Freitag, 24. September
Nachts ist es recht kalt. Aber ich ziehe mich im Schlafsack warm an. So dass es erträglich ist.
Etwa um 6:45 Uhr wache ich auf.
Wie immer wasche ich mich und packe dann meine Sachen zusammen.
Jetzt, im Tageslicht sehe ich, dass das Auto vor dem ich zelte, ein ausgeschlachtetes Wrack ist. Unter anderem fehlen die Achsen und Rücklichter. Der Motorraum ist zugewachsen.
Als ich das Zelt abbaue, kommt eine Herde Kühe an mir vorbei. Der Hirte grüßt freundlich.
Um 9:40 Uhr bin ich startklar. Und 5 Minuten später wieder auf der Straße in Richtung Kardschali. Um 10 erreiche ich diese Stadt In den östlichen Rhodopen. Kardschali ist mit 43.000 Einwohnern recht groß. Ich möchte den Tag hier verbringen. Bei der Internet Recherche zu dieser Stadt sehe ich, dass die historisch bedeutende Ausgrabungsstätte Perperikon in der Nähe und auf meiner Route ist. Ich werde einen Abstecher dorthin machen.
Um 10:40 Uhr frühstücke ich erstmal bei einem Bäcker am Straßenrand. Ich suche mir über Google eine Wäscherei, um meine Wäsche zu waschen. In 3 km Entfernung im Stadtzentrum ist eine.
Also schiebe ich das Rad nach Navi dorthin. Aber an der angegebenen Adresse finde ich keine Wäscherei.
Dann werde ich angesprochen. Ein Mann und eine Frau mit Kamera. Sie fragen mich auf englisch, ob sie Fotos von mir machen dürfen. Ja klar….Wir kommen ins Gespräch. Sie sind von der Presse. Von der lokalen Nachrichtenseite 24rodopi.com. Sie machen ein Video und ein Interview mIt mir. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Aber die ungeplanten Ereignisse sind immer am besten. Schon nach kurzer Zeit ist alles erledigt. Und die beiden verabschieden sich.
Ich suche weiter nach der Wäscherei. Ein Mann hilft mir. Ja…die Adresse ist richtig, aber eine Wäscherei gibt es hier nicht (mehr). Er weiß wo eine ist. Ganz in der Nähe. Wir gehen zusammen dorthin. Im Geschäft übernimmt
Der nette Mann die „Verhandlungen" Normalerweise würde das waschen meiner Wäsche bis Montag dauern. Aber da es nicht viel ist, erledigt die Frau das zwischendurch. Heute gegen Abend kann ich die Wäsche wieder abholen. Das ist sehr gut. Ich suche schnell alles zusammen. Und gebe es ihr. Die Wartezeit werde ich nutzen, um an meine Blog zu arbeiten.
Ich schiebe das Rad in den nahe gelegenen Stadtpark. Zunächst hole ich mir einen Cappuccino aus einem der vielen Kaffeeautomaten.
Um12:30 Uhr setze ich mich auf eine Bank. Und schreibe die Berichte der letzten Tage. Das ist sehr zeitaufwendig. Ich schaffe es nicht alles. Etwa um 16:30 Uhr breche ich es ab.
Und gehe zurück zur Wäscherei. Meine Wäsche ist fertig. Gewaschen und sauber zusammen gelegt. Ich bezahle 18 Leva. Das ist nicht so günstig. Aber ich hätte das nicht alles mit der Hand waschen können. Und vor allem hätte ich es nicht trocknen können. So bin ich erstmal wieder mit frischer Wäsche versorgt. Ich nehme mir aber vor, nach Möglichkeit täglich mit der Hand zu waschen. Wenn es nur wenig ist, kann ich es zum trocknen ans Fahrrad hängen. Nachdem ich alles wieder auf dem Fahrrad verstaut habe, setze ich meine Fahrt fort.
Ich schiebe das Fahrrad Stadtauswärts durch eine große Parkanlage. Und denke nach. Obwohl diese Stadt sehr schön ist, fühle ich mich hier nicht wohl. In all den Städten in denen ich in der letzten Zeit war, ist es dasselbe.
All diese „normalen“ Menschen…viele mit Masken. Gestylte Jugendliche in Markenbekleidung….Shoppingcenter. Das ist einfach nicht mehr meine Welt. Im Laufe der letzten Jahre, und besonders auf dieser Reise habe ich mich vom „normalen“ Leben immer weiter entfernt.
Ich lebe in einer anderen alternativen Welt. In Zukunft sollte ich Städte möglichst vermeiden. Und mich mehr auf mich und die Natur konzentrieren. In der Natur bin ich glücklich. Städte belasten und stressen mich.
Um 18:30 Uhr bin ich wieder auf meiner Komoot Route. Ich komme an einer Pizzeria vorbei. Spontan halte ich an. Und esse Pizza. Mittlerweile ist es schon recht dunkel geworden.
Gegen 20 Uhr verlasse ich Kardschali. Es dauert aber noch lange, bis ich eine geeignete Stelle zum übernachten finde. Ich bin auf der 507, einer Hauptverkehrsstraße. Im Dunkeln ist es mir trotz Beleuchtung am Fahrrad zu gefährlich zu fahren. Und wenn ich fahre, übersehe ich Möglichkeiten zum zelten. Also schiebe ich.
Etwa um 19 Uhr erreiche ich den kleinen Ort Sedlovina. Hier überlege ich zunächst in einer Bushaltestelle zu übernachten. Aber die ist mir doch zu schmutzig. Und zu dicht an der Hauptstraße. Am Ortsrand ist eine große Freifläche. Aber im Dunkeln möchte ich das Rad nicht durchs Gestrüpp schieben. Dann entdecke ich einen kleinen Container. Dahinter könnte ich zelten. Als ich das Rad auf der Rückseite am Container anlehnen will, bemerken ich grad noch rechtzeitig die Dornenbüsche. Absicht das auch erledigt. Ich schiebe das Rad dann über einen dunklen Feldweg. Dann kommt irgendwann ein weiterer schmaler Weg. Hier scheint es einen geeigneten Platz zu geben. Zunächst sehe ich aber nur eine wilde Müllhalde. Nein…neben Müllbergen möchte ich nicht zelten. Ich schiebe das Rad zurück. Und entdecke dann um 21:20 Uhr neben dem Weg eine kleine Einbuchtung. Hier ist allerdings alles mit Steinen bedeckt. Aber eine bessere Stelle werde ich im Dunkeln nicht finden. Also bleibe ich hier. Ich räume zunächst Steine weg, um Platz für das Zelt zu schaffen. Als ich dann eine Freifläche habe, baue ich das Zelt auf. Auf dem steinigen und unebenen Boden und im Dunkeln ist das heute eine schwierige und zeitaufwendige Aktion. Immer wieder schaffe ich Steine weg.
Gegen 23 Uhr steht das Zelt. Als ich dann darin liege und auf mein Handy gucke, sehe ich dass der Reporter von 24rodopi.com mir den Link zum Videobericht über mich und diese Reise geschickt hat. Die Seite und der Bericht ist allerdings auf kyrillisch. Ich übersetze den Text erstmal. Der Beitrag ist richtig gut. Ich schreibe noch schnell einen Facebook Post dazu. Zwischendurch beantworte ich Nachrichten. Und trinke dann noch meine Zitrone.
Um 2 Uhr schlafe ich.
Ich bin heute etwa 18 km gefahren, beziehungsweise habe das Rad durch die Stadt geschoben.
Friday, 24 September
It is quite cold at night. But I dress warmly in my sleeping bag. So that it is bearable.
At about 6:45 I wake up.
As usual, I wash and then pack my things.
Now, in the daylight, I see that the car I am camping in front of is a gutted wreck. Among other things, the axles and rear lights are missing. The engine compartment is overgrown.
As I take down the tent, a herd of cows passes me. The herdsman greets me friendly.
At 9:40 I am ready to go. And 5 minutes later I am back on the road towards Kardzhali. At 10 I reach this town in the Eastern Rhodopes. Kardzhali is quite large, with 43,000 inhabitants. I want to spend the day here. While researching this town on the Internet, I see that the historically important archaeological site of Perperikon is nearby and on my route. I will make a detour there.
At 10:40 a.m. I have breakfast at a bakery by the roadside. I search for a laundry via Google to do my laundry. There is one 3 km away in the city centre.
So I push the bike there according to the navigation system. But I can't find a laundry at the address given.
Then I am approached. A man and a woman with a camera. They ask me in English if they can take pictures of me. Yes, of course....We start talking. They are from the press. From the local news site 24rodopi.com. They do a video and an interview with me. I wasn't expecting that at all. But the unplanned events are always the best. After a short time, everything is done. And the two say goodbye.
I continue looking for the laundry. A man helps me. Yes...the address is correct, but there is no laundry here (any more). He knows where there is one. It's close by. We go there together. In the shop
Normally, washing my clothes would take until Monday. But since it's not much, the wife does it in between. Today towards evening I can pick up the laundry again. That's very good. I quickly gather everything together. And give it to her. I will use the waiting time to work on my blog.
I push the bike to the nearby city park. First I get a cappuccino from one of the many coffee machines.
At 12:30 I sit down on a bench. And write the reports of the last few days. It's very time-consuming. I don't manage to finish it all. At about 4:30 pm I break it off.
And go back to the laundry. My laundry is ready. Washed and neatly folded. I pay 18 leva. That's not so cheap. But I couldn't have washed it all by hand. And above all, I couldn't have dried it. So for the time being, I am provided with fresh laundry again. But I plan to wash by hand every day if possible. If it's only a little, I can hang it on the bike to dry. After putting everything back on the bike, I continue my ride.
I push the bike out of town through a large park. And I think. Although this city is very beautiful, I don't feel comfortable here. It's the same in all the cities I've been to recently.
All these "normal" people...many with masks. Styled teenagers in branded clothes....shopping centres. It's just not my world anymore. Over the last few years, and especially on this trip, I have moved further and further away from "normal" life.
I live in another alternative world. In the future, I should avoid cities as much as possible. And concentrate more on myself and nature. I am happy in nature. Cities burden and stress me.
At 6:30 pm I'm back on my Komoot route. I pass a pizzeria. Spontaneously I stop. And eat pizza. In the meantime it has become quite dark.
Around 8 pm I leave Kardschali. But it takes a long time until I find a suitable place to spend the night. I am on the 507, a main road. It is too dangerous for me to ride in the dark, despite the lights on my bike. And when I ride, I overlook opportunities to camp. So I push.
Around 7 pm I reach the small village of Sedlovina. Here I first consider spending the night in a bus stop. But it is too dirty for me. And too close to the main road. There is a large open space at the edge of the village. But in the dark I don't want to push the bike through the undergrowth. Then I discover a small container. I could camp behind it. When I want to lean the bike against the back of the container, I notice the thorn bushes just in time. I intend to do that too. I then push the bike along a dark dirt track. Then, at some point, there is another narrow path.
There seems to be a suitable place here. But at first I only see a wild rubbish dump. No...I don't want to camp next to mountains of rubbish. I push the bike back. And then, at 9:20 pm, I discover a small indentation next to the path. Here, however, everything is covered with stones. But I won't find a better spot in the dark. So I stay here. First I clear away stones to make room for the tent. When I have an open space, I pitch the tent. On the stony and uneven ground and in the dark, this is a difficult and time-consuming action today. Again and again I remove stones.
Around 11 pm the tent is up. As I lie in it and look at my mobile phone, I see that the reporter from 24rodopi.com has sent me the link to the video report about me and this journey. However, the page and the report are in Cyrillic. I'll translate the text first. The report is really good. I quickly write a Facebook post about it. In between I answer messages. And then I drink my lemon.
At 2 o'clock I sleep.
I rode about 18 km today, or rather pushed the bike through the city.
This is how it will continiue tomorrow>