Mittwoch, 05. Mai
Um 6 klingelt der Wecker. Ich wasche mich. Dann pack ich meine Sachen zusammen und baue das Zelt ab. Vorsichtig schiebe ich das Rad aus den Dornenbüschen und den menschlichen Hinterlassenschaften. Mitten auf der Wiese ist ein großer Stein. Dort kann ich es zum beladen anlehnen. Auf dem Weg gehen einige Leute vorbei. Sie beachten mich aber nicht.
Um 8:30 Uhr bin ich startklar. Ich schiebe das Rad zurück auf den Weg. Nach wenigen Metern lehne ich das Rad an einen Mast und frühstücke erstmal. Mein letztes Müsli.
Gegen 10 fahr ich weiter. Etwa um 10:15 Uhr erreiche ich den größeren Ort Vora (Vorë). Hier setze ich mich auf eine Bank und schreibe den Tagesbericht von gestern. Dann fahre ich ein Stück weiter. Bei einem Café mache ich eine Cappuccino Pause und lade den Bericht und die Fotos hoch. Außerdem fülle ich meinen Wasserkanister auf.
Gegen 14 Uhr fahre ich weiter.
Mir fällt auf, dass am Straßen Rand sehr viel Müll liegt. Und überall Außerdem fülle ich meinen Wasserkanister auf. die großen Mülltonnen. Wo jede Art von Müll unsortiert reinkommt. Von Grünabfällen bis zu Autoreifen. Für mich war so etwas bisher undenkbar. Ich hab schon vor 25 Jahren jeden Fitzel Müll sortiert und getrennt entsorgt. Für mich sind die Bilder von den überquellenden Mülltonnen ein Symbolbild für die kranke Welt in der wir leben.
Etwa um 15:30 Uhr wird mein Sattel immer unbequemer. Dann reißt er aus der Halterung. Ich könnte das nochmal provisorisch reparieren. Aber ich hab ja gestern einen neuen Sattel gekauft. Also tausche ich ihn einfach aus. Den „alten" behalte ich aber noch. Für alle Fälle.
Dann komme ich durch ein Industriegebiet. Hier gibt es sehr viele Autowerkstätten und Schrottplätze. Auch direkt an der Straße werden Autos ausgeschlachtet. Ich sehe viel Autowracks rumstehen. In Deutschland ist so etwas undenkbar. Ich wurde Ende der 1990er Jahre bestraft, weil ich in einer Scheune Autos ausgeschlachtet habe. Hier in Albanien ist es im Jahr 2021 normale Realität.
Gegen 16:30 Uhr erreiche ich das große Dorf Sukth (Sukthi). Hier esse ich in einem Imbiss eine Kleinigkeit. Gegen 17:30 Uhr fahre ich weiter. Das Navi führt mich auf die Nationalstraße SH2 (Autostrada Tirana – Durrës). Das ist eine gut ausgebaute vierspurige, richtungsgetrennte Autobahn. Hier in Albanien ist es möglich mit dem Fahrrad auf der Autobahn zu fahren. Schon nach kurzer Zeit wird das Fahrverhalten von meinem Fahrrad immer schwammiger. Das Hinterrad eiert. Und das Vorderrad verliert Luft. Da kommen 2 „Probleme“ auf mich zu. Bald ist das Fahren nicht mehr möglich. Ich schiebe.
Etwa um 18:20 Uhr komme ich an einer Seitenstraße vorbei, die in ein Industriegebiet führt. Hier ist wenige Meter neben der Autobahn hinter Büschen eine Wiese. Ein guter Platz zum zelten. Das Rad kann ich an den Büschen anlehnen. Also bleib ich hier und baue mein Zelt auf. Heute schlafe ich recht früh.
Um mein kaputtes Fahrrad kümmere ich mich morgen bei Tageslicht.
Ich bin heute 23 km gefahren. Hab aber viel geschoben.
My bike is broken
Wednesday, 05 May
The alarm clock rings at 6. I wash myself. Then I pack up my things and take down the tent. Carefully I push the bike out of the thorn bushes and the human remains. In the middle of the meadow is a large stone. I can lean it there to load it. Some people pass by on the way. But they pay no attention to me.
At 8.30 a.m. I am ready to start. I push the bike back onto the path. After a few metres I lean the bike against a pole and have breakfast. My last muesli.
Around 10 I ride on. At about 10:15 I reach the larger village of Vora (Vorë). Here I sit down on a bench and write yesterday's report. Then I drive a little further. At a café I take a cappuccino break and upload the report and the photos. I also fill up my water canister.
At about 2 pm I drive on.
I notice that there is a lot of rubbish on the roadside. And everywhere there are the big rubbish bins. Every kind of rubbish goes in unsorted. From green waste to car tyres. For me, something like this was unthinkable until now. Even 25 years ago, I sorted every shred of rubbish and disposed of it separately. For me, the images of overflowing rubbish bins are symbolic of the sick world we live in.
Around 3:30 pm, my saddle becomes increasingly uncomfortable. Then it tears out of the bracket. I could repair it temporarily. But I bought a new saddle yesterday. So I'll just replace it. But I'll keep the "old" one. Just in case.
Then I pass through an industrial area. There are a lot of car repair shops and scrap yards here. Even directly on the road, cars are being stripped. I see a lot of wrecked cars standing around. In Germany, something like this is unthinkable. I was punished at the end of the 1990s for cannibalising cars in a barn. Here in Albania, in 2021, it is normal reality.
Around 16:30 I reach the large village of Sukth (Sukthi). Here I eat a snack in a snack bar. Around 17:30 h I continue my journey. The sat nav leads me to the national road SH2 (Autostrada Tirana - Durrës). This is a well-built four-lane, direction-separated motorway. Here in Albania it is possible to cycle on the motorway. After a short time, the handling of my bike becomes increasingly spongy. The rear wheel wobbles. And the front wheel loses air. There are two "problems" coming my way. Soon riding is no longer possible. I push.
At about 18:20 I pass a side road leading into an industrial area. Here, a few metres off the motorway, behind bushes, is a meadow. A good place to camp. I can lean my bike against the bushes. So I stay here and pitch my tent. Today I sleep quite early.
I will take care of my broken bike tomorrow in daylight.
I rode 23 km today. But I pushed a lot.