Donnerstag, 14. Oktober
Nachts höre ich Geräusche. Ein Tier ist neben dem Zelt.
Um 6. Klingelt der Wecker. Als erstes schreibe ich den Tagebucheintrag von gestern. Das dauert doch länger als gedacht. Um 7:45 Uhr ist mein Tagebuch aktualisiert. Dann wasche ich mich und packe meine Sachen zusammen.
Beim Fahrrad beladen merke ich, dass der Müllbeutel den ich gestern befüllt hatte, verschwunden ist. Ich finde nur noch ein paar Styropor Krümel. Sehr wahrscheinlich hat ein Tier den Müll unter den Steinplatten zum Nestbau verwendet. Das waren also die Geräusche, die ich nachts gehört hatte.
Um 10:40 Uhr bin ich startklar. Und kurz darauf wieder auf der D100.
Heute ist es sehr windig. Ich habe Mühe, das schwere Fahrrad unter Kontrolle zu halten.
Nach wenigen Minuten komme ich an einer Wasserstelle vorbei. Es ist das erste Mal, dass ich hier in der Türkei eine öffentliche Wasserstelle an der Straße sehe. Ich fülle aber nur mein Wasser zum Waschen auf. Trinkwasser ist so günstig, dass ich es lieber kaufe.
Kurz darauf komme ich an einer Tankstelle vorbei. Ich kaufe mir belegt Baguettes. Und mache Frühstückspause. WLAN gibt es hier nicht. Aber Steckdosen. So ist die Gelegenheit, während ich frühstücke, meine Kamera und die Powerbank nachzuladen. Als ich dann weiter fahren möchte, werde ich angesprochen. Özdemir und seinen Freund hatte ich schon in Lüleburgaz in der Bike Akademy getroffen. Jetzt sind sie auf einer Fahrradtour. Sie begleiten mich ein Stück in Richtung Çorlu. Özdemir möchte mal auf meinem Fahrrad fahren. Und schlägt vor, dass wir für kurze Zeit Fahrräder tauschen. Mein Fahrrad ist so schwer, dass er es zunächstnicht schafft, anzufahren. Es geht an dieser Stelle allerdings auch leicht bergauf. Ich fahre damit zunächst ein Stück weiter. Als es dann bergab geht, versucht er es erneut. Jetzt klappt es. Er hat aber trotzdem Schwierigkeiten das schwere Rad zu fahren. Besonders weil auf dem Vorderrad auch viel Gewicht ist. Ich hab mich daran schon gewöhnt. Und bin mittlerweile gut durchtrainiert. Mir macht das nichts mehr aus. Und dabei trage ich den ganzen Tag meinen schweren Rucksack. Es ist aber interessant zu sehen, dass auch erfahrene Radfahrer Schwierigkeiten mit meinem schweren Rad haben. Mit diesem Wissen und dem Hintergrund meiner Lebensgeschichte kann ich wirklich stolz sein, dass ich mit diesem schweren Rad von Deutschland bis in die Türkei gefahren bin. Özdemir fährt etwa 10 km mit meinem Fahrrad, und ich mit seinem bis in den Ort Büyükkarıştıran. Das Fahrrad von ihm ist federleicht. Damit fliege ich fast über die Straße. Mit so einem Rad ohne Gepäck könnte ich locker 100 km pro Tag fahren. Mit meinem schwer beladenen Rad sind 20 – 30 km eine beachtliche Leistung. In Büyükkarıştıran besuchen wir einen Freund von den beiden. Es gibt türkischen Kaffee, Saft und Pralinen. Die Männer sagen, das für heute Nacht und morgen Regen angesagt wurde. Ich sollte mir besser eine Unterkunft suchen. Aber ich sehe das nicht so eng. Möchte erstmal weiter fahren. Etwa um 13:50 Uhr verabschieden wir uns. Ich fahre alleine weiter. Kaufe noch einen Kanister Trinkwasser und Eistee. Saft gibt es nicht. Dann folge ich wieder der D100. Gegen 14:30 Uhr erreiche ich die nächste Tankstelle. Hier gibt es WLAN. Mit einem Cappuccino setze ich mich an den Tisch und lade den Tagesbericht und die Fotos von gestern hoch. Der nette Verkäufer bestellt sich beim Bringdienst etwas zu Essen. Er lädt mich zum Essen ein! Und bestellt für mich Köfte mit. Dazu bekomme ich Ayran. Auch den Cappuccino brauche ich nicht bezahlen. Ich bin sehr dankbar und immer wieder überwältigt von so viel Gastfreundschaft. Zwischendurch esse ich. Etwa um 16 Uhr ist mein Blog wieder aktualisiert. Ich verabschiede mich und folge weiter meiner Komoot Route. Um 17:15 Uhr erreiche ich den Ort Vakiflar. Von einem Geschäft aus werde ich herangewunken. Und zum Çay eingeladen. Der Verkäufer belegt mir ein Sandwich. Auch das brauche ich nicht bezahlen. Als ich dann weiter fahren will, gibt er mir zu verstehen, dass ich hier bleiben kann. „Camping". Das ist gut. Ich brauche ja bald einen Platz zum zelten. Er zeigt mir meinen Schlafplatz auf dem Hinterhof. In einem Geräteschuppen. Das ist toll. Hier gibt es 2 Steckdosen und Licht. Es ist warm, trocken und sauber. Im Hauptgebäude kann ich die Toilette und das Waschbecken nutzen. Sogar mein Fahrrad kann ich trocken unterstellen. Mehr brauche ich nicht. Ich richte mich im Schuppen für die Nacht ein. Später bekomme ich noch einen Çay. Als Nachtlager nutze ich (wie auch in den Hütten in Bulgarien) meine beiden Planen, die Decke und Isomatte. So ist es auf dem Betonboden angenehm. Später fängt es an zu regnen. Aber ich liege trocken im Schuppen. Und chatte mit Freunden.
Außerdem mache ich mir Gedanken über eine Übernachtungsmöglichkeit in Istanbul. In dieser Millionenstadt möchte ich ja einige Tage bleiben. Mein Jahresziel ist der Bosporus. Diese Meerenge in Istanbul ist ja ein Teil der innereurasischen Grenze. Mit der Überquerung werde ich in Asien sein. Und zugleich den 1. Teil meiner Fahrradreise nach Hiroshima beenden. Ich schreibe einen Facebook Post. Und frage meine Freunde, ob jemand eine Übernachtungsmöglichkeit in Istanbul weiß.
Ab etwa 23:45 Uhr schlafe ich.
Ich bin heute knapp 30 km gefahren.
Hospitality. Drive to Çorlu
<This was Wednesday
Thursday, 14 October
At night I hear noises. An animal is next to the tent.
At 6. the alarm clock rings. First thing I do is write yesterday's diary entry. It takes longer than expected. At 7.45am my diary is updated. Then I wash and pack my things.
While loading the bike, I notice that the rubbish bag I had filled yesterday has disappeared. I only find a few styrofoam crumbs. It's very likely that an animal has used the rubbish under the stone slabs to build a nest. So those were the noises I had heard at night.
At 10:40 a.m. I'm ready to go. And shortly afterwards back on the D100.
Today it is very windy. I have trouble keeping the heavy bike under control.
After a few minutes I pass a watering hole. It is the first time I have seen a public water point on the road here in Turkey. But I only fill up my water for washing. Drinking water is so cheap that I prefer to buy it.
Shortly afterwards I pass a petrol station. I buy some baguettes. And take a breakfast break. There is no Wi-Fi here. But there are power sockets. So I have the opportunity to recharge my camera and power bank while I eat breakfast. When I want to continue, I am approached. I had already met Özdemir and his friend in Lüleburgaz at the Bike Akademy. Now they are on a bicycle tour. They accompany me a little way in the direction of Çorlu. Özdemir wants to ride my bike. And suggests that we swap bikes for a short time. My bike is so heavy that he can't manage to start at first. However, there is a slight uphill at this point. I ride it a little further at first. When the road goes downhill, he tries again. Now it works. But he still has difficulties riding the heavy bike. Especially because there is a lot of weight on the front wheel. I've already got used to it. And I'm well trained by now. I don't mind it any more. And I carry my heavy backpack all day. But it is interesting to see that even experienced cyclists have difficulties with my heavy bike. With this knowledge and the background of my life story, I can be really proud that I cycled with this heavy bike from Germany to Turkey. Özdemir rides my bike for about 10 km, and I ride his to the town of Büyükkarıştıran. His bike is light as a feather. I almost fly over the road on it. With a bike like that, without luggage, I could easily ride 100 km a day. With my heavily loaded bike, 20-30 km is quite an achievement. In Büyükkarıştıran we visit a friend of theirs. There is Turkish coffee, juice and chocolates. The men say that rain is forecast for tonight and tomorrow. I'd better find a place to stay. But I don't see it so closely. I want to continue my journey. At about 13:50 we say goodbye. I continue on my own. Buy another canister of drinking water and iced tea. There is no juice. Then I follow the D100 again. Around 14:30 I reach the next petrol station. There is WLAN here. With a cappuccino I sit down at the table and upload the day's report and yesterday's photos. The nice salesman orders something to eat from the delivery service. He invites me to dinner! And orders köfte for me. I get Ayran to go with it. I don't have to pay for the cappuccino either. I am very grateful and always overwhelmed by so much hospitality. In between I eat. Around 4 pm, my blog is updated again. I say goodbye and continue following my Komoot route. At 17:15 I reach the village of Vakiflar. I am beckoned from a shop. And invited for a Çay. The shopkeeper make a sandwich for me. I don't have to pay for that either. As I want to drive on, he tells me that I can stay here. "Camping. That's good. I'll need a place to camp soon. He shows me my sleeping place in the backyard. In a tool shed. That's great. There are 2 sockets and light. It's warm, dry and clean. In the main building I can use the toilet and the sink. I can even store my bike in a dry place. That's all I need. I settle in the shed for the night. Later I get another Çay. For the night I use (as in the huts in Bulgaria) my two tarpaulins, blanket and sleeping mat. It is comfortable on the concrete floor. Later it starts to rain. But I lie dry in the shed. And chat with friends.
I am also thinking about a place to stay in Istanbul. I would like to stay a few days in this city of millions. My destination for the year is the Bosporus. This strait in Istanbul is part of the inner Eurasian border. By crossing it, I will be in Asia. And at the same time I will finish the first part of my bicycle trip to Hiroshima. I'm writing a Facebook post. And ask my friends if anyone knows of a place to stay in Istanbul.
From about 23:45 I sleep.
I have cycled just under 30 km today.