Frühstück.
Um 9 gibt es Frühstück. Ich esse vorne neben dem Ofen. Auch heute ist das Frühstück wieder sehr gut und reichhaltig. Ich frühstücke ausgiebig.
Ab 9:45 Uhr sitze ich in der Sonne vor dem Zelt. Und schreibe weiter an meinem Tagebuch. Um 11 ist es auf dem neuesten Stand. Das Hochladen der Berichte ist zunächst nicht möglich. Der Akku vom Tablet ist leer.
Ich gehe kalt duschen. Heute ist der 1. Tag an dem ich keine Socken brauche.
Ab etwa 11:45 Uhr packe ich meine Sachen zusammen. Belade das Fahrrad. Und baue mein Zelt ab. Um 13:30 Uhr bin ich startklar. Heute fahre ich erstmals dieses Jahr mit Sandalen.
Ich schiebe das Rad nach vorne.
Heute sind Handwerker im Hotel. Im Wintergarten wird eine neue Glasfront eingesetzt. Ich komme kurz mit einem der Arbeiter ins Gespräch. Er macht Fotos von mir.
Gegen 14 Uhr verabschiede ich mich von Kazim. Ich verlasse das Plaj Hotel. Bis nach Antalya sind es noch etwa 80 km.
Ich fahre parallel zur Küste in Richtung Çirali. Hier sind viele Hotels und Gaststätten. Spontan gehe ich mal kurz zum Strand.
Gegen 15 Uhr komme ich an einem Restaurant vorbei. Der Besitzer spricht mich auf deutsch an. Spontan bleibe ich hier. Ich bestelle Adana Kebap und O Saft. Dann komme ich auf deutsch mit einem Paar vom Nebentisch ins Gespräch. Ich setze mich rüber. Wir unterhalten uns sehr gut. Sie kommen oft hierher. Und reisen auch viel. Außer in die Türkei unter anderem nach Iran, Indien, Bhutan. Länder in die ich noch will. Etwa um 16 Uhr verabschieden wir uns. Als ich dann bezahlen will, erlebe ich eine tolle Überraschung. Meine Rechnung ist schon bezahlt! Das deutsche Paar hat es für mich übernommen. Als kleine Unterstützung für meine Reise. Sehr dankbar fahre ich weiter.
Ich verlasse Çirali. Und fahre auf dem Weg zurück, den ich hierher gekommen bin.
Mir ist klar, dass es jetzt bergauf geht. Gegen 16:40 Uhr fange ich an zu schieben. Nach wenigen Metern hält ein Transporter neben mir. Es sind die Handwerker vom Plaj Hotel! Auch wenn wir keine gemeinsame Sprache sprechen, klappt die Verständigung. Sie nehmen mich mit. Gemeinsam heben wir mein schweres Fahrrad auf die offene Ladefläche. Sie ist ja jetzt frei. In der Mitte ist ein Gerüst für Fenster. Daran verzurren wir das Rad. Dann fahren wir bergauf bis zur D400. Sie fahren auch in Richtung Kemer / Antalya. Auch hier geht es zunächst noch bergauf. An der kleinen Stadt Ulupinar fahren wir nur vorbei. Ich beobachte im Rückspiegel mein Fahrrad. Es steht sicher. Aber die Flaggen wehen im Fahrtwind. Das macht mir Sorgen. Kurz hinter Ulupinar sind wir am höchsten Punkt. Ich gebe dem Fahrer zu verstehen, dass ich lieber selber weiter fahren möchte. Wir halten an. Und laden das Fahrrad ab. Um 17 Uhr verabschieden wir uns. Sie haben mich etwa 10 km mitgenommen.
Ich fahre weiter. Bis Antalya sind es noch knapp 66 km.
Jetzt geht es bergab. Und zwar viel steiler als ich erwartet hatte. Ich werde immer schneller! Obwohl ich beide Bremsen voll anziehe, gibt es keinerlei Bremswirkung. Keine Chance anzuhalten. Es gibt keine andere Möglichkeit, als weiter zu fahren. Zum ersten Mal auf dieser Reise komme ich in eine Situation, die man durchaus als gefährlich bezeichnen könnte. Aber ich denke in diesen Momenten nicht nach. Konzentriere mich nur auf die Straße. Die D400 ist sehr gut ausgebaut. Die Fahrbahn (und der Randstreifen) ist breit und eben. In der ersten Kurve bremse ich zunächst mit dem Fuß. Das ist mit Sandalen aber keine gute Idee. Bevor der Schuh sich unter meinem nackten Fuß zerlegt, lasse ich das lieber. Ich komme bei der hohen Geschwindigkeit auch ganz schön ins schleudern. Schaffe es aber, das schwere Fahrrad auf der Fahrbahn zu halten. Die nächsten Kurven nehme ich mit unverminderter Geschwindigkeit. Das ist zwar auch gefährlich. Aber ich hab keine Alternative. Es geht gut. Irgendwann wird die Strecke wieder eben. Ich lasse mich ausrollen. Nun kann ich auch anhalten. Das war knapp! Jetzt weiß ich, wie wichtig funktionierende Bremsen sind. Morgen in Kemer werde ich mich als erstes darum kümmern. Ich mache kurz Pause am Straßenrand. Und fahre dann vorsichtig weiter.
Kurz darauf erreiche ich um 17:30 Uhr die Gemeinde Tekirova im Landkreis Kemer. Ich fahre aber auf der D400 nur daran vorbei. Etwa um 18:30 Uhr erreiche ich den Badeort Çamyuva an der türkischen Riviera (türkische Südküste). Hier führt das Navi mich auf eine Nebenstrecke. Durch den Ort. Das ist gut. Vielleicht finde ich hier einen Campingplatz. Ich fahre zu einem Platz an der Küste. Aber der ist geschlossen. Also fahre ich nach Google Maps zu einem anderen Campingplatz. Dann führt das Navi mich wieder über die D400. Der Platz ist auf der anderen Straßenseite. Ich bin jetzt am Ortsausgang von Çamyuva. Rechts ist eine Freifläche. Spontan ändere ich meinen Plan. Ich biege ab. Und schiebe das Fahrrad dorthin. Hier in der Natur ist ein idealer Platz zum zelten. Um 19:15 Uhr baue ich das Zelt auf.
Um genau 19:26 Uhr ertönt aus der Ferne (fast) gleichzeitig aus 2 Moscheen der Aufruf zum Abendgebet. Die minimal versetzten Gebetsrufe bilden mit dem Verkehrslärm der nahen D400 eine bizarre Geräuschkulisse.
Hier in der Türkei beginnt jetzt der Ramadan. (Die islamische Fastenzeit. In dieser Zeit dürfen Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen, nicht rauchen und keinen Sex haben)
Um etwa 20:10 Uhr liege ich im Zelt. Kurz darauf ertönt um genau 20:15 Uhr der Aufruf zum Nachtgebet. Wieder minimal zeitlich versetzt.
Ich esse Studentenfutter und Kekse. Bin noch kurz bei Facebook. Und schreibe mit Freunden.
Dann trinke ich noch meine Zitrone.
Ab 22:10 Uhr schlafe ich.
Ich habe heute insgesamt etwa 35 km zurück gelegt.
I get a lift uphill. Fast downhill ride
Friday, 01 April
I am awakened with the rising of the sun by the cockcrow and the call to morning prayer. But I sleep on.
At 6 the alarm clock rings. At 6:30 I get up. From 6:40 I write my diary.
Around me, nature comes to life.
At 8 I sit down with my tablet at the small table in front of the tent in the morning sun. I boil water for coffee with milk on my gas cooker. When Kazim arrives, I order breakfast.
Breakfast is served at 9. I eat in front of the stove. Again, the breakfast is very good and rich. I have a big breakfast.
From 9:45 I sit in the sun in front of the tent. And continue writing my diary. At 11 it is up to date. Uploading the reports is not possible at first. The battery of the tablet is empty.
I take a cold shower. Today is the first day I don't need socks.
From about 11:45 I pack up my things. Load the bike. And take down my tent. At 13:30 I am ready to go. Today I ride with sandals for the first time this year.
I push the bike forward.
There are workmen in the hotel today. They are installing a new glass front in the winter garden. I have a short chat with one of the workers. He takes photos of me.
Around 2 pm I say goodbye to Kazim. I leave the Plaj Hotel. It is still about 80 km to Antalya.
I drive parallel to the coast in the direction of Çirali. There are many hotels and restaurants here. On the spur of the moment, I go to the beach.
Around 3 pm I pass a restaurant. The owner speaks to me in German. Spontaneously I stay here. I order Adana Kebap and O Juice. Then I start talking in German to a couple at the next table. I sit down over there. We have a very good chat. They come here often. And they travel a lot. Apart from Turkey, they go to Iran, India, Bhutan. Countries I still want to visit. Around 4 pm we say goodbye. When I go to pay, I get a great surprise. My bill has already been paid! The German couple took it over for me. As a little support for my journey. Very grateful, I drive on.
I leave Çirali. And drive back the way I came here.
I realise that it's uphill now. Around 4:40 pm I start pushing. After a few metres, a van stops next to me. It is the workmen from Plaj Hotel! Even though we don't speak the same language, we can communicate. They give me a lift. Together we lift my heavy bicycle onto the open loading area. It is free now. In the middle is a scaffolding for windows. We lash the bike to it. Then we ride uphill to the D400. You also drive in the direction of Kemer / Antalya. Here, too, it is still uphill at first. We just pass the small town of Ulupinar. I watch my bike in the rear-view mirror. It is safe. But the flags are waving in the wind. That worries me. Shortly after Ulupinar we are at the highest point. I tell the driver that I would rather continue on my own. We stop. And unload the bike. At 5 pm we say goodbye. They gave me a lift for about 10 km.
I ride on. The distance to Antalya is just under 66 km.
Now it's downhill. And much steeper than I had expected. I'm getting faster and faster! Although I fully apply both brakes, there is no braking effect at all. No chance to stop. There is no other option but to keep going. For the first time on this journey, I get into a situation that could well be described as dangerous. But I don't think in these moments. I just concentrate on the road. The D400 is very well built. The road (and the shoulder) is wide and even. In the first bend, I brake with my foot. But that's not a good idea with sandals. Before the shoe disintegrates under my bare foot, I prefer not to. At the high speed I also start to skid. But I manage to keep the heavy bike on the road. I take the next bends at the same speed. That is also dangerous. But I have no alternative. It goes well. At some point the road becomes flat again. I let myself roll out. Now I can also stop. That was close! Now I know how important functioning brakes are. Tomorrow in Kemer I will take care of that first thing. I take a short break at the side of the road. And then continue carefully.
Shortly afterwards, I reach the municipality of Tekirova in the Kemer district at 17:30. However, I only drive past it on the D400. At about 18:30 I reach the seaside resort of Çamyuva on the Turkish Riviera (Turkish south coast). Here the sat nav leads me onto a side road. Through the town. That's good. Maybe I'll find a campsite here. I drive to a place on the coast. But it is closed. So I follow Google Maps to another campsite. Then the sat nav takes me back along the D400. The campsite is on the other side of the road. I am now at the end of Çamyuva. On the right is an open space. Spontaneously I change my plan. I turn off. And push the bicycle there. Here in the countryside is an ideal place to camp. At 19:15 I put up the tent.
At exactly 19:26, the call to evening prayer is heard (almost) simultaneously from 2 mosques in the distance. The minimally staggered calls to prayer form a bizarre soundscape with the traffic noise of the nearby D400.
Here in Turkey, Ramadan is about to begin. (The Islamic fasting period. During this time, Muslims are not allowed to eat, smoke or have sex from sunrise to sunset).
At about 8:10 pm I am lying in the tent. Shortly afterwards, at exactly 20:15, the call to night prayer is heard. Again with a minimal time delay.
I eat trail mix and biscuits. I am on Facebook for a short while. And write with friends.
Then I drink my lemon.
From 22:10 I sleep.
I have covered a total of about 35 km today.