Samstag , 26.September
regnet die ganze Nacht. Mein Zelt wird zum Feuchtbiotop. Ich wache auf, weil ich in der Nässe liege. Von oben ist es dicht. Aber die Feuchtigkeit steigt von unten hoch. Ich hab das Zelt in eine Senke gestellt. Hab einfach nicht drüber nachgedacht. Unter dem Zelt sammelt sich Waser. Und drückt ins Zelt. Alles was auf dem Boden ist wird nass. Meine Isomatte, der Schlafsack, die Wäschebeutel. Ich lege zumindest die Elektronik hoch. Tablet, Handy, Kamera und die Ladekabel. Es ist gut, dass ich 2 Isomatten habe. Die untere ist komplett durchnässt. Die obere bleibt zumindest von oben halbwegs trocken. Und ich schaffe es, dass beide Decken trocken bleiben. Allerdings ist mein Kopfkissen nass. Der Bundeswehr Schlafsack bewährt sich mal wieder. Von außen ist er nass. Aber innen spürt man die nässe nicht. Ich wische den Zeltboden und die Isomatten so gut es geht trocken. Und lege eine der Decken in den Schlafsack. Die andere nehme ich als Kopfkissen. Dann schlafe ich weiter.
Um 7 klingelt der Wecker. Die Gänse und Enten schnattern direkt neben dem Zelt. Aber es regnet immer noch. Alles um mich rum ist feucht. Ich hab keine Lust aufzustehen. Ich hab mich in die Decke und den Schlafsack eingekuschelt und liege einigermaßen warm und trocken. Bei dem Regen werde ich nicht weiterfahren. Also bleibe ich noch liegen. Um etwa 8:30 Uhr wache ich auf. Ich wasche mich kurz. Dann kommt Frau Auer zum Zelt. Sie sagt, dass sie mir Kaffee und Frühstück gemacht hat. Es steht wieder vor der Haustür. Der Kaffee tut gut nach der feuchten Nacht im Zelt. Dazu gibt es wieder Hirsegebäck. Nach dem Frühstück überlege ich mir was ich mache. Es regnet im Moment etwas weniger. Fängt aber immer wieder an. Also bleibe ich noch eine Nacht hier. Allerdings geht das mit dem Zelt so nicht. Bei Tageslicht sehe ich es richtig. Das Zelt steht in einem kleinen See. Kein Wunder, dass es von innen feucht ist. Ich baue es um. Ein Stück weiter hinten ist eine kleine Anhöhe. Dort ist es zwar auch nicht trocken. Aber zumindest steht kein Wasser auf dem Rasen. Ich nehme die Heringe raus. Und schiebe das Zelt mit allem was drin ist an diese Stelle. Zur Sicherheit lege ich meine große Plane darunter. Dann befestige ich es neu. Von innen wische ich den Boden trocken. Es ist Mittag, bis das alles fertig ist. Mittlerweile regnet es etwas weniger. Ich spanne gemeinsam mit Frau Auer eine Wäscheleine unter dem Carport. Da hänge ich meinen Schlafsack und das nasse Handtuch auf.
Frau Auer schlägt vor, einen Spaziergang nach Trattenbach zu machen. Das ist der Ort, zu dem ihr Haus gehört. Dort ist auch eine Gedenktafel für die im Krieg gefallenen Einwohner. Die möchte sie mir zeigen. Ich ziehe meine Regenjacke an. Wir gehen über die Gänsewiese und die benachbarte Wiese, die ihrem Bruder gehört in den Ort. Trattenbach hat nur etwa 500 Einwohner und liegt direkt an der Enns. Frau Auer erzählt mir viel über die Geschichte von diesem kleinen Dorf. Hier wird seit Jahrhunderten das Trattenbacher Taschenfeitel (Taschenmesser) hergestellt. Die Maschinen zur Herstellung werden damals wie heute mit Wasserkraft betrieben. Wir kommen an der Manufaktur Löschenkohl vorbei. Hier ist die letzte Produktionsstätte der originalen Taschenfeitel. Ich darf sogar kurz einen Blick in die Halle werfen wo die Messer hergestellt werden.
Dann kommen wir zu dem Denkmal. Es erinnert an die In beiden Weltkriegen gefallenen Einwohner von Trattenbach. Einige Familien haben in beiden Kriegen Angehörige verloren.
Es ist ein sehr langer Spaziergang. Frau Auer erzählt mir sehr viel. Vom Krieg. Ihr Vater wollte nicht in den Krieg ziehen. Aber er musste als Funker nach Russland. Das Funkgerät auf dem Rücken hat ihm das Leben gerettet, als er von einem Schuss getroffen wurde. Prallte Das Geschoss daran ab. Er wurde nur verletzt. Als er abtransportiert wurde, sah er einen verletzten feindlichen Soldaten. Er sagte „den nehmen wir auch noch mit" und rettete so diesem Mann das Leben. Von 1000 Mann die mit seiner Einheit nach Russland mussten, haben nur etwa 120 überlebt. Die Erzählungen von Frau Auer machen mir mal wieder bewusst, was für ein Wahnsinn Krieg ist. Und ich weiß, dass ich mit meiner Reise für den Frieden keinen Krieg ungeschehen machen kann. Aber ich möchte auf diesen Wahnsinn aufmerksam machen. Und die Menschen in meinem Umfeld daran erinnern, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir jetzt im Frieden leben. Dazu passen Geschichten wie diese.
Um 15:45 Uhr sind wir wieder auf der Gänsewiese. Es regnet nur noch ganz leicht. Ich möchte noch einige Lebensmittel einkaufen. Die nächsten Geschäfte sind in Ternberg. Also fahr ich mit dem Rad (ohne Gepäck) ein Stück zurück nach Ternberg. Dort ist ein Sparmarkt. Ich kaufe ein. Anschließend setze ich mich in eine Pizzeria und esse eine Pizza. Dazu trinke ich eine Zitrone mit warmen Wasser. Insgesamt bezahle ich 8,50€. Das ist recht günstig. Gegen 19 Uhr bin ich zurück. Ich helfe Frau Auer dann noch die Gänse in den Stall zu treiben. Mittlerweile ist mein Schlafsack fast trocken. Später setze ich mich ins Zelt. Und schreibe den Tagebucheintrag von heute. Dann lade ich Fotos im Blog hoch. Anschließend trinke ich meine Zitrone. Etwa ab 23:45 Uhr schlafe ich.