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Fahrt nach Sarayköy. Reifenpanne und Speichenbruch

<Das war der Montag 

Dienstag, 15. Februar 

Heute Nacht schlafe ich sehr gut.

Um 6 klingelt der Wecker. Ich bin sofort hellwach. Ab 6:05 Uhr schreibe ich Tagebuch.

Um 6:50 Uhr ertönt gleichzeitig aus 2 Moscheen der Aufruf zum Morgengebet. Und dann noch aus einer 3. Moschee. Sehr laut und deutlich hallen die Worte über die Landschaft bis in mein Zelt. Es ist allerdings zeitlich versetzt. So ist es eine groteske Geräuschkulisse.

Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. Besonders morgens finde ich es sehr schön. Das ist für mich immer ein positiver Start in den Tag.

Um 8:10 Uhr ist mein Tagebuch wieder auf dem neuesten Stand. Ich starte in den Tag. Zuerst packe ich im Zelt die Sachen zusammen. Dann wasche mich. Schon als ich das Innenzelt aufmache, merke ich, dass es recht frisch ist. Auch mein Wasser ist eiskalt. Ich wasche mich nur kurz. Als ich dann raus gucke, sehe ich, dass das Zelt leicht gefroren ist. Auch jetzt ist es noch frisch.

Jetzt sehe ich, dass ich neben einer Mülldeponie zelte. Hier sind Berge mit Bauschutt und Grünabfällen. Allerdings nicht so sauber getrennt, wie in Deutschland. Sondern wüst durcheinander. Weiter hinten bringen LKWs Müll. Aus einem Schornstein steigt Schwarzer Rauch.

Ich belade das Fahrrad. Als ich dann das Zelt abbaue, kommt eine ältere Frau vorbei. Wir unterhalten uns kurz. Sie versteht wohl kein englisch. Ich sage, dass ich mit bisiklet aus Almanya, komme. Das versteht sie. Dann geht sie weiter. Und klettert gegenüber von meinem Zeltplatz in die Schuttberge. Dort bleibt sie lange. Und sucht nach brauchbaren...

Später kommt ein Trecker mit Anhänger. Der Fahrer grüßt per Handzeichen. Und lädt dann seine Bauschuttladung ab. 

Gegen 11:30 Uhr bin ich startklar. Ich schiebe das Rad zurück zur Straße. Vorbei an den wüsten Schutt- und Müllbergen. Das macht mich sehr traurig und nachdenklich. Es ist die Schattenseite von diesem wunderschönem Land. Das wird kaum einer von den Touristen in den 5 Sterne Hotels erleben. Ich weiß aber auch, dass es das überall auf der Welt gibt.

Um 11:40 Uhr bin ich wieder auf der D320. Nach etwa 10 Minuten komme ich in der Ortschaft Ortakçi an einem einfachen Restaurant vorbei. Es wird von einem älteren Paar betrieben. Die Verständigung klappt „irgendwie“ auf türkisch / englisch. Auf dem Schild steht, dass es Köfte gibt. Aber nein…Köfte haben sie nicht. Nur Kokoreç. Das möchte ich nicht. Dann bietet der Mann mir Gözleme an. Das ist dünnes gefülltes Fladenbrot. Ich bekomme es mit Schafskäse gefüllt. Es ist sehr lecker.

Um 12:30 Uhr fahre ich weiter. 20 Minuten später erreiche ich die Stadt Buharkent, die noch zur Provinz Aydin gehört. Ich fahr aber nur durch.

Gegen 13:20 Uhr bemerke ich ein Zischen. Dann ist mein Vorderrad platt! Mitten auf dieser viel befahrenen Hauptverkehrsstraße. Aber es ist gut, dass es hier einen sehr breiten Seitenstreifen gibt. Und Leitplanken. Ich lehne das Rad an. Entferne die vorderen Gepäcktaschen. Und baue das Vorderrad aus. Dabei merke ich, dass das Radlager sehr viel Spiel hat. Ich stelle es nach. Außerdem fällt mir auf, dass einige Speichen Lose sind. Ich zerlege das Rad. Es dauert eine Weile, bis ich die Ursache gefunden habe. Im Reifen steckt ein Glassplitter. Bevor ich das Rad mit einem neuen Schlauch wieder zusammen baue, ziehe ich die Speichen nach. Dabei bricht eine Speiche ab! Das ärgert mich kurz. Dann fällt mir ein, dass ich ja Ersatzspeichen dabei habe. Allerdings sind die fürs Hinterrad. Und etwas länger. Ich kürze eine davon. Jetzt hat sie zwar die richtige Länge. Aber kein Gewinde mehr. Und Gewindeschneider hab ich nicht dabei. Meine Idee,  ein Gewinde mit dem Speichen Nippel zu schneiden funktioniert nicht. Ich bekomme die Speiche nicht fest. Irgendwann breche ich es ab. Und baue das Rad ohne die Speiche zusammen. Mir ist klar, dass ich so nicht weit komme. Aber ich hab keine andere Wahl. Zumindest das Luft aufpumpen klappt mit der neuen Pumpe sehr gut und sehr schnell. Dann fette ich noch die Kette neu ein.

Um 15:30 Uhr ist mein Fahrrad wieder startklar. Ich setze mich noch kurz auf meinen Rucksack. Schreibe Vanessa. Dann merke ich, dass der Rucksack oben feucht ist. Durch mein Gewicht hab ich die Packung Feuchttücher gequetscht. Ich sollte mich nicht darauf setzten, wenn die Feuchttücher ganz oben liegen. 

Als ich dann weiter fahren will, kommt ein älteres Motorrad mit Beiwagen vorbei. Eine Frau fährt. Und im Beiwagen sitzt ein Mädchen. Das Motorrad hat technische Probleme. Der Motor geht immer wieder aus. Etwa auf meiner Höhe springt  er gar nicht mehr an. Ich komme mit den beiden ins Gespräch. Das Mädchen kann etwas englisch. Ich biete ihnen meine Hilfe an. Mir ist schnell klar, dass der Tank leer ist. Die Frau telefoniert. Ich biete an, mit Fahrrad zur nächsten Tankstelle zu fahren. Und Sprit zu holen. Das ist dann aber doch nicht nötig. Ein Freund der Frau kommt mit dem Motorrad. Er fährt Sprit holen.

Also verabschiede ich mich und fahre weiter. Das Rad fährt sich „komisch“ Aber es fährt. Und ich komme vorwärts. 

Nach etwa 2 km erreiche ich eine Tankstelle. Die ist allerdings geschlossen. Nur der Shop und das Café hat auf. Ich trinke einen Milchkaffee. Und kaufe Feuchttücher auf Vorrat. Dann fahr ich weiter. Jetzt kommt erstmal nichts. Also wäre es doch recht weit bis zur nächsten Tankstelle gewesen.

Später fällt mir die Bahnstrecke neben der Straße auf. Die besteht nur aus einem Gleis. Also können nur in eine Richtung Züge fahren. Einmal kommt ein Zug vorbei. Es überrascht mich wie neu und modern er ist. Ganz anders als die uralten Züge, die ich in Kroatien und Bulgarien erlebt habe. Mal wieder fällt mir auf, dass die Türkei ein modernes Land ist. In vielen Punkten auf europäischem Standard. Hier sind die Straßen besser ausgebaut als in Kroatien oder Bulgarien. Und das obwohl diese Länder in der EU sind. Trotzdem macht es mich traurig. Ich merke, dass die Türkei sich immer mehr an Europa und vor allem an Deutschland angleicht. Dadurch geht viel von der Ursprünglichkeit verloren.

Um etwa 18 Uhr komme ich an einer großen Rastanlage vorbei. Ich mache eine längere Pause im Restaurant und esse Adana Kebap. Es ist sehr reichhaltig und lecker. Ich frage die Angestellten, ob hier ein Hotel in der Nähe ist. Der Kellner empfiehlt mir ein sehr günstiges Hotel in Sarayköy. Das ist eine Stadt die zur Provinz Denizli gehört. Bis nach Sarayköy ist es nicht mehr weit. Diese Rastanlage ist bereits am Stadtrand. Ich bitte dann noch die Kellnerin, mein Wasser aufzufüllen.                            Um 19:30 Uhr verabschiede ich mich. Und fahre weiter. Mittlerweile ist es dunkel. Nach wenigen Minutenerreiche ich die Stadt. Ich will nach Navi zu dem Hotel fahren. Finde es aber mit der Google Suche nicht. Also fahr ich zunächst ins Zentrum. Dort frage ich mich durch.

Um 20 Uhr bin ich gerade direkt neben einer Moschee, als der Aufruf zum Nachtgebet ertönt. Sehr laut und eindrucksvoll hallen die arabischen Worte durch die Stadt. So etwas ist in Deutschland unvorstellbar. Hier ist es Normalität.

Es dauert eine Weile bis ein Mann mich zu dem Hotel führt. Es heißt allerdings anders als der Name auf meinem Zettel. Am Empfang sitzt ein älterer sehr netter Mann. Er spricht perfekt deutsch. Wir werden uns schnell einig. Die Nacht kostet nur 70 Lira. Da brauche ich nicht lange überlegen. Zum Check in gebe ich ihm meinen deutschen Personalausweis. Der bewährt sich auch heute mal wieder. Obwohl er meine Daten sehr gewissenhaft in den PC eingibt, sagt er nichts dazu, dass der Ausweis schon länger abgelaufen ist. Dafür fragt er mich nach den Vornamen meiner Eltern. Diese Frage wurde mir hier in der Türkei schon öfter gestellt. Einen HES CODE verlangt er nicht. Das Fahrrad kann ich in den Gang stellen. Check out ist erst um 12. Das ist gut.

Um 20:40 Uhr beziehe ich mein Zimmer im 1. Stockwerk. Es ist sehr einfach. Insbesondere das einfach eingerichtete Bad ist sanierungsbedürftig. Aber es stört mich nicht. Ich bin mit dem zufrieden was ich habe. Ich richte mich kurz ein. Und dusche dann. Es dauert sehr lange, bis das Wasser warm wird. Dann ist es richtig heiß. Wie in vielen einfachen Unterkünften und Wohnungen gibt es keine Duschkabine. Man duscht einfach mitten im Bad. Daran habe ich mich schon gewöhnt. Allerdings gibt es hier keinen Abzieher. Und das Wasser fließt nicht vollständig ab. Dann ist klar, dass die Holztreppe marode ist. Hier machen auch die bereitgestellten Badelatschen Sinn. Nach dem Duschen trinke ich meine Zitrone. Heute ist es eine riesig große. Sie gibt sehr viel Saft. Dann kuschel ich mich in das frisch bezogene Bett. Und chatte noch eine Weile mit Vanessa. Gegen 23 Uhr schlafe ich. Es dauert heute lange bis ich einschlafe. Den Wecker stelle ich mir auf 7.

Heute (und auch in den nächsten Tagen) lese ich in der Facebook Gruppe von Dresden viel über die Bombenangriffe auf Dresden im 2. Weltkrieg. Vom 13. -  15. Februar 1945 wurde Dresden bombardiert und völlig zerstört.


Ich bin heute knapp 28 km gefahren. 

So geht es morgen weiter>

Drive to Sarayköy. Flat tyre and broken spoke

<This was Monday 

Tuesday, 15 February 

Tonight I sleep very well.

At 6 the alarm clock rings. I am immediately wide awake. From 6:05 I write in my diary.

At 6:50am, the call to morning prayer is heard simultaneously from 2 mosques. And then from a third mosque. Very loudly and clearly, the words echo across the landscape and into my tent. However, it is staggered. So it is a grotesque soundscape.

In the meantime I have got used to it. Especially in the morning I find it very beautiful. It's always a positive start to the day for me.

At 8:10 a.m. my diary is up to date again. I start the day. First I pack up my things in the tent. Then I wash. Even as I open the inner tent, I notice that it is quite fresh. My water is also ice cold. I only wash briefly. When I look outside, I see that the tent is slightly frozen. Even now it is still fresh.

Now I see that I am camping next to a rubbish dump. There are mountains of building rubble and green waste. Not as neatly separated as in Germany, though. They are all mixed up. Further back, lorries bring rubbish. Black smoke rises from a chimney.

I load the bicycle. As I take down the tent, an elderly woman passes by. We talk briefly. I guess she doesn't understand English. I tell her that I come from Almanya with Bisiklet. She understands. Then she goes on. And climbs into the rubble mountains opposite my campsite. She stays there for a long time. And looks for useful...

Later, a tractor with a trailer arrives. The driver greets her with a hand signal. Then he unloads his load of rubble. 

Around 11:30 a.m. I am ready to go. I push the bike back to the road. Past the desolate mountains of rubble and rubbish. It makes me very sad and thoughtful. It is the dark side of this beautiful country. Hardly any of the tourists in the 5-star hotels will experience this. But I also know that it happens everywhere in the world.

At 11:40 I am back on the D320. After about 10 minutes, I pass a simple restaurant in the village of Ortakçi. It is run by an elderly couple. The communication works "somehow" in Turkish / English. The sign says they serve köfte. But no...they don't have köfte. Only kokoreç. I don't want that. Then the man offers me gözleme. This is thin filled flat bread. I get it filled with feta cheese. It is very tasty.

At 12:30 I drive on. 20 minutes later I reach the town of Buharkent, which still belongs to the province of Aydin. But I only drive through.

Around 13:20 I notice a hiss. Then my front wheel is flat! In the middle of this busy main road. But it's good that there's a very wide hard shoulder here. And crash barriers. I lean the bike. Remove the front panniers. And remove the front wheel. I notice that the wheel bearing has a lot of play. I adjust it. I also notice that some spokes are loose. I dismantle the wheel. It takes me a while to find the cause. There is a piece of glass in the tyre. Before I reassemble the wheel with a new tube, I tighten the spokes. In the process, a spoke breaks off! That annoys me for a moment. Then I remember that I have spare spokes with me. But they are for the rear wheel. And a bit longer. I shorten one of them. Now it's the right length. But it no longer has a thread. And I don't have a tap with me. My idea to cut a thread with the spoke nipple doesn't work. I can't get the spoke tight. At some point I break it off. And assemble the wheel without the spoke. I realise that I won't get far this way. But I have no other choice. At least pumping up the air works very well and very quickly with the new pump. Then I grease the chain again.

At 3.30 pm my bike is ready to go again. I sit down briefly on my backpack. I write to Vanessa. Then I notice that the top of the rucksack is damp. My weight has crushed the pack of wet wipes. I shouldn't sit on it when the wet wipes are on top. 

As I was about to continue, an older motorbike with a sidecar came along. A woman is driving. And there is a girl in the sidecar. The motorbike has technical problems. The engine keeps cutting out. At about my height, it won't start at all. I strike up a conversation with the two of them. The girl knows some English. I offer them my help. I quickly realise that the tank is empty. The woman is on the phone. I offer to cycle to the next petrol station. And fetch fuel. But that is not necessary. One of the woman's friends comes by motorbike. He goes to get fuel.

So I say goodbye and ride on. The bike rides "funny" but it goes. And I make progress. 

After about 2 km I reach a petrol station. But it is closed. Only the shop and the café are open. I drink a coffee with milk. And I buy some wet wipes. Then I drive on. Now there's nothing for the time being. So it would have been quite far to the next petrol station.

Later I notice the railway line next to the road. There is only one track. So trains can only go in one direction. Once a train passes by. I am surprised how new and modern it is. Quite different from the ancient trains I have seen in Croatia and Bulgaria. Once again I notice that Turkey is a modern country. In many respects it is up to European standards. The roads here are better developed than in Croatia or Bulgaria. And this despite the fact that these countries are in the EU. Nevertheless, it makes me sad. I notice that Turkey is becoming more and more like Europe and especially Germany. As a result, much of its originality is being lost.

At about 6 pm I pass a large rest area. I take a long break in the restaurant and eat Adana Kebap. It is very rich and delicious. I ask the staff if there is a hotel nearby. The waiter recommends a very cheap hotel in Sarayköy. This is a town in the province of Denizli. It is not far to Sarayköy. This rest area is already on the outskirts of town. I ask the waitress to fill up my water. 

At 19:30 I say goodbye. And drive on. By now it is dark. After a few minutes I reach the city. I want to drive to the hotel according to the sat nav. But I can't find it with the Google search. So I first drive to the centre. There I ask my way through.

At 8pm I am right next to a mosque when the call to night prayer is heard. Very loud and impressive, the Arabic words echo through the city. Something like this is unimaginable in Germany. Here it is normality.

It takes a while until a man leads me to the hotel. The name of the hotel is different from the name on my note. At the reception desk is an older, very nice man. He speaks perfect German. We quickly come to an agreement. The night costs only 70 Lira. I don't have to think about it for long. I give him my German identity card to check in. It proves its worth again today. Although he enters my data very conscientiously into the computer, he says nothing about the fact that the identity card has been expired for some time. Instead, he asks me for my parents' first names. I have been asked this question many times here in Turkey. He doesn't ask for a HES CODE. I can put the bike in the corridor. Check out is not until 12, which is good.

At 20:40 I check into my room on the first floor. It is very simple. Especially the simply furnished bathroom is in need of renovation. But it doesn't bother me. I am satisfied with what I have. I settle in briefly. And then I take a shower. It takes a long time for the water to get warm. Then it is really hot. As in many simple accommodations and flats, there is no shower cubicle. You just shower in the middle of the bathroom. I have already got used to that. But there is no extractor. And the water doesn't drain off completely. Then it's clear that the wooden stairs are dilapidated. Here, the bath slippers provided also make sense. After the shower I drink my lemon. Today it is a huge one. It gives a lot of juice. Then I snuggle into the freshly made bed. And chat with Vanessa for a while. Around 11 pm I am asleep. It takes me a long time to fall asleep today. I set my alarm clock for 7.


Today (and in the next few days) I read a lot about the bombing of Dresden in World War II in the Dresden Facebook group. From 13 to 15 February 1945, Dresden was bombed and completely destroyed.


I drove just under 28 km today.

This is how it will continue tomorrow>

Mein Zeltplatz neben der Deponie

Auf der Straße

Im Hotel