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Ich bin in Montenegro

<Das war der Montag

Dienstag, 20. April

Um 6 klingelt der Wecker. Ich wasche mich mit Wasser aus dem Kanister. Jetzt hab ich nur noch sehr wenig Trinkwasser. Dann packe ich meine Sachen zusammen und baue das Zelt ab. Das Fahrrad belade ich heute besonders sorgfältig. Ich befestige alles gewissenhaft. Da ich per Anhalter fahren möchte, ist es durchaus möglich, dass das Rad auf einer offenen Ladefläche oder mit offenen Kofferraum mitgenommen wird. Bei einer solchen Fahrt hab ich ja letztes Jahr mein Zelt verloren.

Ich hab heute 3 Powerbanks  zu laden. Will eine ans vordere Solarpanel anschließen. Aber das lädt nicht mehr. Allerdings befasse ich damit jetzt nicht lange. Ich schließe einfach alle 3 hinten an. Demnächst werde ich mich um das Solarpanel kümmern.

Um 9:30 Uhr bin ich startklar. Um 9:45 Uhr schiebe ich das Rad auf die Straße.

Ich fahr zunächst etwa 1,5 km zurück nach Vitaljiana. Zu den Schwiegereltern von Frank. Sein Schwiegervater gibt mir 2 Stücke Pappe. Davon mache ich mir in einer Bushaltestelle Pappschilder. „Transit Albania"

Dann fahre ich etwa 7 km bis zur D8. Auf einer Mauer am Straßenrand frühstücke ich Müsli. Ein Auto hält neben mir. Polizei. Der Polizist verlangt meine Papiere. Fragt wo ich hin will. Ich sage, nach Montenegro. Und dann Albanien. Er überprüft meine Daten. Es ist alles in Ordnung. Dadurch wird mir mal wieder bewusst, dass ich auf keinen Fall illegal in ein Land einreisen kann. Wenn die Polizei bei einer Kontrolle meine Daten abfragt, und feststellt, dass ich nicht registriert bin, habe ich ein Problem. Das möchte ich gerade auf einer Friedensreise vermeiden. Und ich bin ja mit meinem Fahrrad sehr auffällig. Werde oft kontrolliert.

Um 12:30 Uhr erreiche ich die D8. Ich bin jetzt 5 km vor dem großen Grenzübergang. Ich stelle mich mit dem Fahrrad und den beiden Schildern in die Haltebucht einer Bushaltestelle. Ein Schild mache ich am Fahrrad fest. Und eins halte ich hoch, wenn ein Auto kommt. Wenn denn eins kommt….Es ist sehr wenig Verkehr. Nur ab und zu fährt mal ein Auto vorbei. Da ist es das kleinste Problem, dass die Schrift auf den Schildern zu klein ist. Nachdem ich ein Foto davon auf Facebook hochgeladen habe, ruft mein Freund Tino mich an. Und weist mich darauf hin. Ich male die Schrift nochmal nach. Aber bei dem wenigen Verkehr ist es eh zwecklos. Trotzdem bleibe ich bis 14 Uhr.

Das einzige Auto was anhält ist die Polizei. Sie fragen aber nur was ich hier mache. Ich erkläre es kurz. Dann fahren sie weiter.

Gegen 14 Uhr fängt es leicht an zu regnen. Ich packe die Schilder ein. Und fahr Richtung Grenze. Es geht erst ein Stück bergauf. Dann bergab.

Um 14:45 Uhr bin ich vor der Grenzstation. Ich stell mich nochmal kurz mit dem Schild an den Straßenrand. Als es wieder regnet, pack ich es ein. Und fahr spontan zur Grenze. Wie an der kleinen Station auch ist erst nur die kroatische Grenze. Ich komme ohne Probleme durch. Jetzt regnet es in Strömen. Ich fahre etwa 1 km bis zur nächsten Grenzstation. Heute bin ich ja darauf vorbereitet. Und total entspannt.

Es ist nur 1 Beamter, in einem kleinen Häuschen. Die Schranke ist geschlossen. Ich gebe ihm meinen Reisepass. Er fragt auf englisch wo ich hin will. Ich sage nur „Albania" Er macht einen Stempel in den Pass. Die Schranke geht auf. Ich kann weiter fahren.

Ich bin so überrascht, dass ich noch lange meinen Pass in der Hand behalte, und das Rad durch den strömenden Regen schiebe. Dann sehe ich auch das Grenzschild. Ich mache zwar Fotos, aber es dauert lange, bis ich realisiert habe, dass ich jetzt in Montenegro bin. Einfach so. Ganz legal. Ohne Test. Damit bin ich jetzt im 6. Land meiner Reise. Und ich bin erstmals außerhalb der EU. Das merke ich sofort. Mein Internet geht nicht mehr. Aber ich kaufe mir für Montenegro keine Karte. Will ja nur durch fahren. Auch wenn ich legal eingereist bin, könnte es bei einer Kontrolle Probleme geben. Da ich ja keinen Test gemacht habe.

Das nächste Gebäude ist eine Tankstelle. Ich gehe rein. Brauche jetzt einen heißen Cappuccino. Dann fällt mir ein, dass hier ja der Euro gilt. Und ich habe nur kroatische Kuna. Ich frage die Frau an der Kasse, ob ich mit Karte oder Kuna bezahlen kann. Nein. Das geht nicht. Nur Euro. Der Cappuccino kostet 1 Euro. Während ich mit ihr und den anderen Angestellten ins Gespräch komme, finde ich meinem Portemonnaie noch ein 50 Cent Stück. Aber sie gibt mir den Cappuccino aus. Ich erzähle, dass ich mit Fahrrad aus Deutschland komme. Und nach Hiroshima fahre. Dann füllen sie noch meinen Wasserkanister auf. Und ich nutze das offene WLAN für einen kurzen Facebook Post.

Bis ich dann weiter fahre, ist es 16:30 Uhr.

Ich folge weiter der adriatischen Küstenstraße. Hier in Montenegro heißt die Jadranska Magistrala M2.

Mein nächstes Zwischenziel ist Budva. Das sind etwa 50 km. Ich bin jetzt an der Bucht von Kotor. Ich überlege kurz, ob ich den längeren und schöneren Weg um die Bucht und durch Kotor nehme. Oder mit der Fähre fahre. Dann entscheide ich mich für die Fährstrecke. Um meinen Aufenthalt in Montenegro nicht unnötig in die Länge zu ziehen.

Gegen 17 Uhr erreiche ich den kleinen Ort Igalo. Hier ist ein kleiner Lebensmittelladen. Hier kann ich mit Karte zahlen. Das Sortiment ist ähnlich wie in Kroatien. Nur das die Preise in Euro sind. Es ist meiner Meinung nach etwas günstiger als in Deutschland. Ich kaufe nicht viel. Nur Zitronen, ein Weißbrot und Eistee. Mir fällt auf, dass auf die Plastikflasche kein Pfand ist. Bis jetzt habe ich während dieser Reise meine Pfandflaschen nie selbst zurück gegeben. Sondern ich hab die Flaschen immer verschenkt, oder so neben den Mülleimer getan, dass Flaschensammler die leicht mitnehmen können. Ich hab selber jahrelang Pfandflaschen gesammelt, um mir von den paar Cent was zu essen kaufen zu können.

Um 17:50 Uhr erreiche ich die Stadt Herceg Novi. Das ist eine moderne Touristenstadt mit schönen, gepflegten Häusern und breiten Straßen in gutem Zustand. Hier ist viel Verkehr. Die Geschäfte sind geöffnet. Es sind viele Menschen unterwegs, oder sitzen vor den Cafés. Und ich sehe kaum jemand mit Maske. Und hier gibt es auch Geldautomaten. Ich hebe 20 Euro von meinem Konto ab. In der Stadt schiebe ich das Rad.

Etwa um 18:45 Uhr werde ich von einigen Männern von einer Café Bar aus angesprochen. Sie laden mich auf ein Bier ein. Da es kein alkoholfreies Bier gibt, trinke ich O-Saft. Ich erzähle von meiner Reise. Um etwa 19:15 Uhr verabschiede ich mich.

Es wird langsam dunkel. Und ich brauche ja noch einen Platz für die Nacht. Ich verlasse die Stadt. Nach einer Weile komme ich an einem Campingplatz vorbei. Der ist allerdings geschlossen. Jetzt ist es dunkel. Ich schiebe das Rad auf der Suche nach einem geeigneten Platz zum zelten. Das ist heute wieder mal schwieriger.

Um 19:45 Uhr erreiche ich den Ort Kumbor. Hier komme ich an der rechten Küstenseite an einer Seitenstraße vorbei. Dort geht ein ganz schmaler Weg ins Dickicht. Vorsichtig taste ich mich mit dem Rad dort hinein. Aus dem Weg wird ein Trampelpfad. Da ich an der Küste bin, rechne ich damit, dass es steil bergab geht. Aber nein….es bleibt halbwegs eben. Ich bin mitten im Schilf oder Bambus und anderen sehr hohen Grünpflanzen. Ein Idealer Platz. Einige der Pflanzen sind so stabil, dass ich sogar das Rad anlehnen.  Dann schaffe ich Platz fürs Zelt. Einige der Pflanzen sind so fest verwurzelt, dass ich sie nicht heraus bekomme. Ich säge sie kurzerhand mit der Säge von meinem BW Messer ab. Es dauert etwa 1 Stunde bis das Zelt steht. Es ist zwar dunkel, aber der Mond scheint hell genug.  So dass ich ohne Licht auskomme. Bis ich mich dann im Zelt eingerichtet habe, und darin liege ist es etwa 22 Uhr. Ich esse dann noch Brot mit Dosenwurst. Heute kann ich auch meine Zitrone wieder trinken. Das tut mir nach so einem anstrengenden und krassen Tag sehr gut.

Etwa ab 23 Uhr schlafe ich.


Ich bin heute in Kroatien etwa 12 km gefahren. Und ab der Grenze knapp 20 km.         


Meine heutigen Erlebnisse zeigen mir ganz klar, dass das was von offizieller Seite berichtet wird, und das was wirklich vor Ort passiert, 2 verschiedene Welten sind.                                    


I am in Montenegro

<That was Monday

Tuesday, 20 April

The alarm clock rings at 6. I wash myself with water from the canister. Now I have very little drinking water. Then I pack up my things and take down the tent. I load the bike particularly carefully today. I fasten everything conscientiously. Since I want to hitchhike, it is quite possible that the bike will be taken along on an open loading platform or with the boot open. I lost my tent on such a trip last year.

I have 3 powerbanks to charge today. I want to connect one to the front solar panel. But it won't charge any more. However, I don't spend much time on it now. I'll just connect all 3 to the back. Soon I will take care of the solar panel.

At 9:30 I'm ready to go. At 9:45 I push the bike onto the road.

First I ride about 1.5 km back to Vitaljiana. To Frank's parents-in-law. His father-in-law gives me 2 pieces of cardboard. From these I make cardboard signs at a bus stop. "Transit Albania"

Then I drive about 7 km to the D8. On a wall at the side of the road I have breakfast. A car stops next to me. Police. The policeman asks for my papers. Asks where I want to go. I say Montenegro. And then Albania. He checks my data. Everything is in order. This makes me realise once again that there is no way I can enter a country illegally. If the police check my data and find out that I am not registered, I have a problem. I would like to avoid that, especially on a peace journey. And I am very conspicuous with my bicycle. I am often checked.

At 12:30 I reach the D8. I am now 5 km from the big border crossing. I stand with the bicycle and the two signs in the bay of a bus stop. I attach one sign to the bicycle. And I hold one up when a car comes. If one comes....There is very little traffic. Only now and then does a car drive by. The smallest problem is that the lettering on the signs is too small. After I uploaded a photo of it on Facebook, my friend Tino calls me. And points it out to me. I repaint the lettering again. But with so little traffic, it's pointless anyway. Nevertheless, I stay until 2 pm.

The only car that stops is the police. But they only ask what I am doing here. I explain briefly. Then they drive on.

Around 2 pm it starts to rain lightly. I pack up the signs. And drive towards the border. First it's a bit uphill. Then downhill.

At 14:45 I am in front of the border station. I stand at the side of the road again with the sign. When it rains again, I pack it up. And spontaneously drive to the border. As at the small station, there is only the Croatian border at first. I get through without any problems. Now it is raining cats and dogs. I drive about 1 km to the next border station. Today I am prepared for it. And totally relaxed.

There is only 1 official, in a small house. The barrier is closed. I give him my passport. He asks in English where I want to go. I just say "Albania". He stamps the passport. The barrier opens. I can drive on.

I am so surprised that I hold my passport in my hand for a long time, pushing the bike through the pouring rain. Then I see the border sign. I take photos, but it takes me a long time to realise that I am now in Montenegro. Just like that. Completely legally. Without a test. I am now in the 6th country of my journey. And I am outside the EU for the first time. I notice that immediately. My internet no longer works. But I don't buy a card for Montenegro. I just want to drive through. Even if I entered the country legally, there could be problems with a check. Since I haven't done a test.

The next building is a petrol station. I go inside. I need a hot cappuccino. Then I remember that the euro is valid here. And I only have Croatian kuna. I ask the woman at the cash register if I can pay with a card or Kuna. No. That's not possible. Only euros. The cappuccino costs 1 euro. While I am talking to her and the other employees, I find another 50 cent piece in my wallet. But she buys me the cappuccino. I tell her that I come from Germany by bicycle. And I'm going to Hiroshima. Then they fill up my water canister. And I use the open Wi-Fi for a short Facebook post.

By the time I drive on, it is 4:30 pm.

I continue to follow the Adriatic coastal road. Here in Montenegro, the Jadranska Magistrala is called M2. 

My next stopover is Budva. That is about 50 km. I am now at the Bay of Kotor. I briefly consider whether to take the longer and more beautiful route around the bay and through Kotor. Or take the ferry. Then I decide to take the ferry route. In order not to prolong my stay in Montenegro unnecessarily.

Around 5 pm I reach the small town of Igalo. Here is a small grocery shop. Here I can pay by card. The assortment is similar to that in Croatia. Only the prices are in euros. In my opinion, it is a bit cheaper than in Germany. I don't buy much. Just lemons, a white bread and iced tea. I notice that there is no deposit on the plastic bottle. So far, during this trip, I have never returned my deposit bottles myself. I've always given them away or put them next to the rubbish bin so that bottle collectors can easily take them. I collected deposit bottles myself for years so that I could buy something to eat with the few cents I collected.

At 17:50 I reach the town of Herceg Novi. It is a modern tourist town with beautiful, well-kept houses and wide streets in good condition. There is a lot of traffic here. The shops are open. There are many people out and about, or sitting in front of the cafés. And I hardly see anyone wearing a mask. And there are cash machines here too. I withdraw 20 euros from my account. In town I push the bike.

Around 18:45 I am approached by some men from a café bar. They invite me for a beer. Since there is no non-alcoholic beer, I drink OJ. I tell them about my trip. At about 19:15 I say goodbye.

It's getting dark. And I still need a place to stay for the night. I leave the city. After a while I pass a camping site. But it is closed. Now it is dark. I push the bike in search of a suitable place to camp. That is more difficult again today.

At 19:45 I reach the village of Kumbor. Here I pass a side road on the right side of the coast. There is a very narrow path into the thicket. I carefully feel my way in with my bike. The path turns into a trail. Since I am on the coast, I expect it to go steeply downhill. But no....it stays reasonably level. I am in the middle of reeds or bamboo and other very tall green plants. An ideal place. Some of the plants are so sturdy that I even lean the bike against them.  Then I make room for the tent. Some of the plants are so firmly rooted that I can't get them out. Without further ado, I cut them down with the saw from my BW knife. It takes about 1 hour until the tent is up. It is dark, but the moon shines brightly enough.  So I manage without light. By the time I have settled into the tent and am lying in it, it is about 10 pm. I eat some bread with tinned sausage. Today I can drink my lemon again. It does me a world of good after such an exhausting and tough day.

I sleep from about 11 pm.


I drove about 12 km in Croatia today. And from the border just under 20 km.         


My experiences today show me quite clearly that what is reported by the official side and what really happens on the ground are two different worlds.

Mein Zeltplatz

Auf dem Weg zur D8

Auf der D8

An der Grenze

Montenegro

Herceg Novi

Montenegro II