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Auf dem Weg zum Cromlech

<Das war der Dienstag 

Mittwoch, 29. September

Nachts gehe ich um etwa 3:30 Uhr mal kurz raus in die Natur.

Dabei wird mir mal wieder bewusst, was für ein wunderbares Geschenk diese Reise ist.

Die Natur um mich herum ruht.

Es ist bis auf das Zirpen der Grillen absolut still.

In alle Himmelsrichtungen sehe ich kein einziges menschliches Licht.

In Momenten wie diesen weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe. Diese Erinnerungen kann mir niemand nehmen.

Und es ist egal, wohin mich das Schicksal führt. Der Weg ist das Ziel.

Sehr glücklich schlafe ich weiter.

 

Wie fast jeden Tag klingelt der Wecker um 7.

In 13 Monaten Fahrradreise hat sich eine morgendliche Routine entwickelt. Mir macht es mittlerweile nichts mehr aus, dass das Wasser zum Waschen kalt ist. Und auch das zusammen Packen meiner Sachen und der Zeltabbau ist für mich „Normalität" geworden. So dass ich fast froh bin, heute mal Abwechslung zu haben. Einer der Zeltheringe sitzt so fest, dass ich ihn zunächst nicht heraus bekomme. Dann habe ich eine Idee. Ich sprühe ein wenig WD40 daran. Und tatsächlich…es funktioniert! Ohne großen Kraftaufwand lässt sich der Hering nun herausziehen.

Um 10:30 Uhr bin ich Startklar. Die Weiterfahrt verzögert sich allerdings noch. Aus einem tollen Grund. Als ich dann für heute zum ersten Mal auf mein Handy gucke, sehe ich, dass mir eine Facebook Freundin geschrieben hatte. Sie möchte mich für 3 Tage in ein Hotel einladen. Das ist ein wunderbares Geschenk! Also schreibe ich ihr erstmal. Und plane die nächsten Tage spontan um. Sie hat mir ein tolles Hotel in Kardschali angeboten. Aber in dieser Stadt war ich ja gerade. Ich gucke auf meinen weiteren Routenverlauf bis zur türkischen Grenze. Es sind ja von hier nur noch etwa 55 km. Kurz vor der Grenze komme ich durch die Stadt Swilengrad. Sie sucht mir dort ein Hotel raus. Also ist Swilengrad mein nächstes Zwischenziel. Zunächst….

Um 11:30 Uhr bin ich auf der Straße. Um 11:50 Uhr erreiche ich den Ort Layaskovets. Hier mache ich Pause in einer Bushaltestelle. Ich frühstücke Haferflocken. Dann lese und beantworte ich die Kommentare bei Facebook. Ein Freund hatte mir Tipps gegeben,  was ich in dieser Gegend noch besichtigen kann. Ich gleiche die einzelnen Orte mit meiner Route ab. Alle Vorschläge würden meinen Zeitplan sprengen. Aber einer der Orte ist ganz in der Nähe. Und der Weg dorthin ist nur ein kleiner Umweg. Ich entscheide mich spontan heute zum Cromlech (Steinkreis) beim Dorf Dolni Glawanak (bulg. Долни Главанак) zu fahren. Zunächst folge ich noch der Route in Richtung Swilengrad.

Um 15:30 Uhr beginnt das Hinterrad zu schlackern. Der Schnellspanner hat sich gelöst. Aber ich kann ihn wieder befestigen. Allerdings sollte ich das beobachten. 

Um 16 Uhr verlasse ich die Hauptstraße und meine ursprüngliche Route. Ich fahre jetzt auf einer sehr schlechten Nebenstraße. Und es geht steil bergauf! So steil, dass ich es fast nicht schaffe,  das Rad die Steigung hochzuschieben. Diese Gegend ist einsam. Mir begegnen nur sehr wenige Autos und Menschen. Die wenigen weit auseinander liegenden Siedlungen wirken ärmlichen. Die meisten Häuser sind verlassen. Ich komme an maroden Gebäuden vorbei. Aber auch heute sehe ich viele Kühe und Schafe. Und ich komme durch eine wunderschöne Landschaft. Das letzte Stück geht es steil bergab. Wie immer ist das auf der schlechten und kurvenreichen Straße eine Herausforderung. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu schnell werde. Und nicht in einem der vielen Schlaglöcher wegrutsche. Ich bin froh, dass meine Bremsen in Ordnung sind.

Um 18:20 Uhr fahre ich mal wieder mitten durch eine Kuhherde. Daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Es ist schön zu sehen, dass ein Kalb direkt an der Straße Milch vom Euter der Mutter trinkt. So etwas ist in Deutschland unvorstellbar.

Etwa um 18:30 Uhr sagt mein Navi mir, dass ich am Ziel bin. Hier sehe ich aber nichts besonderes. Nur eine Holzhütte in einiger Entfernung. Es ist das „Besucherzentrum" vom Cromlech. Diese Hütte sieht allerdings nicht so aus, als ob hier in der letzten Zeit jemand war. Als ich gerade überlege, was ich jetzt mache, kommen 2 Männer vorbei. Ich frage sie auf englisch wo es zum Cromlech geht. Sie zeigen auf eine Holzbrücke auf der anderen Straßenseite. Davor steht „Cromlech“ auf einem handgeschriebenem Schild. Diesem Weg soll ich folgen.

Allerdings nicht mehr heute. Ich frage die Männer ob ich hier irgendwo zelten kann. Klar…das machen hier viele. Ich soll nur auf die Hütehunde aufpassen. Das weiß ich. Ich verabschiede mich. Und schiebe das Rad ein paar Meter weiter auf eine Wiese. Hier ist am Rand unter einigen Bäumen ein toller Platz zum zelten. Heute wird es schon recht früh dunkel. Ich baue das Zelt im Dunkeln auf. Es dauert recht lange, da hier viele lose Äste rumliegen, die ich an die Seite räume. Um 21 Uhr steht das Zelt. Ich bin dann noch mit dem Handy im Internet. Das Tablet werde ich mir im Hotel vornehmen. Die Tagesberichte kann ich dort auch schreiben. Später trinke ich meine Zitrone.

Ab Mitternacht schlafe ich.

 

Ich bin heute 27 km gefahren. Bzw. hab das Rad steil bergauf geschoben. 

So geht es morgen weiter>

On the way to the cromlech

<This was Tuesday 

Wednesday, 29 September

At about 3:30 in the morning, I go out into nature for a short while.

Once again I realise what a wonderful gift this journey is.

Nature around me is at rest.

It is absolutely silent except for the chirping of the crickets.

I don't see a single human light in any direction.

In moments like these, I know that I have done everything right. No one can take these memories away from me.

And it doesn't matter where fate takes me. The path is the goal.

Very happy, I go back to sleep.


As almost every day, the alarm clock rings at 7.

In 13 months of cycling, a morning routine has developed. I no longer mind that the water for washing is cold. And packing up my things and taking down the tent has also become "normality" for me. So I'm almost glad to have a change of pace today. One of the tent pegs is stuck so tightly that I can't get it out at first. Then I have an idea. I spray a little WD40 on it. And indeed...it works! The peg can now be pulled out without much effort.

At 10:30 I am ready to go. The onward journey is delayed, however. For a great reason. When I look at my mobile phone for the first time today, I see that a Facebook friend has written to me. She wants to invite me to a hotel for 3 days. That's a wonderful gift! So I write to her first. And spontaneously change my plans for the next few days. She offered me a great hotel in Kardschali. But I've just been to that town. I look at the rest of my route to the Turkish border. It is only about 55 km from here. Shortly before the border I pass through the town of Swilengrad. She finds me a hotel there. So Swilengrad is my next stopover. First....

At 11:30 I am on the road. At 11:50 I reach the town of Layaskovets. Here I take a break at a bus stop. I have breakfast of oatmeal. Then I read and answer the comments on Facebook. A friend had given me tips on what else to visit in this area. I match the individual places with my route. All the suggestions would blow up my schedule. But one of the places is very close by. And the way there is only a short diversions. I spontaneously decide to go to the Cromlech (stone circle) near the village of Dolni Glawanak (Bulg. Долни Главанак) today. At first I still follow the route in the direction of Svilengrad.

At 15:30, the rear wheel starts to flap. The quick release has come loose. But I can fix it again. However, I should keep an eye on it. 

At 4pm I leave the main road and my original route. I am now riding on a very bad side road. And it is steeply uphill! So steep that I almost don't manage to push the bike up the incline. This area is lonely. I encounter very few cars and people. The few far-flung settlements look poor. Most of the houses are abandoned. I pass dilapidated buildings. But today I also see many cows and sheep. And I pass through a beautiful landscape. The last stretch is steeply downhill. As always, this is a challenge on the bad and winding road. I have to be careful not to go too fast. And not slip away in one of the many potholes. I am glad that my brakes are OK.

At 6:20 pm I once again drive through the middle of a herd of cows. I have got used to that by now. It is nice to see a calf drinking milk from its mother's udder right next to the road. Something like that is unimaginable in Germany.

At about 6:30 pm, my sat nav tells me that I have reached my destination. But I don't see anything special here. Just a wooden hut some distance away. It is the "visitor centre" of the Cromlech. However, this hut doesn't look like anyone has been here recently. Just as I am thinking about what to do now, 2 men pass by. I ask them in English where the Cromlech is. They point to a wooden bridge on the other side of the road. In front of it is "Cromlech" on a handwritten sign. I am supposed to follow this path.

But not today. I ask the men if I can camp somewhere here. Sure...lots of people do that here. I'm just supposed to keep an eye on the herding dogs. I know that. I say goodbye. And push the bike a few metres further onto a meadow. Here, at the edge under some trees, is a great place to camp. It gets dark quite early today. I pitch the tent in the dark. It takes quite a long time, as there are many loose branches lying around, which I clear to the side. At 9 pm the tent is up. I am still on the Internet with my mobile phone. I will take care of the tablet in the hotel. I can also write the daily reports there. Later I drink my lemon.

From midnight I sleep.


I rode 27 km today. Or rather, I pushed the bike steeply uphill. 

This is how it will continue tomorrow>

Mein Zeltplatz

Auf der Straße

Der Weg zum Cromlech