Mittwoch, 30. März (vor 19 Monaten habe ich meine Fahrradreise in Dresden begonnen)
Im Halbschlaf höre ich den Gebetsaufruf zum Morgengebet. Ich schlafe aber weiter.
Um 6 klingelt der Wecker. Ab 6:10 Uhr schreibe ich Tagebuch. Jetzt setzt das Gezwitscher der Vögel ein. Es ist herrlich, in der Natur aufzuwachen. Um 8 ist mein Tagebuch wieder auf dem neuesten Stand. Zunächst wasche ich mich. Dann packe ich die Sachen im Zelt zusammen.
Später kümmere ich mich um das Fahrrad. Jetzt, ohne Gepäck, sehe ich das Problem. Es ist die Vorderradbremse. Die Bremsbacken sind verdreht. Und schleifen. Ich stelle sie richtig. Dabei merke ich, dass der Bowdenzug angerissen ist. Fast durch. Es wird nicht mehr lange halten. Zumindest scheint das schleifen jetzt weg zu sein. Eine Probefahrt kann ich hier im Wald ja nicht machen.
Ich fange an, dass Fahrrad zu beladen. Zwischendurch frühstücke ich. Ich setze mich auf einen Baumstumpf. Und esse Müsli. Es ist wunderbar im Wald zu frühstücken.
Zuletzt baue ich das Zelt ab.
Um 12:50 Uhr bin ich startklar. 10 Minuten später schiebe ich das Rad aus dem Wald auf die Straße. Niemand sieht mich. Ich fahre weiter.
Nach wenigen Metern komme ich an einer Wasserstelle vorbei. Ich fülle mein Wasser auf. Und folge wieder der Komoot Route.
Das schleifen ist jetzt weg. Aber trotzdem ist die Bremswirkung nicht gut. Zunächst stört es mich nicht. Es geht bergauf. Ich komme wieder zur D400. Kurz vor der Hauptstraße geht es richtig steil bergauf. So steil, dass ich Schwierigkeiten habe, dass schwere Rad vorwärts zu schieben. Ich komme zum ersten Mal in diesem Jahr ins schwitzen. Aber ich schaffe es! Um 13:40 Uhr bin ich wieder auf der D400. Dieses Teilstück wurde offenbar vor kurzem umgebaut. Komoot erkennt die geänderte Straßenführung nicht. Und fordert mich immer wieder zum wenden auf. Ich bin kurz irritiert. Vertraue dann aber auf mein Gefühl. Und bin richtig. Nach einer Weile kennt das Navi die Strecke wieder. Auch hier geht es bergauf. Ich schiebe. Gegen 15:30 Uhr bin ich auf dem höchsten Punkt. Jetzt sind es noch 100 km bis nach Antalya.
Ich habe Hunger. Um 15:45 Uhr komme ich an einer Gaststätte vorbei. Hier mache ich eine längere Pause. Ich bestelle eine gemischte Grillplatte. Es ist sehr lecker und reichhaltig. Allerdings ist es mit 130 Lira auch sehr teuer. (Da es keine Speisekarte gibt, hatte ich es einfach auf Empfehlung vom Küchenchef bestellt). Da mein Bargeld zusende geht, will ich mit Karte bezahlen. Aber das funktioniert nicht, weil kein Geld auf dem Konto ist. Meine Rente für April ist noch nicht da. Ich habe gerade noch so 130 Lira im Portemonnaie.
Um 17 Uhr fahre ich weiter. Jetzt geht es steil bergab. Die Bremswirkung von meinem Fahrrad ist schlecht. Gegen 18:30 Uhr reißt der Bowdenzug von der vorderen Bremse. Da es bald dunkel wird, fahre ich zunächst mit einer Bremse weiter. Die D400 ist gut ausgebaut. Da macht es nichts, wenn ich mal schneller werde.
Etwa um 18:45 Uhr führ das Navi mich auf eine Nebenstraße. Ich will ja zum Ewigen Feuer.
Allerdings geht es hier richtig steil bergab! Und die Straße verläuft in Serpentinen. Alle paar Meter sind Schilder „ yavaş!“ (langsam) Diese Strecke ist gefährlich. Besonders jetzt bei einsetzender Dunkelheit. Und hier ist viel Verkehr. Mit meinem schwer beladenen Fahrrad ohne funktionierende Bremse ist es mehr als mutig dort herunter zu fahren. Ich schiebe. Selbst das ist grenzwertig. Ich hab Mühe, das Rad zu halten. Und es gibt hier auch keine Möglichkeit zum zelten. Auf beiden Seiten der Fahrbahn sind Leitplanken. Oder es geht steil bergauf, bzw. bergab. Irgendwie schaffe ich es, das Fahrrad unfallfrei bergab zu schieben. Irgendwann wird die Strecke wieder eben. So, dass ich sogar ein Stück fahren kann. Ich folge der schmalen Straße etwa 7 km. Ich komme durch den Touristenort Çirali. Vorbei an sehr vielen Hotels.
Dann erreiche ich den Besucher Ausgangspunkt der Yanartaş. Hier ist eine Gaststätte. Dort treffe ich auf deutsche Urlauber. Sie kommen aus Berlin. Es entwickelt sich ein nettes Gespräch. Da ich kein Bargeld mehr habe, geben sie mir 16 Lira für den Eintritt. Der Pförtner weist mich noch darauf hin, dass hier zelten verboten ist.
Das Fahrrad schließe ich auf dem Parkplatz an. Um etwa 20:30 Uhr mache ich mich auf den Aufstieg zum Berg. Der Wanderweg führt über Stufen und Steine bis zu den Feuerstellen. Unterwegs treffe ich weitere Reisende aus Australien. Wir steigen zu 3. bergauf.
Etwa um 21 Uhr komme ich bei dem seltenen, jahrtausendealten Naturphänomen an. Die Feuer entstehen durch Verbrennung von Gasen, die aus Rissen, Spalten und kleineren Öffnungen eines felsigen Abhangs austreten. Einige Feuer sind sehr klein. Nur einzelne Flammen. Andere größer. Wie Lagerfeuer. Aber ohne Holz. Es ist ein beeindruckendes Erlebnis. Ein weiterer Höhepunkt meiner Reise.
Obwohl es schon recht spät ist, sind hier oben noch viele Menschen unterwegs. Offenbar überwiegend Touristen. Sie unterhalten sich auf englisch oder deutsch. Mit einigen komme ich kurz ins Gespräch.
Um etwa 21:45 Uhr wandere ich über die vielen Stufen wieder bergab. Jetzt gehe ich alleine zurück. Der Weg ist stockdunkel. Ich bin froh, dass ich meine Stirnlampe mit neuen Batterien dabei habe.
Um 22:10 Uhr bin ich wieder am Ausgangspunkt meiner Wanderung. Jetzt brauche ich eine Übernachtungsmöglichkeit. In unmittelbarer Nähe vom Parkplatz wären zwar geeignete Plätze zum zelten. Aber es ist ja verboten. Und ich will Ärger vermeiden. Also fahre ich zurück. In Richtung Çirali / D400. Es wird immer später. Und ich werde müde. Zuerst überlege ich, am Strand zu zelten. Dann sehe ich in Google Maps einen Campingplatz in der Nähe. Ich fahre dorthin. Aber hier ist alles dunkel. Mittlerweile ist es etwa 23:30 Uhr. Ich fahr noch ein Stück weiter. Schließlich komme ich an einem Hotel vorbei, wo noch Licht brennt. Ich fahre in die Einfahrt. Ein Mann kommt mir entgegen. Ich frage auf englisch, ob ich hier übernachten kann. Ja, aber das kostet 500 Lira pro Nacht inklusive Frühstück. Dieser Preis übersteigt meine finanziellen Möglichkeiten. Ich frage, ob ich hier auch zelten kann. Ja, das geht auch. Es kostet 100 Lira. Ohne Frühstück. Das ist OK. Ich frage, ob Kartenzahlung möglich ist. Ja, das kostet aber extra. Da es aussichtslos ist, um diese Uhrzeit eine günstigere Übernachtungsmöglichkeit zu finden, bleibe ich hier. Mein Zelt kann ich hinter dem Hotel aufbauen. Direkt neben dem Sanitärgebäude. Dort ist auch eine Dusche.
Der Hotelbesitzer Kazim ruft seine Tochter an. Sie kommt kurz darauf. Als ich dann bezahlen will, ist die Zahlung nicht möglich. Weil immer noch kein Geld auf dem Konto ist. Das wundert mich. Normalerweise ist meine Rente schon am 28. oder 29. da. Und heute ist der 30. Aber jetzt ist es nicht zu ändern. Ich hab ja noch Geld auf dem PayPal Konto. Also packe ich das Tablet aus. Und überweise per Sofortzahlung 25€ aufs Girokonto. Es kostet extra Gebühren. Der Betrag wird sofort bei PayPal abgezogen. Und erscheint Minuten später als vorgemerkter Posten auf meinem Girokonto. Trotzdem ist die Kartenzahlung (noch) nicht möglich. Ich warte noch bis kurz nach Mitternacht. Aber nein…Wir brechen es ab.
Kazim sagt, dass ich morgen zum Geldautomaten im Ort gehen kann.
Ich baue das Zelt auf. Das ist auf dem Schotterboden nochmal eine richtige Herausforderung. Wieder mal bin ich froh, dass ich einen Hammer habe. Es dauert lange, bis das Zelt steht, und eingerichtet ist. Mittlerweile ist es 1:30 Uhr. Ich esse dann noch Müsli. Und trinke meine Zitrone. Mein Trinkwasser Kanister ist leer. Ich trinke jetzt das Wasser aus dem anderen Kanister.
Bis ich schlafe ist es 2:30 Uhr.
Ich habe heute insgesamt etwa 37 km zurück gelegt.
Es war ein toller, aber auch sehr anstrengender Tag.
By the Eternal Fire
Wednesday, 30 March (19 months ago I started my bicycle journey in Dresden).
Half asleep, I hear the call to morning prayer. But I continue to sleep.
At 6 the alarm clock rings. From 6:10 I write my diary. Now the chirping of the birds begins. It is wonderful to wake up to nature. At 8, my diary is up to date again. First I wash myself. Then I pack up the things in the tent.
Later I take care of the bike. Now, without luggage, I see the problem. It is the front brake. The brake shoes are twisted. And dragging. I adjust them. In the process I notice that the Bowden cable is torn. Almost through. It won't last much longer. At least the dragging seems to be gone now. I can't do a test ride here in the forest.
I start loading the bike. In between I have breakfast. I sit down on a tree stump. And eat muesli. It's wonderful to have breakfast in the forest.
Finally I take down the tent.
At 12:50 I am ready to go. 10 minutes later I push the bike out of the forest onto the road. Nobody sees me. I cycle on.
After a few metres I pass a watering hole. I fill up my water. And follow the Komoot route again.
The dragging is gone now. But still, the braking effect is not good. At first it doesn't bother me. It goes uphill. I get back to the D400. Just before the main road, it's a really steep climb. So steep that I have trouble pushing the heavy bike forward. I start to sweat for the first time this year. But I make it! At 13:40 I am back on the D400. This section has apparently been rebuilt recently. Komoot doesn't recognise the changed road layout. And keeps asking me to turn around. I am briefly irritated. But then I trust my instincts. And I am right. After a while, the navigation system knows the route again. Here, too, it's uphill. I push. Around 15:30 I reach the highest point. Now it's another 100 km to Antalya.
I am hungry. At 15:45 h I pass a restaurant. Here I take a longer break. I order a mixed grill platter. It is very tasty and rich. However, at 130 Lira it is also very expensive. (As there is no menu, I simply ordered it on the chef's recommendation). As my cash is running out, I want to pay by card. But that doesn't work because there is no money in the account. My pension for April hasn't arrived yet. I have just about 130 Lira left in my wallet.
At 5 pm I drive on. Now it's a steep downhill. The brakes on my bike are bad. Around 6.30 pm the Bowden cable of the front brake breaks. As it soon gets dark, I continue with one brake for the time being. The D400 is well-maintained. It doesn't matter if I speed up.
At about 18:45 the sat nav leads me onto a side road. I want to get to the Eternal Fire.
But it's a really steep downhill! And the road is serpentine. Every few metres there are signs " yavaş!" (slow) This stretch is dangerous. Especially now when darkness sets in. And there is a lot of traffic here. With my heavily loaded bike without functioning brakes, it is more than brave to ride down there. I push. Even that is borderline. I have trouble holding the bike. And there is no place to camp here either. There are crash barriers on both sides of the road. Or it's steeply uphill or downhill. Somehow I manage to push the bike downhill without an accident. At some point the road becomes flat again. So that I can even ride a bit. I follow the narrow road for about 7 km. I pass through the tourist town of Çirali. I pass a lot of hotels.
Then I reach the visitor starting point of the Yanartaş. There is a restaurant here. There I meet German holidaymakers. They come from Berlin. A nice conversation develops. As I have no more cash, they give me 16 Lira for the entrance fee. The gatekeeper points out that camping is not allowed here.
I lock the bike in the car park. At about 20:30 I start the ascent to the mountain. The hiking trail leads over steps and stones to the fireplaces. On the way I meet other travellers from Australia. The 3 of us climb uphill.
Around 9pm I arrive at the rare natural phenomenon, which is thousands of years old. The fires are caused by burning gases that escape from cracks, crevices and small openings in a rocky slope. Some fires are very small. Just single flames. Others larger. Like campfires. But without wood. It is an impressive experience. Another highlight of my trip.
Although it is already quite late, there are still many people up here. Obviously mostly tourists. They talk to each other in English or German. I get into a short conversation with some of them.
At about 9.45 pm I walk back down the many steps. Now I walk back alone. The path is pitch dark. I am glad that I have my headlamp with new batteries.
At 10:10 pm I am back at the starting point of my hike. Now I need a place to spend the night. There are suitable places to camp in the immediate vicinity of the car park. But it is forbidden. And I want to avoid trouble. So I drive back. In the direction of Çirali / D400. It is getting later and later. And I am getting tired. First I think about camping on the beach. Then I see a campsite nearby in Google Maps. I drive there. But here everything is dark. By now it is about 23:30. I drive a bit further. Finally I pass a hotel where the lights are still on. I drive into the driveway. A man comes towards me. I ask in English if I can spend the night here. Yes, but it costs 500 Lira per night including breakfast. This price is beyond my means. I ask if I can also camp here. Yes, that is also possible. It costs 100 Lira. Without breakfast. That's OK. I ask if it is possible to pay by card. Yes, but that costs extra. As it is hopeless to find a cheaper place to stay at this hour, I stay here. I can pitch my tent behind the hotel. Right next to the sanitary building. There is also a shower.
The hotel owner Kazim calls his daughter. She comes shortly afterwards. When I then want to pay, the payment is not possible. Because there is still no money in the account. That surprises me. Normally my pension is already there on the 28th or 29th. And today is the 30th. But now it can't be helped. I still have money in the PayPal account. So I unpack the tablet. And make an instant transfer of €25 to my current account. It costs extra fees. The amount is immediately deducted from PayPal. And appears minutes later as a prebooked item on my current account. Nevertheless, the card payment is not (yet) possible. I wait until shortly after midnight. But no...we call it off.
Kazim says I can go to the ATM in town tomorrow.
I put up the tent. It is a real challenge on the gravel ground. Once again I am glad that I have a hammer. It takes a long time to set up the tent. In the meantime it is 1:30 am. I eat some muesli. And drink my lemon. My drinking water canister is empty. I drink the water from the other canister.
It is 2:30 am before I sleep.
I have covered a total of about 37 km today.
It was a great day, but also very exhausting.