Mittwoch, 02. Dezember - nachts schneit es
Als ich morgens aus dem Fenster gucke, sehe ich eine Winterlandschaft. Und es schneit immer noch etwas.
Ich helfe Kresimir beim Schnee schieben. Anders als ich es aus Deutschland gewöhnt bin, gibt es hier nicht gleich beim 1. Schnee einen öffentlichen Winterdienst. Kresimir sagt, dass die Straßen frühestens morgen frei geräumt werden. Wenn überhaupt. Auch den heutigen Tag verbringen wir wieder größtenteils zusammen. Mit Besuchen bei seiner Familie und Freunden. Nachmittags sind beim Lidl und kaufen Lebensmittel. Ich verzichte aus Gewohnheit auf die Plastik Tragetasche. Kresimir wundert sich darüber.
In unseren Gesprächen geht es heute überwiegend um das korrupte und marode System hier in Kroatien bzw. dem Balkan. Das es hier eben nicht Selbstverständlich ist, dass im Winter die Straßen geräumt werden.
Ich merke auch selber, dass Kroatien im Vergleich zu Deutschland mindestens 20 Jahre zurück liegt. Zum Beispiel mit der Mülltrennung. Es war für mich schon als Kind normal, dass der Müll getrennt wird. Hier kommt jetzt im Jahr 2020 noch alles in eine Tonne. Egal ob Plastikmüll oder Gartenabfälle. Das ist für mich unbegreiflich. Und immer wieder fallen mir die uralten Züge ein. So ein alter Zug war ja der Grund dafür, dass ich hier in Ogulin geblieben bin. Weil ich mein schwer beladenes Rad nicht durch die enge Tür in den Zug bekommen habe. So etwas ist in Deutschland in Zeiten barrierefreier Zugänge undenkbar. Hier fahren diese Züge aus den 1970er Jahren im täglichen Einsatz. Die Einrichtung der Wohnungen ist mit Ausnahme der auch hier üblichen Flachbildfernseher auf dem Stand der 1990er Jahre. Kaum ein Haushalt hat eine Geschirrspülmaschine. Eine Mikrowelle hab ich hier in keinem Haushalt gesehen. Für mich ist das allerdings normal. Ich lebe ja zuhause auch sehr einfach.
Ich fühle mich hier wohl.
