Donnerstag, 24. Dezember
Es ist das 1. Weihnachten, dass ich nicht in Deutschland verbringe.
Hier in Ogulin leben überwiegend Christen. Davon sind die meisten katholisch.
Bei den Menschen wo ich zur Zeit zu Gast bin, ist Weihnachten also auch ein religiösen Fest wie in Deutschland. Aber es ist trotzdem anders als in Deutschland. Aus meiner Sicht ist es viel bescheidener. Es gibt in Ogulin nur Im Zentrum etwas Weihnachtsbeleuchtung und Weihnachtsdeko. Genau so ist es ja auch in Zagreb. Weihnachtsbeleuchtung an den Fenstern oder Fassaden von Privathäusern gibt es nur vereinzelt. Viele Haushalte haben einen Adventskranz. Manche einen Weihnachtsbaum aus Plastik. Es gibt auch in den Wohnungen vereinzelt Weihnachtsdeko. Aber es ist kein Vergleich zu den hell erleuchteten und reichhaltig geschmückten Innenstädten und Häusern in Deutschland. Besonders positiv fällt mir auf, dass es hier nicht so viel um Weihnachtsgeschenke und Konsum geht. Zumindest nicht in meinem Umfeld.
Es gibt in den Geschäften ein ähnliches Angebot wie in Deutschland. Auch die Werbung im TV und in den Prospekten ist ähnlich. Die Preise in den Geschäften sind ähnlich wie in Deutschland, oder etwas günstiger. Aber der größte Teil der Menschen hier ist sehr arm. Das Einkommen (der Stundenlohn) ist viel niedriger. Die Menschen können sich die angebotenen Konsumgüter einfach nicht leisten. Ich als Außenstehender sehe das aber sehr positiv. Aus der Not heraus wird hier sehr viel selbst gemacht. Und das was vorhanden ist, wird genutzt. Das gilt für Gebrauchsgegenstände genau wie für Lebensmittel. Hier werden die eigenen Schweine selbst geschlachtet und zuhause komplett verarbeitet. Bis hin zur Wurst. Das Brot und die Weihnachtskekse werden selbst gebacken. Mit Eiern von den eigenen Hühnern. Diese selbst gemachten Lebensmittel sind von viel besserer Qualität, als das was man im Supermarkt kaufen kann. Und es schmeckt viel besser. Ich hab lange nicht so gut gegessen wie jetzt zur Zeit.
Allerdings ist das Essen hier auch sehr Fleischlastig. Schweinefleisch ist das Hauptnahrungsmittel. Gemüse ist sehr teuer. Und dementsprechend die Ausnahme.
Für mich ist das eine Umstellung. Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass auf so einer Reise eine vegetarische oder gar (roh)vegane Ernährung nicht möglich ist. Ich habe hier in Ogulin noch niemanden kennengelernt, der vegetarisch lebt.
Den Heiligabend verbringe ich tagsüber größtenteils in meinem Apartment.
Abends fahr ich mit Krešimir zu Freunden zum Božićna večera (Weihnachtsessen). Es gibt Lammbraten mit Kartoffelsalat. Es ist sehr lecker! Den Rest des Abends sitzen wir mit Freunden zusammen. Im Fernsehen läuft auf RTL „Home Alone (Kevin - Allein Zuhaus)“ in der originalen englischen Fassung mit kroatischen Untertiteln.
Für mich ist es ein anderer Heiligabend als ich es kenne.
