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Istanbul

<So habe ich meine Ankunft in Istanbul erlebt

Freitag, 22. Oktober

Heute klingelt der Wecker um 6. Ich beginne als erstes den Tagebucheintrag von gestern zu schreiben. Es ist sehr zeitaufwendig diese vielen Eindrücke von meiner Ankunft in Istanbul in schriftliche Worte zu fassen. Um 6:15 ertönt der Aufruf zum Morgengebet. Da ich so schnell nicht auf die Terrasse im Obergeschoss von diesem großen  Appartement komme, höre ich mir die arabischen  Worte aus den Moscheen von Istanbul vom Gästezimmer aus an. Danach möchte ich auf die Terrasse, Um den Sonnenaufgang über den Bosporus zu fotografieren. Aber Jan schläft noch. Und ich bin mir nicht sicher, ob die Terrassentüren alarmgesichert sind. Also mache ich Fotos durch die großen Fensterscheiben. Später schreibe ich noch eine Weile weiter. Aber ich kann mich nicht konzentrieren. Es sind zur Zeit zu viele Eindrücke und Emotionen die auf mich einprasseln. Außerdem läuft die Zeit. Um 8 wollen wir frühstücken. Und da Jan Termine hat und weitere Gäste erwartet, kann ich nicht so lange bleiben.

Ich breche das Tagebuch schreiben ab. Und wasche mich schnell. Um 8 bin ich fertig fürs Frühstück. Jan macht für uns Müsli. Aus Ceralien, Früchten und Joghurt. Wir frühstücken sehr gut. Und unterhalten uns noch eine Weile. Dann packe ich meine Sachen zusammen. Wir bringen mein Gepäck und das Fahrrad raus. Ich belade es an der Straße. Um 10:30 Uhr verabschieden wir uns. Der Besuch bei Jan in seinem tollen Appartement war eine kurze aber wunderbare Zeit. Ein Höhepunkt meiner Reise.

An diesem Freitagmorgen schiebe ich das Rad zunächst ohne Ziel durch die Stadt. Ich hab ja mein Ziel für dieses Jahr erreicht. Und war gestern Abend zu geflasht, um mir Gedanken zu machen, wie es weiter geht. Was mein nächstes Ziel ist. Dann fällt mir ein, dass ich ja über Facebook in ein Restaurant eingeladen wurde. Ich google kurz wo das ist. Es ist ganz in der Nähe. Also fahre, bzw. schiebe ich dorthin. Zunächst schickt Google mich an eine falsche Adresse. Ich frage mich durch. Und komme etwa um 12:30 Uhr beim Restaurant Yalla Falafel im Stadtbezirk Beşiktaş an.

Nabil, der Inhaber ist nicht da. Nur sein Mitarbeiter. Muhammad weiß das ich hierher komme, und eingeladen bin. Bei türkischem Tee mit Minze und Falafel unterhalten wir uns auf englisch. Muhammad bietet mir an, dass ich für einige Tage bei ihm bleiben kann. Dann kommt Nabil ins Restaurant. Wir verstehen uns sofort sehr gut. Nabil kann sehr gut englisch. Das erleichtert die Kommunikation. Allerdings ist jetzt Hochbetrieb im Restaurant. So das keine Zeit zum unterhalten ist. Nabil schlägt vor, dass ich erstmal in die Stadt gehen könnte. Das mache ich dann auch.

In der Nähe ist ein schöner Park. Dorthin fahre ich. Kurz vor dem Park komme ich an einer Moschee vorbei. Spontan gehe ich hinein. Für mich ist es das erste Mal, dass ich in einer Moschee bin. Die Küçük Mecidiye Mosque (Küçük Mecidiye Cami) wurde im Jahr 1848 fertiggestellt und befindet sich ebenfalls im Stadtbezirk Beşiktaş. Der Fußboden im Innenraum ist mit Teppich ausgelegt. Schilder weisen darauf hin, dass man seine Schuhe ausziehen soll. Ich bin überwältigt von diesem wunderschönen Bauwerk. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl als Christ in einer Moschee zu sein. Irgendwie wunderschön. Ich genieße es. Das ist für mich ein Teil vom Frieden. Egal an welchen Gott man glaubt. Wichtig ist es, andere Religionen und Weltbilder zu akzeptieren und zu respektieren. Respekt ist die wichtigste Voraussetzung für weltweiten Frieden.

Und ja…Hier kann ich wirklich mal einen Moment abschalten. Den Augenblick genießen. Das fällt mir meistens sehr schwer. Ich bin mit meinen Gedanken immer schon beim nächsten Schritt...beim nächsten Ziel.

Nach diesem eindrucksvollen Moschee Besuch schiebe ich das Rad  in den nahe gelegenen Yıldız-Park (Stern-Park). Dieser wunderschön angelegte Park ist mit einer Fläche von 160 Hektar einer der größten Parks von Istanbul. Auch hier habe ich die Gelegenheit zum Entspannen und abschalten.

Gegen 16 Uhr fahre ich zurück zum Restaurant. Jetzt ist noch eine weitere Mitarbeiterin da. Als sie Pause macht, unterhalte ich mich mit Simge und ihrer Freundin Ceyda. Um 17 Uhr hat Muhammad Feierabend. Ich gehe mit ihm zu seiner Wohnung in der Nähe. Es ist eine kleine einfach eingerichtete Kellerwohnung. Mit 2 Zimmern und einer Wohnküche. Eines der Zimmer bekomme ich für die nächsten Tage. Mein Fahrrad packe ich wieder an der Straße ab. Wir tragen es zusammen in den Keller. Es kommt mit in mein Zimmer. Und ich bekomme einen Schlüssel. Jetzt habe ich einen sicheren und trockenen Platz mitten in Istanbul. Von hier aus kann ich zu Fuß die Stadt erkunden.

Das mache ich auch gleich. Ich will ja heute zu dem Oktoberfest. Das ist im Irish Pub im Stadtbezirk Beyoğlu. Bis zu dem Pub sind es 5 km. Ich richte mich kurz in dem Zimmer ein. Dann mache ich mich frisch und ziehe mich um. Esse noch schnell Müsli.

Um etwa 21:45 Uhr gehe ich los. Ich überlege kurz, ein Taxi zu nehmen. Aber in Taxis gilt ja Maskenpflicht. Also „verzichte" ich auf die Taxifahrt. Und gehe zu Fuß. Der Fußmarsch dauert allerdings viel länger als gedacht. Google Maps ist sehr ungenau. Ich verlaufe mich in den vielen Straßen und Gassen dieser riesigen Metropole. Und gehe insgesamt geschätzt etwa 10 km. Das stört mich aber nicht. Ganz im Gegenteil. Dieser Fußmarsch durch die Partynacht in Istanbul ist ein besonderes Highlight. Ich hab ja schon viele Partynächte erlebt. War an den Wochenenden nachts in Großstädten wie Hannover unterwegs. Aber das hier ist um Welten größer und krasser als alles was ich in Deutschland gesehen habe.

Gegen 23 Uhr komme ich beim Irish Pub an. Das Oktoberfest ist im oberen Bereich. Der Eintritt kostet an der Abendkasse 50 Lira. Ich bin sehr erfreut, dass hier niemand eine Maske trägt. Eine Party mit Maske wäre für mich absolut undenkbar gewesen.

Es ist ein toller Abend. Ich bin ja über einen Facebook Kontakt hierher gekommen. Darüber ergeben sich weitere Bekanntschaften. Die Musik ist vergleichbar, mit dem was in deutschen Clubs gespielt wird. Überwiegend englische Titel. Black, Charts, aber auch ältere Klassiker unter anderem von Michael Jackson. Die Getränke sind günstiger als in Deutschland. Ich trinke nur O Saft.

Alles in allem ist es ein normaler Discoabend, wie ich es schon hunderte Male erlebt habe.

Im Vergleich zu meinem derzeitigen Fahrradreise-Leben ist das eine tolle Abwechslung. Ich genieße es zu tanzen, zu flirten und zu lachen. Es ist für mich wie ein Ausflug in eine andere Welt. Von der ich mich in den letzten Monaten immer mehr entfernt habe.


Fortsetzung folgt....


Ich habe heute meinen Weg durch das Stadtzentrum von Istanbul nicht aufgezeichnet. Geschätzt habe ich etwa 10 km zurückgelegt.

So geht es morgen weiter>

<This is how I experienced my arrival in Istanbul

Friday, 22 October

Today the alarm clock rings at 6 a.m. The first thing I do is start writing yesterday's diary entry. It is very time-consuming to put all these impressions of my arrival in Istanbul into written words. At 6:15 the call to morning prayer is heard. Since I can't get to the terrace on the upper floor of this large flat so quickly, I listen to the Arabic words from the mosques of Istanbul from the guest room. Then I want to go to the terrace to photograph the sunrise over the Bosporus. But Jan is still asleep. And I'm not sure if the terrace doors are alarmed. So I take photos through the large window panes. Later I continue writing for a while. But I can't concentrate. At the moment there are too many impressions and emotions that are crashing down on me. Besides, time is running out. At 8 we want to have breakfast. And since Jan has appointments and is expecting more guests, I can't stay that long.

I stop writing the diary. And quickly wash myself. At 8 I am ready for breakfast. Jan makes muesli for us. From cereals, fruits and yoghurt. We have a very good breakfast. And talk for a while. Then I pack up my things. We take my luggage and the bike out. I load it by the road. At 10:30 we say goodbye. The visit with Jan in his great flat was a short but wonderful time. A highlight of my trip.

On this Friday morning I push the bike through the city without a destination. After all, I have reached my goal for this year. And last night I was too flashed to think about what to do next. What my next goal is. Then I remember that I was invited to a restaurant via Facebook. I do a quick google on where it is. It's very close by. So I drive, or rather push, there. At first Google sends me to the wrong address. I ask my way through. And arrive at about 12:30 at the Yalla Falafel restaurant in the Beşiktaş district.

Nabil, the owner, is not there. Only his employee. Muhammad knows that I'm coming here and that I'm invited. Over Turkish tea with mint and falafel, we chat in English. Muhammad offers me to stay with him for a few days. Then Nabil comes into the restaurant. We immediately understand each other very well. Nabil knows English very well. That makes communication easier. However, the restaurant is very busy now. So there is no time to talk. Nabil suggests that I go into town first. That's what I do.

There is a beautiful park nearby. I drive there. Shortly before the park I pass a mosque. I spontaneously go inside. It is the first time I have been inside a mosque. The Küçük Mecidiye Mosque (Küçük Mecidiye Cami) was completed in 1848 and is also in the Beşiktaş district. The floor inside is carpeted. Signs tell you to take off your shoes. I am overwhelmed by this beautiful building. It is an indescribable feeling to be in a mosque as a Christian. Somehow beautiful. I enjoy it. This is a part of peace for me. No matter which God you believe in. It is important to accept and respect other religions and world views. Respect is the most important prerequisite for global peace.

And yes...Here I can really switch off for a moment. Enjoy the moment. That is usually very difficult for me. My thoughts are always on the next step...on the next goal.

After this impressive visit to the mosque, I push the bike to the nearby Yıldız Park (Stern Park). This beautifully landscaped park is one of the largest parks in Istanbul, covering an area of 160 hectares. Here, too, I have the opportunity to relax and unwind.

At around 4 pm I drive back to the restaurant. Now there is another employee. When she takes a break, I chat with Simge and her friend Ceyda. At 5 pm Muhammad has finished work. I go with him to his flat nearby. It is a small, simply furnished basement flat. It has two rooms and a kitchen-living room. I get one of the rooms for the next few days. I unpack my bicycle by the road again. We carry it into the cellar together. It goes with me to my room. And I get a key. Now I have a safe and dry place in the middle of Istanbul. From here I can explore the city on foot.

I'll do that right away. I want to go to the Oktoberfest today. It's at the Irish Pub in the Beyoğlu district. It's 5 km to the pub. I briefly settle into the room. Then I freshen up and change. Have some quick muesli.

At about 9:45 pm I leave. I briefly consider taking a taxi. But masks are compulsory in taxis. So I "do without" the taxi ride. And walk. The walk takes much longer than expected. Google Maps is very inaccurate. I get lost in the many streets and alleys of this huge metropolis. And walk an estimated total of about 10 km. But that doesn't bother me. Quite the opposite. This walk through the party night in Istanbul is a special highlight. I have already experienced many party nights. I was out and about at weekends at night in big cities like Hanover. But this is worlds bigger and more crass than anything I've seen in Germany.

Around 11 pm I arrive at the Irish Pub. The Oktoberfest is on the upper level. Admission costs 50 lira at the box office. I am very pleased that no one is wearing a mask here. A party with a mask would have been absolutely unthinkable for me.

It's a great evening. I came here through a Facebook contact. That's how other acquaintances are made. The music is comparable to what is played in German clubs. Mostly English titles. Black, charts, but also older classics, including Michael Jackson. The drinks are cheaper than in Germany. I only drink O juice.

All in all, it's a normal disco evening, like I've experienced hundreds of times before.

Compared to my current cycle touring life, it's a great change. I enjoy dancing, flirting and laughing. It's like a trip to another world for me. Which I've been getting further and further away from over the past few months.


To be continued....


I didn't record my route through the centre of Istanbul today. I estimate that I covered about 10 km.

This is how it will continue tomorrow>

Sonnenaufgang über Istanbul und dem Bosphorus

Abschied von Jan

Istanbul

Im Restaurant "Yalla Falafel"

Küçük Mecidiye Mosque

Yıldız-Park

Mein Zimmer

Istanbul bei Nacht