Freitag, 03. Dezember
Um 7 klingelt der Wecker. Ich wasche mich. Und packe meine Sachen zusammen. Dabei merke ich, dass meine Stirnlampe nicht mehr funktioniert. Es ist Wasser reingelaufen. Ich trockne sie und fette die Kontakte ein. Dann funktioniert sie wieder. Zwischendurch frühstücke ich im Zelt Oliven und Brot. Dann baue ich das Zelt ab. Um 10:45 Uhr bin ich startklar. Und schiebe das Rad zurück auf die Straße.
Ab 11 folge ich wieder meiner Komoot Route. Bis nach Ayvalik sind es noch etwa 250 km. Nach wenigen Metern wundert ich mich über ein komisches, metallischen Geräusch beim fahren. Ich ahne schlimmes…Als ich nachsehe, stelle ich fest, dass meine Mülltüte am Hinterrad schleift. Ich habe darin die alten Nägel entsorgt. Die haben das Geräusch verursacht. Das ist schnell behoben. Und ich bin beruhigt.
Gegen 11:30 Uhr komme ich zu einer Wasserstelle. Hier mache ich Frühstückspause. Ich esse die restlichen Cornflakes mit Haferflocken, Weißbrot, Äpfeln, Trockenfrüchten und Nüssen. Dazu trinke ich löslichen Kaffee mit kaltem Wasser.
Das Wasser läuft nur sehr spärlich aus dem Rohr. Zum abwaschen reicht es. Meinen Kanister fülle ich hier nicht auf. Nach dem Frühstück sammle ich noch den Müll auf. Und nehme ihn mit. Dann befestigte ich die türkische Flagge neu. Dafür verwende ich die 2. Ersatzstange von meinem Zelt.
Gegen 13 Uhr fahre ich weiter. Jetzt ist es sehr windig. Der Wind wird immer stärker. Bald ist es ein Sturm. Es weht mich fast von der Straße. Fahren ist nicht mehr möglich. Sogar das absteigen ist schwierig. Ich kann das Rad kaum halten. Um 13:30 Uhr fängt es leicht an zu regnen. Ich schiebe das Rad durch den Sturm. Dann löst sich die Stange von der türkischen Flagge. Ich kann das Rad bei dem Sturm nicht abstellen. Es ist mühsam die Stange aufzuheben und das Fahrrad zu halten. Gegen 14 Uhr lässt der Wind etwas nach. Ich kann wieder fahren. Gegen 14:15 Uhr komme ich an einem Müllcontainer vorbei. Hier kann ich das Rad anlehnen. Ich entsorge den Müll. Und befestigen die Stange neu. Kurz darauf komme ich durch einen kleinen Ort. Neben der Moschee ist eine Wasserstelle. Hier fülle ich den Wasserkanister auf. Und ich fixiere die Stange noch zusätzlich mit Tape. Der Wind hat nachgelassen. Jetzt komme ich auf der leicht abschüssigen Straße gut voran.
Gegen 15:50 Uhr komme ich durch den kleinen Ort Çeşnigir. Hier verlasse ich meine Komoot Route und schiebe in Richtung Ortsmitte. Ich hoffe, dass es hier ein Geschäft gibt. Aber ich sehe nur eine Teestube. Hier halte ich an. Bestelle einen Tee. Die Verständigung mit den Männern die hier sitzen ist schwierig. Keiner kann englisch oder deutsch. Und da ich kein Internet habe, geht such der Google Übersetzer nicht. Als ich den Tee bezahlen will, gibt der Wirt mir zu verstehen, dass er kein Geld von mir möchte. Sehr dankbar verabschiede ich mich. Und schiebe das Rad weiter durch den Ort. Ein Mann spricht mich an. Ich versuche ihm zu erklären, dass ich ein Lebensmittelgeschäft (Market) suche. Er sagt auf türkisch, dass es hier keinen Market gibt. Dann zeigt er auf die Teestube. Çay. Ich setze mich mit ihm auf die Terrasse. Der Wirt bring Çay. Wir unterhalten uns. Der Mann kann etwas englisch. Ich verstehe mittlerweile etwas türkisch. So klappt die Verständigung. Ich sage, dass ich aus Deutschland (Almanya) komme. Und jetzt auf dem Weg nach Ayvalik bin. Und dass ich nach Japan (Japonya) fahre. Wir trinken Çay. Später geht er kurz. Und gibt mir zu verstehen, dass ich hier bleiben soll. Er holt ekmek. Ich weiß was das heißt. Als er wieder kommt, hat er Essen für mich dabei. Brot (ekmek), türkischen Käse. Und sehr leckeren Kuchen. Ich esse erstmal. Jetzt ist noch ein Freund von ihm da. Wir sitzen noch eine Weile zusammen. Gegen 16:40 packe ich das restliche Essen ein. Und verabschiede mich.
Ich fahre weiter und verlasse den Ort. Gegen 17 Uhr fängt es wieder leicht an zu regnen. Und es dämmert schon. Ich bin jetzt zwischen 2 Ortschaften.
Hier gibt es genug Möglichkeiten zum zelten. Ich schiebe das Rad von der Straße in Richtung einer Wiese. Hier ist vor einem großen Baum ein idealer Platz. Im leichten Regen baue ich das Zelt auf. Um 17:45 Uhr steht es. Ich räume es ein und liege um 18:20 Uhr darin. Es regnet den ganzen Abend. Ich esse noch ein paar Oliven. Ab 19:10 Uhr schreibe ich Tagebuch. Um 20:40 Uhr ist es auf dem neuesten Stand. Ich schreibe dann noch die Sätze im Anschluss. Um 21:10 Uhr mache ich das Tablet aus. Ich trinke dann noch meine Zitrone.
Ab etwa 22:10 Uhr schlafe ich.
Ich bin heute knapp 20 km gefahren. Bzw. hab das Rad durch den Sturm geschoben.
Da mein Vodafone ausgelaufen ist, war ich seit gestern Mittag nicht mehr online. Aber das stört mich nicht. Ich genieße es offline zu sein. So bekomme ich von dem ganzen weltweiten Humbug nichts mit. Und kann die Zeit sinnvoll für mich nutzen. Auch wenn ich wieder Internet habe, sollte ich mal bewusst offline Tage machen. Das tut mir gut.
Ich bin heute an keinem Geschäft vorbei gekommen. So konnte ich kein Geld ausgeben. Auch das ist sehr gut. Ich sollte mich wieder mehr darauf besinnen, weniger zu konsumieren. Auch wenn ich an Geschäften vorbei komme, bewusst nicht anhalten. Und bewusst nichts kaufen. Supermärkte oder gar Einkaufszentren vermeide ich ja in letzter Zeit.
Ich sollte mich wieder an mein langfristiges Lebensziel erinnern. Schon lange ist mein eigentliches Ziel komplett geldfrei zu leben. Das habe ich jetzt für diese Reise nach Hiroshima etwas zurück gestellt. So etwas ohne Geld zu machen, ist nahezu unmöglich. Oder zumindest sehr schwer. Aber nach dieser Weltreise könnte ich mir vorstellen, irgendwo auf der Welt in einer alternativen Gemeinschaft mit lieben Menschen geldfrei zu leben.
Ein normales Leben in Deutschland ist für mich schon lange undenkbar.
Through the storm
Friday, 03 December
The alarm clock rings at 7. I wash myself. And pack up my things. As I do so, I notice that my headlamp no longer works. Water has fallen in. I dry it and grease the contacts. Then it works again. In between I have breakfast in the tent with olives and bread. Then I take down the tent. At 10:45 I am ready to go. And I push the bike back onto the road.
From 11 I follow my Komoot route again. It is still about 250 km to Ayvalik. After a few metres I am surprised by a strange, metallic noise while riding. I suspect something bad... When I check, I notice that my rubbish bag is dragging on the rear wheel. I have disposed of the old nails in it. That's what caused the noise. That is quickly remedied. And I am reassured.
Around 11:30 a.m. I come to a watering hole. Here I take a breakfast break. I eat the remaining cornflakes with oatmeal, white bread, apples, dried fruit and nuts. I drink instant coffee with cold water.
The water runs out of the pipe very sparsely. It is enough for washing up. I don't fill up my canister here. After breakfast I pick up the rubbish. And take it with me. Then I re-fix the Turkish flag. For this I use the 2nd spare pole from my tent.
Around 1 pm I drive on. Now it is very windy. The wind gets stronger and stronger. Soon it is a storm. It almost blows me off the road. Driving is no longer possible. Even dismounting is difficult. I can hardly hold the bike. At 13:30 it starts to rain lightly. I push the bike through the storm. Then the pole comes loose from the Turkish flag. I can't put the bike down in the storm. It is difficult to pick up the pole and hold the bike. Around 2 p.m. the wind calms down a bit. I can ride again. Around 14:15 I pass a rubbish container. Here I can lean the bike. I dispose of the rubbish. And fix the bar anew. Shortly afterwards I pass a small village. Next to the mosque is a watering hole. Here I fill up the water canister. And I fix the pole with tape. The wind has died down. Now I make good progress on the slightly sloping road.
Around 15:50 I pass through the small town of Çeşnigir. Here I leave my Komoot route and push towards the centre of the village. I hope that there is a shop here. But I only see a tea shop. I stop here. Order a tea. Communication with the men sitting here is difficult. No one speaks English or German. And since I don't have internet, the Google translator doesn't work. When I want to pay for the tea, the host tells me that he doesn't want any money from me. Very grateful, I say goodbye. And I push my bike on through the village. A man approaches me. I try to explain to him that I am looking for a grocery shop (market). He says in Turkish that there is no market here. Then he points to the tea shop. Çay. I sit down with him on the terrace. The host brings Çay. We talk. The man knows some English. Meanwhile I understand a little Turkish. That's how the communication works. I tell him that I come from Germany (Almanya). And now I'm on my way to Ayvalik. And that I am going to Japan (Japonya). We drink Çay. Later he leaves for a moment. And gives me to understand that I should stay here. He gets ekmek. I know what that means. When he comes back, he has food for me. Bread (ekmek), Turkish cheese. And very tasty cake. I eat first. Now another friend of his is there. We sit together for a while. Around 16:40 I pack up the rest of the food. And say goodbye.
I drive on and leave the village. Around 5 pm it starts to rain again. And it is already dawn. I am now between two villages.
There are plenty of places to camp here. I push the bike off the road towards a meadow. There is an ideal spot in front of a big tree. I pitch the tent in the light rain. At 5.45 pm it is up. I put it away and lie down in it at 18:20. It rains all evening. I eat a few more olives. From 19:10 I write my diary. At 20:40 it is up to date. I then write the sentences afterwards. At 21:10 I turn off the tablet. I then drink my lemon.
From about 22:10 I sleep.
I rode about 20 km today. Or rather, I pushed the bike through the storm.
Since my Vodafone has run out, I haven't been online since yesterday noon. But that doesn't bother me. I enjoy being offline. This way I don't get to hear about all the worldwide humbug. And I can use the time sensibly for myself. Even though I have internet again, I should consciously take offline days. It does me good.
I couldn't get past any shops today. So I couldn't spend any money. That is also very good. I should get back into the habit of consuming less. Even when I pass shops, consciously not stop. And consciously not buy anything. I've been avoiding supermarkets or even shopping centres lately.
I should remember my long-term goal in life again. For a long time, my real goal has been to live completely money-free. I have now put that on the back burner for this trip to Hiroshima. Doing something like this without money is almost impossible. Or at least very difficult. But after this world trip, I could imagine living money-free somewhere in the world in an alternative community with lovely people.
A normal life in Germany has been unthinkable for me for a long time.