Donnerstag, 25. November
Um 6 klingelt der Wecker. Ich schreibe erstmal Tagebuch. Bin aber zu müde. Breche das ab. Und schlafe weiter. Um 8:40 Uhr klingelt der Wecker noch einmal. Ich schreibe weiter. Um 10:40 Uhr bin Ich fast fertig. Ich gehe ins Gemeinschaftsbad und dusche. Dann packe ich meine Sachen zusammen. Um 12 ist check out. Ich nutze die letzten Minuten im Zimmer, um den Tagebucheintrag von gestern fertig zu schreiben. Und kopiere ihn noch schnell in meinen Blog. Die englische Übersetzung schaffe ich nicht mehr. Ich räume mein Zimmer. Und checke pünktlich um 12 aus. Dann belade ich mein Fahrrad. Zur Pension gehört eine Gaststätte. Hier esse ich erstmal was. Rindfleischsuppe.
Um 12:45 Uhr fahre ich weiter. Zunächst schiebe ich nochmals zur Post. Die liegt auf meiner Route.
Als ich gegen 13 Uhr an einer Moschee vorbei komme, ertönt das Mittagsgebet. Ich bleibe vor der Moschee stehen. Und lausche den arabischen Worten die sehr laut aus den Lautsprechern hallen. Als das Gebet vorbei ist schiebe ich weiter.
Bis zur Post ist es nur etwa 1 km. Ich halte noch bei einem kleinen Geschäft an. Hier kaufe ich Milch, Haferflocken und Schokoballs. Cornflakes gibt es nicht. Ich komme mit dem Inhaber ins Gespräch. Er empfiehlt mir Trockenfrüchte und Nüsse. Ich kaufe eine größere Menge auf Vorrat. Und bleibe noch auf einen Çay im Geschäft.
Kurz bevor ich bei der Post ankomme, werde ich von einem Mann mit Fahrrad angesprochen. Kerem macht auch oft Radtouren. Er ist begeistert von meiner Geschichte. Zunächst begleitet er mich zur Post. Ich gehe rein. Im Gebäude herrscht Maskenpflicht. Ich gehe ohne rein. Die meisten Kunden tragen eine Maske. Der Mitarbeiter am Empfang nicht. Ich frage ihn auf englisch wo ich die Postkarten verschicken kann. Jetzt passiert etwas, was ich nicht erwartet hätte….Er sagt, dass der Postversand nach Deutschland und Österreich zur Zeit nicht möglich ist! Wegen Corona. Ich bin zunächst sprachlos. Frage ihn, warum genau. Er erklärt etwas auf türkisch / englisch. Aber ich verstehe es nicht. Es macht mich traurig, dass dieser Virus Humbug jetzt schon den Versand von Postkarten verhindert.
Der nette Post Mitarbeiter fragt mich wo ich herkomme. Ich sage, dass ich mit Fahrrad aus Deutschland komme. Jetzt ist er neugierig. Und begleitet mich nach draußen. Dort wartet Kerem auf mich. Er sagt dem Post Mitarbeiter auf türkisch, dass ich nach Japan fahre. Die beiden unterhalten sich eine Weile. Dann verabschieden wir uns. Kerem lädt mich zum Essen ein. Wir fahren zu einem Restaurant in der Nähe. Hier essen wir sehr gut. Und unterhalten uns auf englisch. Ich esse Eintopf mit Köfte. Nach dem Essen gehen wir rüber in eine Teestube. Kerem bestellt große Tassen Tee für uns. Wir unterhalten uns noch eine Weile. Und machen Fotos. Allerdings hat er keine Zeit mehr. Ich fahre weiter. Kerem begleitet mich noch zur Hauptstraße. Hier verabschieden wir uns. Ich bleibe noch eine Weile an der Kreuzung stehen. Google kurz, warum ein Postversand nach Deutschland nicht möglich ist. Ich finde allerdings überhaupt keine Informationen darüber. Entweder habe ich es falsch verstanden. (Was aber nicht sein kann. Ich konnte die Postkarten ja wirklich nicht verschicken) Ober die Info ist zu neu (Auch das kann nicht sein). Im Internet wird alles sofort angezeigt). Oder Google blendet die Infos (gewollt) aus. Mittlerweile ist in dieser politisch gewollten Krise alles möglich…Ich hab allerdings jetzt hier an der Straße keine Lust mich lange damit zu befassen. Und breche es ab.
Mittlerweile ist es 14:50 Uhr. Sehr nachdenklich fahre ich weiter. Ich folge meiner Komoot Route. Jetzt direkt nach Ayvalik. Zunächst führt mich das Navi nochmal von der Hauptstraße runter. Durch ein Olivenanbaugebiet. Dann komme ich wieder auf die D.575. Auf dieser Bundesstraße bleibe ich für den Rest des Tages. Um 15:05 Uhr verlasse ich Orhangazi. Um 15:50 Uhr erreiche ich die Stadt Gemlik. Ich fahre aber nur daran vorbei. Bei einer Tankstelle mache ich eine Cappuccino Pause.
Ich schreibe einen fb Post. Und frage meine Freunde um Rat. Vielleicht weiß jemand etwas, warum keine Post nach Deutschland verschickt werden kann. Um 16:30 Uhr fahr ich weiter. Ich bin jetzt wieder direkt am Marmarameer. Es geht bergauf.
Neben der Straße verläuft ein asphaltierter Fußweg. Durch Leitplanken von der Fahrbahn getrennt. Da ich schiebe, möchte ich ihn nutzen. Also schiebe ich ein Stück zurück, um darauf zu kommen. Nach einigen hundert Metern wird der Weg immer schlechter. Und endet dann ganz. Vor einer Freifläche. Einfach so. Es gibt durch die Leitplanken keine Möglichkeit auf die Fahrbahn zu kommen. Nach rechts geht es steil bergab. Da ist ja die Küste. Ich schiebe zunächst weiter auf die Freifläche. Aber da komme ich auch nicht weit. Der Bewuchs wird immer dichter. Dieser Streifen ist sehr schmal. Und fällt auch steil ab. Außerdem sind hier Dornenbüsche! Also bleibt mir nichts anders übrig, als zurück zu schieben. Ich bin seit langem mal wieder genervt. Und kann nicht behaupten, dass ich Verständnis für solch eine unsinnige Verkehrsplanung habe. Ein Fußweg der im nichts und vor einer Leitplanke endet, hat definitiv keinen Sinn. Ich würde zu gerne wissen, was derjenige der das geplant hat, sich dabei dachte. Aber ich kann es ja sowieso nicht ändern. Und sollte an so einen Blödsinn nicht zu viele Gedanken verschwenden. Also schiebe ich mein Fahrrad bergab. Und auf der anderen Seite der Leitplanke bergauf.
Mittlerweile ist es 17:20 Uhr. Dann passiert wieder etwas unvorhergesehenes. Mein Vorderrad verliert Luft! Jetzt bin ich wirklich kurz genervt. Aber dann denke ich mir, ich kann auch das nicht ändern. Es ist halt so. Ich sollte nur sehen, dass ich zügig weiter komme. Es wird bald dunkel.
Aufpumpen hat keinen Zweck. Ich schiebe zunächst ein Stück weiter. Um von der Fahrbahn zu kommen. Die D.575 ist ja eine Hauptverkehrsstraße. Und hier ist sehr viel Verkehr. Mir ist natürlich klar, dass schieben mit einem platten Reifen keine gute Lösung ist. Das hab ich in Kroatien gemerkt!
Aber heute hab ich Glück. Nach wenigen Metern kommt eine Einbuchtung. Hier ist eine Fußgängerbrücke über der Fahrbahn. Das ist ein fast idealer Ort zum Fahrrad reparieren. Ich hab ja gestern grad Ersatzschläuche gekauft. Also lege ich das Fahrrad hin. Und baue das Vorderrad aus. Ich zerlege es. Jetzt sehe ich, dass der Schlauch total zerfetzt ist. Gut, dass ich Ersatz habe. Ich überprüfe das Rad auf Beschädigungen. Es ist alles in Ordnung. Also ist es eine schnelle Reparatur. Denke ich…
Aber ich bekomme keine Luft auf den Reifen. Trotz langem Ventil. Er lässt sich einfach nicht aufpumpen. Da ich dieses Problem ja schon öfter hatte, bin ich mittlerweile sicher, dass es an der Pumpe liegt. Auch das ärgert mich. Ich hatte mir in Ogulin (Kroatien) extra die bessere gekauft. Das ist noch gar nicht so lange her. Ich hab die kaum benutzt. Da hab ich mal wieder Schrott gekauft! Das passiert mir immer wieder. Fast alle Gebrauchsgegenstände die ich neu kaufe taugen nichts….Aber auch das kann ich jetzt nicht ändern. Wenn ich hier an der Straße stehe und nur über Dinge nachdenke, die schief laufen, bekomme ich auch keine Luft auf den Reifen. Also stelle ich mein Fahrrad unter die Brücke. Ich schließe es an. Um 18:15 Uhr gehe ich mit dem Reifen zu Fuß los. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zurück zu gehen, Etwa 1,5 km bis zu der Tankstelle, wo ich ja vorhin schon mal war. Dort ist Druckluft zum Reifen befüllen. Ich fülle 3 Bar auf. Dann gehe ich zurück zu meinem Fahrrad. Um 19:40 Uhr bin ich zurück. Ich stelle das Fahrrad hoch, um das Vorderrad hinein zu bekommen. So wie ich es auch in Albanien gemacht habe. Mittlerweile ist es ja dunkel. Ich bin froh, dass ich meine Stirnlampe habe. Und neue Batterien. Ich baue das Rad ein. Außerdem ist das Schutzblech beim Abstellen ohne Rad verbogen. Ich biege es wieder gerade und richte es neu aus. Dann stelle ich noch die Bremse neu ein. Um 21 Uhr ist das Rad wieder beladen und startklar.
Jetzt kann ich mir einen Zeltplatz suchen. Ich schiebe weiter auf meiner Komoot Route. Die Suche nach einem Zeltplatz ist allerdings im Dunkeln wieder mal sehr schwierig. Neben der Straße ist ja die Küste. Und es geht steil bergab. Um 21:30 Uhr erreiche ich den Ort Engürücük. Es dauert noch 1 Stunde bis ich am Ortsrand hinter einer langgezogenen Olivenplantage einen Platz zum Zelten finde. Um 23:30 Uhr steht mein Zelt zwischen Steinhaufen. Der Boden besteht hier nur aus nackter Erde bzw. Sand. Darauf liegen Steine. Ich lege (wie immer in der letzten Zeit) meine BW Plane als doppelten Boden im Zelt aus. Darauf lege ich zusätzlich noch ein großes Stück Pappe. Heute Nacht ist es recht kühl. Da ich ja keine Decke habe, lasse ich meine Jacke an. Und ziehe lange Unterhose sowie Jogginghose an. So ist es angenehm im Zelt. Meine Zitrone verschiebe ich wieder auf morgen früh.
Um 0:20 Uhr schlafe ich.
Ich habe heute insgesamt etwa 25 km zurück gelegt.
So genervt wie heute Abend war ich schon lange nicht mehr.
Orhangazi. Another flat tyre
Thursday, 25 November
The alarm clock rings at 6. First I write my diary. But I am too tired. Break it off. And go back to sleep. At 8:40 the alarm clock rings again. I continue writing. At 10:40 I am almost finished. I go to the communal bathroom and shower. Then I pack up my things. Check out is at 12. I use the last few minutes in the room to finish writing yesterday's diary entry. And quickly copy it into my blog. I can't manage the English translation. I clear my room. And check out punctually at 12. Then I load my bike. The guesthouse has a restaurant. Here I eat something first. Beef soup.
At 12:45 I ride on. First I push again to the post office. It is on my route.
When I pass a mosque at about 13h, the midday prayer sounds. I stop in front of the mosque. And listen to the Arabic words coming very loudly from the loudspeakers. When the prayer is over, I push on.
It is only about 1 km to the post office. I stop at a small shop. Here I buy milk, oatmeal and chocolate balls. There are no cornflakes. I start talking to the owner. He recommends dried fruit and nuts. I buy a large quantity to stock up. And I stay in the shop for a Çay.
Just before I arrive at the post office, I am approached by a man on a bicycle. Kerem also often goes on bike tours. He is enthusiastic about my story. First he accompanies me to the post office. I go inside. Masks are compulsory in the building. I go in without one. Most of the customers wear a mask. The receptionist does not. I ask him in English where I can send the postcards. Now something happens that I would not have expected....He says that sending postcards to Germany and Austria is not possible at the moment! Because of Corona. I am speechless at first. I ask him why exactly. He explains something in Turkish / English. But I don't understand. It makes me sad that this virus humbug is already preventing the sending of postcards.
The nice postal worker asks me where I come from. I tell him that I come from Germany by bicycle. Now he is curious. And accompanies me outside. Kerem is waiting for me there. He tells the postal worker in Turkish that I am going to Japan. The two of them talk for a while. Then we say goodbye. Kerem invites me to dinner. We drive to a restaurant nearby. Here we eat very well. And we talk in English. I eat stew with köfte. After dinner we go over to a tea room. Kerem orders big cups of tea for us. We talk for a while. And take photos. However, he has no more time. I drive on. Kerem accompanies me to the main road. Here we say goodbye. I stay at the crossroads for a while. I briefly Google why it is not possible to send mail to Germany. But I find no information at all. Either I have misunderstood. (But that can't be. I really couldn't send the postcards) Or the information is too new (that can't be either). On the internet everything is displayed immediately). Or Google (deliberately) hides the information. In the meantime, anything is possible in this politically induced crisis...But I don't feel like dealing with it here on the street for long. And I'm breaking it off.
In the meantime it is 2:50 pm. Very thoughtful, I drive on. I follow my Komoot route. Now directly to Ayvalik. First the sat nav takes me off the main road again. Through an olive-growing area. Then I rejoin the D.575. I stay on this main road for the rest of the day. At 15:05 I leave Orhangazi. At 15:50 I reach the town of Gemlik. But I only drive past it. At a petrol station I take a cappuccino break.
I write a fb post. And ask my friends for advice. Maybe someone knows something, why no mail can be sent to Germany. At 16:30 I drive on. I am now right back on the Sea of Marmara. The road goes uphill.
Next to the road is an asphalted footpath. It is separated from the road by crash barriers. Since I am pushing, I want to use it. So I push back a bit to get on it. After a few hundred metres, the path gets worse and worse. And then ends altogether. In front of an open space. Just like that. There is no way to get onto the roadway through the crash barriers. To the right it goes steeply downhill. There's the coast. At first I push on to the open space. But I don't get far there either. The vegetation gets thicker and thicker. This strip is very narrow. And it also slopes steeply. Besides, there are thorn bushes here! So I have no choice but to push back.
I have been annoyed for a long time. And I can't say that I have any understanding for such nonsensical traffic planning. A footpath that ends in nothing and in front of a crash barrier definitely makes no sense. I would love to know what the person who planned it was thinking. But I can't change it anyway. And I shouldn't waste too much thought on such nonsense. So I push my bike downhill. And uphill on the other side of the crash barrier.
By now it's 5:20 pm. Then something unforeseen happens again. My front wheel loses air! Now I'm really annoyed for a moment. But then I think to myself, I can't change that either. It's just the way it is. I should just make sure that I keep going quickly. It will soon be dark.
Pumping up is no use. I push a little further at first. To get off the road. After all, the D.575 is a main road. And there is a lot of traffic here. Of course I realise that pushing with a flat tyre is not a good solution. I realised that in Croatia!
But today I'm lucky. After a few metres there is an indentation. There is a footbridge over the road. This is an almost ideal place to repair a bicycle. I just bought replacement inner tubes yesterday. So I put the bike down. And remove the front wheel. I take it apart. Now I see that the inner tube is totally shredded. Good thing I have a spare. I check the bike for damage. Everything is in order. So it's a quick fix. I think...
But I can't get any air on the tyre. Despite the long valve. It just won't inflate. Since I've had this problem several times, I'm now sure it's the pump. That also annoys me. I bought a better one in Ogulin (Croatia). That wasn't so long ago. I hardly used it. I've bought junk again! This happens to me all the time. Almost all the everyday objects I buy new are no good....But I can't change that now either. If I stand here by the road and just think about things going wrong, I can't get any air on the tyres either. So I put my bike under the bridge. I hook it up. At 6:15 pm I start walking with the tyre. I have no choice but to walk back, about 1.5 km to the petrol station where I was earlier. There is compressed air to fill the tyre. I fill up to 3 bar. Then I walk back to my bike. At 19:40 I am back. I put the bike upright to get the front wheel in. Just like I did in Albania. By now it is dark. I am glad that I have my headlamp. And new batteries. I put the wheel in. Besides, the mudguard is bent when I park without the bike. I straighten it and realign it. Then I readjust the brake. At 9 pm the bike is loaded again and ready to go.
Now I can look for a place to camp. I push on along my Komoot route. The search for a campsite is once again very difficult in the dark. Next to the road is the coast. And it is steeply downhill. At 21:30 I reach the village of Engürücük. It takes another hour until I find a place to camp on the outskirts of the village behind a long olive plantation. At 23:30 my tent is pitched between piles of stones. The ground here consists only of bare earth or sand. There are stones on top of it. I lay out my BW tarpaulin as a double floor in the tent (as I have always done recently). I also lay a large piece of cardboard on top. It is quite cool tonight. Since I don't have a blanket, I leave my jacket on. And I put on long pants and jogging trousers. It is comfortable in the tent. I postpone my lemon until tomorrow morning.
At 0:20 I am asleep.
I have covered a total of about 25 km today.
I haven't been as annoyed as I was tonight for a long time.