Donnerstag, 11. November
Um 6 klingelt der Wecker. Ich bleibe im Bett und schreibe als erstes Tagebuch. Um 6:10 Uhr ertönt der Aufruf zum Morgengebet. Um 8 breche ich die Schreibarbeiten ab. Ich dusche. Packe dann meine Sachen zusammen. Und räume das Zimmer auf. Etwa um 9:30 Uhr frühstücken Sedat und ich zusammen. Er macht Spiegeleier. Dazu gibt es Weißbrot, Käse, Wurst, Tahin (Sesam) Aufstrich und Salat.
Etwa um 10:30 Uhr gehen wir zu Fuß los. Gegen 11 sind wir beim 2017 eröffneten Metropol Tower. Auch hier ist Sicherheitsdienst. Aber der Wachmann kennt Sedat. Also können wir ins Gebäude. Die Appartements von ihm sind in den unteren Stockwerken und derzeit vermietet. Wir fahren mit dem Aufzug ins 47. Stockwerk. Der Aufzug ist sehr schnell. Die Stockwerksanzeige steigt rasant. Das Fitnesscenter im 48. Stock ist über das Treppenhaus erreichbar. In den letzten 10 darüber Stockwerken sind weitere private Apartments. Dieses Fitnesscenter ist der höchste zugängliche Bereich. Die Außenfront ist komplett verglast. Die Aussicht auf Istanbul und bis zum Marmarameer ist phänomenal! Ich bin sehr dankbar für diese besondere Gelegenheit. Das ist ein weiterer Höhepunkt meiner Reise. Ich mache Fotos. Dann verabschieden wir uns. Und fahren mit dem Fahrstuhl wieder runter. Jetzt aber nur bis zum 1. Stockwerk. Wir nehmen einen anderen Ausgang. Und kommen beim Einkaufszentrum raus. Wo ich ja gestern Abend schon war.
Dann gehen wir ins Restaurant von Sedat. Gegen 13 Uhr verabschiede ich mich von den Mitarbeitern.
Sedat und ich fahren mit seinem Auto zu seiner Wohnung. Ich packe die letzten Sachen ein. Und belade dann mein Fahrrad. Um 13:45 Uhr verabschiede ich mich von Sedat. Es war eine tolle Zeit mit ihm. Ich bin sehr dankbar für seine Unterstützung.
Bis zu den Freunden von Hilal sind es noch 60 km. Zunächst brauche ich lange, bis ich auf der richtigen Komoot Route bin. Ich schiebe das Rad durch den dichten Stadtverkehr. Etwa 3 km. Ich verlasse allmählich das Stadtgebiet von Istanbul.
Nach einer Stunde passiert etwas womit ich nicht gerechnet habe. Ich will aufsteigen und weiter fahren. Dabei reißt die Kette ab! Einfach so…Zunächst versuche ich sie wieder zu reparieren. Aber mir wird schnell klar, dass das hier an der Straße und ohne Hilfe keinen Zweck hat. Ich packe mein Werkzeug wieder zusammen. Und überlege, wie es weiter geht. Mittlerweile ist es 15:15 Uhr. Ein Mann kommt vorbei. Murat bietet mir Hilfe an. Er spricht gut englisch. Und googelt nach einer Fahrrad Werkstatt in der Nähe. In etwa 3,5 km Entfernung ist eine. Murat ruft dort an. Die haben eine Kette und können das reparieren Ich soll vorbei kommen. Murat sucht mir noch die beste Route raus. Dann verabschieden wir uns. Ich schiebe das Fahrrad durch den Stadtbezirk Ümraniye bis zu der Werkstatt. Etwa um 17:15 Uhr komme ich bei Asel Bisiklet an. Hier werde ich bereits erwartet. Der Chef kann kaum englisch. Aber sein Mitarbeiter übersetzt. Eigentlich sollte das Rad in die Werkstatt. Aber der Zugang ist über eine Treppe. Dafür müsste ich das Gepäck abpacken. Der Chef bietet an, die Reparatur an der Straße zu erledigen. Er überprüft die Kette. Und empfiehlt mir, die zu erneuern. Ich habe sie zwar vor nicht allzu langer Zeit erst erneuert, aber das ist dann so. Er sucht eine passende Kette. Dann montiert er sie. Und stellt auch gleich die Schaltung neu ein. Inklusive dem vorderen Umwerfer. Diesen hab ich ja so gut wie nie benutzt. Und wenn, dann ist die Kette abgesprungen. Zumindest im Testlauf funktioniert die Schaltung tadellos. Ich bin gespannt. So ganz nebenbei bemerkt der Mechaniker, dass eine Schraube vom Gepäckträger lose ist. Sie lässt sich auch nicht befestigen. Er erneuert sie. Mit der neuen Schraube ist der Gepäckträger wieder fest. Zum Schluss fettet er Kette und Schaltung noch. Gegen 18 Uhr ist das Fahrrad wieder einsatzbereit. Ich bezahle insgesamt nur 100 Lira. Jetzt bin ich direkt überrascht wie günstig das ist. Ich frage nochmal nach. Nein…Er möchte nicht mehr Geld haben. Wir machen dann noch Fotos. Sehr glücklich und dankbar verabschiede ich mich. Und fahre weiter. Ich kann wirklich fahren. Und das Rad fährt sehr gut. Die Schaltung funktioniert auch in der Praxis einwandfrei.
Nach dieser tollen Reparatur komme ich gleich wieder in der Realität an. Ich bin mitten in der Metropole Istanbul. Es wird dunkel. Und ich brauche einen Platz zum übernachten. Hotels gibt es. Aber ein Hotel kann ich mir diesen Monat nicht mehr leisten. Auch wenn das Leben hier in der Türkei sehr günstig ist. Meine finanziellen Mittel sind ja sehr begrenzt. Also suche ich mir einen Platz zum zelten. Das ist wie es zu erwarten war gar nicht so einfach. Um 19:40 Uhr komme ich zu einer Tankstelle. Hier mache ich eine längere Pause. Und lasse von der netten Mitarbeiterin meinen Wasserkanister auffüllen. Ein Kunde schenkt mir eine große türkische Flagge für mein Fahrrad. Die Mitarbeiter empfehlen mir, zu einer Sportstätte in der Nähe zu fahren. Dort kann ich zelten. Also fahre ich dorthin. Aber ich finde keinen geeigneten Platz zum zelten. Dann hält ein Auto neben mir. Der Fahrer fragt direkt auf englisch, ob er mir helfen kann. Ich sage, dass ich einen Platz zum zelten suche. Er sagt, dass das hier eine gefährliche Gegend ist. Ich sage das ich keine Angst habe. Dann sagt er, dass er von der Polizei ist. Ich soll ihm folgen. In der Nähe ist die Polizeistation. Seine Kollegen können mir bestimmt helfen. Also fahr ich ihm hinterher. Die Polizisten von der Polis Dudullu empfehlen mir zum Trabzon Park zu fahren. Dort kann ich zelten. Und der Park ist safe. Also fahr ich 3 km bis zu diesem Park. Als ich etwa um 21:30 Uhr am Haupteingang vom Trabzon Park ankomme, werde ich dort vom Sicherheitsdienst angehalten. Der Wachmann fragt was ich vorhabe. Ich sage, dass ich von der Polizei hierher geschickt wurde. Ich kann hier zelten. Nein….das geht nicht. Dieser Park wird gleich geschlossen. Auch sein Kollege bestätigt das. Sie bitten mich, das Parkgelände zu verlassen. Ich bin für kurze Zeit ratlos. Dann schiebe ich das Rad weiter durch die Stadt. Vor einem Geschäft treffe ich auf eine Gruppe Jugendliche. Sie sagen, dass ich weiter der Straße folgen soll. Dann kommt eine Wiese mit Bäumen da kann ich zelten. Und tatsächlich…Ich komme durch einen Tunnel auf die andere Seite einer Schnellstraße. Dort ist direkt neben der Hauptverkehrsstraße am Hang eine gepflegte Rasenfläche mit Bäumen. Ich schiebe das Rad darauf. Gegen 22:30 Uhr baue ich mein Zelt zwischen den Bäumen auf. Bis ich dann im Zelt liege und schlafe ist es 1:30 Uhr. Es ist recht kühl. Jetzt hätte ich meine Decke gebrauchen können. Aber ich hatte die ja für Ceyda in der Moschee gelassen. Und sie danach nicht wieder gesehen.
Ich habe heute insgesamt 15 km im Stadtgebiet von Istanbul zurück gelegt.
In the Metropol Tower Istanbul. I drive on. My chain breaks
Thursday, 11 November
The alarm clock rings at 6. I stay in bed and write my diary first thing. At 6:10 the call to morning prayer sounds. At 8 I break off the writing. I take a shower. Then I pack up my things. And tidy up the room. Around 9:30 Sedat and I have breakfast together. He makes fried eggs. We have white bread, cheese, sausage, tahini (sesame) spread and salad.
Around 10:30 we start walking. Around 11 we are at the Metropol Tower, which opened in 2017. There is security here too. But the security guard knows Sedat. So we can go into the building. His flats are on the lower floors and currently rented out. We take the lift to the 47th floor. The lift is very fast. The floor indicator rises rapidly. The fitness centre on the 48th floor is accessible via the staircase. On the last 10 floors above are more private flats. This fitness centre is the highest accessible area. The outside front is completely glazed. The view of Istanbul and all the way to the Sea of Marmara is phenomenal! I am very grateful for this special opportunity. This is another highlight of my trip. I take photos. Then we say goodbye. And take the lift back down. But now only to the first floor. We take another exit. And come out at the shopping centre. Where I was last night.
Then we go to Sedat's restaurant. Around 1 pm I say goodbye to the staff.
Sedat and I drive to his flat in his car. I pack the last things. And then load my bicycle. At 13:45 I say goodbye to Sedat. It was a great time with him. I am very grateful for his support.
It is still 60 km to Hilal's friends. At first it takes me a long time to get on the right Komoot route. I push the bike through the dense city traffic. About 3 km. I gradually leave the urban area of Istanbul.
After an hour something happens that I didn't expect. I want to get on and ride on. The chain breaks! Just like that... At first I try to repair it. But I soon realise that there is no point in doing it here on the road and without help. I pack up my tools again. And think about what to do next. By now it is 3:15 pm. A man comes by. Murat offers to help me. He speaks good English. And googles for a bicycle repair shop nearby. There is one about 3.5 km away. Murat calls them. They have a chain and can fix it. I should come by. Murat finds the best route for me. Then we say goodbye. I push the bike through the district of Ümraniye to the workshop. At about 5:15 pm I arrive at Asel Bisiklet. I am already expected here. The boss can hardly speak English. But his employee translates. Actually, the bike should be in the workshop. But the access is via a staircase. For that I would have to unpack the luggage. The boss offers to do the repair on the road. He checks the chain. And recommends that I replace it. I did renew it not so long ago, but that's the way it is. He looks for a suitable chain. Then he mounts it. And he also readjusts the gears. Including the front derailleur. I've hardly ever used it. And when I did, the chain jumped off. At least in the test run, the gears work perfectly. I'm curious. By the way, the mechanic noticed that one of the screws on the luggage rack was loose. It can't be fixed either. He replaces it. With the new screw, the luggage carrier is tight again. Finally, he greases the chain and gears. Around 6 pm the bike is ready for use again. I only pay a total of 100 Lira. I am immediately surprised at how cheap it is. I ask again. No...he doesn't want any more money. We take some photos. Very happy and grateful, I say goodbye. And I drive on. I can really ride. And the bike rides very well. The gears also work perfectly in practice.
After this great repair, I arrive right back in reality. I am in the middle of the metropolis of Istanbul. It is getting dark. And I need a place to stay. There are hotels. But I can't afford a hotel this month. Even though life here in Turkey is very cheap. My financial means are very limited. So I look for a place to camp. As expected, this is not so easy. At 19:40 I come to a petrol station. Here I take a long break. I ask the nice employee to fill up my water canister. A customer gives me a large Turkish flag for my bike. The staff recommend that I drive to a sports facility nearby. I can camp there. So I drive there.
But I can't find a suitable place to camp. Then a car stops next to me. The driver asks directly in English if he can help me. I say that I am looking for a place to camp. He says that this is a dangerous area. I say that I am not afraid. Then he says that he is from the police. I should follow him. There is a police station nearby. I'm sure his colleagues can help me. So I follow him. The police officers from the Polis Dudullu recommend that I go to Trabzon Park. I can camp there. And the park is safe. So I drive 3 km to this park. When I arrive at the main entrance of Trabzon Park at about 9.30 pm, I am stopped by the security guard. The security guard asks what I am up to. I say that I was sent here by the police. I can camp here. No....you can't. This park is about to be closed. His colleague also confirms this. They ask me to leave the park area. I am at a loss for a short time. Then I push the bike further through the city. In front of a shop I meet a group of young people. They tell me to continue following the road. Then I come to a meadow with trees where I can camp. And indeed...I come through a tunnel to the other side of an motorway. There, right next to the main road on the slope, is a well-kept lawn with trees. I push the bike onto it. Around 22:30 I pitch my tent between the trees. By the time I lie down in the tent and sleep, it is 1:30am. It is quite cool. Now I could have used my blanket. But I had left it for Ceyda in the mosque. And I didn't see her again afterwards.
I have covered a total of 15 km in the city of Istanbul today.