Sonntag, 18. April
Auch an diesem Sonntag klingelt der Wecker um 6 Uhr. Ich wasche mich mit Wasser aus dem Kanister. Dann packe ich meine Sachen zusammen und baue das Zelt ab. Das säubern der Heringe ist heute aufwendig, da der Boden sehr lehmig ist. Gut, dass ich Feuchttücher habe. Um 9 bin ich startklar und fahre weiter. Um 9:20 Uhr komme ich an einer Bushaltestelle vorbei. Hier mache ich Frühstückspause. Ich frühstücke Müsli. Dann will ich den Bericht von gestern hochladen. Aber es hat keinen Zweck. Mein gedrosseltes Internet ist zu langsam. Ich kann die App nicht nutzen. Also breche ich es ab und fahre weiter.
Die letzten km bis zur Grenze komme ich nur sehr langsam voran. Es geht größtenteils bergauf. Ich schiebe das Rad Kilometerweit. Dann geht es lange bergab. Kurz vor der Grenze fällt mir ein, dass ich ja in Dubrovnik Postkarten und Briefmarken gekauft habe. Aber ich hab vergessen, die zu verschicken. Nun ist es zu spät. Ich komme an keinem Postkasten mehr vorbei. Der letzte kleine Ort vor der Grenze ist Vitaljina.
Um 14 Uhr erreiche ich den Grenzübergang Vitaljina im äußersten Zipfel von Kroatien. Dieser kleine Übergang ist nur mit einem Beamten besetzt. Er verlangt meine Dokumente. Ich gebe ihm den Reisepass. Während er ihn einscannt, fragt er wo ich hin will. Ich sage nur Albanien. Er nickt und öffnet die Schranke. Ich bin überrascht wie einfach das geht. Und schiebe das Rad weiter. Allerdings wundere ich mich, dass ich kein Länderschild sehe. Der Weg zieht sich etwa 1 km. Ich rufe meinen Freund Tino in Deutschland an. Sage ihm, dass ich in Mazedonien bin. Aber trotzdem kommt mir irgendwas komisch vor.
Und tatsächlich! Ich hab mich zu früh gefreut.
Vor mir taucht ein Gebäude auf. Und eine Schranke. Noch eine Grenzstation. Ich war im Niemandsland zwischen den Ländern. Und jetzt stehe ich vor der Grenze von Mazedonien. Im Gebäude sind 2 Beamte. Sie bemerken mich erst nachdem ich rufe. Mit einem Fahrradfahrer haben Sie wohl nicht gerechnet.
Zuerst verlangt der Beamte meinen Pass. Dann fragt er nach dem PCR Test. Natürlich bin ich auf diese Frage vorbereitet. Ich erkläre ganz ruhig auf englisch, dass ich keinen Test habe. Und nur im Transit durch Mazedonien nach Albanien fahre. Der Beamte sagt, dass das generell möglich ist, aber nicht mit Fahrrad. Für eine Durchfahrt durch das Land stehen nur 16 Stunden zur Verfügung. Die kürzeste Strecke bis zur nächsten Grenze nach Albanien beträgt etwa 145 km. Und es geht teilweise bergauf. Das ist mit Fahrrad in dieser Zeit nicht zu schaffen. Schon gar nicht mit meinem vielen Gepäck. Aber er möchte mir helfen. Er ruft seinen Vorgesetzten an. Nach einem längeren Telefonat gibt er mir den Reisepass wieder und sagt, dass ich hier nicht weiter fahren darf. Transit ist für mich nicht möglich. Und ohne Test darf er mich nicht in das Land lassen. Den Test kann ich in Dubrovnik machen lassen. Er kostet etwa 150€.
Ich bin enttäuscht! Aber im Moment habe ich keine andere Wahl als zurück zu fahren. Der Grenzbeamte an der kroatischen Grenze lässt mich ohne erneute Kontrolle wieder durch.
Etwa um 15 Uhr bin ich wieder in Kroatien. Ich bin zum ersten Mal auf dieser Reise planlos. Ratlos….enttäuscht… Aber nach einigen Minuten reiße ich mich zusammen. Ok….ich komme hier erstmal nicht weiter. Aber es wird noch andere Wege geben. Diese Reise wird weiter gehen! Der einfachste Weg wäre natürlich ein PCR Test. Aber das ist schon wegen der Kosten nicht möglich. Ich habe für den Rest des Monats noch etwa 45 €. Und auch am Monatsanfang würde der Test einen großen Teil meiner Rente kosten. Und der Test gilt nur 48 Stunden. In dieser Zeit ist es für mich fast nicht zu schaffen, von Dubrovnik bis zur Grenze zu kommen. Aber vor allem – ich will es nicht! Ich möchte und werde diesen Corona Wahnsinn nicht mit meinem Geld und meinem Namen unterstützen. Also ist ein Test keine Option für mich.
Während ich mein Rad zurück nach Vitaljina schiebe, überlege ich, was es noch für Möglichkeiten gibt. Spontan fällt mir nichts ein. Und ich kann auch nicht einfach im Netz recherchieren. Mein Internet ist ja gedrosselt und extrem langsam. Außerdem läuft mein Aldi Talk morgen aus, wenn ich kein Geld auflade. Das hätte gut gepasst, wenn ich über die Grenze gekommen wäre. Aber bin ich nicht. Also brauche ich erstmal Internet. Als ich den Ort erreiche, frage ich die ersten Menschen nach einer Café Bar. Aber so etwas gibt es hier nicht. Erst im nächsten Ort. 8 km entfernt. Ich bin noch einmal kurz ratlos.
Dann setze ich mich in eine Bushaltestelle. Und überlege, was ich mache. Ich rufe Tanja in Hannover an. Eine sehr gute Freundin. Sie hilft mir, mein Aldi Talk Konto aufzuladen. Damit habe ich ab morgen wieder für einen Monat Internet. Außerdem guckt sie schon Mal im Netz wie die Einreisebestimmungen der Nachbarländer sind. Montenegro ist natürlich naheliegend. Aber für mich aktuell nicht möglich. Allerdings sieht es in Bosnien auch nicht anders aus. Hier wird ebenfalls ein Test verlangt. Genau wie in Serbien. Ich überlege kurz per Schiff nach Italien zu fahren. Aber das wäre die falsche Richtung und ein gewaltiger Umweg. Außerdem sind die Einreisebestimmungen und Regelungen in dieses Land aktuell noch krasser. Ich verwerfe den Gedanken schnell wieder. Ich sitze lange in der Bushaltestelle und telefoniere mit Tanja.
Dann werde ich vom gegenüber liegenden Haus auf deutsch angesprochen. Ich beende das Telefonat. Und gehe rüber. Vor dem Haus sitzen 2 Männer. Der jüngere heißt auch Frank. Und kommt aus Deutschland. Er lebt aber seit 20 Jahren hier in Kroatien. Jetzt ist er gerade bei seiner Frau und den Schwiegereltern. Ich werde auf einen selbstgemachten Getreideschnaps eingeladen. Den ich aber ablehne. Ich bleibe bei Wasser. Und erzähle von meiner Reise nach Hiroshima. Dass ich nicht über die Grenze komme. Die Schwester von seiner Frau meint, dass ich es mal am großen Grenzübergang von der D8 per Anhalter versuchen könnte. Dort fahren viele LKWs und Wohnmobile nach Albanien. Das ist eine sehr gute Idee. Und so wie es aussieht, die einzige Möglichkeit weiter zu kommen. Dann werde ich noch auf ein gut belegtes Baguette eingeladen. Wir unterhalten uns sehr lange. Zum Schluss füllen wir noch meinen Wasserkanister auf. Gegen 18:30 Uhr verabschiede ich mich.
Ich fahre noch ein Stück weiter. Zurück. Wieder in Richtung D8. Kurz nachdem ich den Ort erlassen habe, entdecke ich gleich mehrere viel versprechende Möglichkeiten zum zelten. Ich entscheide mich das Rad nach rechts zu schieben. Und wieder mal hatte ich das richtige Gespür für einen guten Platz. Ganz in der Nähe der Straße bin ich in der Natur. Ich suche mir eine schöne Ecke und baue das Zelt auf. Später telefoniere ich nochmal mit Tino. Sage ihm, dass ich doch nicht in Montenegro bin.
Dann trinke ich meine Zitrone. Und schlafe recht früh. Nachts höre ich merkwürdige Tiere in der Nähe von meinem Zelt.
Ich bin heute 25 km bis zur Grenze gefahren. Und dann noch etwa 8 km. Hab das Rad aber auch viel geschoben. Es war ein krasser Tag. Und anders als erwartet. Aber es wird weiter gehen.
I can't cross the border
Sunday, 18 April
Also on this Sunday the alarm clock rings at 6 am. I wash myself with water from the canister. Then I pack up my things and take down the tent. Cleaning the pegs is difficult today, as the ground is very clayey. Good thing I have wet wipes. At 9 I am ready to go and continue. At 9:20 I pass a bus stop. Here I take a breakfast break. I have some muesli for breakfast. Then I want to upload the report from yesterday. But it is no use. My throttled internet is too slow. I can't use the app. So I break it off and drive on.
The last few kilometres to the border I make very slow progress. It is mostly uphill. I push the bike for kilometres. Then it goes downhill for a long time. Shortly before the border I remember that I bought postcards and stamps in Dubrovnik. But I forgot to send them. Now it's too late. I can't get past any more post boxes. The last small town before the border is Vitaljina.
At 2 pm I reach the Vitaljina border crossing in the farthest corner of Croatia. This small crossing is manned by only one official. He asks for my documents. I give him my passport. While he scans it, he asks where I want to go. I just say Albania. He nods and opens the barrier. I am surprised how easy it is. And I push the bike on. However, I am surprised that I don't see a country sign. The road stretches for about 1 km. I call my friend Tino in Germany. Tell him that I am in Macedonia. But still, something seems strange to me.
And indeed! I've rejoiced too soon.
A building appears in front of me. And a barrier. Another border station. I was in no man's land between the countries. And now I'm standing in front of the border of Macedonia. There are two officials in the building. They only notice me after I call out. I guess they didn't expect a cyclist.
First the officer asks for my passport. Then he asks for the PCR test. Of course I am prepared for this question. I calmly explain in English that I don't have a test. And that I am only in transit through Macedonia to Albania. The official says that this is generally possible, but not with a bicycle. There are only 16 hours for a transit through the country. The shortest distance to the next border to Albania is about 145 km. And it is partly uphill. It's impossible to do that by bike in that time. Especially not with all my luggage. But he wants to help me. He calls his superior. After a long phone call, he gives me back my passport and says that I am not allowed to continue here. Transit is not possible for me. And he is not allowed to let me into the country without a test. I can have the test done in Dubrovnik. It costs about 150€.
I am disappointed! But at the moment I have no choice but to go back. The border official at the Croatian border lets me through again without another check.
At about 3 pm I am back in Croatia. For the first time on this trip, I am without a plan. Perplexed....disappointed... But after a few minutes I pull myself together. Ok....I'm not getting anywhere here for the time being. But there will be other ways. This journey will go on! The easiest way would of course be a PCR test. But that is not possible because of the costs. I still have about 45 € for the rest of the month. And even at the beginning of the month, the test would cost a large part of my pension. And the test is only valid for 48 hours. In that time, it is almost impossible for me to get from Dubrovnik to the border. But above all - I don't want it! I do not want to and will not support this Corona madness with my money and my name. So a test is not an option for me.
While I push my bike back to Vitaljina, I think about what other options there are. Spontaneously, nothing comes to mind. And I can't just research on the net either. My internet is throttled and extremely slow. Besides, my Aldi Talk will expire tomorrow if I don't top up. That would have been fine if I'd been over the limit. But I didn't. So first I need internet. When I reach the village, I ask the first people for a café bar. But there is nothing like that here. Not until the next village. 8 km away. Once again I am at a loss.
Then I sit down at a bus stop. And think about what I'm going to do. I call Tanja in Hanover. A very good friend. She helps me top up my Aldi Talk account. That way I'll have internet again for a month from tomorrow. She also looks up the entry regulations of the neighbouring countries on the net. Montenegro is obvious, of course. But not possible for me at the moment. However, things are no different in Bosnia. A test is also required here. Just like in Serbia. I am briefly considering going to Italy by boat. But that would be the wrong direction and a huge diversions. Besides, the entry requirements and regulations in this country are currently even stricter. I quickly dismiss the idea. I sit for a long time at the bus stop and talk to Tanja on the phone.
Then I am spoken to in German from the house opposite. I end the call. And walk over. Two men are sitting in front of the house. The younger one is also called Frank. He comes from Germany. But he has lived here in Croatia for 20 years. Now he is with his wife and parents-in-law. I am invited to a homemade grain schnapps. But I refuse. I stick to water. And I tell him about my trip to Hiroshima. That I can't get across the border. His wife's sister said I could try hitchhiking at the big border crossing from the D8. A lot of lorries and camper vans go there to Albania. That's a very good idea. And as it looks, it's the only way to get further. Then I am invited for a well-served baguette. We talk for a long time. Finally, we fill up my water canister. Around 6:30 pm I say goodbye.
I drive a little further. Back. Again in the direction of the D8. Shortly after leaving the village, I discover several promising possibilities for camping. I decide to push the bike to the right. And once again I had the right feeling for a good spot. Close to the road I am in the middle of nature. I look for a nice corner and pitch the tent. Later I phone Tino again. Tell him that I am not in Montenegro after all. Then I drink my lemon. And sleep quite early. At night I hear strange animals near my tent.
Today I drove 25 km to the border. And then another 8 km or so. But I also pushed the bike a lot. It was a tough day. And different from what I expected. But it will go on.